Neues aus der Kampfzone!

ESP Rob Caggiano Signature im Test

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E-Gitarre von ESP, stehend
(Bild: Dieter Stork)

 

ESP lieferte schon so manch einem dieser turboschnellen Shredder und Hardcore-Rocker das rasante Fluggerät für die Versuchsanordnung: Schallmauer durchbrechen. Jetzt war der Lead-Gitarrist von Anthrax an der Reihe. Also Helm auf und Anschnallen bitte!

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Der 1976 in der Bronx geborene Rob Caggiano gehört seit 2001 zum festen Line-Up der bereits 1981 in New York gegründeten US-Metal-Band Anthrax. Der Mann machte sich aber auch als Toningenieur und Produzent einen Namen. Von seinem Signature Modell gibt es im Übrigen auch noch eine gar nicht mal so viel anders ausgestattete „kleine“, will meinen preisgünstige Version aus der ESP-Unterabteilung LTD.

 

Konstruktion der ESP Rob Caggiano Signature

Die Rob Caggiano Signature hat das elegante Shaping des ESP-Modells Horizon zur Grundlage. Der gut taillierte Korpus aus zweiteilig mittig gefügter Esche ist in der Farbe See Through Purple (STP) hochglänzend perfekt lackiert. Großzügige Konturschnitte sorgen für besten Spielkomfort und optimale Ausrichtung des Instruments am Spieler, lediglich die Partie im Bereich der Armauflage weist durch den leichten Violinenschnitt dort einen spürbaren Grat auf, der aber zugunsten des umlaufenden Fake-Bindings hingenommen wurde.

Der dreistreifige Hals aus Ahorn sitzt höchst präzise angepasst in seiner Korpustasche und ist daselbst über eine diagonal angeschnittene Platte mit vier Schrauben fixiert.

Die darunterliegende Korpuspartie bekam ein entsprechende Abflachung in Richtung Hals, wie auch eine zusätzliche Kehlung im Cutaway unten, die den Zugriff auf die hohen Bünde praxisgerecht erleichtert. Das glänzend polierte Palisandergriffbrett verfügt über „Glow in the Dark Side Markers“ und 24 höchst sauber und gratfrei verarbeitete Jumbobünde. In Höhe des 12. Bundes findet sich im Griffbrett ansonsten lediglich das Symbol für den Planeten Jupiter eingelegt (steht für die zugeordneten Eigenschaften: Männlichkeit, Reife, Begeisterungsfähigkeit, Bildungsfähigkeit – yes yes).

Die gut abgewinkelte, pointiert gestaltete Kopfplatte ist mit einem Matching-Headstock-Layer aus Esche in der Body-Farbe ausgestattet. Sperzel Locking Tuners sorgen für verlässliche Stimmung. Unterhalb des Sattels aus Kunststoff verstärkt eine Volute auf der Halsrückseite den Winkelübergang. Zugriff auf den eingelegten Halsstab gibt es ebenfalls vom Kopf her. Am Korpus werden die Saiten (648 mm Mensur) über eine Locking TOM Bridge von TonePros zum Tailpiece geführt.

Zwei Humbucker von DiMarzio sorgen für kraftvollen elektrischen Output. Am Hals sitzt der Air Norton, in der Stegposition der auf Rob zugeschnittene RC Custom. Generell lassen sich Volume und Tone über griffige und gut platzierte Dome-Speed-Knöpfe regeln. Ein unterhalb der Bridge platzierter Fünfwege Ultraswitch sorgt für vielfältige Klangvariation: In den Außenpositionen 1 und 5 liegen wie üblich Hals- und Steg-Pickup allein an, in der Mittelstellung 3 werden die jeweils in Richtung Hals positionierten einzelnen Spulen beider Humbucker in Serie zusammengeschaltet und in den Zwischenpositionen finden wir parallel miteinander verschaltete Einzelspulen beider Pickups vor – zum einen die jeweils vorderen, zum anderen die jeweils hinteren. Mit ihren geringen elektrischen Widerständen sind die für etwas mager-spitzige, aber alternativ nutzbare Sounds zuständig. Die Output-Buchse wurde in die Zarge unten hinten platziert. Versenkt angebrachte Flush Mount Straploks von Dunlop komplettieren die Ausstattung.

Das Instrument erweist sich als höchst präzise gefertigt und in Perfektion lackiert. Besonders zu loben ist das seidenglatte Hals-Finish in Verbindung mit den optimal verrundeten Griffbrettkanten und Bundenden.

 

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Sperzel Locking Tuner (Bild: Dieter Stork)

 

Die ESP Rob Caggiano Signature in der Praxis

Das Rob-Caggiano-Modell aus der ESP Signature Series ist eine in jeder Hinsicht auf absolut komfortable Spielbereitschaft hin entworfene Gitarre. Dafür sorgen die gut platzierten Korpuskonturen mit bester Ausrichtung am Körper und optimalem Griffbrettzugang bis in die höchsten Positionen, vor allem aber der wunderbar ausgeformte Hals von mittelstarkem Profil (Extra Thin U Neck Contour): nicht so dünn wie der Name suggeriert, nicht zu breit, seitlich optimal verrundet und mit einer glänzend auf den Punkt gebrachten Jumbo-Bundierung obendrein ausgestattet. Dazu konnte die Saitenlage flach und dennoch bemerkenswert frei von Nebengeräuschen eingerichtet werden. Ohne jeden Zweifel liegt uns damit ein Instrument der gehobenen Spielkultur vor.

Die akustische Klangausstattung wartet mit klar gegliederten Akkorden auf, deren Stimmen harmonisch ineinandergreifen und durch einen guten Draht im Ton plastische Kontur gewinnen. Gehaltene Noten vermitteln mit ausdauerndem und gleichmäßigem Schwingverhalten auch schon abseits vom Amp ein Gefühl für das erwartbar satte Sustain in Zerr-Positionen.

Na, jetzt aber ran an den Speck, die Röhren sind heiß: Erstaunlich zunächst die aufgeräumte Darstellung im Akkord über die recht kraftvoll ausgelegten Humbucker (Hals 11,7 kOhm; Steg 17,7 kOhm) in klaren Verstärkereinstellungen. Satt, tiefgreifend und doch stimmlich transparent und konturstark agiert der Air Norton am Hals. Ja, selbst der Rob-Caggiano-Custom-Pickup in der Stegposition kann clean gespielt mithalten, denn auch er liefert immer noch ausreichend klar strukturierte Akkorde mit recht ordentlichen Höhen, auch wenn hier die Mittennase natürlich etwas stärker in den Vordergrund drängt. Gehen wir in die Schalterposition Mitte, so ist der Sound aus den seriell geschalteten Einzelspulen beider Pickups eine weitere volltönende Klangalternative. Tendenziell perlt dieser Kombiklang, verglichen mit dem Halstonabnehmer, deutlich mehr, bietet auch ein etwas differierendes Frequenzbild mit mehr Licht, das er vom Steg-Pickup bekommt. Die beiden Zwischenstellungen halten dann noch nagelige, stark ausgekämmte Klangbilder der parallel verschalteten Spulen vor. Das sind etwas spitzig-spröde Alternativ-Sounds mit deutlich weniger Output, die in Gain-Schaltungen dann aber besonderen Sinn machen.

Geben wir also Gas: Im Overdrive entfaltet sich über den Air Norton gespielt ein tief reichender Sound, der eine Menge Growl entwickelt. Rob mag diesen fetten Ton und spielt demgemäß viel in dieser Pickup-Position. Für den ungehinderten Anschlag hat er die Spulen sogar recht weit runtergedreht, aber dafür schwingen die Saiten ohne viel magnetischen Pull auch frei und ungehindert, das Tonbild bleibt sauber und stabil. Standfest und satt tönen dann auch die Sololinien über diesen Pickup. Mit klar definierter Anschlagskontur starten sie spontan ins Leben, von dem sie sich durch forsch nachdrängende Obertöne dann auch kaum wieder trennen wollen – stark!

Der RC Custom am Steg legt mit etwas höherem Output noch einen drauf, spitzt den Ton weiter zu und drückt den aus der Mitte heraus frech in Position. Auch er markiert den Anschlag mit sattem Akzent, bricht dann mit guter Aggression vor und reagiert spontan auf jede Fingeraktion. Der scharf angerissene Ton federt bestens vom Griffbrett, eilt fast schon dem Anschlag voraus. Diese spontane Tonentfaltung mit dem nachfolgenden Boost sorgt für ein tolles Gefühl von Schub, von Potenz – großartig!

Will man weg von diesem geradezu brünstigen Tonverhalten, so schaltet man in die Zwischenpositionen, welche für eine deutliche Entfettung sorgen. Das Klangbild lichtet sich, das Volumen schrumpft und wir können spontan auf atmosphärische Änderungen reagieren ohne den Drive-Status zu verlassen. Gut, die Tonfarben dieser Schaltstufen sind wohl etwas speziell, aber immerhin erweitern sie das Angebot um alternativ nutzbare Sounds.

 

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Ergonomisch gestalteter Hals-Korpusübergang (Bild: Dieter Stork)

 

Resümee

Das Rob-Caggiano-Modell aus der ESP Signature Series belegt wieder einmal eindrucksvoll, was wir doch längst wissen: die Japaner können Gitarren bauen. Styling, Konstruktion, spielförderliche Präzision bis ins letzte Detail, elektrische Kraft und meisterliche Fertigung, da bleiben kaum noch Wünsche offen. Caggiano ist absoluter ESP- und DiMarzio-Fan und spielt man sein Signature-Modell, so versteht man auch warum das so ist. Eine perfekte, elektrisch starke Gitarre mit einem großartigen Hals für den von Rob vorgegebenen Stil, aber doch flexibel genug eingerichtet, um mindestens all den Spielern zu gefallen, die härtere Gangarten bevorzugen. Der Preis ist zwar nicht gering, aber absolut gerechtfertigt. Großartige Gitarre!

 

Übersicht

Fabrikat: ESP

Modell: Rob Caggiano Signature

Typ: Solidbody-E-Gitarre

Herkunftsland: Japan

Mechaniken: Sperzel Locking Tuner, gekapselt

Hals: Ahorn, dreiteilig, aufgeschraubt

Sattel: Kunststoff

Griffbrett: Palisander, nicht eingefasst, Punkt-Einlagen

Radius: 12″

Halsform: Extra Thin U-Neck Contour

Halsbreite: Sattel 43,1 mm; XII. 52,7 mm

Halsdicke: I. 20,4 mm; V. 20,5 mm; XII. 21,1 mm

Bünde: 24, Jumbo

Mensur: 648 mm

Korpus: Esche, zweiteilig

Oberflächen: See Through Purple Hochglanz, Hals Satin

Schlagbrett:

Tonabnehmer: DiMarzio Air Norton Humbucker (Hals 11,7 kOhm) DiMarzio RC Custom (Steg 15,7 kOhm)

Bedienfeld: 1x Master-Volume, 1x Master-Tone, 1x Fünfweg-Pickup-Schalter

Steg: TonePros Locking TOM Bridge und Stoptail

Hardware: verchromt

Gewicht: 3,2 kg

Lefthand-Option: ja, 20% Aufpreis

Vertrieb: Sound Service

15834 Rangsdorf

www.soundservice.de

Zubehör: Koffer

Preis: ca. 2735, Ladenpreis bei ca. 2300.

 

Plus

  • Design/Optik
  • Konstruktion
  • Schwingverhalten
  • Pickups/Schaltung
  • Sounds
  • Spieleigenschaften, Ergonomie
  • Verarbeitung
Produkt: Gitarre & Bass 6/2023
Gitarre & Bass 6/2023
IM TEST: Harley Benton 25th Anniversary: Special Edition Guitars +++ IK Multimedia ToneX Software & Pedal +++ KMS Saddles & Bridges für Telecaster +++ Schecter Nick Johnston PT +++ Guild Surfliner HH +++ Sandberg Florence Bässe +++ Taylor Guitars 417e +++ Orange MK Ultra Marcus King +++ Fender Rumble 800 Combo

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