Viel für wenig?

Einstieg leicht gemacht: Jet Guitars JPB-300 SG R im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Der Einstieg in die Welt der E-Bässe muss weder teuer noch klanglich enttäuschend sein. Das will Jet Guitars mit dem JPB-300 beweisen. Ein klassischer Preci mit wertiger Hardware und knalligem Design. Klingt vielversprechend. Geht der Plan auf?

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Ich erinnere mich an Zeiten, da hat man für 400 Euro gerade so das absolute Minimum an akzeptabler Qualität erhalten und die Instrumente aus dem Segment unter 200 Euro waren zum Großteil eher was für die Wand. Heute sieht die Welt in vielerlei Hinsicht ganz anders aus und auch das Einstiegssegment des Instrumentenbaus ist davon betroffen. Für 200 Euro bekommt man bereits sehr passable Instrumente und für knapp 400 Euro gibt es oft schon wirklich hochwertige Modelle und Exemplare, die man in den meisten Fällen sogar ungesehen kaufen kann. Jet Guitars will in diesem Segment den Markt etwas aufmischen und bietet ein auf dem Papier sehr stimmiges Konzept an.

(Bild: Dieter Stork)

KLEINE NEUERUNGEN …

Optisch bleibt Jet Guitars beim JPB-300 sehr nah an der klassischen Precision-Vorlage. Der grüne Polyurethan-Lack wirkt dabei hochwertig und gut aufgetragen. Orangenhaut, Lacknasen oder Einschlüsse konnte ich keine ausfindig machen. Auch die Politur ist gewissenhaft ausgeführt worden, wodurch der Korpus im gleichmäßigen Glanz des Metallic-Sparkle-Lacks erstrahlt. In Kombination mit dem roten Tortoise-Schlagbrett ergibt sich ein recht knalliger Look. Mir persönlich ist diese Kombination optisch etwas zu „laut“, aber ich habe auch schon gegenteilige Stimmen vernommen. So ist das mit den Geschmäckern eben.

Mit den Saitenreitern aus Messing setzt Jet Guitars in Anbetracht der Preisklasse sogar fast schon edel anmutende Akzente.

Nicht nur bei der Korpusform bleibt man klassisch. Auch der technische Aufbau orientiert sich am geschichtsträchtigen Vorbild. Mit Pappelkorpus, aufgeschraubtem Ahornhals, Palisandergriffbrett, Split-Coil-Pickup und passiver Elektronik erlebt man hier fast keine Überraschungen. Fast? Fast.

Die für die Preisklasse untypischen Messingelemente an der Brücke erwähnte ich ja bereits. Bei den verwendeten Hölzern handelt es sich sowohl beim Hals als auch beim Korpus um „roasted“ Varianten, also thermobehandelte Hölzer. Das sieht nicht nur schick aus, es bringt auch klare Vorteile in der Stabilität mit sich. Thermoholz neigt deutlich weniger dazu, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen. Der Bass ist also weniger anfällig für Verziehen durch unterschiedliche Witterungen.

(Bild: Dieter Stork)

HANDLING

Mit einem Gewicht von rund 3,5 kg gehört der JPB-300 zu den leichten Vertretern seiner Art. Besonders im Stand am Gurt hängend macht sich dieser Umstand positiv auf den Schultern bemerkbar. Ein leichter Korpus hat jedoch auch seine unangenehmen Eigenarten. Aufgrund des fehlenden Gegengewichts zieht der Hals das Instrument nach unten. Diese Kopflastigkeit ist deutlich spürbar, wenn auch noch nicht schwerwiegend. Wer einen rutschfesten Gurt verwendet, sollte hier keine Probleme bekommen.

Abgesehen davon liegt der Hals mit seinem semi-flachen C-Profil angenehm in der Hand, die matte Oberfläche sorgt für eine geschmeidige Spielbarkeit ohne Hängenbleiben und ein wertiges Gefühl. In Kombination mit dem 12″-Griffbrettradius und der Sattelbreite von 41 mm bietet sich eine vertraute Haptik für Preci-Fans, ohne dass sich das Gefühl einstellt, den sprichwörtlichen Baseballschläger in der Hand zu halten.

Typisch für einen Preci lassen sich die höchsten Bünde nicht so leicht erreichen, wie es bei modernen Korpusformen der Fall ist. Die Bundierung hingegen ist sauber ausgeführt, die Kanten sind entgratet und stören weder bei Lagenwechseln noch beim saloppen „Umgreifen“ des Daumens.

(Bild: Dieter Stork)

SOUND

In Sachen Sound gibt sich der JPB-300 sehr erwachsen. Der verbaute, aber sonst nicht weiter spezifizierte Split-Coil liefert genau das, was man sich von einem Precision-Style-Bass erhofft: einen mittig-knorzigen Ton mit punchy Fundament, der sich problemlos im Bandkontext durchsetzt. Endlosen Tiefbass liefert das Instrument nicht, sein Fokus liegt eher im höheren Bassbereich und sorgt damit eher für Druck in der Magengrube als für Erdbeben. Damit sind nicht nur klassische, erdige Rocksounds möglich, dank einer unerwarteten Brillanz kommen auch Slap-Einlagen artikuliert und knackig aus dem Lautsprecher. Beim Spiel mit dem Plektrum wird es sogar richtig drahtig und bissig.

Für zurückhaltende Klänge hält die klassische Elektronik alles Notwendige bereit. Volume- und Tone-Poti reagieren ohne merkliche Stufen oder Sprünge im Klang und bieten einen angenehmen Widerstand beim Drehen. Die Tonblende deckt dabei einen weiten Bereich vom bissigen „Gedengel“ über runde, erdige Sounds bis zu wolligen, fast dubbigen Klängen ab.

Das Sustain und die Ansprache sind beim Preci aus dem Hause Jet Guitars ebenfalls ausgesprochen gut. Starkes Spiel quittiert das Instrument mit einem satten, schmatzenden Sound, während gleichzeitig auch feine Nuancen nicht verschluckt werden. Ausgeprägte Dead Spots sind mir nicht aufgefallen, allerdings war das Klangbild aufgrund der ab Werk eingestellten Höhen der Saiten und Tonabnehmer recht inhomogen und unausgeglichen. Ein richtiges Setup hat diese Probleme behoben.

RESÜMEE

Für rund 400 Euro bekommt man mit dem JPB-300 einen gut verarbeiteten Preci, der mit klassischem Sound und hochwertigen Bauteilen punktet. Das Handling ist typisch für einen leichten Bass dieser Bauform und unterm Strich angenehm, wenn auch mit etwas Kopflastigkeit verbunden. Insgesamt bietet das Instrument klangliche und technische Qualitäten, die weit über das Einstiegssegment hinausgehen. Wer auf der Suche nach einem soliden und ehrlichen Bass ist, dürfte hier definitiv fündig werden. ●

Plus

● Hochwertige Komponenten
● Verarbeitung
● Authentischer Sound

Minus

● Kopflastigkeit
● Werkseinstellung


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2025)

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