Guitar Guru: Arirang-Gitarre und Custom-Bass

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um einen Custom-Bass und eine Arirang-Gitarre.

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1984 bekam ich von meinen Eltern einen E-Bass geschenkt und ich wäre sehr an Informationen zu dem guten Stück interessiert. Auf der Kopfplatte steht „Custom“, auf der Platte am Hals-Korpus-Übergang noch „Made in Japan“ sowie eine Seriennummer. Der Body scheint aus einem Stück gefertigt. Die Pickups scheinen mir ein Schwachpunkt des ansonsten gut spielbaren Basses zu sein. Über nähere Infos würde ich mich freuen.

Christian

Wem die Marke Custom mal gehörte, wird sich wohl nicht mehr so einfach klären lassen – sie war nämlich niemals offiziell eingetragen, und eine simple Bezeichnung wie „Custom“ lässt sich auch schwer schützen. Jedoch können wir feststellen, wer deinen Bass gebaut hat und wann: Die sehr eindeutige Halsplatte mit eingraviertem „Steel Adjustable Neck“ weist darauf hin, dass er in der berühmten japanischen Matsumoku-Gitarrenfabrik hergestellt wurde. Diese 1951 gegründete Firma war zunächst eine Großschreinerei für verschiedene Holzprodukte, stieg Anfang der 1960er-Jahre in den Bau von Streich- und Zupfinstrumenten ein und bereits kurz darauf auch in den Bau von sehr eigenen E-Gitarren.

Einen gewaltigen Schritt nach vorne machte die Firmengeschichte Ende der 1960er-/Anfang der 1970er-Jahre: Der japanische Produzent Arai ließ bei Matsumoku sowohl die eigenen Aria-Gitarren, als auch, im Auftrag von Gibson, EpiphoneGitarren und Bässe herstellen. Daneben war Matsumoku aber noch für viele andere Marken tätig und bediente jeden, der bei ihnen irgendwas in Auftrag gab – so wohl auch bei deinem Bass. Freilich ist er eine typische 1970er-Jahre-Kopie des Fender Jazz Bass, denn auch Matsumoku kopierte mit beachtlicher Qualität die Designs der großen US-Vorbilder.

Die Pickups waren übrigens von Maxon und sollten eigentlich mit Qualität glänzen, aber da bei deinen auch die Kappen bereits fehlen, kann es durchaus sein, dass da was nicht mehr in Ordnung ist. So wie abgebildet sehe ich einen erzielbaren Marktwert von ca. 250-350 €.

Guitar Guru

Ich besitze eine Arirang-Les-Paul-Kopie und konnte leider zu der Gitarre nur herausfinden, dass der Name Arirang wohl koreanisch ist. Die Gitarre wurde nicht geschont und hat im Laufe der Jahre ein paar Modifikationen erhalten. Eigentlich war sie von Beginn an eine Katastrophe. Sie ließ sich nicht wirklich stimmen und die Pickups klingen leider auch sehr schrill und blechern. Könnt ihr mir mehr zu der Gitarre sagen?

Ralph

Bei Arirang handelt es sich zunächst mal um das angeblich beliebteste koreanische Volkslied. Eingetragen war der Markenname offiziell aber nie – es finden sich dazu keine Einträge im Markenregister. Aus den Features deiner Gitarre kann ich jedoch auf den Hersteller schließen: Es handelt sich zweifelsfrei um den südkoreanischen Hersteller Samick. Gegründet 1958, begann Samick in den 1970er-Jahren im großen Stil E-Gitarren und Bässe im Einsteiger-Segment herzustellen und übernahm, zusammen mit dem Konkurrenten Cort, das absolute Billig-Segment, das vormals von den japanischen Fabriken beherrscht wurde.

Ab Mitte der 1970er gab es dann Samick-Les-Paul-Kopien, und dabei standen wohl eher japanische LP-Interpretationen von Matsumoku und Chushin Gakki Pate, als die tatsächlichen US-Originale. Erkennen kann man Samick übrigens oft an einem kleinen „Baseball“-artigen Aufkleber auf der Rückseite der Kopfplatte, dabei handelt es sich um einen InspektionsSticker der Koreaner. Aber auch die flammenförmige, dreieckige Trussrod-Abdeckung ist typisch.

Qualitativ trifft Deine Beurteilung als „Katastrophe“ bei diesen Gitarren durchaus zu. Der Korpus ist aus Sperrholz, der Hals aus Mahagoni, und das Griffbrett aus einem unbekannten Holz, das oft auch nur dunkel gebeizt wurde. Bis auf wenige Ausnahmen fanden als Pickups sogenannte „Fakebucker“ Verwendung: Also Singlecoils im Humbucker-Gehäuse. Die haben einen sehr niedrigen Output, sind oft auch noch Out-of-Phase verdrahtet und klingen zwar durchaus charmant, jedoch eben kein bisschen nach Humbucker.

Auch der Rest der Gitarre hat mit Problemen zu kämpfen, die man als versierter Gitarrentechniker mit großem Aufwand aber alle irgendwie reduzieren kann. Die Hardware ist übrigens aus Zink mit einer dünnen Chromschicht, und bröselt oft schon auseinander. Samick erhöhte die Qualität im Laufe der 1980er auf das beachtliche Niveau von heute, und soweit ich weiß, werden seit den 1990ern auch keine SolidbodyGitarren aus Sperrholz von ihnen mehr gebaut. Deine Arirang dürfte bei einem Verkauf so zwischen 80 und 200 € bringen, in restauriertem Zustand und voll spielbar kann man auch ein bisschen mehr bekommen.

Guitar Guru

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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