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Julia’s Bass Lab: Drei Basslinien, die mein Spiel verändert haben!

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(Bild: Maria Frodl)

Heute, in der ersten Folge meiner neuen Kolumne, möchte ich dir drei Basslinien vorstellen, die mein eigenes Bassspiel verändert haben. Ich glaube, jeder und jede hat Stücke, die einen nicht mehr loslassen und ein Gefühl der Faszination und Begeisterung auslösen. Genau so ging es mir bei den nun folgenden Basslinien, die ich dir gerne vorstellen möchte. Diese drei Songs haben mir geholfen, eine gewisse Sound-Vorstellung zu verankern, neue kompositorische Ideen zu entwickeln und meine Phrasing-Toolbox zu erweitern.

1. TEARS FOR FEARS – BADMAN’S SONG

(Bild: Universal)

Kaum ein Bassist kann eine so stilistisch abwechslungsreiche Diskografie wie Pino Palladino vorweisen. Beim Studieren seiner musikalischen Bandbreite bin ich auf die Aufnahme ‚Badman’s Song‘ vom Tears-for-Fears-Album ‚The Seeds Of Love‘, gestoßen, das 1989 veröffentlicht wurde.

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Von Beginn an war ich gefesselt von dem Zusammenspiel zwischen Pino Palladino und Manu Katché am Schlagzeug. Kaum ein Bassist kann eine so stilistisch abwechslungsreiche Diskografie wie Pino Palladino vorweisen. Beim Studieren seiner musikalischen Bandbreite bin ich auf die Aufnahme ‚Badman’s Song‘ vom Tears-for-Fears-Album ‚The Seeds Of Love‘, gestoßen, das 1989 veröffentlicht wurde. Von Beginn an war ich gefesselt von dem Zusammenspiel zwischen Pino Palladino und Manu Katché am Schlagzeug.

Eine sehr repräsentative Stelle dafür ist der Verse-Groove (ab 1:32 Minuten), in dem die Instrumentierung auf die Rhythmusgruppe reduziert ist und das Zusammenspiel dadurch noch besser hörbar wird. Hier sind es besonders die Tonlängen, die meiner Meinung nach perfekt gewählt sind. Nach vier Takten gibt es ein kurzes Fill, das den Phrasenbogen abschließt und zum nächsten Abschnitt überleitet. Betrachten wir die Wahl der Tonlängen etwas genauer:

(zum Vergrößern klicken!)

Beispiel 1 zeigt euch hierfür einen Groove im Stile von Pino Palladino. Die Viertelnote auf der ersten Zählzeit des Taktes wird so lange ausgehalten, bis der Backbeat (Snare auf 2 und 4) einsetzt. Die erste 16tel-Note wird lang gespielt, die zweite 16tel-Note kurz. Um ein Gespür für die Tonlängen und ihre Auswirkungen auf den Groove zu bekommen, empfiehlt sich das Üben mit einem Drumtrack oder noch besser einem/er echten Schlagzeuger/in.

Beispiel 2 enthält drei Tonlängen-Übungen:

  • Übung 1: sehr kurz und etwas zickig,
  • Übung 2: den ersten Ton über die zweite Zählzeit klingen lassen,
  • Übung 3: den ersten Ton bis zur 2 klingen lassen.

Es gilt, die eigenen Tonlängen genau unter die Lupe zu nehmen und zu experimentieren, wie sich das Feeling des Grooves verändert. Pino Palladino hält sich am Anfang eher zurück, doch am Ende, etwa in den letzten zwei Minuten, gibt es ein paar wirklich tolle Runs und Fill-ins.

2. YELLOWJACKETS – MAN FACING NORTH

(Bild: Universal)

Der 1993 veröffentlichte Song ‚Man Facing North‘ ist auf dem Studioalbum ‚Like A River‘ von den Yellowjackets zu hören. Das Stück beginnt mit einer fast schon fugenartigen Komposition, gespielt vom Bassisten Jimmy Haslip und dem Saxophonisten Bob Mintzer. Die zwei Stimmen in der Einleitung sind gleichwertig und Jimmy Haslip phrasiert am Fretless-Bass wie ein Bläser, mit einem großen Bindebogen über jeder Phrase. Der Fingersatz sollte dabei so gewählt werden, dass ein durchgehendes Legatospiel möglich ist.

Die Schwierigkeit im Intro und im nachfolgenden Thema besteht darin, die Zieltöne einer Phrase zu bestimmen und dementsprechend den Bogen musikalisch zu gestalten. Was ist mein Zielton? Wo spiele ich hin und wo ist das Ende der Phrase? Spannung und Entspannung. Oft hilft es, die Linien erst zu singen und anschließend zu spielen.

Beispiel 3 enthält eine Melodielinie im Stile von ‚Man Facing North‘. Fingersätze, die am Bundbass Lagenwechsel verhindern, setze ich beim Fretless bewusst ein, um die Charakteristik und den speziellen Sound noch besser hörbar zu machen. Es gilt jedoch: mit Maß und Ziel. Der Bass-Sound kann zusätzlich noch durch die Position der rechten Hand beeinflusst werden – unser eigener Equalizer sozusagen. Am Ende des Griffbretts fängt der Bass besonders schön zu singen an, da die Schwingung eine höhere Amplitude hat im Vergleich zum Steg. Für einen knackigen, mittigeren Sound sollte man mit der rechten Hand in der Nähe der Bridge spielen.

3. VICTOR WOOTEN – AMAZING GRACE

(Bild: Fulya Atalay/Shutterstock)

Es gibt E-Bass-Stücke, die einen Großteil aller natürlichen Flageoletts am E-Bass kompositorisch abdecken. Jaco Pastorius hat in dieser Hinsicht mit seinem Solostück ‚Portrait Of Tracy‘ ganz neue Türen geöffnet. Ich habe die Vielzahl an natürlichen Flageoletttönen am E-Bass durch das Stück ‚Amazing Grace‘ in der von Victor Wooten arrangierten Version kennengelernt. Seine Performance hat mich tief beeindruckt! In Beispiel 4 sind die Hauptakkorde mit den dazugehörigen Flageolett-Tönen im Stile von ‚Amazing Grace‘ notiert.

Nicht nur die richtige Position der linken, sondern auch der rechten Hand spielt hier eine große Rolle. Je weiter die rechte Hand zur Bridge wandert, umso klarer und obertonreicher klingen die Flageoletts. Victor Wooten nutzt diese Technik für die Melodie, die Akkorde und als Klangfarbe während des Grooves. Die Flageoletts am 5. Bund sind dabei besonders dankbar, da sie leichter erklingen und sich in Kombination mit wechselnden Basstönen brauchbare Akkordstrukturen ergeben.

Das Beispiel 5 beinhaltet die zwei Flageolett-Töne D und G mit wechselnden Basstönen. Ich hoffe, die Songs geben dir Inspiration und bereiten dir Spaß beim Anhören und Spielen. Ich habe auch ein paar Soundfiles eingespielt, die dir bei den Übungen helfen sollen und die du auf www.gitarrebass.de findest.


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2023)

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