G&B Basics

Alles über Akustikgitarren-Verstärker

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(Bild: Andreas Schulz)

Bei E-Gitarristen ist die Situation klar: Der Amp gehört als klangbeeinflussendes Element zur Signalkette und bestimmt den Sound maßgeblich mit. Er ist also viel mehr als nur neutraler Lautmacher. In der Welt der Akustik-Gitarre ist das etwas anders.

Die meisten Akustikgitarristen wünschen sich eine möglichst natürliche Verstärkung ihres Instrumentes. Kurz: Sie wollen den Klang, den sie von ihrer Gitarre rein akustisch kennen, nur lauter. Es ist jedoch recht komplex, diesen einfach formulierten Wunsch zu verwirklichen. Außer dem Amp, spielt die Art der direkten Klangabnahme am oder im Instrument ebenfalls eine maßgebliche Rolle. Und das bringt uns wieder ein wenig zurück zum interaktiven Zusammenwirken mehrerer Positionen der Signalkette: Instrument – Pickup – Verstärker.

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Auch bei Akustik-Amps sollte man also darauf achten, dass der Verstärker zum Pickup-System der Gitarre passt und dessen Stärken angemessen wiedergibt, vielleicht sogar etwaige Schwächen oder Unvollkommenheiten der Tonabnahme ausgleicht. Der oder die Pickups wiederum sollten zum Instrument passen und dessen Charakter wunschgemäß abbilden – siehe auch den Artikel zu Pickups.

Klangkultur

Der perfekte Akustik-Gitarrenverstärker soll also ein reiner, möglichst linear übertragender Lautmacher ohne eigene Klangfärbung sein. Oder? Ich erinnere mich an ein beeindruckendes Konzert von Chris Whitley. Er spielte seine alte National Reso über einen Fender-Röhren-Amp mit Crunch-Sound – und es klang super, in einer Mischung aus erkennbar akustischem Ton und angenehmer Verzerrung. Ähnlich Monte Montgomery, Prototyp des Akustik-Rockers, der seine extra stabil gebauten Alvarez/Yairi-Steelstrings weit in den gesättigten Rock-Sound bringt und mit Kompression und Overdrive arbeitet – verstärkt schlussendlich aber von marktüblichen AER-Verstärkern.

Man sollte also, begibt man sich auf die Suche nach einem passenden Akustik-Amp, wissen, ob man den „charakterlosen“ linearen Lautmacher will, oder ob der Amp den Klang mitprägen soll, zumindest in Details? Die Antwort auf diese Fragen gibt eine Tendenz bei der Geräteklasse der Akustik-Amps vor. Denn einerseits findet man Verstärker, die an Studio-Equipment angelehnt sind – die Lautsprecher orientieren sich an neutralen Studiomonitoren, die Preamp-Ausführung erinnert an Kanalzüge von Studiomischpulten.

Und dann gibt es Amps, die in Bauweise und Design an E-Gitarrenverstärker angelehnt sind. Nicht im Sound wohlgemerkt, doch meist gehören diese Geräte dann klanglich zu einer etwas raueren Gattung, sie wollen gerade nicht wie Studioboxen klingen, sondern der E-Acoustic eine eigene Stimme mit Wucht und Durchsetzungsvermögen geben – auch wenn dabei vielleicht das letzte Quäntchen an Natürlichkeit geopfert werden muss. Zwischen diesen Polen gibt es viele Hybriden und Mischkonzepte.

Lautsprecher-Konzepte

Stellvertretend für die linearen Amps Marke „Studiosound“ stehen u. a. Produkte der Firmen Schertler, Acus und, mit leicht anderem Konzept, auch AER. Bei den weit verbreiteten mittelgroßen Amps findet man oft Bi-amplified Zweiwege-Systeme. Das bedeutet, dass zwei Lautsprecher (z. B. ein Achtzöller für tiefe Frequenzen plus ein Hochtöner) von jeweils eigenen Endstufen angetrieben werden.

Natürlich gibt es auch Mehrweg-Auslegungen klassischer Art, mit einer Endstufe und Frequenzweiche, über die dann Bass- und Hochtonlautsprecher gemeinsam angetrieben werden. Alternativ können Breitbandlautsprecher zum Einsatz kommen, meist in Form von Koaxial-Speakern, bei denen der Hochtöner im Basslautsprecher integriert ist. Die Technik dieser Amps hat sich so entwickelt, dass aus vermeintlich kleinen Geräten ein beachtlicher Schalldruck und ein beeindruckend sauberer und klarer Klang herauskommen.

Schauen wir uns als Kontrast an, wie ein bekannter E-Gitarren Amp-Hersteller wie Marshall die Akustikverstärkung löst. Deren AS50 oder AS100 Amps bieten das typische Marshall-Design, kommen mit 8-Zoll-Lautsprechern plus Hochtöner und gelten als überaus kernige Gesellen, die durchsetzungsfähig agieren, aber nicht ganz die HiFi-mäßige Referenzqualität der Studio-orientierten Kollegen bieten. Die Beliebtheit dieser Amps seit vielen Jahren zeigt jedoch, dass auch die Geschmäcker der Gitarristen verschieden sind und nicht jeder das saubere und kristalline Studio-Klangbild bevorzugt.

Hersteller wie Roland wiederum setzen auf die Stereo-Wiedergabe und haben zwei Endstufen an Bord, die zwei getrennte Speaker-Kombinationen antreiben. Dann sind auch die Effekte stereo ausgelegt. Ziel ist ein räumlicher Klang, der als „larger-than-life“ wahrgenommen wird und ein Quäntchen mehr beeindruckt. Ob einem das gefällt und das Spielgefühl positiv beeinflusst, sollte man in Ruhe und am besten im direkten Vergleich ausprobieren.

Auswahlkriterien

Um die Auswahl für den zum eigenen Bedarf passenden Akustikverstärker einzugrenzen, gehen wir die wichtigen Kriterien durch. Zu Beginn stehen Größe und Lautstärke. Soll das Gerät eher klein und transportabel sein, oder steht eine kräftige Leistung und entsprechende Lautstärke im Vordergrund? Bei dieser Entscheidung sollte man die aktuellen Anwendungsszenarien realitätsbewusst durchgehen und für zukünftige positive Karrieresprünge noch etwas Potential draufpacken.

Als nächstes entscheidet sich die Zahl der Eingänge und Kanäle. Ist der Amp wirklich nur für den Gitarristen gedacht, dessen Klampfe ein einfaches Pickup-System hat, reicht ein ebenso einfacher Ein-Kanal-Amp. Fährt man ein komplexeres Setup mit mehreren Pickups, verschiedenen Instrumenten, zusätzlichem Gesang, anderen Mikrofonsignalen oder Musikeinspielungen, braucht man einen Verstärker, der all diese Quellen auch aufnehmen und möglichst unabhängig voneinander bearbeiten kann.

Wichtig auch die Ausgänge: Man muss passende Outputs zur Verfügung haben, wenn sein Signal von einer PA hochverstärkt werden soll, wenn man Aufnahmen machen möchte oder externe Effekte einbinden will. Dazu sollte es wenigstens einen Line-Ausgang (Klinke) und einen symmetrischen DI-Ausgang geben (XLR), gern auch einen Effektweg mit Send und Return.

Soll der Amp eigene Effekte an Bord haben? Hier ist meist Hall gefragt, den heute die meisten Amps integriert haben; es gibt auch Geräte mit weiteren Effekten wie Delay oder Chorus. Wer sowieso mit Pedalboard oder anderem vorgeschaltetem Equipment arbeitet, kann dieses Kriterium bei der Auswahl hintenan stellen.

Man sollte darauf achten, dass die Klangregelung möglichst flexibel ist, also auch eine Mittenregelung umfasst, und dass möglichst viele Signalwege einen eigenen Equalizer haben. So ist man auf alles vorbereitet und kann unterschiedliche Klangquellen so anpassen, dass der entstehende gemeinsame Sound aus dem Amp optimiert wird.

Bei der Verstärkung von Akustik-Gitarren ist ab einer bestimmten Lautstärke Feedback ein Thema. Das sind Rückkopplungen, bei denen das vom Lautsprecher abgestrahlte Signal vom Tonabnahmesystem der Gitarre wieder aufgefangen und erneut in die Verstärkungskette geschickt wird, was sich unter ungünstigen Bedingungen aufschaukelt und zum tieffrequenten Dröhnen oder hochfrequenten Heulen wird. Dabei sind sowohl die Lautsprecher des Amps als auch die Ohren von Musikern und Publikum akut gefährdet. Gut also, wenn der Verstärker entsprechende Werkzeuge wie Phasenumkehr-Schalter oder Notchfilter an Bord hat.

Anschlüsse

Je flexibler die Eingänge ausgelegt sind, desto besser. Es sollten Klinkeneingänge und XLR-Inputs an Bord sein (die gibt es auch als Kombi-Buchsen). Wichtig ist die Eingangsimpedanz: Passive Pickups wie manche Piezos und Magnet-Tonabnehmer mögen hochohmige Eingänge, aktive Pickup-Systeme sind besser an niedrigohmigen Eingängen aufgehoben. Ideal also, wenn man die Impedanz umschalten kann; außerdem wünschenswert sind eine Pegelanpassung (Gain), eine LED, die vor Übersteuerungen warnt (Clip) und ein Schalter für eine Pegelabsenkung, damit sehr starke Signale nicht übersteuern.

Will man ein Mikrofon anschließen, braucht man eine XLR-Buchse. Wer mit Kondensatormikrofonen arbeitet, benötigt eine zuschaltbare Phantomspeisung (48 V), die das Mikro mit Betriebsstrom versorgt. Musiker, die Gitarre und Gesang über einen Combo-Amp verstärken wollen, sollten die passenden Eingänge und möglichst zwei Kanäle mit eigenen EQs zur Verfügung haben.

Line-Eingänge dienen der Aufnahme von bereits fertig aufbereiteten Signalen wie Musikeinspielungen, Keyboards, Drum-Computer. Diese müssen nicht unbedingt einen eigenen voll ausgestatteten Kanal haben, es reicht ein Lautstärkeregler. Solche Hilfseingänge, meist als Klinken-, manchmal auch als Cinch-Buchsen ausgeführt, haben oft die Bezeichnung Aux-In.

Die Rückseite offenbart vielfältige Anschluss- und Ausgangs-Optionen: Kopfhörer, Effektweg, DI-Out, Line-Out, Tuner, Fußschalter, externe Sound-Quelle und ein Ground-Lift-Schalter. (Bild: Andreas Schulz)

Bei den Ausgängen sollte als Minimalausstattung ein symmetrierter DI-Ausgang (DI-Out oder Balanced-Out), in Form einer XLR-Buchse an Bord sein. Gibt es zusätzlich einen Line-Out – umso besser. Man weiß bei Live-Veranstaltungen nie, was einen genau erwartet und wie das Umfeld ausgestattet ist.

Bei gut ausgestatteten Amps kann man den DI-Out umschalten zwischen Pre und Post. Die Pre-Einstellung greift das Signal direkt nach der Eingangsstufe und vor EQ und Lautstärkeregelung ab. Es ist dann unabhängig von den anderen Amp-Einstellungen – ideal für die Weiterleitung des unverfälschten Signals an eine PA zur Saalbeschallung, denn Änderungen des Musikers am Amp (vielleicht nötig für den Bühnen-Sound) beeinflussen dann nicht den Klang des direkten Signals nach draußen.

Manchmal ist der Pegel des DI-Out umschaltbar, das wird von PA-Verleihfirmen vor Ort gern gesehen, manchmal kann man auch die Erdung der Buchse trennen (Ground Lift), wenn es Nebengeräusche durch Brummschleifen gibt.

Regler

Je umfangreicher die Regelmöglichkeiten des Verstärkers sind, desto besser. Man muss sie ja nicht immer ausnutzen, doch wenn es klanglich etwas zu verbessern gilt, ist man froh, dafür auch die nötigen Tools zur Verfügung zu haben. Ein Lautstärkeregler pro Kanal ist natürlich Grundausstattung, ein Gesamt-Level-Poti im Master-Bereich ist ebenfalls nicht schlecht („Eben mal alles etwas lauter machen!“).

Eine regelbare Anpassung der Eingangsempfindlichkeit (statt nur in zwei Positionen schaltbar) kann ein Vorteil sein. Die Klangregelung in den voll ausgestatteten Amp-Kanälen sollte wenigstens einen effektiven Drei-Band-EQ umfassen (Bässe/Mitten/Höhen), ist die Mittenregelung semi-parametrisch (Level und Frequenz) oder vollparametrisch (Level, Frequenz, Filtergüte), hat man noch mehr gezielte Eingriffsmöglichkeiten.

Manchmal gibt es schaltbare Klang-Presets, bei denen eine Mittenabsenkung mit Bass- und Höhenanhebung kombiniert wird. Ein solcher HiFi-mäßiger Klang passt zu manchen Spielsituationen und Instrumenten. Meist folgt dann der Hall- oder Effektregler pro Kanal, vielleicht noch ein Notchfilter. Es gibt auch vierbandige EQs, dann sind die Mitten feiner unterteilt in Low-Mid und Hi-Mid. Oder es ist neben dem Treble-Regler ein zusätzliches Presence- oder Brilliance-Poti an Bord, das das Frequenzglitzern in den obersten Bereichen regelt.

Der Mooer SD50A bietet 10 editierbare Presets. (Bild: W-Distribution)

Effekte

Effekte direkt im Verstärker sollte man als wünschenswerte Ergänzung betrachten. Die Basisausstattung mit den benötigten Anschlüssen, Kanälen, Regelmöglichkeiten und passender Verstärkerleistung/Lautstärke sollte bei der Kaufentscheidung die wichtigere Rolle spielen. Viele Akustikgitarristen mögen gar keine allzu plakativen Effekte.

Standard ist allerdings ein Hall (Reverb). Heute gibt es fast keinen Akustik-Amp mehr ohne Hall, in der Regel ausgeführt als digitaler Effekt, der dem Signal stufenlos zugemischt wird. Es gibt auch noch Verstärker mit einer analogen Federhall-Einheit. Was man lieber mag, ist Geschmackssache, die digitalen Reverbs versuchen, Raumklang möglichst realistisch nachzubilden, ein Federhall sorgt ebenfalls für Räumlichkeit, hat aber einen hörbaren Eigenklang, den nicht jeder für Akustik-Gitarre als wünschenswert empfindet.

Inzwischen sind moderne Amps manchmal mit digitalen Multieffekten ausgestattet, die neben Hall auch Delay und/oder Chorus erzeugen können. Dabei sollte man sich nicht von der schieren Aufzählung möglicher Sounds oder Presets blenden lassen. Damit das wirklich nutzbar ist, fehlen oft die Regelmöglichkeiten, um den Effekt-Sound auf die eigene Klangvorstellung oder die Erfordernisse der Musik zu justieren.

So ist ein voreingestelltes Delay meist nutzlos, da es nichts mit dem Tempo der Musik zu tun hat und dann eher verwaschen als bereichernd klingt. Bei Modulationseffekten wie Chorus gibt es viele Geschmacksrichtungen – die Wahrscheinlichkeit, dass ein eingebautes und nicht veränderbares Chorus-Preset genau passt, ist eher gering.

Zwei Kanäle, Chorus und Hall, separate Klangregelungen und eine schaltbare Anti-Feedback-Funktion im Roland AC-40 (Bild: Andreas Schulz)

Eine andere Möglichkeit, Effekte einzubinden, sind Effekt-Loops. Ein serieller Loop besitzt Buchsen für Send und Return und liegt bei Belegung voll im Signalweg. Meist gibt es am Amp keine weiteren Regelmöglichkeiten, man muss alles am externen Effektgerät einstellen. Zu beachten ist: Das gesamte Signal des Verstärkers wird mit dem seriellen Loop-Effekt bearbeitet, dieser kann nicht für die einzelnen Kanäle getrennt geregelt werden.

Flexibler sind parallele FX-Loops. Diese werden ebenfalls über Send/Return-Buchsen angeschlossen, dem Signal aber anteilig zugemischt. Dafür gibt es dann idealerweise Mix- oder FX-Send-Potis pro Kanal und im Master-Bereich des Amps einen generellen FX-Return-Regler.

Kreative Akustikgitarristen, die gezielt mit Effekten arbeiten und sich dabei auch mit markanten Klängen in Szene setzen wollen, verlassen sich meist auf externe Effekte, die vor dem Verstärker zum Einsatz kommen, montiert auf einem Pedalboard oder ausgelegt als flexibel schaltbares Multi-FX-Pedal. Oder sie kombinieren Vorschalt-Effektpedale mit einem sehr guten Hall im Einschleifweg.

Feedback

Ein leidiges Thema bei der Verstärkung akustischer Gitarren sind Feedbacks, also Rückkopplungsschleifen, die sich zu lauten Störgeräuschen aufschwingen. Zum Glück gibt es effektive Gegenmittel. Eins davon ist eine Phasenumkehrung. Je nach Position zum Verstärker kann dies bereits sehr effektiv sein. Wer sich beim Spielen bewegt oder eine sportliche Bühnenshow pflegt, ist leider schnell aus der Feedback-freien Komfortzone raus.

Ruhig sitzende oder stehende Gitarristen/Sänger sollten aber mithilfe der Phasenumkehr eine Position finden, bei der eine satte Lautstärke ohne Feedback möglich ist. Phasenschalter findet man nicht nur an Amps, sondern oft auch direkt im Preamp in der Gitarre integriert.

Manche Amps bieten einen Low-Cut-Filter an (könnte auch Hi-Pass heißen). Dabei werden die tiefsten Frequenzen beschnitten. Da bei einer normalen Sixstring im Standard-Tuning unterhalb von ca. 80 Hz nichts mehr passiert, kann man diesen Bereich ruhig absenken. Allerdings kann man dann keine tieftönenden Instrumente wie Baritongitarre oder Akustikbass über diesen Signalweg laufen lassen.

Ist das Feedback klar auf eine Frequenz beschränkt, ist ein Notchfilter ein sehr gutes Hilfsmittel. Dabei handelt es sich um einen schmalbandig voreingestellten EQ mit starker Absenkung, den man genau auf die kritische Frequenz „stimmt“. Schmalbandig, damit die Klangveränderung möglichst gering ist und nur das üble Feedback bekämpft wird. Lässt sich neben der Frequenz der Grad der Absenkung zusätzlich einstellen – umso besser.

Es gibt sogar „intelligente“ digitale Notchfilter, die sich ihren Arbeitspunkt selbst suchen. Dabei provoziert man kontrolliert beginnendes Feedback und aktiviert dann den automatischen Feedback-Canceller, der die böse Frequenz absenkt.

Der Marshall AS50 hat mit seiner einstellbaren Anti-Feedback-Funktion ein sinnvolles Feature an Bord. (Bild: Andreas Schulz)

Hilfreich ist es, Feedback grundsätzlich zu verstehen. Es kann auf mehrere Arten entstehen. Einmal, indem bei bestimmten Tönen oder Frequenzen die Saiten der Gitarre direkt zum Mitschwingen angeregt werden. In sehr lauter Bühnenumgebung kann sogar die ganze Gitarrendecke in Resonanz zum Klanggeschehen geraten. Dabei handelt es sich dann meist um Feedbacks im tiefen oder tiefmittigen Frequenzbereich.

Spezielle Bühnengitarren (E-Acoustics) sind bewusst etwas steifer und weniger schwingungsfreudig gebaut, um diese Feedbacks nicht zu begünstigen. Wer ein Pickup-System mit Mikrofonanteil benutzt, wird eher von hochfrequenten Rückkopplungen bedroht, direktes Mikrofonie-Feedback ist am schwersten in den Griff zu bekommen.

Man kann auch versuchen, direkt an der Gitarre tätig zu werden. So gibt es Feedback-Buster, die das Schallloch der Gitarre verschließen und so den Rückkopplungskreislauf unterbrechen oder zumindest erschweren. Der rein akustische Klang ist dann natürlich stark beschnitten, das nimmt man aber in Kauf, um laut und ohne Störungen live spielen zu können.

Kaufentscheidung

Nach so viel Analyse, was bei Akustik-Amps alles möglich und wünschenswert ist, sollte man nochmal kurz innehalten und die Infos sortieren. Für die Kaufentscheidung am wichtigsten ist der Klang. Der Amp sollte mit den am häufigsten gespielten Gitarren möglichst so klingen, wie man sich das vorstellt. Hat man einen guten Amp im Rücken, fühlt man sich sicher und inspiriert – und spielt besser und befreiter. Laut genug bei vertretbarer Größe und Gewicht soll er auch sein.

Dann folgen die Ausstattungsdetails. Wieviele Eingänge und Kanäle brauche ich für meine konkreten Live-Settings? Welche Regelmöglichkeiten sind unverzichtbar? Provoziert der Amp durch seinen Eigenklang Feedbacks, hat er Tools, um diese zu mindern? Bitte auch dran denken, dass man einen Amp um weiteres Equipment ergänzen kann, etwa externe Effekte, vorgeschaltete EQs.

Sollte also ein Amp alle Kriterien wunderbar erfüllen, und es fehlt nur ein Parameter zur Perfektion, ist es völlig legitim, diesen einen Aspekt außerhalb des Verstärkers zu lösen.

Es gibt auch Zubehör für Akustik-Amps. Schutzhüllen sichern den Transport ab, spezielle Ständer sorgen für sicheren Betrieb und ideale Ausrichtung, manche Amps haben einen Anschlussflansch im Boden und können dann auf einem Boxenstativ platziert werden. Und jetzt ab auf die Bühne!


Street Life: Batterie-Amps

Wenn es nicht um schiere Lautstärke geht und man nicht viele Regelmöglichkeiten braucht, dafür aber möglichst mobil sein will und vor allem unabhängig von einem Stromanschluss, entscheidet man sich für einen Batterie-gespeisten Verstärker.

Interessant ist das für Straßenmusiker oder für Gitarristen, die kleine Jobs als „mobile Band“ haben. Natürlich auch für den rein privaten Bereich, man denke an Baggersee, Pool-Party und BBQ. Batterie- oder Akku-betriebene Amps gibt es von € 100 bis € 1500, von Spielzeug- bis Profi-Version. Besonders intensiv haben sich diese Hersteller mit dem Thema auseinandergesetzt und vor allem die Betriebsdauer optimiert: Roland, AER, Acus, Yamaha, Vox, Fender, Laney.

Mit zwei getrennten Kanälen, separaten Klangregelungen, Phantompower und Aux-Weg ist der Kleine für die Straße umfassend ausgestattet: Acus One for Street Batterie-Amp. (Bild: Andreas Schulz)

Alternativen

Zur Verstärkung akustischer Instrumente gibt es nicht nur die dezidierten Akustik-Amps. Ebenfalls für Akustik-Gitarren und generell für typische Unplugged-Spielsituation geeignet sind spezialisierte kleine bis mittelgroße PA-Anlagen. Diese sind insbesondere dann empfehlenswert, wenn man eine größere Location beschallen muss oder eine Band-Besetzung verstärken möchte.

Ein Gitarrenduo oder einen Singer/Songwriter mit Gitarre plus Gesang kann man noch mit einem oder zwei Akustik-Amps zu Gehör bringen, geht es aber zusätzlich um weitere Gesangsstimmen, Akustikbass, Mundharmonika, Blasinstrumente und Perkussion, ist eine Klein-PA zu empfehlen. Hier wird ein klassisches Konzept verfolgt, es gibt ein Mischpult, Leistungsendstufen und Boxen. Manchmal sind die Endstufen in den Mixer integriert (Power-Mixer) oder direkt in die Boxen (Aktivboxen).

Die Lautsprecher wiederum können Fullrange-Speaker sein (alle Lautsprecher befinden sich in einer Box, als 2- oder 3-Wege-System) oder aufgeteilt in Subwoofer plus Satelliten. Der Subwoofer strahlt nur die tiefen Frequenzen ab (oft reicht dann eine Box), die Satelliten sind deutlich kleiner und übernehmen Mitten und Höhen. Sie werden meist in Ohrhöhe platziert, auf Lautsprecherstativen oder Stativstangen über dem Subwoofer.

Haben vielerorts schon den üblichen Klein-PAs den Rang abgelaufen: Line-Array-Systeme wie das Bose L1. Zum Transport wird das Bose-System zerlegt und in einem sicheren Case untergebracht. Sehr praktisch! (Bild: Bose)

Ein interessantes Konzept sind auch Line-Arrays. Dabei sind die Boxen hohe und schmale Säulen, in denen viele kleine Lautsprecher ihren Dienst verrichten. Diese sind leicht gegeneinander angewinkelt, sodass sie sehr breit abstrahlen. Die Säulen werden von einem Basslautsprecher im Standfuß unterstützt oder können durch einen zusätzlichen Subwoofer untenrum aufgebohrt werden.

Dazu gibt es eine Anschlusspalette, die oft für einfache Anwendungen bereits ausreicht; die Line-Array-Systeme kann man für größere Besetzungen und mehr Kanäle mit einem Mischpult ergänzen. Das Interessante daran ist – neben dem Klang und dem für die Musiker anderen Spielgefühl – die Tatsache, dass man diese Lautsprecher auf der Bühne so platzieren kann, dass sie gleichzeitig als Monitor dienen.

Die traditionellen Klein-PAs sind dagegen für die Publikumsbeschallung gedacht (PA steht für Public Adress) und müssen normalerweise meistens um einen Monitor für die Bühnenbeschallung ergänzt werden. Für diesen Zweck kommen dann auch wieder kleine Akustik-Amps in Frage – es gibt also durchaus Überschneidungen zwischen Akustikverstärkern und PA-Anlagen.

Hier der Aufbau einer Line-Array-Box: Viele kleine, angewinkelt montierte Speaker. (Bild: Bose)

>>> Mehr Informationen rund um die Akustikgitarre gibt’s in unserem Akustik Gitarren ABC <<<

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die besten Klangerlebnisse machte ich mit einem in Italien gefertigten 100 Watt „SR-Technology“ Mon Baby Transistor Amp,der mir bis heute sehr gute Klangeigenschaften liefert.
    Ich vermute,er ist fast baugleich mit dem aktuellen Amp des Herstellers Schertler.
    Das damalige SR-Technology Markenlabel existiert m.E. leider nicht mehr.
    Ich erstand den besagten Verstärker aus italienischer Pruduktion damals für knappe 350,-€uro bei einem kleinen Berliner Gitarrenhändler,und bin seit dem überaus zufrieden mit eben diesem winzigen,jedoch relativ schweren Amp.
    Hatte vorher Vergleiche mit den Transistor-Amp Fabrikaten von Ibanez und Marshall machen können,die mir aber soundmäßig nicht sonderlich gefielen.
    SR-Technology Transistor Verstärker besitzen sehr hochwertige Bauteile,sind sehr sauber verarbeitet und äußerst solide.Das einzige Manko sind ihr Gewicht (in Relation zur Größe sind sie recht schwer) und die Tatsache,daß sie beim Transport enorm unhandlich sind,da sämtliche Modelle dieses ehemaligen Markenlabels überhaupt keinen Tragegriff besitzen..Auch eine Schutzhülle für diese Amps gibt es leider nicht.
    Trotzdem entschädigen sie dafür mit einem top Klang und Langlebigkeit.
    Die Gehäuse bestehen oft aus mehrfach verleimten Holzplatten,die es in nußbaumfarbig gebeizten oder aber matt schwarz lackierten Oberflächen gibt.
    Vielleicht hat jemand ähnlich positive Erfahrungen mit SR-Technology Acoustic Amps aus Italien machen können?

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    1. Die SR Technology MonBaby ist in Sachen Neutralität und Wohlklang auch für mich das Beste, was mir je vor die Ohren gekommen ist, bis hin zu Situationen, wo professionelle Kollegen (!) erst gemerkt haben, dass meine Gitarre verstärkt war, wenn ich mal zwischendurch mal stummgeschaltet habe.

      Deine Kritik am Handling kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Die MonBaby hat oben/hinten einen Fingereingriff, der für die 7 kg Masse (die ich nicht als ‘schwer’ empfinde) völlig ausreichend ist. Ich finde auch die Wedge-Form sehr praktisch.

      Allerdings: Was nützt das Lob? Das Ding wird seit Jahren nicht mehr gebaut und SR ist Vergangenheit. Der einzige Effekt von Lobeshymnen dürfte ein Anstieg der Gebrauchtpreise sein.

      Die Verarbeitung finde ich persönlich jedoch nicht so berauschend – unverschraubte Potis und (in einem Fall – ich besitzte drei MBs) ein rappelndes Schirmblech laden zum Pimpen ein; das funktioniert aber nur für eine bastelaffine Minderheit.

      Und: Der eingebaute Mic-Preamp ist ‘nett gemeint’. Ich klette einen kleinen, batteriebetriebenen Sound Devices an mein MB und verwende dessen Line-In.

      Für mich ist der Sound die Mühe wert – aber für Kollegen, die sich schon beim Saitenwechsel schwer tun?

      Aktuell erhältliche Alternativen mit ähnlichem Klangideal (Stichwort: 2-Wege aktiv) gibt es von Acus; vor allem die Modelle mit Akkuslots im Makita-Format sind für viele sicher praktisch. Deutlich teurere Modelle, etwas besser verarbeitet, gibt es seit eh und je von Schertler (allerdings meines Wissens nicht mit Akku).

      Die AERs sind mir regelmäßig zu höhenlastig. Das gefällt mir bei T.E. aus Downunder zwar sehr gut, passt zu seinem Style usw. – bei mir klingt es aber eher unangenehm.

      Hinweis zur Orientierung: Ich spiele kleine, relativ leise Gigs mit Gourmet-Sound. Große Bühne + Drums/Bass/you-name-it mit Piezo- oder Magnetic-PU und Feedback-Buster kommen bei mir selten vor. Dafür braucht’s dann schwereres Holz.

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  2. Wie kann man denn die Fishman Amps unerwähnt lassen?

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    1. “Wie kann man denn die Fishman Amps unerwähnt lassen?”

      DAS war auch mein erster Gedanke beim Lesen des Artikels.

      Die Dinger sind praxisgerecht ausgestattet und klingen richtig gut. Nicht ganz so HiFi wie ein AER aber deutlich neutraler und mit mehr Druck als die Roland-Spielzeuge.
      Nach über zehn Jahren mit der alten grauen Loudbox 100 bin ich vor zwei Jahren auf die Mini-charge umgestiegen: Genial! Rein ins Café, $%&$$ auf Steckdose, einfach einen guten Platz suchen, Gitarre einkorken und loslegen.

      Und so nebenbei bemerkt bietet Fishman auch grandiosen Service: Als meine alte Loudbox mal ein Problem mit der Endstufe hatte bekam ich von Fishman nicht nur sofort die Schaltpläne per Mail, sondern es gab auch noch Ersatzteile. Rund acht Jahre nach dem die Produktion eingestellt wurde durchaus bemerkenswert.

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  3. Ganz heisser Tipp für Tanglewood T6 Eigner: Schickt den weichaufgehängten Werks HiFi Speaker in Rente und setzt den vom AER 60 ein (als Ersatzteil direkt bei AER ordern) Nicht einmal teuer. Es geschieht für wahr ein Wunder in Dynamik, Klang.

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    1. Habe seit einem halben Jahr die Evolve 30m. Im eindatz: vergesst Bose und vergesst alle Akusticamps in der Preisklasse über 1000€.

      Ok, man muss sich erst daran gewöhnen, das man mindestens 3m vor dem Ding Stehen muss. Aber dann: Top.

      Blöd nur: Die Dösbattel von Dynacord, die den Mixer designed haben, haben nur 13V Phantompower spendiert, mein Sennheiser 965 geht nicht mehr😭. Und in den beiden Effektsektionen sind verschiedene FX.

      Das Ding ist so portabel wie ein Acus, hat 1000 Watt und wird problemlos auch von Technikanalphabeten über das Handy gesteuert.

      Die Stagepass 1k ist vielleicht noch etwas einfacher zu bedienen. Ich fand den Sound aber etwas weniger druckvoll und transparent.

      Die RCF Jmix konnte ich noch nicht testen.

      Also, wer sound will, sollte line arrays wählen. Wer im Wohnzimmer die Klampfe verstärken will, bleibt beim Ac-Amp.

      Auf diesen Kommentar antworten
  4. Ich benutze seit Jahren eine HK Audio Nano300.

    Super kleine, aktive Satelliten Anlage mit eingebautem Mixer.

    Ich kann mir der Akustik Gitarre entweder direkt in die Anlage oder dann, weil keine Effekte verbaut/geboten werden, über einen gängigen Akustik Gitarren PreAmp .

    Vorteile. Klein, Handlich, mehrere Eingänge für Mikro, klingt richtig gut usw.

    Unbedingt einmal antesten.
    wirklich eine tolle Alternative.

    Warum im Artikel so etwas , ausser der BOSE, nicht vorgestellt wird……?

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  5. Bei den Amps bin ich mit AER Acousticcube 3 und Schertler RoyX für meine Nylongitarre bestens abgedeckt.
    Effekte sind ein Riesenthema, da nur sehr wenige Anbieter die Wärme behalten, damit die Gitarre nicht nach Eispickel klingt. Hall, Delay sind dabei wichtig.
    Hier beginnen Infos für mich interessant zu werden.
    Da findet man aber sehr wenig und muss durch jahrelanges Ausprobieren und Geld ausgeben weiterkommen. Für fortgeschrittene Akustikspieler war dieser Artikel nicht hilfreich und für Anfänger wohl eine Überforderung. Eigentlich war ich bereit für hilfreiche Infos ein Abo zu lösen (z.B. beste Hallpedals für Nylongitarren). Leider sind solche Zeitschriften nicht in der Lage Klartext zu reden, um ihre Inserenten nicht zu verägern.

    Auf diesen Kommentar antworten
  6. Bose L1 schon oft für Straßenmusik im Einsatz gehabt, auch für Partys, natürlich Mono, merkt kein Mensch. Einfach, leicht zuverlässig!

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