Workshop

Julia’s Bass Lab: Groove & Feel

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(Bild: Lukas Beck)

Im letzten Workshop haben wir über Timing gesprochen und kurz beleuchtet, warum Groove und Timing unterschiedlich zu behandeln sind. Im heutigen Workshop liegt der Fokus auf Groove und dem Zusammenspiel von Bass & Schlagzeug.

BASS & SCHLAGZEUG

Bass und Schlagzeug bilden das rhythmische Fundament, auf dem die ganze Band aufbaut oder auf dem sich ein Solist rhythmisch frei bewegen kann. Snare und Bassdrum mögen vielleicht am wichtigsten erscheinen, doch die Hi-Hat ist für uns Bassist:innen das Maß aller Dinge. Die Hi-Hat-Figur bestimmt die Subdivision und damit das Feeling. Höre dir die folgenden Drumloops an und versuche, eine passende Basslinie zu entwickeln. Bassdrum und Snare bleiben immer gleich, nur die Hi-Hat und damit das Feeling ändert sich. Versuche dich im gleichen rhythmischen Raster wie die Hi-Hat zu bewegen.

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(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)

BASSGROOVES ENTWICKELN

Wenn du Schwierigkeiten mit der Entwicklung von Bassgrooves hast, sind hier einige Varianten, die du ausprobieren kannst.

1. Mit der Bassdrum mitspielen

Eine einfache und sehr sichere Variante ist, die Akzente der Bassdrum mitzunehmen. Bei dieser Variante kann man nicht viel falsch machen, was aber nicht heißt, dass ein Groove so immer funktioniert. Je nach Stil kann das Zusammenspiel zu schwer oder zu plump wirken.

2. Nur wenige Akzente mitnehmen

Eine Abwandlung der ersten Variante wäre, nicht alle Bassdrum-Akzente mitzunehmen, um dem Groove mehr Luft und weniger Druck zu geben. Die Pausen zwischen den Bassnoten sind genauso wichtig wie die Noten selbst. Lass die Musik atmen!

3. Umspielen der Bassdrum

Oft macht es Sinn, eine eigene Basslinie um die Bassdrum herum zu bauen. Ein extremes Beispiel dafür ist der Song ‚Right On!‘ von Silicone Soul, der der Stilrichtung House zuzuordnen ist. Hier erklingen Bassdrum und Bass immer hintereinander (Bass auf den Off-Beats, Bassdrum auf den Down-Beats). Dadurch entsteht das für diesen Stil typische Pulsieren.

4. Bassdrum-Akzente mit Basslinie vorbereiten

Eine weitere Variante, den Groove etwas anders zu gestalten, wäre eine melodische Hinführung auf den nächsten Bassdrum-Schlag.

5. Bassdrum-Akzente erweitern oder eigene Akzente setzen

‚Musicology‘ von Prince oder ‚Super Bad‘ von James Brown sind zwei Beispiele dafür, wie man nur einen Teil der Bassdrumschläge spielen und eigene Akzente setzen kann. Die Bassisten bleiben auf dem Raster der jeweiligen Subdivision und komponieren ein meist zweitaktiges Basspattern mit sehr melodischem Wiedererkennungswert.

6. Minimal hinter dem Bassdrum-Akzent

Etwas komplizierter wird es, wenn man den Bassakkord nicht gleichzeitig mit der Bassdrum spielt, sondern den Basston oder ein Element des Drumsets, z.B. die Snare, im Raster minimal nach hinten versetzt. Man höre sich dazu das Album Voodoo von D’Angelo an, insbesondere den Song ‚Feel Like Makin’ Love‘ (Pino Palladino am Bass und Ahmir Thompson am Schlagzeug). Spannend wird es, wenn wir als Bassist:innen die Bassnote leicht nach hinten versetzen, das Schlagzeug aber in Time bleibt. Das hat zur Folge, dass der Bass-Sound aus dem Kick-Sound der BassDrum heraus wächst! Unbedingt ausprobieren!

BASS & DRUMS RHYTHMSECTIONS

Übung macht den Meister! Hör dir deine Lieblings-Songs an, schließe deine Augen und achte ganz genau auf das Feeling. Versuche nach einigen Wiederholungen mitzuspielen. Einige der für mich besten Bass-/Schlagzeug-Rhythmusgruppen sind:

Pino Palladino & Steve Jordan

Francis Rocco Prestia & Dave Garibaldi

Rob Mullarkey & Richard Spaven

Anthony Jackson & Steve Gad

Nathan East & Harvey Mason

Me’Shell Ndegeocello & Gene Lake

John Patitucci & Dave Weckl

Jaco Pastorius & Peter Erskine

Joe Dart & Nate Smith

Flea & Chad Smith

Wir sollten nicht nur üben, mit einem Schlagzeuger zu grooven, sondern auch, wenn wir alleine spielen. Victor Wooten mit seinem Song ‚U Can’t Hold No Groove‘ ist das beste Beispiel dafür. Er spielt zusätzlich zu seiner Basslinie einen perkussiven Sound als Backbeat auf den Zählzeiten 2 und 4 und imitiert damit Teile des Schlagzeugs.

Bei einer Bandaufnahme kann dieser perkussive Backbeat auf dem E-Bass jedoch den Sound und den Song stören, da sich der Basston mit dem Snaresound vermischt. Sehr viele Bassist:innen spielen diesen Backbeat unbewusst immer mit, weil es eine rhythmische Sicherheit beim Spielen gibt.

WHAT IS GROOVE?

Hier kann ich nur das Buch von Victor Wooten ‚The Music Lesson – A Spiritual Search for Growth Through Music‘ empfehlen. Musik ist für ihn eine Sprache, die uns hilft, unser Innerstes mit anderen Menschen zu teilen. Wenn wir als Kleinkinder sprechen lernen, fokussieren wir uns nicht zuerst auf die grammatikalischen Regeln oder versuchen Texte zu lesen, sondern wir sind umgeben von Profis, mit denen wir den ganzen Tag „jammen“. Also sucht euch Alben raus, jammt mit und trefft euch im Proberaum. Viel Spaß dabei!

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Schöne Einführung ins Thema, kompakt und knackig. Es wäre sehr hilfreich, wenn ihr auf die anderen Workshoops verlinken würdet…

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  2. Sly and Robbie nicht zu vergessen

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