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The Art of Bass: Walking Bass Basics – Teil 2

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(Bild: LFO62/Shutterstock)

Ganz kurz möchte ich noch einmal die grundlegenden Aspekte des Walking Bass-Spiels wiederholen, die ich im vorigen Teil dieser Walking Bass-Serie erwähnt habe.

In seiner Grundform besteht der Walking Bass nur aus Viertelnoten, die im Jazz allerdings mit einem triolischen oder sogenannten ternären Swing-Feeling gespielt werden. Wenn Achteltriolen verwendet werden, z. B. in einem Thema oder in einem Solo, werden die ersten beiden Achtel eines Viertels in der Regel gebunden gespielt, während das dritte Achtel frei steht.

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Trotz der daraus resultierenden Lang-Kurz-Dynamik werden Achtel im Jazz nicht als Triolen, sondern als ganz normale Achtel notiert. Man weiß nur, dass sie in einem triolischen Lang-Kurz-Gefühl gespielt werden. Zusammen mit dem Ride-Becken des Schlagzeugs legt der Bassist mit seinem Walking Bass einen soliden Teppich, auf dem sich die Solisten dann austoben können.

Eine Walking-Bass-Linie besteht immer sowohl aus den Skalentönen der entsprechenden Akkorde als auch aus den chromatischen Zwischen- oder Durchgangstönen, also Halbtonschritten, dieser Skala. Um einer Walking-Bass-Linie Struktur zu geben, ist es gut, zumindest am Anfang, drei Regeln zu befolgen.

Regel 1: Spiele immer den Grundton auf der 1 eines jeden Taktes.

Regel 2: Baue immer die Terz des Akkordes in die Linie ein. Das gibt der Linie Struktur und definiert auch das Akkordgeschlecht: Dur oder Moll.

Regel 3: Nähere dich von der 4 des vorhergehenden Taktes immer nur mit den folgenden Tönen dem jeweils nächsten Grundton an: chromatischer Halbtonschritt von unten oder oben, Ganztonschritt von unten oder oben, Quintschritt von unten oder oben.

In dieser Folge erweitern wir die Regeln:

– Der jeweilige Grundton eines Akkordes muss nicht mehr zwingend auf der 1 eines Taktes gespielt werden. Die Linien können sich also über zwei oder mehr Takte erstrecken, ohne dass der Grundton auf der jeweiligen 1 gespielt wird. Alternativtöne sind vor allem die Quinte und die Terz eines Akkordes.

– Die Linien werden nun durch rhythmische Phrasierungen bereichert, die hauptsächlich aus triolischen Achtelfiguren bestehen.

TRANSKRIPTION

Nach der Akkordzerlegung des Akkordes F7 im ersten Takt über Grundton, Terz und Quinte sehen wir beim Erreichen der Oktave die erste dieser rhythmischen Achtelphrasierungen, bei der von der letzten Achteltriole der 3 über die Halbtonannäherung von oben (H) der folgende Akkord Bb7 angespielt wird. Im zweiten Takt wird der Akkord Bb7 auf die gleiche Weise dargestellt, mit dem Unterschied, dass über die Achtelphrasierung eine Halbtonannäherung von unten zum nächsten Akkord F7 erfolgt. Im dritten Takt sehen wir auf der 1 die typische Walking-Bass-Jazz-Triole über Oktave, Quinte zur Terz.

In Vierteln geht es nun chromatisch zur nächsten 1 des vierten Taktes, die ebenfalls in F7 ist. Hier sehen wir nun, dass auf dieser 1 nicht der Grundton, sondern die Quinte gespielt wird. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn sich Harmonien über zwei Takte erstrecken. Die Linie bekommt dann einen größeren Tonumfang und wird dadurch interessanter. Im vierten Takt sehen wir nun eine Aneinanderreihung der Achtelphrasierung über die (als Anker fungierende) Quinte, Sekunde, Grundton und Halbtonannäherung von oben zum Bb7.

Im fünften Takt wird die mixolydische Skala von Bb7 in Vierteln einfach bis zur Quinte nach unten gespielt. Im sechsten Takt, welcher ebenfalls in Bb7 ist, begnügen wir uns mit Grundton, Quinte, Achtelphrasierung und Halbtonannäherung zur Quinte des folgenden Akkordes F7. Auch in Takt 7 wird auf der 1 nicht der Grundton, sondern stattdessen die Quinte gespielt, um dann, nach einer weiteren Achtelphrasierung chromatisch zum sogenannten halbtaktigen Turnaround Am7, D7 (einer 2.-Stufe-/ 5.-Stufe-Akkordverbindung) überzuleiten.

Im Turnaround erfolgen jeweils einfache Halbtonannäherungen zum nächsten Akkord. In Takt 9 sehen wir im Gm7-Akkord auf der 1 wieder eine typische Achteltriolenphrasierung, welche auf der Mollterz landet, um dann von der Quinte chromatisch zum C7 abzusteigen. Letzterer wird in einfachen Vierteln ausgespielt, um wieder im Turnaround Am7, D7 und Gm7, C7 diesmal in höherer Lage zu landen. Auch diese Turnarounds werden wieder mit Halbtonannäherungen und Achtelphrasierungen ausgeschmückt.

Den 2. Durchgang der Linie überlasse ich euch zur Analyse. Prüft, über welche Akkord- und Skalentöne sie verläuft. Welcher Ton wird auf der 1 gespielt, wie sind die Übergänge?

In der ternären Groove-Übung werden die typischen Jazz-Phrasierungen noch einmal gesondert geübt. Über den Akkord F7 gibt’s außerdem einige Phrasierungsmöglichkeiten zu entdecken über Terz, Quinte und Oktave.

Dieses Beispiel liefert einen Jaco Pastorius ähnlichen Groove, und so weiß man dann auch, wovon sein eigenwilliger Stil stark beeinflusst wurde, nämlich von der Jazz-Phrasierung. Viel Spaß damit!

 

(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2023)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo,
    ich warte jetzt schon eine ganze Weile auf den dritten Teil von
    The Art Of Bass – Walking Bass
    zum Download. Wann kommt der denn?
    Überhaupt muss ich feststellen, dass bei G&B das Thema Bass absolut zu kurz kommt. Anscheinend ist G&B nur was für Gitarristen die auch mal zum Bass greifen. Sehr unbefriedigend.
    Bassige Grüße,
    Sigi

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