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Parts Lounge: Fender Princeton Reverb Tunings

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Der Fender Princeton Reverb gehört mittlerweile zu den beliebtesten Fender-Combos. Je mehr Musiker nur noch in sehr kleinen Clubs oder Kneipen, zuhause oder im Studio spielen, desto brauchbarer erweist sich dieser 14-Watt-Klassiker, der mit Klangregelung, Hall und Tremolo sogar noch üppig ausgestattet ist. Außer „laut“ lässt dieser Amp wirklich nichts vermissen.

Ein Fender-Allrounder in bester Manier mit feinem und offenem Sound. Vermutlich hört man den Princeton auf unzähligen Studio-Aufnahmen aus Nashville sowie auf zahlreichen Licks und Soli der L.A.-Studio-Szene in den frühen Achtzigern. Aufgrund seiner geringen Größe und des moderaten Gewichts taugt wahrscheinlich kaum ein Combo mehr zum smarten Transport ins Aufnahme-Studio. Jeff Beck nahm große Teile seines ‚Wired‘-Albums über einen Princeton auf, Mike Campbell von Tom Pettys Heartbreakern benutzte den kleinen Combo sogar bei allen Live-Gigs.

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1963 Fender „Brown“ Princeton (Bild: Udo Pipper)

Für Sammler ist der Winzling längst ein Muss, denn kaum ein Verstärker bietet für den Test der neuen Vintage-Gitarre ein größeres Klangspektrum. Besonders begehrt sind heute die Brown- und Blackface-Modelle der Baujahre von 1961 bis 1967. Letztere erreichen bei Gebrauchtverkäufen schon die € 4.000- Marke. Bei Fender hat man der Beliebtheit des kleinsten unter den Großen mit einem Reissue-Modell daher Tribut gezollt.

Fender Princeton Reverb Reissue (Bild: Udo Pipper)

Seit gut zwanzig Jahren produziert das Traditionsunternehmen ein Reissue in Platinenbauweise und seit einiger Zeit sogar eine Version mit freier Verdrahtung, allerdings zum wesentlich höheren Preis. Für kaum einen anderen Verstärker gibt es daher auch so viele Tuning-Tipps, denn trotz seiner Beliebtheit hat der Amp auch ein paar Schwächen, die man jedoch mehr oder weniger aufwendig beheben kann.

SPEAKER-TAUSCH

Spielt man den Princeton nicht nur leise zuhause, ist eines der größten Probleme der relativ leistungsschwache Zehn-Zöller. Wünscht man sich einen größeren, stabileren Sound, kann dieser gegen einen stärkeren 10er oder gleich gegen einen Zwölfzöller getauscht werden. Sehr beliebt ist hier der Tausch gegen einen Celestion-Alnico-Gold-10“-Speaker mit 50 Watt. Mit diesem Lautsprecher gewinnt der Princeton deutlich an Lautstärke und Stabilität.

Umbau auf 12-Zoll Celestion-Alnico-Speaker (Bild: Udo Pipper)

Das Problem ist, dass die Auswahl an leistungsstärkeren Zehnzöllern nicht besonders groß ist. Wesentlich flexibler zeigt sich der Combo mit einem Zwölfzöller. Dazu kann man beim Tube Amp Doctor in Worms ein neues Frontbaffle (um € 90,-) mit entsprechend größerem Ausschnitt bestellen. Der Austausch ist recht einfach, denn das Panel ist nur mit vier Schrauben befestigt. In einer halben Stunde kann man das neue Baffle installieren und erhält somit die Freiheit, die zahllosen Zwölfer-Modelle des Marktes zu testen.

Wer den typischen Fender-Chime erhalten möchte, kann den italienischen Jensen C12N testen oder den klanglich etwas hochwertigeren Weber 12N150, der etwas mildere Höhen und etwas knackigere Bässe präsentiert. Für Brit-Sound-Fans empfiehlt sich auch hier der Celestion Alnico Gold mit 50 Watt, der vor allem im Princeton etwas angenehmer als der „kleinere“ Alnico Blue mit 15 Watt klingt. Die Stabilität des Lautsprechers ist bei diesem kleinen Amp höchstes Gebot. Daher zeigen stärkere Lautsprecher hier Vorteile.

ELKO-TAUSCH

Die Platine des Princeton Reverb Reissue (Bild: Udo Pipper)

Ein Problem bei allen Fender-Reissue-Modellen mit Platinenbauweise sind die minderwertigen Elektrolyt-Kondensatoren des Herstellers Illinois. In den „Elkos“ wird die B+-Spannung des Verstärkers gespeichert und geglättet. Daher ist die Spannungsversorgung aus diesen Bauteilen entscheidend für den Sound. Tauscht man diese gegen hochwertigere Kondensatoren von TAD oder F&T Made in Germany, gewinnt der Verstärker zusätzlich an Stabilität und klanglicher Fidelity. Die Höhen werden milder und dichter, die Bässe strammer und knackiger. Bei den frei verdrahteten Custom-Shop-Versionen dieses Amps ist der Tausch nicht nötig.

RÖHRENTAUSCH

Die meisten Fender-Reissue-Amps sind mit Röhren mit Groove-Tubes-Label bestückt. In früheren Zeiten war dies ein echtes Qualitäts-Merkmal. In den vergangenen Jahren hat sich allerdings gezeigt, dass diese Röhren mittlerweile reichlich Spielraum nach oben in puncto Klangqualität zulassen. Tauscht man das gesamte Röhrenset gegen Typen von TAD oder JJ, gewinnt der Sound deutlich an Druck und tiefen Mitten, die dem kleinen Amp sehr gut stehen. Vor allem die JJ-6V6- Endröhren sind ein mächtiger Klanggewinn, denn sie tönen schon ein wenig wie die größeren 6L6-Röhren in den unteren Mitten. Für 6L6-Röhren ist der Netztrafo des Princeton meist zu schwach, denn diese Röhren benötigen deutlich mehr Heizstrom als die 6V6. Dazu mehr an anderer Stelle.

UMBAU AUF FREIE VERDRAHTUNG

Hat man günstig einen Fender Princeton Reissue erworben, kann der Umbau auf freie Verdrahtung durchaus lohnenswert sein. Die Fender-Platine hat einige Nachteile: Die Bauteile sind klein und billig, dazu sind noch einige Parts auf der Platine untergebracht, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Darunter etwa die Schirmgitterwiderstände für die Endröhren oder die 100-Ohm-Widerstände zur Mittelanzapfung der Heizspannung, wodurch der Geräuschpegel (Brummen) im Leerlauf meist deutlich angehoben wird. Außerdem erlaubt die freie Verdrahtung den Zugriff auf weitere Tunings, die sich mit der Platinenbauweise nur schwerlich umsetzen lassen.

Princeton Reverb nach dem Umbau auf freie Verdrahtung (Bild: Udo Pipper)

Natürlich kostet so ein Umbau Geld. Aber in der Summe dürfte man weit unter den Preisen für ein altes Original bleiben. Und diese alten Amps wird kaum jemand tunen wollen. Man muss sich entscheiden, ob man eine maximale Klangausbeute bevorzugt oder ein Sammlerstück erweben möchte. Bauteile für die freie Verdrahtung bietet wiederum der Shop von Tube Amp Doctor. Hier gibt es das typische Fender-Style Papp-Board mit Lötösen sowie Kohlepresswiderstände und Sprague-Orange-Drop-Kondensatoren, die meine Empfehlung für einen Princeton-Umbau sind. Beim Umbau kann das Layout ebenfalls den alten Vorbildern nachempfunden werden, denn nur so bekommt man schließlich Ordnung und Übersicht in den inneren Aufbau, der beim Reissue auf den ersten Blick dagegen chaotisch wirkt. Jetzt erhält man auch Raum für Modifikationen.

MITTENREGLER MOD

Ein Schwachpunkt des Princeton ist der fehlende Mittenregler. Für den typischen Fender-Clean-Ton kommt man zwar ohne weiteres ohne Mittenregler aus, aber wenn der Sound etwas heißer und britischer geraten soll, leistet dieser Regler hervorragende Dienste. Der Mittenanteil wird beim Princeton über einen 6,8k-Widerstand festgelegt. Ersetzt man diesen durch ein 10k-oder sogar 25k-Poti (dieser Wert findet sich etwa in allen Marshalls), erhält man den gewünschten Spielraum für heißere oder auch mildere Sounds. Das Poti muss man dazu auf der Rückseite des Amps unterbringen. Beim Reissue bietet sich dazu die Öffnung für die externe Speakerbuchse an. Dann muss kein Loch gebohrt werden und die Modifikation kann jederzeit rückgängig gemacht werden.

MEHR STABILITÄT UND LAUTSTÄRKE

Ist der Verstärker einmal frei verdrahtet, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten für Modifikationen an der Princeton-Schaltung. Ich habe zahlreiche Tunings, die überall im Netz empfohlen werden, ausprobiert. Allerdings hat mich nur eines davon wirklich überzeugt. Die Princeton-Schaltung selbst ist eben eine Konstruktion, die eigentlich keiner weiteren Modifikationen bedarf. Aber das ist nur meine Meinung.

Im Netzteil des Verstärkers findet man zwischen den Haupt-Elkos insgesamt drei so genannte Voltage-Drop-Widerstände, die die Spannungen für die jeweils nächste Verstärkerstufe reduzieren. Der erste Widerstand hat ein Kilo-Ohm. Hier wird die Spannung nur sehr wenig reduziert. Er dient eher als Ersatz für eine Siebdrossel, die beim Princeton fehlt. Die beiden anderen Widerstände haben 18k. Über diese Widerstände ist der Spannungsabfall schon enorm. Möchte man den Princeton etwas lauter machen, kann man diese Widerstände durch jeweils 10k-Typen ersetzen. Der Amp wird so wiederum etwas lauter, stabiler und bleibt länger clean. Dabei handelt es sich nicht um eine zwingende Maßnahme, aber für Musiker, die ihren Princeton auch live verwenden möchten, ist es durchaus ein Versuch wert.

Auf weitere Modifikationen, wie den so genannten Stokes-Mod oder die von Paul Rivera empfohlenen Tunings, werde ich in der nächsten Folge genauer eingehen.

NEUER AUSGANGSÜBERTRAGER

Ein größerer Ausgangsübertrager verbessert den Ton meiner Meinung nach erheblich. Gerade die meist fehlende Stabilität im Bassbereich kann man so zurückholen. Ich verwende den 125A1A-Übertrager aus dem größeren Deluxe Reverb. Der hat die gleiche Primärimpedanz (8k) wie der Princeton-Trafo und passt daher wirklich hervorragend als Ersatz. In unseren Landen kommen dafür drei Fabrikate infrage. Beim Tube Amp Doctor wird ein sehr authentischer Schumacher-Replika-Trafo angeboten, der den alten Vorbildern kaum nachsteht.

1965 Fender Princeton Reverb neben Fender Deluxe Reverb gleichen Baujahrs (Bild: Udo Pipper)

Bei Mercury Magnetics (Captain Guitar-Lounge) bietet man ein ebenso überzeugendes Tone-Clone-Pendant, das noch etwas klarer und dafür weniger rau klingt. Sehr schön für alle Cleansounds. Bei Tubetown gibt es Ersatz der Firma Hammond. Diese Trafos klingen sehr straff und druckvoll mit festen und prägnanten Mitten. Hier kommt es auf den persönlichen Geschmack an. Vor allem wenn man einen Zwölfzoll-Lautsprecher verwenden möchte, profitiert man von der größeren Stabilität dieser Trafos, die für eine verbesserte Basswiedergabe sorgen.

HALL MOD

Jeder kennt das Problem, dass der Hallregler bei fast allen Fender-Amps zu früh zu viel des Effekts eingeregelt und daher kaum brauchbar ist. Oft hat man bei Stellung 1 schon zu viel Hall und spätestens bei Stellung 3 verliert sich der Sound in einer undefinierbaren Hall-Suppe. Der Trick ist, den lineraren 100K-ReverbRegler gegen einen logarithmischen mit gleichem Wert zu tauschen. Dadurch „packt“ der Hall erst später zu, und man erhöht den Regelweg deutlich. In der nächsten Ausgabe gehen wir auf unterschiedliche Lösungen zur Klangabstimmung dieses Amps ein.

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2020)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hier stellt sich die Frage, weshalb ich mir diesen Amp kaufen sollte, wenn alle wichtigen Teile erst ausgetauscht werden müssen, damit das Teil zufriedenstellend läuft.

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  2. Nach etwas Hin und Her, ob ich dazu mal einen Kommentar schreibe … gute Röhren sind immer sinnvoll. Ja, TADs/JJs sind bei allen meinen Amps drin und klanglich sehr gut. Auch sind hochwertige Elkos im Netzteil kein Schaden. Koppelkondensatoren nicht zu verachten. Sonstige Umbaumaßnahmen betreffend den Princeton bin ich inzwischen sehr skeptisch gegenüber eingestellt. Allem voran dem Einbau eines 12″. Warum? Mal abgesehen davon, dass der Princeton nie für Laut gedacht war, der Charakter des Amps dadurch verändert wird, der Princeton einer der wenigen Amps ist, die auch leise richtig gut “klingen” (können) und ich niemals einen alten Princeton auf die Bühne stellen würde, birgt der Einbau eines 12″ in dieses kleine Gehäuse nach meiner (bitteren) Erfahrung auch technische Risiken. Z.B. Schwingungsbrüche an 50+ Jahre alten Lötstellen. Ein 12″ rüttelt das Gehäuse und damit den Amp-Teil erheblicher durch als ein 10″, inbesondere wenn es laut(er) zugeht. Das mag für die aktuelle Serie mit Platine lange gutgehen, für einen alten Princeton ist das m.E.n. ein NoGo. Alsbaldiger Termin beim Amp-Arzt ist sehr wahrscheinlich. Wenn 12″, dann wahlweise als externer LS angeschlossen oder vielleicht direkt Amp-Teil und LS gehäusemäßig trennen. Für mich ging die Sonne auf und steht seitdem fortwährend hoch am Firmament, als ich diesen üblen Standard-Keramik-10″ in meinem 78iger Silverface Princeton (ohne Reverb) nicht “Art-gerecht” gegen einen “läppischen/schwächlichen” P10R (Alnico) getauscht habe. Sound ist Geschmacksfrage, laut ist nicht des Princetons Sache, Brit-Tone/-Zerre sowieso nicht, aber bei Bedarf und Verlangen mal ausprobieren: P10R + Paula + Volume am Amp auf 3 1/2, Bass auf 6, Treble auf 5 und den Rest an der Gitarre mit Schalter+Tone+Volume regeln. Das spannt durch schlichtes Schalten + Drehen an den G-Potis eine cleane Bandbreite beginnend bei knalligem Country, über fast schon klassische Gitarrenklänge bis hin zum Wolldecken-Jazz auf. Und das alles vollständig NB- und WAF-verträglich und bei vollem Klang. Wozu umbauen? Wenn Laut + Fender-Sound notwendig ist, dann m.E. eher einen Deluxe oder gleich einen Twin.

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  3. …Schwachpunkt “fehlender Mittenregler”, “undefinierbare Hall-Suppe bei Reglerstellung 3” ????, “Tausch gegen einen Zwölfzöller”?

    … bitte nicht übel nehmen, aber man könnte denken, der Autor hat einen anderen Amp, keinen PR (wohlgemerkt im legendären Fender Clean- Sound) gespielt?

    Wer sich einen PR (Blackface Amp!) kauft und “etwas heißer und britisch” klingen will, “mit mehr Druck”, der ist wohl hier und bei Fender im falschen Laden.

    Der bei fast allen “Blackface Amps” fehlende Mittenregler und der daraus und der so einfachen wie genialen Klangregelung resultierende Sound dieser Amps ist ihr absolutes und “süchtig machendes” PLUS!!!

    Richtig ist, dass der eingebaute C 10 R Speaker nicht das gelbe vom Ei ist:

    Man nehme seinen PRRi, baue einen Alnico P 10R F ein (oder P 10Q), als R1 eine sehr gute 5057 (weniger Gain), 6V6 von JJ oder TungSol in die Endstufe und man hat – wenn man das gesucht hat – den erwähnten “Fender-Chime” mit dem für Manche, gerade im PR, besten Röhren-getriebenen Reverb der ges. Blackface Serie.
    Das natürlich nur bei moderatem Volume, für’s “Kreischen” gibts Anderes…

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    1. Am Anfang gebe ich dir recht, entweder Fender oder British.
      Bei der Platinenversion würde ich lediglich auf höherwertige Bauteile gehen, sonst nix. That’s it.

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  4. Ist zwar ein schöner Artikel, aber ich finde es fatal, einen Fender Amp komplett umzustricken.
    Entweder ich nehme ihn original (was auch Werterhaltender ist) oder ich nehme gleich nen anderen.
    Und nur weil es ein Kultamp ist und man gern gesehen werden will, wie man einen spielt, aber mit den Möglichkeiten des Amps nicht zufrieden ist, muss man ihn nicht umbauen.
    Ich habe einen Frontman Blackface und einen 1989er Switcher (80 Watt) und bin damit extrem zufrieden. Ausser dem Hall, der bei beiden kaum merklich in den Sound eingreift. Dazu benutze ich ein dann ein Effekt-Pedal.
    Beide haben den gewissen typischen Fender Sound (übrigens beide keine Röhren Amps !!). Der Switcher klingt sehr vintage. Die Auswahl an Fender Amps die auch so klingen wie man es sich wünscht, ist enorm groß, da braucht man keine Antiquität ihrer Seele zu berauben.

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