G&B Basics

Wie nehme ich am besten Akustik-Gitarren auf?

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(Bild: Gerken)

Egal, ob das Ziel eine CD-Produktion, ein YouTube-Video oder einfach nur eine Song-Idee ist: Als Akustikgitarrist kommt irgendwann der Wunsch auf, sich selber aufzunehmen. Recording kann sich dann schnell zu einem Hobby entwickeln, und was ganz harmlos in der Ecke des Wohnzimmers anfing, hat später schon vielen Gitarristen ein voll ausgerüstetes Heimstudio im Keller beschert.

Allerdings ist es mittlerweile auch erstaunlich, welch gute Qualität schon mit einem Minimum an Equipment erreicht werden kann, und von einem bestimmten Standard an sind die spezifischen Details von Recording-Formaten, Software, Vorverstärkern und Mikrofonen von weit weniger Bedeutung als die gekonnte Anwendung. In diesem Artikel werden wir uns also weniger um gezielte Tipps zum Kauf von Recording-Equipment kümmern, sondern uns damit befassen, wie es am besten für die Aufnahme von Akustik-Gitarren eingesetzt werden kann.

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Autor Teja Gerken in seinem Homestudio mit einem Multi-Mikrofon-Setup. (Bild: Gerken)

Basics

Heute besitzt fast jeder einen Rekorder, z. B. in einem Smartphone, Tablet oder PC. Für einfache Aufnahmen braucht man nur eine Recording-App, und obwohl die eingebauten Mikrofone natürlich schnell an ihre Grenzen kommen, kann die Qualität dennoch oft verblüffend gut sein. Wenn es nur darum geht, eine Unterrichtstunde festzuhalten, Bandmitgliedern eine Song-Idee zu präsentieren, oder sich selbst aufzunehmen, um Arrangements auszuprobieren, braucht man eigentlich gar nicht weiter zu schauen: Vielmehr gilt der alte Spruch, dass das beste Gerät immer das ist, was man gerade dabei hat!

Die einfachen Sprachaufnahme-Apps, die bei Android- und iOS-Smartphones und -Tablets installiert sind, leisten verlässliche Dienste, aber es gibt auch zahlreiche weitere Apps (z. B. ReForge Pro für Android, und Garage Band für iOS) mit erweiterten Features.

Wer die Aufnahmequalität seines Smartphones oder Tablets verbessern will, kann ein aufsteckbares Mikrofon in Erwägung ziehen. Modelle wie z. B. das IK Multimedia iRig Mic Cast, Shure MV88, Røde iXY-L oder Zoom iQ7 bieten deutlich besseren Sound, aber vor der Anschaffung der teureren Modelle sollte man sich überlegen, ob es vielleicht mehr Sinn macht, sich ein einfaches Stereo-Aufnahmegerät zu kaufen, das oft mehr Flexibilität und bessere Batterielaufzeiten aufweist.

Portable Rekorder

Ein Schritt weiter als die simplen Aufnahmen mit Smartphone oder Tablet ist das Arbeiten mit den portablen „hand-held“ Rekordern. Diese Geräte sind derart praktisch, dass eigentlich jeder Musiker eins davon besitzen sollte. In der einfachsten Form sind portable Rekorder digitalen Diktiergeräten ähnlich, jedoch mit weitaus besserem Klang. Eingebaute Stereo-Mikrofone, lange Batterie-Laufzeiten, sowie einfachste Handhabung machen preiswerte Rekorder wie z. B. die Tascam DR-05 oder Zoom H1 zu idealen Weggefährten mit erstaunlich gutem Sound.

Vier „hand held“ Rekorder, die mehr als brauchbare Ergebnisse liefern. (Bild: Gerken)

Es lohnt sich auf jeden Fall, die Features und die Handhabung seines Rekorders genau zu studieren und auch ein wenig zu experimentieren. Für die beste Qualität sollte im .WAV-Format aufgenommen werden (die meisten Modelle erlauben 24 bit/96 kHz Aufnahmen), aber für Anwendungen, bei denen es auf die absolute Klangqualität nicht so ankommt (Unterrichtstunden, Song-Ideen, Proben-Mitschnitte etc.) kann es auch Sinn machen, im speicherplatzsparenden mp3-Format aufzunehmen.

Es ist z. B. wichtig, sich mit der Funktion des Input-Gain Reglers vertraut zu machen. Zwar lassen sich viele Rekorder so einstellen, dass sie automatisch auf den vorhandenen Eingangspegel reagieren, aber in fast allen Fällen wird der Sound besser und vor allem dynamischer sein, wenn die Eingangslautstärke manuell eingestellt wird. Hierbei kommt es darauf an, den Pegel zwar nicht in den roten Bereich zu fahren, aber trotzdem weit genug aufzudrehen, um ein kräftiges Signal aufnehmen zu können.

Die Platzierung des Rekorders ist natürlich auch sehr wichtig. Klar, eine der besten Eigenschaften dieser Rekorder ist die, dass sie auch dann, wenn sie einfach irgendwo im Raum aufgestellt sind, akzeptable Resultate bringen. Aber für Aufnahmen, die über Band-Proben oder Workshops hinaus gehen, lohnt es sich, verschiedene Platzierungen auszuprobieren.

Für Solo-Gitarre ist z. B. eine Position etwa 30 bis 50 cm vor dem Instrument, etwa zwischen dem 12. Bund und dem Schallloch ausgerichtet, ein guter Anfangspunkt. Kommt Gesang dazu, kann die Position erhöht werden, bis eine gute Lautstärke-Balance zwischen Gitarre und Stimme gefunden ist. Beim Positionieren des Gerätes hilft es, mit einem guten Kopfhörer zu arbeiten, um schon vor dem Abhören der Aufnahme einen Eindruck vom Sound zu bekommen.

Richtig interessant wird es bei portablen Rekordern mit XLR Mikrofon-Eingängen, wie z. B. Roland R-26, Tascam DR-100 MkII oder Zoom H6. Zusätzlich zu ihren eingebauten Mikrofonen können diese Modelle mit externen Mikrofonen betrieben werden, was ihre Flexibilität enorm erhöht. Hinzu kommt, dass einige dieser Rekorder die Aufnahme von bis zu sechs Spuren erlauben, wodurch sie ideal sind, um z. B. mehrere Instrumente gleichzeitig aufzunehmen, oder Mikrofon- und direkte Signale von Gitarren-Pickups oder Mischpult zu kombinieren.

Zoom H6 mit integriertem Stereo-Mikrofon, ausgerichtet auf die bestklingende Abnahmestelle der Gitarre. (Bild: Gerken)

Aufnahme am PC/Mac

Es gibt zwar noch einige Mehrspur-Kompaktstudios, wie z. B. die Boss BR-800, Tascam DP-32 SD und Zoom R8, die – wie auch die portablen Rekorder – auf SD-Karten aufnehmen und Mischpulte direkt eingebaut haben, aber für die meisten Musiker findet der nächste Schritt im Computer-Recording statt.

Die Gründe sind vielfältig: Auf der einen Seite kann Equipment für einfaches Computer-Recording sehr günstig in der Anschaffung sein, da Software wie Garage Band (Mac) oder Audacity (Windows) umsonst ist und mit ihnen akzeptable Resultate erreicht werden können.

Mit einem simplen USB-Audio-Interface können die Eingänge erweitert und die Klangqualität noch erhöht werden. Sogar preiswerte Interfaces wie das Behringer U-Phoria UMC202HD bieten zwei XLR-Mikrofon-Eingänge, was also Stereo-Aufnahmen ermöglicht.

Alternativ gibt es auch USB-kompatible Mikrofone, die ganz ohne Interface direkt an den Rechner angeschlossen werden können. Mikrofone wie das Apogee MiC 96K, Audio Technica AT2020USB+ oder Blue Yeti Pro erlauben erstaunliche Qualität ohne hohe Kosten und mit einem Minimum an Aufwand.

Auf der anderen Seite ermöglicht das Aufnehmen am Computer die Kombination verschiedener Software und Interfaces, um Systeme zusammenstellen zu können, die ideal auf die jeweilige Anwendung zugeschnitten sind. Auch lässt es sich durch den großen Bildschirm und übersichtlichere Bedienung einfach viel komfortabler editieren und bearbeiten.

Es würde den Umfang dieses Artikels sprengen, auf all die Details einzugehen, aber Audio Interfaces von Herstellern wie Apogee, Avid ProTools, MOTU und Universal Audio bieten professionellen Sound (per USB, FireWire, Thunderbolt, oder PCI Karte), und Software-Programme wie etwa Cubase, Digital Performer, Logic und ProTools werden auch in Pro-Studios benutzt und sind weltweit etabliert.

Mikrofone

Ganz klar: Wer akustische Instrumente aufnehmen will, braucht Mikrofone. Und da heute die Aufnahme-Qualität der verschiedenen Rekorder kaum mehr ein Thema ist, avanciert die Mikrofon-Auswahl zu einer der wichtigsten Entscheidungen beim Konzipieren eines Heimstudios.

Obwohl es natürlich viele weitere Unterschiede gibt und die Auswahl so groß wie noch nie ist, lassen sich Mikrofone grundsätzlich in vier Kategorien einteilen: Dynamische und Kondensator-, sowie Klein- und Großmembran-Mikrofone. Dynamische Mikrofone, z. B. Shure’s legendäre SM-57 und SM-58, sind robust und unkompliziert und werden gerne für Live-Sound-Anwendungen wie Gesang und zur Abnahme von lauten Klangquellen wie z. B. Drums oder E-Gitarren-Amps benutzt.

Zwar gibt es Situationen, wo mit dynamischen Mikrofonen auch mit unseren relativ leisen akustischen Saiteninstrumenten gute Resultate erreicht werden können, für hochwertige Aufnahmen sind sie jedoch meist nicht geeignet. Daher sind Kondensatormikrofone für Akustik-Gitarren fast immer die bessere Wahl, da sie durch ihre größere Empfindlichkeit und ein breiteres Frequenzspektrum besser gerüstet sind, um den komplexen, akustischen Sound zu übertragen.

Wie sich aus ihren Bezeichnungen entschlüsseln lässt, unterscheiden sich Klein-und Großmembranmikrofone durch die Größe der internen Kapsel. Durchmesser von bis zu einem Zoll (= 2,54 cm) gelten als Kleinmembran, größere als Großmembran. In den meisten Fällen sind diese beiden Mikrofon-Typen leicht zu identifizieren: Kleinmembranmikrofone haben typischerweiser dünne, runde Gehäuse und ihre Kapseln richten sich nach vorne, während Großmembran-Mikros nicht nur größer sind, sondern eine seitlich positionierte Kapsel besitzen.

Ob die Wahl auf ein Klein- oder Großmembranmikrofon fällt, hängt beim Einsatz mit Akustik-Gitarren hauptsächlich vom individuellen Geschmack ab. Kleinmembranmikrofone wie z. B. Behringer B5, Neumann KM-184, Røde NT-5, oder Shure SM-81 besitzen typischerweise eine schnellere Ansprache und transparenteren Sound mit exzellenter Wiedergabe des höheren Frequenzbereichs.

Abnahme mit einem Kleinmembran-Mikrofon (Bild: Gerken)

Großmembranmikrofone bieten jedoch oftmals einen wärmeren Sound, und sie haben die Tendenz, den Klang mit ihren eigenen Eigenschaften anzureichern, oder – anders ausgedrückt – zu färben. Und obwohl es noch vor wenigen Jahren kaum Alternativen zu legendären, aber teuren Großmembranmikrofonen wie dem AKG C414 oder Neumann U87 gab, so ist es heute möglich, diese Mikrofontypen auch für deutlich weniger Geld – in Gestalt von Modellen wie z. B. Audio-Technica AT-2020, Blue Microphones Spark oder Røde NT-1 – zu erwerben.

Für Leute, die versuchen wollen, mit einem einzigen Mikrofon auszukommen, ist ein Großmembranmikrofon oft die beste Wahl, da dieses auch für Gesang benutzt werden können, und somit mehr Flexibilität mit sich bringt.

Mikrofon-Platzierung

Nachdem die Qual der Wahl für Rekorder und Mikrofone überstanden ist, stellt sich natürlich die Frage: Was jetzt? Als erstes ist es anzuraten, sich mit den grundsätzlichen Funktionen seines Rekorders oder Software gründlich vertraut zu machen; nichts ist frustrierender als während einer Session dauernd in der Bedienungsanleitung blättern zu müssen oder schlichtweg Fehler zu machen! Kreativität adé!

Im nächsten Schritt gilt es zu entscheiden, ob in Mono oder Stereo aufgenommen werden soll. Unter Mono versteht sich die Benutzung von einem einzigen Mikrofon, bei Stereo wird mit zwei oder mehr Mikrofonen und Aufnahmespuren gearbeitet. Für Aufnahmen, bei denen die Gitarre im Vordergrund steht, wird meistens die Stereo-Technik bevorzugt, da der Klang dadurch dreidimensionaler und komplexer wird, und es später beim Mixing mehr Möglichkeiten gibt, ihn zu bearbeiten. Es gibt aber auch Situationen, in denen das schmalere Klangspektrum einer Mono-Aufnahme besser passt, z. B. im Kontext mit anderen Instrumenten.

Beim Experimentieren mit Mikrofon-Platzierungen lohnt es sich, mit guten Kopfhörern zu arbeiten, um beim Platzieren zu hören, wie sich verschiedene Bewegungen auswirken. Hierbei ist es wichtig, die Kopfhörer-Lautstärke hoch genug einzustellen, damit man hauptsächlich den durch die Mikrofone übertragenen Klang hört, und nicht den direkten akustischen Sound der Gitarre.

Obwohl bei Mono-Aufnahmen nur ein Mikrofon zu platzieren ist, können durch Unterschiede von nur wenigen Zentimetern signifikante Veränderungen hervorgerufen werden. Instinktiv stellt man beim Aufnehmen von Akustik-Gitarren das Mikrofon oft direkt vor das Schallloch. Leider führt diese Position aber meist zu einem unausgewogenen Klang mit zu wuchtigen Bässen, vor allem dann, wenn das Mikrofon auch noch relativ nah am Schallloch steht.

Ein besserer Ausgangspunkt ist deshalb die Gegend zwischen dem Hals/Korpus-Übergang und dem 19. Bund, wo man bei den meisten Gitarren einen ausgeglicheneren Klang findet. Auch die Entfernung des Mikrofons ist natürlich wichtig; zu nahe aufgestellt, wird der Klang zu wummerig, zu weit weg, bekommt man zu viel vom Raumklang mit und zu wenig von der Gitarre selbst. Etwa 20 bis 50 Zentimeter sind ein guter Start, aber vieles hängt selbstverständlich vom Instrument, der Spielweise und der Umgebung ab. Also, ganz wichtig: Verschiedene Positionen ausprobieren!

Stereo-Platzierungen

Keine Frage: Mono-Aufnahmen können sehr gut klingen. Aber wenn es darauf ankommt, die Gitarre so natürlich und mit so viel Details wie möglich klingen zu lassen, dann führt kaum ein Weg an einer Stereo-Aufnahme mit zwei Mikrofonen vorbei. Obwohl es auch möglich ist, verschiedene Mikrofone zu kombinieren oder sogar mehr als zwei Mikrofone zu benutzen, die dann zu einem umfangreichen Stereofeld zusammengemixt werden, so ist es am geläufigsten, zwei Mikrofone des gleichen Typs zu benutzen, und viele Modelle werden aus diesem Grund sogar als Sets angeboten. Natürlich gibt es viele verschiedene Methoden der Stereo-Platzierungen, aber hier werden wir uns auf die zwei populärsten Setups beschränken.

Hier nehmen drei Mikros auf, deren Signale zu einem Stereo-Mix verarbeitet werden. (Bild: Gerken)

Am unproblematischsten ist meistens die sogenannte X/Y-Anordnung. Hierbei werden die zwei Mikrofone so nahe wie möglich mit etwa 90° zueinander ausgerichtet. Hierfür können zwei getrennte Mikrofonständer benutzt werden, aber es ist leichter, beide Mikrofone mit einem entsprechenden Arm auf einen einzelnen Ständer zu montieren, da sie dann leicht umgestellt werden können, ohne ihre Position zueinander zu verändern. Übrigens wird die X/Y-Anordnung auch in den meisten portablen Stereo-Rekordern benutzt, und es gibt auch Stereomikrofone (z. B. das Røde NT-4), in die direkt zwei Kapseln nach dem X/Y-Prinzip eingebaut sind.

Die XY-Platzierung zweier Mikrofone (Bild: Gerken)

Ein X/Y-Mikrofonpaar wird ähnlich positioniert wie das einzelne Mikrofon für Mono-Aufnahmen. Dadurch, dass jedes der zwei Mikrofone jedoch ein leicht anderes Klangbild überträgt, wird der daraus resultierende Sound größer und dreidimensionaler, vor allem wenn die Mikrofone im Mix voll nach links und rechts im Panorama geregelt werden.

X/Y-Anordnungen werden auch oft dann angewendet, wenn es darum geht, mit nur zwei Mikrofonen eine ganze Band oder auch Live-Konzerte aufzunehmen. Hier muss nur der richtige Platz gefunden werden, um eine gute Balance zwischen den einzelnen Klangquellen zu finden. Also macht es auch hier wieder Sinn, den optimalen Sound mit Hilfe von Kopfhörern zu suchen!

Stereo-Abnahme mit zwei Großmembran-Mikros (Bild: Gerken)

Um einen noch größeren, breiteren Sound zu bekommen, werden Akustik-Gitarren auch oft mit zwei weiter voneinander positionierten Mikrofonen aufgenommen. Ein guter Ausgangspunkt ist die Positionierung wie bei einer Mono-Aufnahme, also nahe dem Hals/Korpus-Übergang, und das andere Mikro so, dass es auf den Steg der Gitarre zeigt. Mit dieser Methode werden zwei sehr unterschiedliche Klänge der Gitarre erfasst, welche zusammengemischt einen sehr schönen, komplexen Sound ergeben können.

Bei zwei mit Abstand positionierten Mikrofonen muss aufgepasst werden, dass es nicht zu Phasenproblemen kommt, die sich durch einen dünnen Klang mit wenig Bässen bemerkbar machen. Meist reicht es dann, eins der Mikrofone etwas anders zu platzieren, bis der Sound wieder an Fülle gewinnt.

Kleinmembran-Mikros in einer Stereo-Situation (Bild: Gerken)

Aufnahme mit Pickups

Dass moderne Pickups live dem Klang von Mikrofonen oft sehr nahe kommen und in vielen Situationen sogar besser klingen, dürfte kein Thema mehr sein. Aber wie sieht es im Studio aus? Kann man auf Mikrofone vielleicht sogar ganz verzichten und seine Gitarre einfach per Pickup aufnehmen? Nein, denn leider sind wir noch nicht so weit, dass Pickups für akustisch klingende Aufnahmen angewendet werden. Aber es gibt durchaus Situationen, in denen Pickups beim Recording hilfreich sein können.

Oft wird z. B. das Tonabnehmer-Signal zusätzlich zu den Mikrofonen auf einer separaten Spur aufgenommen. Dies kann helfen, um im Mix bestimmte Frequenzen auszugleichen, z. B. um mit einem magnetischen Pickup einer von Natur aus eher dünn klingenden Gitarre mehr Bass zu verleihen. Ein Pickup-Signal kann auch eine gute Wahl sein, um Effekte anzusteuern. So können z. B. die Mikrofon-Spuren natürlich belassen werden, während dem Pickup-Signal Chorus, Hall oder andere Effekte hinzugefügt werden. Das hilft der Transparenz und Direktheit des Gitarren-Sounds.

Dieses Custom-System besteht aus einem Seymour Duncan MagMic und D-Tar
Timberline Pickups.
(Bild: Gerken)

Wenn es aber tatsächlich sein muss, dass man nur mit einem Pickup einen einigermaßen guten Sound erreichen will, können ein paar Tipps helfen: Grundsätzlich werden Systeme mit internen Mikrofonen oder Kontaktpickups natürlicher klingen als ein Piezo-Steg-Pickup alleine.

Auch hilft es, entweder über einen externen Preamp oder Software-Plug-ins mit dem EQ zu experimentieren; so erreicht man durch eine Absenkung der Mitten oft einen natürlicheren Klang. Ein Akustik-Prozessor mit Mikrofon-Modeling oder Imaging, wie beim Fishman Aura, kann auch sehr hilfreich sein. Im Rahmen einer Ensemble-Aufnahme oder für Demo-Zwecke können so tatsächlich akzeptable, akustisch klingende Resultate erzielt werden.

Generelle Tipps

Es ist leicht, sich in Equipment und Recording-Techniken zu verirren, sodass man schnell vergisst, an einige grundsätzliche Voraussetzungen für hochwertige Aufnahmen zu denken. Da der Sound mit der Gitarre anfängt, lohnt es sich, zu checken, dass hier beste Bedingungen vorliegen: Schnarren die Saiten? Rasselt irgendetwas im Korpus? Lässt sich die Gitarre sicher stimmen? Wie sieht es mit der Intonation aus? Und wie lange sind die Saiten nicht mehr gewechselt worden? Oft sind beschichtete Saiten wie z. B. von Elixir im Studio eine gute Wahl, da mit ihnen weniger Geräusche beim Lagenwechsel auftreten.

Manche wichtigen Faktoren sind von viel einfacherer Natur: Quietscht der Stuhl, auf dem man sitzt? Auch Hemdärmel oder Knöpfe können ungewünschte Geräusche erzeugen, und manche Leute sollten darauf achten, bei besonders leisen Passagen oder beim Ausklingen von Noten ihren Atem anhalten, damit dieser nicht hörbar ist. Telefone sollten natürlich stumm geschaltet sein, und oft sollten auch Heizungen, Klimaanlagen, und manchmal sogar Geräte wie Kühlschränke während einer Aufnahme ausgeschaltet werden.

Auch der Raum selber ist ein enorm wichtiger Faktor. Falls man dazu die Möglichkeit hat, lohnt es sich, verschiedene Optionen auszuprobieren. Denn generell klingen kleine Räume natürlich anders als große. Und ein Raum mit Holzfußboden, vielen Fenstern, und wenigen Möbeln wird z. B. viel heller klingen als ein Zimmer mit Teppich, Vorhängen, und Polstermöbeln.

Go make a record!

Es ist keine Frage, dass es viel mehr über Recording von Akustik-Gitarren zu lernen gibt, als das, was in diesen Artikel passt. Auf der einen Seite gibt es weiteres, hier nicht besprochenes Equipment wie Mikrofonvorverstärker und Effekte, dann Details wie Richtcharakteristiken von Mikrofonen sowie klangoptimierte Räume, auf der anderen Seite viele weitere Techniken für den Signal-Flow, Mikrofonplatzierungen, Mixing, usw.

Aber das wichtigste ist, sich nicht durch einen scheinbaren Mangel an Geräten oder Erfahrung zurückhalten zu lassen und jetzt und sofort per „Learning by Doing“ mit dem Aufnehmen zu beginnen. Vielleicht wird es eine Weile dauern, bis professionelle Resultate erzielt werden, aber kaum etwas anderes lehrt einen so viel über das eigene Spielen wie die eigenen Aufnahmen. Und natürlich macht es einen Riesenspaß, ein fertiggestelltes Projekt mit der Welt zu teilen.


Guter Sound für YouTube- Videos

Was einst die Demo-Kassette oder CD-R war, ist heute das eigene YouTube-Video. Tatsächlich kommt man kaum noch darum herum, wenn man Gigs spielen will. Und ein hochwertiger Sound ist hierbei mindestens so wichtig wie ein gutes Bild.

Der erste Schritt zu einem besseren Video-Sound ist die Erkenntnis, dass in die Kamera (oder Smartphone) eingebaute Mikrofone fast immer vollkommen ungeeignet sind, gut klingend aufzunehmen. Dies ist sogar bei teureren Kameras der Fall, da das Problem nicht nur in der oft niedrigen Aufnahmequalität und Tendenz zu Nebengeräuschen liegt, sondern auch daran, dass die Kamera meist zu weit weg platziert ist, um den Sound ansprechend aufzunehmen.

Aus diesem Grund sind auch zusätzliche Mikrofone, die auf die Kamera oder das Smartphone gesteckt werden, nur bedingt zu empfehlen, und wenn, dann nur, um Konzerte oder Proben mitzuschneiden. Da Consumer-Videokameras und DSLRs in der Regel nur 3,5-mm-Miniklinken-Eingänge besitzen, und die meisten Musiker nicht mit professionellen Kameras (die XLR-Eingänge haben) arbeiten, ist es am besten, den Sound vollkommen separiert von der Kamera aufzunehmen und ihn dann später mit dem Video zu synchronisieren. Das hört sich zwar kompliziert an, ist es aber nicht.

Es können grundsätzlich alle in diesem Artikel beschriebenen Aufnahmemethoden genutzt werden. Mikrofon-Platzierungen können bei Bedarf so gewählt werden, dass die Mikrofone und deren Ständer nicht im Bild sichtbar sind, wenn das nicht gewünscht ist. Am einfachsten ist es, den Sound mit einem nahe der Gitarre platzierten portablen Rekorder aufzunehmen. Sogar simple und preiswerte Rekorder wie der Zoom H1 werden bei richtiger Platzierung viel bessere Resultate liefern, als so manches teure, auf die Kamera gesteckte Video-Mikrofon.

Zur Synchronisation von Video und Audio gibt es zwei Möglichkeiten: Professionelle Video-Editor wie Apple’s Final Cut Pro X oder Adobe Premier können automatisch Footage von mehreren Kameras und Audio synchronisieren. Dies geschieht durch einen Vergleich der Audio-Waveforms, weshalb es wichtig ist, ein Audiosignal auch in der Kamera aufzunehmen, auch wenn dieses am Ende nicht benutzt wird.

Aber auch ohne eine automatische Sync-Funktion ist es nicht schwer, den Kamera-Sound zu ersetzen: Wird z. B. am Anfang jedes Drehs einmal laut geklatscht (am besten so, dass das auch auf dem Video zu sehen ist), so wird auf der Audio-Datei ein kurzer Peak sichtbar sein, der dann nur in der Editing-Software manuell an dem gleichen Peak der Audio-Wave-Datei aus der Kamera ausgerichtet werden braucht.

Manchmal benötigt man mehrere Versuche, aber sobald die zwei Audio-Dateien synchron laufen, kann das Kamera-Audio-Signal stumm geschaltet werden – und fertig ist der synchronisierte Video-Sound!


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