G&B Basics

Nylon- oder Stahlsaitengitarre? Tipps für Einsteiger

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(Bild: Dieter Stork)

Eine Frage, der sich wohl jeder zu Beginn seiner Gitarristenkarriere stellen muss, ist die: Lerne ich auf einer Nylon- oder einer Steelstring-Gitarre. Keith Richards betonte in einem Interview mit Guitar Moves, wie wichtig es seiner Meinung nach grundsätzlich sei, mit einer akustischen Gitarre anzufangen: „Wenn du ein Gitarrist sein willst, musst du einfach deine Erdung haben.“ Der Altrocker selbst machte übrigens seine ersten Schritte auf Großvaters Konzertgitarre.

Auch heutzutage gehört die akustische Gitarre mit ihrer stilistischen Vielseitigkeit zu den beliebtesten Instrumenten überhaupt. Die inzwischen unübersichtlich gewordene Vielfalt bedeutet gleichzeitig aber auch Qual bei der Wahl.

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Konzertgitarre

Klären wir zunächst einmal den Unterschied zwischen den Gattungen Nylonsaiten- und Stahlsaitengitarre, denn die Besaitung einer Gitarre ist nicht beliebig austauschbar: Stahlsaiten würden eine Nylonsaitengitarre aufgrund der größeren Spannung ruinieren, während Nylonsaiten auf einer Stahlsaitengitarre einfach nicht gut klingen!

Gitarren mit Nylonsaiten in klassischer Bauform werden Konzertgitarren genannt und gehen auf die Entwicklungen des Gitarrenbauers Antonio de Torres im 19. Jahrhundert zurück. Für damalige Verhältnisse waren seine Instrumente ungeheuer groß und dadurch ausreichend laut, um mit ihnen ein Konzert bestreiten zu können – daher auch der Name.

Die heute verwendeten Nylonsaiten sind die modernen Nachfolger der damaligen Darmsaiten. Die Diskantsaiten (also die drei hohen Saiten) sehen aus wie Angelschnüre, während die drei Bass-Saiten eine Umwicklung aus versilbertem Kupferdraht haben. Bei ihnen besteht nur der Kern aus Nylonfasern.

Verglichen mit Stahlsaiten sind Nylonsaiten durch die geringere Spannung viel weicher zu greifen, was Anfängern natürlich zugute kommt. Natürlich gibt es Abweichungen, aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Konzertgitarren in den meisten Fällen ein breites Griffbrett mit flachem Radius und ein kräftiges, D-förmiges Halsprofil besitzen, während der Hals von Stahlsaitengitarren deutlich schmaler ist.

Aus der stilistischen Perspektive betrachtet, sind Konzertgitarren ursprünglich für klassische Musik konzipiert und in europäischer sowie südamerikanischer Tradition zu Hause. In der Popmusik sind Nylonsaitengitarren spätestens mit Eric Claptons Unplugged-Album, Dominic Millers Arbeit für Sting, Santanas Latin-Groove oder Keziah Jones hartem Blufunk über den gelegentlichen Einsatz bei Balladen hinausgekommen. Außerdem haben sie längst einen festen Platz im Jazz und in der Weltmusik.

Die klanglichen Möglichkeiten einer Konzertgitarre sind demnach zwar sehr vielschichtig, wenn es aber richtig rockig oder bluesig werden soll, stößt man schnell an ihre Grenzen. Eine ganze Reihe elementarer Spieltechniken wie ordentlich bluesiges Vibrato sind kaum zu bewerkstelligen, geschweige denn ein Bending: beherztes Saitenziehen ist völlig unmöglich. Schon eine mit der rechten Hand am Steg gedämpfte Begleitung mit dem Plektrum verlangt nach einer Steelstring, alles andere klingt nicht wirklich überzeugend.

Stahlsaitengitarre

Steelstring-Hälse sind, wie bereits erwähnt, deutlich handlicher, was lässiges Spiel „aus der Hüfte“ ermöglicht. Während die Stärken der Konzertgitarre eindeutig bei Zupf- und Schlagtechniken mit den Fingern der rechten Hand liegen, werden Stahlsaitengitarren häufig mit einem Plektrum oder mit Finger-Picks gespielt. Denn die harten Stahlsaiten brauchen mehr Anschlagskraft als die weichen Nylonsaiten.

Wer als Neuling also partout in Richtung Rock, Blues, Folk und Pop gehen will, oder den Klang von Nylonsaiten gar nicht mag und womöglich die akustische Gitarre ohnehin nur als Zwischenstation auf dem Weg zur E-Gitarre sieht, der sollte lieber gleich zur Stahlsaitengitarre greifen.

Und keine Sorge, die spieltechnischen Hindernisse sind überwindbar! Zu Anfang können dünnere Saiten oder eine tiefere Stimmung den Einstieg etwas erleichtern. Die Unterschiede zwischen den diversen Modelltypen sind in erster Linie klanglicher Natur, was für Anfänger noch keine zentrale Rolle spielt.

Hier könnte man je nach Körpergröße bei den gängigen mittleren Bauformen anfangen, solche Gitarren haben Bezeichnungen wie Grand Concert, OM oder OOO, gesprochen Triple-O. Ein echter Rocker oder Country-Fan würde vermutlich eine große Dreadnought bevorzugen, die wohl häufigste und beliebteste Standardbauform weltweit.

Fazit

Gitarren müssen stabil genug sein und sollen dennoch gut klingen, respektive schwingen. Diesen Widerspruch optimal auszubalancieren, ist eine Frage des Preises. In der Einstiegsklasse lässt sich das bei Konzertgitarren leichter umsetzen, weil Nylonsaiten eben weniger Stabilität erfordern.

Einen weiteren Unterschied macht die Bespielbarkeit und die Qualität von Fertigung und Materialien. So schlägt sich das bewährte Massivholz für die Decke oder gar den ganzen Korpus im Preis nieder. Mein Tipp wäre daher, mit einer günstigen Konzertgitarre ab etwa € 200 anzufangen und vielleicht nach einem Jahr zusätzlich das begehrte etwas teurere Stahlsaitenmodell als Motivationsschub und Belohnung anzuschaffen.

Wer mit der Konzertgitarre anfängt, sollte es anfänglich etwas leichter haben und wählt damit eine breiter angelegte Basis, was die musikalischen Gattungen angeht. Die Steelstring stellt die Weichen in Richtung Pop, Rock, Country und Folk, wird aber auch von vielen Fingerstyle-Gitarristen bevorzugt und liegt der E-Gitarre näher.

Beim Fällen der richtigen Entscheidung ist zusätzlich zu diesen Tipps eine gute Beratung im Fachgeschäft sinnvoll. Instrumente online zu bestellen, ist nur ratsam, wenn man genau weiß, was man will!


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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Meine erste Gitarre war eine Westerngitarre. Da ich beim Spiel schmerzen in meinen Fingern bekam wurde eine Konzertgitarre zur Freude des Gitarren spielen angeschafft. So wechsel ich zwischen beiden Gitarrentypen hin und her, um mich weiter ans üben zu halten .

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