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Guitar Guru: Sakai-Singlecut und Lionel-Loueke-Gitarren
von Guitar Guru, Artikel aus dem Archiv
Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Sakai-Gitarre und zwei Gitarren des britischen Jazz-Gitarristen Lionel Loueke.

Diese Les-Paul-Kopie habe ich vor drei Monaten auf einem Flohmarkt gekauft. Sie hat einen Schichtholzkorpus, eine leichte Deckenwölbung, einen fies reparierten Kopfplattenriss, der nur mit einer Schraube fixiert wurde – glücklicherweise wurde er nicht verleimt. Es sind keine Original-Pickups, sondern ein DiMarzio am Hals und ein Seymour Duncan am Steg. Ein Herstellerlogo kann ich nicht finden, allerdings gibt es eine Stempelung am bzw. im Korpus und ein Zeichen am Hals. Das Stop Tailpiece und die Brücke sind „Made in Japan“ und mit „HT 5 Bridge“ gekennzeichnet. Meiner Meinung nach hat ein Vorbesitzer den Yamaha-Aufkleber auf der Halsplatte aufgeklebt. Könnt ihr mir Hinweise zum Hersteller und Alter geben? Aufgrund der Schäden und der fehlenden Original-PUs ist der Wert wahrscheinlich eher gering … – Werner
Bei deiner Gitarre handelt es sich, wie du richtig vermutet hast, nicht um eine Yamaha. Würdest du ein Bild von ihr auf Facebook etc. posten, bekämst du von 20 Leuten 30 verschiedene Antworten, darunter verlässlich „Ibanez!“, „nein, Aria!“, „quatsch, Greco!“. Man muss es den Leuten nachsehen, denn die Les-Paul-Kopien jener Zeit − wir sprechen über die 1970er-Jahre − der verschiedenen japanischen Hersteller unterschieden sich nur in Details, die man mühselig miteinander vergleichen muss. Wer war es nun bei deiner Gitarre? In diesem Fall war es eine heute eher obskure Fabrik namens Sakai Mokko. Nach heutigem Wissensstand stellte sie in den späten 1960er-Jahren und bis Mitte der 1970er-Jahre einen Großteil der damals erschwinglichen japanischen Gitarren im unteren Preissegment her. Deine Gitarre dürfte aus den Jahren 1973-74 stammen.
Die Informationen zu Sakai Mokko sind rar und basieren mehr oder weniger ausschließlich auf den Recherchen von Frank Meyers direkt in Japan, die er in seinem wichtigen Buch ‚History of Japanese Electric Guitars‘ festgehalten hat. Da die Angaben dort aber auch eher dünn sind, stellt sich weiterhin die Frage, ob das Label ‚Sakai‘ wirklich eine Gitarrenfabrik war oder eben nur ein weiteres Label, wie eben Ibanez (Hoshino Gakki) oder Aria (Arai Corporation). Diese Frage bleibt leider unbeantwortet. Jedenfalls entstammt deine Les Paul jener Fabrik, die auch die anderen mit Sakai assoziierten Instrumente herstellte – darunter übrigens auch die berüchtigte „Hertiecaster“, also das ST-Style-Modell mit German Carve und vier weißen Pickups. Dafür sprechen kleinste Konstruktionsdetails wie der Nullbund in Kombination mit dem klobigen, typischen Sattel sowie der Schichtholzkorpus. Einen geschraubten Hals hatten damals übrigens die meisten japanischen LP-Kopien.
In Kombination mit den anderen Konstruktionsdetails stellt dies den weit verbreiteten Mythos der „exakten“ japanischen LP-Kopie ein wenig in Frage – nur wenige Topmodelle waren wirklich exakte Kopien, und das auch eher in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Original war Deine Gitarre sicherlich mit Maxon-Humbuckern ausgerüstet, die heute in der Szene gefeiert werden, damals aber nicht den Dampf brachten, den man in den 1970ern und 1980ern wollte – deshalb vermutlich der Austausch. Sofern es sich bei den nachgerüsteten Pickups um Vintage-Modelle von DiMarzio und Seymour Duncan handelt, könnten diese auf dem Gebrauchtmarkt einzeln oder auch kumuliert mehr einbringen als die Gitarre in diesem Zustand wert ist. In restauriertem Zustand mit normalen oder originalen Pickups kann man für dieses Stück bis zu ca. € 350 erzielen, wenn man es international mit Versand, sofort spielbar und mit guten Bildern anbietet. Mit dem erwähnten Kopfplattenriss wird das aber eher schwierig.

Bei den Jazzopen Stuttgart am 5. Juli 2025 spielte Herbie Hancock mit seiner Band ein fantastisches Konzert. Ich war als akkreditierter Fotograf vor Ort. Der Top-Gitarrist Lionel Loueke spielte dabei auf zwei mir nicht bekannten Gitarren. Beide waren 7-saitig. Er zauberte damit wunderbare Sounds hervor und erzeugte mit mir bisher völlig unbekannten Effekten völlig neue, auch witzige Sounds. Meist spielte er auf der Gitarre mit den breiten Metallzargen. Mich würde interessieren, was das für zwei Gitarren sind. – Dieter
Für die Leser:innen, die ihn nicht kennen: Lionel Loueke ist ein beninisch-US-amerikanischer Jazzgitarrist, der bereits mit mehreren Boutique-Gitarrenbauern zusammengearbeitet hat, darunter Schorr Guitars und Zaletelj Guitars. Bei den beiden von dir fotografierten Gitarren handelt es sich allerdings um zwei andere Modelle: Die Gitarre mit dem slotted Headstock und dem Metallrahmen ist das Modell ‚Beekay‘ des kanadischen Herstellers Daddy Mojo Guitars aus Montreal – ein Einzelstück, das wohl für Loueke angefertigt wurde. Die rote Gitarre ist das Modell ‚Sine‘ des deutschen Herstellers Verso aus Kassel. Sie hat einen Metallkorpus und einen verstellbaren Pickup. ●
guru@gitarrebass.de
(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)
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