Blackstar HT-1R im Test

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Vor gut zwei Jahren hat Blackstar mit den kleinen HT-5-Modellen seriöse Vollwert-Amps im Mini-Format unters Gitarrenvolk gebracht. Hier nun das nächste Kapitel: Freundliche Grüße aus Liliput, beim HT-1R geht es noch kompakter, noch komprimierter zu.

 

 

Der neue Kleine ist ein Ableger der größeren Kleinen. Heißt, der HT-1R basiert auf dem Konzept des HT-5. Während Letzterer mit immerhin fünf Watt ins Rennen geht, macht das jüngst geschlüpfte Brüderchen nunmehr maximal ein Watt frei. Logisch, die Idee dahinter ist, einen ultimativen Home-(Recording-)Amp anzubieten. Im Katalog finden sich dementsprechend auch nur drei Modelle, der Combo mit/ohne digitalem Hall und ein Topteil.

 

Konstruktion des Blackstar HT-1R

Blackstar stellt verständlicherweise allerorten die Röhrentechnik des HT-1/R besonders heraus. Neben der 12AX7WA im Vorstufenbereich und einer ECC82, die im Gegentaktbetrieb die Endstufenleistung erzeugt, sind jedoch auch eine große Anzahl von Halbleiter-Bauteilen an der Signalaufbereitung beteiligt. Klar, wie sollte sonst der beachtliche Funktionsumfang erreicht werden? Der Combo-Zwerg hat schließlich zwei Kanäle im Angebot, Clean und Overdrive, abstimmbar mit Blackstars exklusiver ISF-Klangregelung (Infinite-Shape-Feature), die hier von vier auf einen Regler reduziert ist. Ferner einen digitalen Hall, der über den Emulated-Output stereo zu Gehör kommt, wie auch das am mp3/Line-Input zugeführte Signal. An der Rückseite bietet ein Speaker-Out die Möglichkeit eine externe Box anzuschließen, wobei der interne 8″-Lautsprecher automatisch deaktiviert wird.

Es versteht sich angesichts des (niedrigen) Verkaufspreises des HT-1R von selbst, dass die Elektronik kostensparend auf einer einzigen Platine untergebracht ist. Diese hängt wiederum samt Ein- und Ausgangstrafo an einer Stahlblechwinkelplatte, die gleichzeitig das Bedien-Panel und die Rückwand des Combos bildet. Sein Gehäuse ist aus Spanplatten gefertigt und weist alle Merkmale seiner erwachsenen Markengenossen auf. Er wirkt genauso gediegen im optischen Eindruck, und auch die Fertigungsqualität im Allgemeinen erweist sich als erfreulich hochwertig. Mängel traten nicht zu Tage.

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Praxis

Die Beurteilung des HT-1R muss man in zwei Bereiche aufteilen. Ihn für sich genommen akustisch zu erleben ist nämlich eine andere Sache als seinen D.I.-Ausgang auszukosten. Die Fähigkeiten eines Achtzoll-Lautsprechers sind nun einmal begrenzt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Deswegen ist der HT-1R im Clean-Bereich keine besondere Leuchte. Der Ton ist angenehm weich, eigentlich auch recht füllig und spricht auf die Spielweise vorteilhaft an, tiefe Mitten und Bässe glänzen jedoch durch Abwesenheit. Der Combo kommt clean auch früh an seine Lautstärkegrenzen. Zur Verdeutlichung: Eine laute Gesangstimme ringt ihn ohne Weiteres nieder.

Die Sachlage ändert sich sogleich beim Einstieg in anzerrenden Overdrive. Der HT-1R kann dann schon ziemlich laut werden. Die Betonung liegt auf „kann“, er muss nicht. Kein Problem ihn auf Zimmerlautstärke zu halten und dennoch in den Genuss seiner fein ziselierten, harmonischen Anzerrungen zu kommen. Das macht der Kleine wirklich sehr gut, besser als viele andere vermeintliche Bedroom-Amps. Eine seiner ganz besonderen Stärken liegt trotzdem in dem atmungsaktiven Crunch, der nahe der Vollaussteuerung entsteht, im Clean-Kanal wohlgemerkt. Mit leise hat das dann aber auch gar nichts mehr zu tun. Aber immerhin, schön, dass auch diese Facette überhaupt zur Verfügung steht.

Was die Variabilität in der Sound-Abstimmung angeht, sind die Grenzen recht eng gesteckt. So sehr ich Blackstar für die Qualität der Produkte respektiere, hier schießen die Briten in ihren Aussagen doch weit über das Ziel hinaus. Preisen sie auf der Homepage und im (u. a. deutschsprachigen) Handbuch die „extrem flexible (infinite)“ Klangregelung, fühlt sich die Realität doch anders an. Das eine einsame ISF-Poti zeigt zwar intensive Wirkung, indem es von links nach rechts gedreht parallel die Mitten fetter und die Brillanz weicher macht, extrem flexibel ist aber etwas anderes. Davon abgesehen ergeben sich in der Summe über den Regelweg tatsächlich drei bis vier Spots, die man als markanter abgegrenzte Sound-Farben betrachten kann.

Weniger als versprochen, im Grunde aber für so einen reduzierten Winzling doch ein erfreulich positives Ergebnis. Wechselt man in den stärker verzerrenden Overdrive-Kanal, nimmt die Effizienz des ISF-Reglers sogar noch ein bisschen zu, es gibt insofern wirklich keinen Grund zum Meckern. Ach wo, die meisten Spieler werden ohnehin schon glänzende Augen bekommen, weil der HT-1R in absolut nachbarverträglicher Lautstärke kernigste High-Gain-Tiraden vom Stapel lässt. Klingt wie ein Großer, fühlt sich auch so an (ab davon, dass keine Bässe da sind), lässt die Axt mit Sustain singen, reagiert sensibel auf die Anschlagstechnik … kurz: der Ton lebt, wenn auch konstruktionsbedingt zuweilen etwas topfmittig. So hört es das Ohr, geschickt mikrofoniert macht der Speaker eine bessere Figur.

Eine andere Welt tut sich über den Emulated-Output auf, der bei Belegung den Achtzöller stumm schaltet. Mit Blick auf die Anwendung im Recording-Bereich ist die Abstimmung des Signals sehr gut gelungen. Nichts fehlt im Frequenzband, das tendenziell höhenfreundliche Klanggeschehen schmiegt sich kraftvoll und ausgewogen in die Playback-Umgebung ein, ohne dass man viel am Equalizer im Mischpult o. ä. nachfassen müsste. Hier zeigt sich im Übrigen noch deutlicher als im Speaker-Betrieb, dass der HT-1R bei Distortion gekonnt feinzeichnet, also Akkorde sauber, wenig interferierend darstellt, die einzelnen Noten klar separiert. Auch der wohlklingende Hall kommt hier noch besser zur Geltung als er das schon über den Speaker tut. U. a. weil er eben stereo vorliegt und nicht zusammenbricht, wenn man den linken und rechten Kanal in die Mitte des Stereobildes bringt, sprich der Hall ist mono-kompatibel.

Am Ende unseres Testexkurses kredenzt uns der Combowürfel noch eine Art Bonus-Dessert. Man schließe dafür ein wertiges Cabinet an, mit z. B. ein bis vier Greenbacks, je nach Lust und Laune. Ab geht die Lucy, viel Spaß, das klingt dermaßen erdig, gerade mit dem Overdrive-Kanal, ist ganz schön laut, und kann durchaus auch einmal für eine Probe taugen.

 

Resümee

Wer hätte das gedacht, der Mini-Combo schwingt sich zu großen Leistungen auf. Natürlich magert das Klangbild bauartbedingt in den tiefsten Frequenzen. Davon abgesehen tut sich der HT-1R mit gepflegter Tonfülle hervor und ist auch recht variabel im Klang. Über seine Dynamik und das feinzeichnende, breite Distortion-Spektrum kann man angesichts des Preises fast schon ins Schwärmen kommen. Dank des frischen Halls und des vorteilhaft abgestimmten D.I.-/Kopfhörerausgangs entpuppt sich der Combo als günstiges Tool für viele Lebenslagen, nicht zuletzt auch für Anfänger, die hiermit für relativ kleines Geld der Modeling-Welt aus dem Weg gehen können. Preis und Leistung stehen jedenfalls definitiv in einem gesunden Verhältnis.

 

 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wie steht der Blackstar im Vergleich zum Orange Crush 20 RT da? Es wäre schön, einen Amp zu bekommen mit mehreren Kanälen, USB, Midi und Kopfhörer Eingängen, der nicht zu schwer ist und für Studioarbeiten geeignet ist. An Blackstar gefällt mir die US / British Switch Variante und der Preis. In den USA habe ich noch einen Vox

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