Eine Stompbox prägt ein ganzes Genre

BOSS HM-2 Heavy Metal: 10 Alben mit dem BUZZSAW-Sound!

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Boss HM-2

Es gibt Effekt-Pedale, die sind einfach Kult und werden aus den verschiedensten Gründen total gehypt. Und es gibt Pedale, die fristen ein Nischendasein, haben aber trotzdem tiefe Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen. Zu letzteren zählt das Boss HM-2 Heavy Metal.

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Boss HM-2? Hat das nicht David Gilmour mal … ? Kann schon sein. Und sicher viele andere Pop- und Rock-Musiker auch noch. Aber darum soll es hier nicht gehen. Ganz im Gegenteil …

Anfangen der 1990er-Jahre erlebte der Heavy Metal eine kleine Revolution: Eine ganze Reihe junger und kompromissloser Bands war auf der Suche nach einem neuen, härteren Sound. Schwedische Gruppen wie Dismember oder Entombed läuteten eine neue Ära der Extreme ein. Ein essentieller Bestandteil ihres „Buzzsaw“-Gitarren-Sounds war ein kleines und auf den ersten Blick eher unscheinbares Effektgerät der japanischen Firma Boss: der HM-2 Heavy Metal.

Tatsächlich wirkt das Pedal auf den ersten Blick wenig spektakulär. Das altbekannte, in schwarz gehaltene Boss-Gehäuse, vier Regler und die etwas 70s-altbacken wirkende, orange Schrift lassen den kleinen, unscheinbaren Burschen zunächst einmal ganz harmlos aussehen.

>>Der Boss HM-2 und seine Geschwister – die ganze Story!<<<

Dieser Eindruck dürfte sich spätestens nach den ersten Akkorden bei eingeschaltetem Pedal revidieren. Mit dem passenden Verstärker und einer leistungsfähigen Box kombiniert, erlebt man eine unglaubliche Urgewalt, die sich schwer in Worte fassen lässt. Mit Definition und Wohlklang hat das nicht mehr viel zu tun. Ein Gitarren-Sound, der dreckig, sägend und unheimlich fett daherkommt und weder Fuzz noch Distortion sein will. Mit einem Wort: eigenständig. Genau dieser Klang stellte in den frühen 90ern die Grundlage für die Verbreitung des Death Metal in Europa dar, welcher nun seit einigen Jahren frischen Wind aus verschiedenen Richtungen erlebt.

Wir haben dem Pedal eine ausführliche Story gewidmet, und damit man sich musikalisch schonmal ein Bild machen kann, kommen hier 10 wichtige Platten, die den Boss-HM-2-Sound exemplarisch vorführen. Alle weiteren Infos sowie die Vorstellung einiger erfolgreicher HM-2-Clones gibt es HIER.

+++ Entombeds ‘Left Hand Path’ erschien 1990 und war Wegbereiter für den Siegeszug des HM-2-Sounds. Produzent der Platte war Thomas Skogsberg, der mit den Arbeiten aus seinem Sunlight-Studio die ganze Szene der 90er-Jahre prägte. Am Schlagzeug hier übrigens Nicke Andersson, der später mit seiner Rock’n’Roll-Band The Hellacopters eine neue Rotzrock-Welle lostrat, mit The Solution eine Soul-Band am Start hatte und derzeit mit Imperial State Electric unterwegs ist. Irgendwie ist es am Ende alles Rock ‘n’ Roll.

+++ Dismembers ‘Like An Everflowing Stream’ von 1991 war das Debut-Album der Band  und ist ein weiterer Klassiker des Genres. Auch wenn Artwork und Band-Fotos mächtig evil rüberkommen: Das sind eigentlich (wie das bei Metallern oft so ist) ganz nette Jungs. An dieser Stelle sei auch die Dokumentation “Death Metal & More Mental Illness” empfohlen. Ach so: Produzent war wieder Thomas Skogsberg (gemeinsam mit Schlagzeuger Fred Estby) und fast alle Lead-Gitarren auf diesem Album hat Nicke Andersson gespielt.

+++  ‘Youl’ll Never See’  aus dem Jahr 1992 ist das zweite Album der Band Grave , und wie immer bei dieser Formation ist die Musik sehr straight und schnörkellos. Produzent war Thomas Skogsberg; Nicke Andersson hatte mit der Platte ausnahmsweise mal nix zu tun. Aber er spielte zusammen mit dem Grave-Gitarristen/Bassisten Jörgen Sandström später in der Band Death Breath. Immerhin.

+++ At The Gates ‘Slaughter Of The Soul’ aus dem Jahr 1995 ist ein absolutes Kult-Album und DIE Referenz in Sachen “Melodic Death Metal”. Aufgenommen im Studio Fredman in Göteborg, Produzent war Fredrik Nordström. Das Studio Fredman war mit Skogsbergs Sunlight Studio und Peter Tägtgrens Abyss Studio die Anlaufstelle für Metal-Produktionen (nicht nur) aus der Zeit: Dimmu Borgir, Arch Enemy, Soilwork, Dark Tranquility, Amon Amarth, In Flames, HammerFall, Opeth und etliche weitere zählten und zählen zu den Kunden. 2005 zog das Studio um, die ehemaligen Location wurde zu den IF-Studios und gehört jetzt der Band In Flames. Für einen schönen Hintergrundbericht zur Albumproduktion sei hier die Dokumentation “At The Gates – The Making of Slaughter of the Soul” empfohlen. Für den Gitarren-Sound kam wahrscheinlich (ist lange her und im Studio wurde viel ausprobiert) ein Boss HM-2 in ein Boss-Metal-Zone-Pedal über einen Peavey Supreme 160 und eine selbstgebaute und teilweise defekte Gitarrenbox mit zwei 10″- und zwei 12″-Speakern zum Einsatz. Oha!

+++ Rotten Sound und ‘Cursed’ sind ein Sprung in die Moderne und: Achtung, nix für schwache Nerven! Der unglaubliche HM-2-Sound funktioniert auch im Grindcore-Gewand, wie das sechste Studio-Album der Finnen zeigt.

+++ Disfear: ‘Live the Storm’. Disfear kommen aus Schweden und spielen D-Beat (die Bezeichnung geht zurück auf die Anarcho-Punks von Discharge) oder Hardcore-Punk. Die Band gibt es schon seit Ende der 80er, in der aktuellen Besetzung ist Tomas Lindberg von At The Gates als Sänger dabei. Das Album wurde von Kurt Ballou, Kopf der Gruppe Converge, produziert. Dieser betreibt nicht nur das GodCity Studio in Massachusetts, sondern ist auch ein absoluter Gear- und Boss-HM-2-Freak. Mehr zum Thema seht ihr hier:

+++ Trap Them ‘Darker Handcraft’. Die Band stammt aus Seattle und spielt Musik, die irgendwo zwischen extremem Metal, Punk und Hardcore angesiedelt ist. Auch dieses Album wurde von Kurt Ballou produziert. Es erschien übrigens erst ausschließlich auf Vinyl.

+++ ‘Abandon All Life’, das zweite Album der kalifornischen Band Nails ist auch ihr allerlängstes. Hier gibt es ganze 17 (!) Minuten (ja, genau: 10 Songs in 17 Minuten) mächtig-derbe was auf die Ohren. Produziert von? Kurt Ballou!

+++ Black Breath ‘Heavy Breathing’: Crust/Hardcore/Punk/Metal-Band aus Seattle. Das hier ist ihr Debüt-Album, das wiederum K.B. produziert hat.

+++ Bloodbath: ‘Resurrection Through Carnage’. Sie sind die Supergroup des Death Metal: Gegründet wurde Bloodbath von Mikael Åkerfeldt (Opeth), Dan Swanö (u.a. Edge of Sanity, Nightingale, Infestdead), Anders Nyström und Jonas Renkse (beide Katatonia). Die Beteiligten sind mittlerweile musikalisch schon “ein wenig” anders unterwegs, huldigen mit Bloodbath aber ihren Wurzeln – Musik von Fans für Fans sozusagen. Mittlerweile ist Nick Holmes von Paradise Lost als Sänger dabei. Die Band hat den HM-2 immer als wichtigen Teil ihres Sounds begriffen und auch ein Band-Shirt im Angebot, das das Cover von Entombeds ‘Left Hand Path’ nachbildet, aber anstelle des Grabsteins ist ein stilisiertes Boss-Heavy-Metal-Pedal zu sehen. Bäm!

Und wer hat sich bei G&B diesen ganzen Krach angetan? Unser Autor Christian Braunschmidt ist hier musikalisch zuhause und wer bis hierher durchgehalten hat, kann auch mal ein Ohr bei der Band des Autoren riskieren:

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Bei solchen Pedalen wäre wichtig, die Kombination mit einem Amp (Charakter) zu beleuchten. Gerade dieses Pedal alleine zu beschreiben reicht nicht.

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    1. Hallo Fred!
      In unserem großen Hm-2 Artikel findest du auch ein bisschen was über die Passenden Verstärker:
      https://www.gitarrebass.de/equipment/der-boss-hm-2-und-seine-geschwister/
      Hier sind auch die im Artikel eingebunden Videos interessant.

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  2. Ich meine schon öfters gelesen zu haben, dass Grave das DS-1, aber nie das HM-2 benutzt haben.

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  3. hach ja, die jute alte zeit. KRACH und die sucht nach mehr KRACH. was hat man nicht alles ausprobiert. auch wenn er hässlich wie die nacht ist, hat auch der kollege auf dem effektbrett bzw. damals noch als einziges pedal nach dem tuner vorm amp gestanden ? was war/ist das geil…scheiß auf definition, scheiß drauf, was für ein amp danach kommt…“ich bin wütend und muss jetzt irgendjemandem in die fresse schlagen“ der treter ist definitiv ein kandidat, der dir das ohne physische aktion (außer vom speaker) ermöglicht…haha
    schöner artikel. weiter so? i like

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  4. … ob diese Alben musikalisch bahnbrechend waren bleibt definitiv eine Art “Geschmacks(verirrungs)sache”… Lukather hat damals auch behauptet er hätte es zu Aufnahmen benutzt. Das ist nur schwer vorstellbar. Nichts desto Trotz ein brauchbares Teil!!

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  5. Die Besonderheit des HM-2 ist, dass es die Mitten bei 1kHz hochdreht und verzerrt. Das funktioniert fast bei jedem Distortion Pedal in der Kombination mit einem EQ, der die 1 kHz Frequenz puschen kann. Das vor einem Distortion Pedal = sehr schwedisch. Try it out!

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  1. Der Boss HM-2 und seine Geschwister › GITARRE & BASS

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