Alter Bekannter

Engl Acoustic A101 im Test

Anzeige

Mit dem A101 betritt der Röhren-Amp-Hersteller Engl ein für ihn völlig neues Terrain. Für die Premiere hat er sich einen alten Bekannten an Land gezogen, nämlich den inzwischen knapp neun Lenze zählenden Schertler JAM 150 Plus Wood. Da dieser nicht mehr zum Programm des Schweizer Herstellers zählt, hat sich Engl dieses erfolgreiche Modell in Lizenz gesichert. Also flugs neue Logos in die Flanken des Birkensperrholzgehäuses gebrannt, und das war‘s?

Engl Acoustic A101_01
(Bild: Dieter Stork)

Engl lässt den Acoustic-Combo in Italien fertigen, und zwar nach wie vor von SR Technology. Die Speaker kommen vom italienischen Hersteller Sico, der auch die beliebten Jensen-Lautsprecher produziert.

Anzeige

Konstruktion

Im Vergleich zum Schertler-Pendant ist bis auf die überarbeitete Effektsektion, leichte Klangoptimierungen und eine dezent veränderte Beschriftung der Bedienfläche alles beim Bewährten geblieben: Stabiles geschlossenes Gehäuse aus 12 mm Birkensperrholz, auf dessen abgerundeter Front ein Stahlblechgitter die Lautsprecher schützt. Die seitlichen Griffschalen hat man aus dem Gehäuse gefräst, sodass keine Metallschalen, Schrauben o. ä. vorstehen. Vier Gummifüße sichern den Stand, sämtliche Regler, Schalter, Taster und Anschlüsse sind von oben zugänglich. Netzkabelbuchse (mit Sicherungsfach!), Netzschalter, Ground Lift und das große Kühlprofil für die Leistungstransistoren findet man auf der Rückseite.

Die Bedienfläche hat man tief genug eingelassen, damit die Reglerknöpfe vom Gehäuse geschützt werden. Dies ist auch unbedingt erforderlich, da die etwas fragil wirkenden Kunststoffachsen der Potis nicht mit dem Amp-Chassis verschraubt sind. Bis auf die beiden Bassreflexrohre ist die Lautsprecherkammer komplett geschlossen und gedämmt.

Die Endstufe des A101 liefert insgesamt 150 Watt, die sich auf 130 und 20 Watt für Basslautsprecher und Hochtöner aufteilen – klassisches bi-amping also. Der Acoustic-Combo bietet vier Eingangskanäle, davon Channel 4 mit RCA/Cinch-L/R-Inputs für Musikeinspielungen, Keyboards o. ä., 2-Band-EQ und Volume-Regler. Die Kanäle 1-3 sind mit 3-BandKlangreglung, FX Level und Volume identisch ausgestattet, Channels 1 und 2 bieten XLR- und Line-Inputs, Channel 3 Hi und Low Klinkeneingänge. Auf die XLRs kann 48 Volt Phantompower für Kondensatormikrofone geschaltet werden (rote Status-LED).

Die Nutzung der FX Loop (Mono Send, Left/Mono und Right Returns) deaktiviert die bordeigene digitale Effektsektion, in welcher Hall, Room, Delay und Chorus+Room zur Verfügung stehen. Die Effekte lassen sich per Taster schrittweise anwählen, das Poti FX Return kontrolliert den Gesamteffektpegel. Als Ausgänge können Recording Out (RCA, L/R) mit Level-Regler (pre Master-Volume) und ein symmetrischer XLR-Anschluss (post Master-Volume) genutzt werden. Da der beleuchtete Netzschalter von vorne nicht sichtbar ist, signalisiert auf dem Bedienfeld eine grelle blaue LED den Betrieb des A101. Im Grunde überflüssig, da ohnehin stets eine der vier grünen FX-LEDs leuchtet.

Engl Acoustic A101_02
(Bild: Dieter Stork)

Praxis

Die aktiven +/-15-dB-EQs gestatten intensive Klangbearbeitung, womit sie auch anspruchsvollen Situationen gewachsen sind. Leider rasten die Potis in Neutralstellung nicht ein, was dem Bedienkomfort zugutekäme. Da die einzelnen Kanäle keine Clip-LEDs besitzen, habe ich mit Hilfe einer pegelstarken Gitarre festgestellt, dass keinerlei Eingangsübersteuerungen o. ä. hörbar sind. Während des Tests kamen zum Einsatz: Akustik-Gitarren mit Headway Snake 3 (Koax-Steg-PU) und Fishman Rare Earth Schallloch-Humbucker, Mandoline mit Fishman M-100, Terzgitarre mit passivem K&K Pure Mini, Resonatorgitarre mit Highlander IP-1X sowie dynamische und Kondensatormikrofone.

Zu guter Letzt gab es natürlich auch Musik aus dem Player. Am Ende bin ich wirklich beeindruckt, mit welcher Natürlichkeit, Wärme, Transparenz und (!) Dynamik der A101 die Wiedergabe sämtlicher Klangquellen meistert. Wie praxisorientiert die EQs abgestimmt wurden zeigt sich darin, dass ich fast alle Regler in der Nähe der Neutralpositionen einstellen kann. Die Effekte klingen klar und natürlich und besitzen ausreichend Pegel. D.I.-Ausgang und Ground Lift funktionieren ebenso tadellos wie die Phantomspeisung. Mit seinen 150 Watt bringt der Engl A101 eine enorme Lautstärke ohne größere Feedback-Probleme ans Ohr, was ihn auch für Keyboards und/oder als Klein-PA befähigt. Da der A101 nach dem Einschalten stets Chorus+Room am Start hat, wäre zu wünschen, dass die Effektwahl nach dem Ausschalten erhalten bliebe.

Engl Acoustic A101_03
(Bild: Dieter Stork)

Resümee

Nun, was soll von einem alten Bekannten schon großartig Neues zu vermelden sein?! Während der Engl A101 im Vergleich zum original Schertler JAM 150 Plus klanglich geringfügig optimiert wurde, hat man die Effektabteilung nun wirklich praxistauglich hinbekommen. Unterm Strich tönt der Acoustic-Amp sehr natürlich und niemals steril oder gar harsch. Dank 4-Kanal-Ausstattung, symmetrischer XLR-Anschlüsse und hoher Pegelreserven eignet er sich sogar als Klein-PA. Abgesehen von den etwas fragil anmutenden aber bestens geschützten Potis wurde der Kraftzwerg tadellos verarbeitet und bietet mit seiner Holzoptik auch was fürs Auge.

 

Plus

  • natürliche Wiedergabe
  • Lautstärke
  • Ausstattung
  • Qualität der Digitaleffekte
  • Vielseitig einsetzbar
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

 

Engl Acoustic A101_profil

Produkt: Gitarre & Bass Jahresabonnement Print
Gitarre & Bass Jahresabonnement Print
Lies GITARRE & BASS als Print-Heft im Abo und verpasse keine Ausgabe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren