Aus dem Pawn Shop

Fender Ramparte im Test

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Preisgünstig, puristisch und im schicken Retro-Outfit: Fender bietet im Schatten seiner exklusiveren Modelle einige interessante Combos an.

Fender Ramparte

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Einer von denen ist der Ramparte. Nicht wahr, der sieht aus als käme er straight aus einem 1940er-Jahre-Wohnzimmer? Und das scheint auf jeden Fall gut anzukommen: Beim Vertrieb ist der Amp schon lange ausverkauft, aber netterweise haben uns die Jungs vom Music Store Köln einen zum Test geliehen.

Der Ramparte ist eine 1×12“-Combo mit Minimalausstattung.  Zwei Eingänge, zwei Volume-Regler,  Ende. Ganz klar, dass man damit keine großen Sprünge machen kann. Wegen der geringen Leistung muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass der Combo  in einer lauteren Band  nur mit Mühe oder gar nicht bestehen kann.

Die Eintaktendstufe  erzeugt markante Klangfarben,  aber die Bandbreite ist doch sehr schmal. Absolut gesehen kann der niedrigpreisige Ramparte in der Sound-Formung mit  edleren Amps gleicher Machart  nur bedingt mithalten. Aber die Audioclips  zeigen, dass er doch mit einigen Charme auftritt.

 

Konstruktion

Der Ramparte ist dermaßen auf das Wesentliche reduziert, mehr vom Weniger geht kaum noch. Das technische Konzept setzt sich zusammen aus einer Eintaktendstufe, die im Kathodenbias mit einer 6L6GC (Ruby Tubes) arbeitet, und einer Vorstufe, die das Gitarrensignal mit zwei ECC83S/JJ verstärkt. Ansonsten sind keine aktiven Bauelemente vorhanden, es handelt sich um eine reinrassige Röhrenschaltung. Am Amp sind lediglich zwei Eingänge mit eigenen Volume-Reglern vorhanden, die sich in der Empfindlichkeit (Gain, Intensität der Vorverstärkung) unterscheiden.

Fender Ramparte

Im hinten offenen Gehäuse (Pressspan) sitzt ein 12″- Lautsprecher mit keramischem Magnet. Netzschalter, Pilot-Lampe, Feierabend, das war’s an Ausstattungsmerkmalen. Klar, dass bei dem relativ niedrigen Preis des Combos die Elektronik nicht im Stil alter Vintage-Amps frei verdrahtet sein kann. Nein, die Bauteile sind auf einer Platine kontaktiert, die über solide Steckkontakte verbunden ist. Keine Einwände, der Aufbau ist vertrauenerweckend und die Verarbeitung einwandfrei. Was insbesondere auch auf das Finish des „Brokat“-Bezugs und des Wheat-Grills zutrifft. Die Substanz punktet also schon einmal ohne Einschränkungen im Plus.

Praxis

Es versteht sich angesichts des Minimalkonzepts von selbst, dass der Ramparte im Sound ziemlich schmalspurig veranlagt ist. Er kann in einem kleinen, leisen Bereich einen ansprechend warmen Cleansound erzeugen, ansonsten ist sein eigentliches Tätigkeitsfeld Distortion im weiteren Sinne. Overdrive am Cool Input, kräftigere Verzerrungen am Hot Input, mit einer heiseren, kratzigen Stimme schreit der Ramparte seinen Ton heraus.

Kompression gibt’s wenig, tragend singende Solos wird man ohne ein zusätzliches Pedal nicht erleben. Dies, obwohl am Leistungsmaximum die Röhrensättigungen so intensiv werden, dass Akkorde die Konturen verlieren können. So sind aber jedenfalls genügend Reserven da, um auch mit schwachen Singlecoils ordentlich in die Zerre gehen zu können. Mein Eindruck war im Übrigen, dass der Combo eher mit Singlecoil-Tonabnehmern oder aktiven Pickups harmoniert, als mit fetten (passiven) Humbuckern. Im Endeffekt erfreut der Ramparte bei allem was in die Kategorie traditioneller Blues fällt.

Fender Ramparte

Angezerrte Country-Licks unterstützt er prägnant, mit einem gut dosierten Attack. Da der Combo trotz seiner bissig groben Attitüde ziemlich harmonische Verzerrungen produziert, erfreut er besonders auch bei Akkorden und Riffs. Absolut gesehen bleibt seine Wiedergabe etwas verhangen, sprich er agiert nicht so top transparent wie die teurere Konkurrenz. Ein weiterer kleiner Minuspunkt liegt darin, dass der Ramparte im Leerlauf lauter brummt, als man es sich wünscht. alternativen Der Markt ist in der Preisregion voll von solchen Combos.

Der Ramparte kann sich gegen diese Phalanx, abgesehen von seinem Outfit, nicht entscheidend durchsetzen. Reine Geschmackssache also. Trotzdem ein Tipp von mir. Fender hat selbst scharfe Konkurrenz im Programm, den Vaporizer (2¥10″, Federhall, Test in Ausgabe 03/2014): Ausprobieren, vergleichen, ist eigentlich mehr Combo für ungefähr das gleiche Geld.

 

Hinweise zu den Soundfiles.:

Für die Aufnahmen habe ich zwei Mikrofone von AKG benutzt, ein altes D1200 und ein  CK93/SE300B.   Bei einigen Files   habe ich den Ramparte nicht direkt am Lautsprecher abgenommen sondern mit Raummikrofonierung.  Diese Aufnahmen wirken etwas indirekter zeigen aber mehr von dem  mittenbetonten kratzigen Charakter des Combos.

Die Clips wurden  ansonsten pur, ohne Kompressor o. jegliche EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Bei fast allen kam meine geschätzte Fender CS-1956-Strat zum Einsatz. Im Audio-Beispiel #6  ist eine CS-Gibson-Les-Paul (Leroy-Parnell-Modell)  zu hören.

Die Clips #1 bis #3  zeigen das Team Ramparte und Strat bei unterschiedlichen Gain-Einstellungen.

Test: Fender Ramparte – Gitarren-Combo, Beispiel 2: Strat Dist Riff

Test: Fender Ramparte – Gitarren-Combo, Beispiel 3: Blues B_N

Clip #4  präsentiert mein REF Riff („Reference-Riff“), das ich mit  jedem Test-Combo/Amp einspiele, damit der Leser eine Möglichkeit hat, mit einer gewissen Objektivität zwischen verschiedenen Produkten zu vergleichen.

Die Clips #5 (Strat) und #6 (Humbucker-Les-Paul) sind mit maximalen Gain eingespielt.   Ich denke man hört deutlich,  das der Combo das Sustain nicht unterstützt und eigentlich auch relativ wenig verzerrt; nein, leicht macht er es dem Spieler nicht.

Test: Fender Ramparte – Gitarren-Combo, Beispiel 5: Solo Strat

Test: Fender Ramparte – Gitarren-Combo, Beispiel 6: Solo Les Paul

Der letzte Clip im Bunde, #7,  verdeutlicht wie der Ramparte auf das Herunterdrehen des  Guitar-Volume-Reglers  reagiert. Beim abschließenden Anschlag ist das Poti wieder voll aufgedreht.

Test: Fender Ramparte – Gitarren-Combo, Beispiel 7: Rock Volume #1

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik dazu sind wie immer willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

 

Resümee

Der Ramparte liefert, was man von Combos dieser Klasse erwartet, eine solide Wiedergabe mit Retro-Charme, aber ohne besondere Highlights. Das Design ist schick, aber auch die solide Verarbeitung und die wertigen Bauteile können nichts daran ändern, dass der Ramparte unterm Strich preislich eher in Richtung teuer als günstig tendiert, wenn man rein auf den Gebrauchswert schaut.

 

 

Plus

  • charakterstarker Sound
  • harmonisches Zerrverhalten
  • Detaildarstellung
  • Verarbeitung/Qualität der Bauteile

 

Minus

  • Grundbrummen

 

 

Fabrikat: Fender

Modell: Ramparte

Gerätetyp: E-GitarrenKofferverstärker

Herkunftsland: Indonesien

Technik: Vollröhrenbauweise

(Gleichstromheizung),

Siliziumgleichrichtung,

Röhrenbestückung: Eintaktendstufe

  1. 1¥ 6L6GC Ruby Tubes; Vorstufe:

2¥ 1ECC83S JJ

Leistung: ca. 9 Watt/8Ohm

Gehäuse: Pressspanplatten (ca.

19 mm), hinten offen, Stoffbezug,

„Wheat“-Front, Gummifüße,

Tragegriff a. d. Oberseite

Chassis: Stahlblech (ca. 1,5 mm),

hängend montiert, Sockelklammer a.

  1. 6L6GC, ECC83S frei stehend

Anschlüsse: Front: Cool Input, Hot

Input; Rückseite: 1 ¥

Lautsprecheranschluss, Netzbuchse

Regler: Front: Cool Volume, Hot

Volume

Schalter/Taster: Front: On/Off

Gewicht: ca. 9,5 kg

Maße: ca. 440 ¥ 400 ¥ 250 BHT/mm

Gehäuse

Vertrieb: Fender

40549 Düsseldorf

www.fender.de

Zubehör: Netzkabel

Preis: ca. € 415

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