Workshop

Instant Shredding: Sound Like Paul Gilbert

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(Bild: Horstmann)

Willkommen zu Instant Shredding! In dieser Ausgabe möchte ich dir den faszinierenden Gitarrenstil von Paul Gilbert vorstellen. Den Shreddern unter euch brauche ich ihn wahrscheinlich nicht vorstellen – aber ich tue es trotzdem, Mr. Gilbert hat nämlich eine ganze Generation von Gitarrist:innen mit seinem beeindruckenden und auch humorvollen Stil beeinflusst.

Nach dem Abschluss am G.I.T. in Hollywood begann er dort auch, als einer der jüngsten Lehrer zu unterrichten und prägte so etliche andere Gitarren-Heroes, die bald selbst berühmt werden sollten. In dieser Zeit hat Gilbert auch seine Band ‚Racer X‘ mit drei, beziehungsweise später vier Mitschülern gegründet und es so ins Rampenlicht der L.A.-Szene geschafft. Nachdem Racer X einige Alben auf dem berühmten „Shred“-Label Shrapnel Records veröffentlicht hatten, wurde Paul Mitglied einer neuen Super-Band: Mr. Big. Mr. Big feierten mit ihrer zweiten Scheibe ‚Lean Into It‘ große Erfolge, besonders mit ihrem Mega-Hit ‚To Be With You‘. Darüber hinaus hat Paul auch mit seinen Lehrvideos wie zum Beispiel ‚Intense Rock I + II‘ für Aufsehen gesorgt, die von tausenden Rock- und Metal-Playern aufmerksam studiert wurden.

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STIL

Gilberts Stil ist hochinteressant und beinhaltet viele verschiedene Einflüsse; seine Picking-Technik ist wahrscheinlich sogar eine der Besten unter seinen Shred-Kollegen. Weiterhin benutzt er auch Outside-Inside-Picking – eine Spieltechnik, die Hammer-Ons und Pull-Offs mit Wechselschlag kombiniert. Er benutzt außerdem auch Arpeggien, allerdings nicht unbedingt in Kombination mit Sweep-Picking, sondern entweder als weite, Finger spreizende Drei-Noten-Pro-Saite-Licks oder auch als einfache Zwei-Noten-Pro-Saite-Ideen. Sein Stil hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert und hat sich von einfachen diatonischen Skalen und Arpeggien mehr und mehr in das Blues-Genre verlagert. Allerdings benutzt er seine technischen Fähigkeiten auch hier sehr versiert und souverän.

SOLO-DNA

Für diese Kolumne habe ich wieder ein Beispiel-Solo geschrieben, das die verschiedenen Elemente und typischen Licks kombiniert. Du kannst jedes dieser Licks natürlich auch einfach nur üben und in dein eigenes Solo-Vokabular integrieren. Lass uns das Solo genauer analysieren: In den ersten zweieinhalb Takten spiele ich einfache Pentatonik- und Blues-Phrasierungen im Stil von Paul. Danach geht es weiter mit Drei-Noten-Pro-Saiten-Pentatonik-Ideen, die das sogenannte Outside-Inside-Picking benutzen, und natürlich auch das so typische String-Skipping. Von hier aus geht es weiter in eine einfache Dominant-Pentatonik-Idee.

In Takt sechs geht es flott ab mit einem schnellen Skalenlauf, allerdings ist dieser einfacher, als man denkt. Die Grundidee besteht aus acht Noten der diatonischen G-Dur-Skala, die dann einfach in Saitenpaaren weitergeführt wird. Weiter geht’s mit einer für Paul sehr typischen Pentatonik-Sequenz. Hier bitte unbedingt aufs Picking achten, da es hier eine einfache, aber sehr logische Abfolge von Anschlägen und Hammer-Ons/Pull-Offs gibt. Dieser Ansatz lässt sich natürlich auch für andere Sequenzen nutzen. Die Takte neun bis elf enthalten eine absolute Paul-Gilbert-Trademark-Passage! Die verschiedenen Elemente des Skalenlaufs bilden die Lick-Bausteine, für die er so bekannt ist.

Das hierauf folgende Lick in Takt zwölf besteht aus einer einfachen Pentatonik-Sequenz, die in Oktaven springt. Paul organisiert seine Skalen in kleine Sechser- oder Vierer-Notengruppen auf zwei Saiten, die er dann einfach von Oktave zu Oktave verschieben kann. Das ist nicht nur praktisch, sondern vermeidet auch die komplizierte physische Verschiebung des Fingersatzes, wenn die Skalenposition die G- und H-Saite überschreitet. Takt 13 und 14 zeigen eine sehr typische Legato-Phrasierung, die er ebenfalls sehr oft benutzt. Dieses Lick benutzt Gilbert sehr häufig und prominent auf dem Solo der ersten Racer-X-Veröffentlichung ‚Frenzy‘. Achte hier besonders auf die Picking-Technik. Das Solo endet mit einem einfachen, aber effektvollen Blues Lick.

GRUNDIDEEN

In den folgenden Beispielen stelle ich dir noch ein paar Grundideen und Elemente zu Pauls Stil vor.

Beispiel 1, 2 und 3 sind die so typischen Picking-Sequenzen, die alle kombiniert werden können und innerhalb von Skalen – entweder horizontal oder vertikal – gespielt werden können. Beispiel 4 zeigt eine String-Skipping-Sequenz, die mit Outside-Inside-Picking gespielt wird. Versuche, diese Idee auch einfach diatonisch zu sequenzieren. Beispiel 5 zeigt eine kurze D-Dur-Sweeping-Idee mit einer Gilbert-typischen Verzierung. Beispiel 6 beschäftigt sich mit einer typischen E-Dur-Arpeggio-Phrasierung und Sequenz – übe hier auch die Moll- und verminderte Variante.

Es geht weiter mit Beispiel 7, einem E-Moll-String-Skipping-Pentatonik-Lick. Beispiel 8 zeigt schließlich ein typisches „Double“-Tapping-Lick in der A-Moll-Pentatonik. Achte hier besonders auf das Tapping und spiele diese Skala und andere mit dieser Idee auf allen Saiten. Übe alle Elemente des Solos und der Beispiele langsam und versuche auch, dein eigenes Vokabular basierend auf diesen Ideen zu erweitern. Benutze am besten wie immer den Backing-Track zu diesem Workshop, um deine Ideen umzusetzen und zu üben.

Ich bin immer für Fragen und Anregungen dankbar und werde versuchen, stets zeitnah zu antworten. Mehr Infos gibt’s auf www.germanschauss.com! Bis zum nächsten Mal und viel Spaß beim shredden!

 

(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2022)

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