Qualität in Sound, Wiedergabe und Fertigung

Drive my Bass: Tech 21 SansAmp XB Driver im Test

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

SOUND, SOUND, SOUND

Wie immer bei Tech 21 kann man sich beim Antesten über die sehr guten Soundvorschläge in der Anleitung freuen. Die treffen die Vorbilder gut, umso mehr, wenn das passende Instrumentarium angeschlossen wird. Für den Test soll erstmal der Clean-Kanal ran. Die satt drehenden Potis des EQ bringe ich in die nicht rastende Mittelstellung, den Kompressor lasse ich noch außen vor, den Pegel passe ich an das Bypass-Signal an. Neutral klingt das nicht, stattdessen etwas angedickt und leicht abgerundet. Fühlt sich beim Spielen sehr griffig an und sitzt direkt perfekt im Band-Sound – „mix ready“ und/oder „live ready“ könnte man sagen. Der EQ braucht nicht viel Bewegung an den Reglern, um zu greifen, der Mittenbereich ist in einem weiten, aber vernünftigen Rahmen ansprechbar. Schon damit kann ich ohne Probleme den Basston exakt auf Maß zimmern. Der FET-Kompressor macht den Ton punchy und lässt ihn bei hohen Einstellungen singen, auch hier ist es easy, das für mich passende Maß einzustellen. Den Output muss ich dabei anpassen, was aber auch kein Ding ist, da der Kompressor ja nicht einzeln schaltbar ist.

Umgeschaltet auf den Drive-Kanal macht sich bei gleicher, soweit neutraler Einstellung direkt der SansAmp bemerkbar. Wuchtig und fett kommt es auch schon bei wenig Gain aus dem Pedal – das fühlt sich glaubhaft nach großem Amp an. Neben den oberflächlich betrachtet identischen EQ-Möglichkeiten hat Drive noch ein bisschen mehr zu bieten. Zum einen natürlich die Zerre selbst: Die Bandbreite reicht hier von leichtem Fauchen bis zu reichlich Distortion. Bite kennt man schon von anderen Pedalen, aggressiv-dengelige Obertöne sorgen dafür, dass der Bass sich auch in dichten Soundwänden durchsetzen kann. Und zu guter Letzt lässt sich der Mittenregler, wie bereits beschrieben, vor oder nach der Amp-Simulation platzieren, was bei kleineren Reglerbewegungen wenig, bei größeren dann umso mehr Klangunterschied bringt.

Anzeige

Was daran für den persönlichen Geschmack am besten ist – ausprobieren! Ich bin je nach Sound mal bei Pre, mal bei Post gelandet. Verluste im Bassbereich sind auch bei hohem Gain nicht zu beklagen, und der eher hoch ansetzende Bassregler hat zudem reichlich Reserven. Die SansAmp-typische analoge Speaker-Simulation klingt in meinen Ohren gewohnt gut, sowohl über eine PA- als auch über eine (einigermaßen neutrale) Bass-Anlage. Einen Blend-Regler gibt es nicht, aber dafür wie beim dUg-Ultra-Bass-1000-Topteil die Möglichkeit, beide Kanäle parallel zu fahren. Das eröffnet gleich nochmal eine absolut gleichwertige, dritte Klangebene. Per EQ, Drive, Bite und Kompressor, in Kombination mit sorgfältiger Anpassung der Level, schaffe ich es in kurzer Zeit, drei gleichwertige Sounds zu erstellen, die ich alle im Rockkontext einsetzen kann. Die Fußschalter funktionieren dann übrigens so, dass ich bei aktiviertem Mix mit Clean/Drive vorwähle, wo ich lande, wenn ich Mix ausschalte.

Während sich die Sounds bis hierhin in eher normalen Gefilden tummeln, sorgt die Zuschaltung des Crossovers im Mix-Betrieb für extremere Möglichkeiten – und extremere Sounds. Vor allem hat der Ansatzpunkt des Bass-Cuts für die Zerre großen Einfluss darauf, wie grobkörnig die Distortion bei höheren Gain-Settings ist. Der klassische „Doug-Pinnick-Ton“ mit ordentlichem Loch in den Mitten ist genauso schnell eingestellt wie moderne Metal-Sounds à la Darkglass. Wird das Ergebnis zu körperlos, helfen die Mitten-EQs oder ein beherzter Dreh am LPF, um dem Clean-Sound wieder mehr Raum zu geben. So gefällt mir der Doug-Ton mit höher justiertem LPF und weniger extrem eingestelltem Clean-EQ sehr gut. Auch wenn das Crossover bei deaktiviertem Mix ebenfalls ausgeschaltet ist, bekomme ich in diesem Modus meist “nur” noch zwei Sounds hin, die ich gleichwertig nutzen kann – entweder Clean oder Drive ist dann nur noch Add-on, um den Mix zu perfektionieren.

Der Effektweg kann noch genutzt werden, um den Ton z.B. mit Chorus, Phaser, oder Delay zu bearbeiten, oder nochmal alles mit einem neutralen Kompressor zu verfeinern, bevor es an die Anlage geht.

RESÜMEE

Und, ist das der ultimative Bass Driver? Auf jeden Fall ist der XB Driver ein sehr, sehr flexibles Pedal, welches vor allem im Studio ein echtes Füllhorn an Einstellmöglichkeiten und resultierenden Sounds quer durch alle Jahrzehnte der bisherigen E-Bass-Geschichte und darüber hinaus bietet. Wieviel es davon auf die Bühne schafft, hat mit persönlichem Geschmack zu tun. Ich habe es für den Livebetrieb hinbekommen, drei gleichwertige Sounds einzustellen, die ich nach Lust und Laune um- und zusammenschalten kann. Bei extremeren Klängen unter Nutzung des Crossovers mit Low-Pass- und High-Pass-Filter kommen bei mir meist immer noch zwei einsetzbare Sounds raus, die an Amp und Pult bzw. Interface gleichermaßen glänzen können. Wenn ich bedenke, wie teuer die einzelnen Geräte wären, wenn man sie denn noch kaufen könnte, bin ich fast geneigt, ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis zu attestieren, auch wenn das immer noch viel Geld ist. Die Qualität in Sound, Wiedergabe und Fertigung ist jedenfalls auf höchstem analogen Niveau.

Plus

● Soundmöglichkeiten
● analoge Soundqualität
● Kompressor
● Bedienung
● Netzteil inklusive


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.