Top-Sound auch ohne Box

Impulse Responses selbst gemacht

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Impulse Responses
Augezeichnet für die Abnahme von abgemicten Boxen zur IR-Erstellung: Chandler TG-2 Preamp, RME Fireface als Audiointerface (Bild: Christian Tolle)

Jeder, der selbst Musik zu Hause im Wohnzimmer, im Heimstudio oder im professionellen Studio aufnimmt, kennt das: Wie kriege ich einen möglichst fetten, transparenten Gitarrensound auf die Festplatte (oder auf das Band – soll es ja auch noch geben).

Ich habe mit dieser Herausforderung seit Beginn meines Gitarristendaseins zu tun und alle möglichen Situationen erlebt. In großen Profi-Studios, aber auch zu Hause im Kämmerchen, habe ich mich immer darum bemüht, „den“ richtigen Sound für die Ewigkeit so gut wie möglich einzufangen. Es wurde viel mit Mikrofonen, verschiedenen Boxen, Speakern, Preamps, Mikrofonierungstechniken probiert und ich kam auch stets zu ordentlichen Ergebnissen.

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Im Laufe der Zeit kristallisierten sich ein paar Konstanten heraus, die meiner Vorstellung von einem guten Sound zuträglich waren. Das gute SM57 gepaart mit einem Ribbon-Vertreter in einer „closed mic“-Anordnung stellte sich als eine Standard-Lösung heraus. Und selbst ein einfaches SM57 an der richtigen Stelle positioniert war eine schnelle und tragfähige Lösung, zwar nicht unbedingt perfekt, aber auf jeden Fall brauchbar. Schließlich ist diese simple Art der Gitarrenabnahme ein gewisser Industriestandard, wenn es schnell und einfach gehen muss.

Mit dem sich verändernden Musikgeschäft, stetig schrumpfenden Budgets und immer mehr Musikern, die ihre Musik oder ihre Parts in den eigenen vier Wänden aufnehmen, fallen jedoch einige dieser Vorzüge weg: Wer kann schon in den eigenen vier Wänden seinen Amp richtig aufdrehen und dabei noch sinnvoll sein Spiel monitoren, ohne dass die Nachbarn sofort Sturm laufen? Diverse Modeling-Geräte schaffen da Abhilfe und machen es dem Nutzer vermeintlich einfach. Aber für mich war ein voll digitales Ersetzen meiner Lieblingsamps und Boxen nicht die Lösung.

Jahrelang habe ich im eigenen Studio nach wie vor Amps richtig laut abgenommen und weiter den „old school“ Weg beschritten. Dabei war aber immer wieder festzustellen, dass sich der Sound von einem auf den anderen Tag auch wieder veränderte, obwohl sich im Setup keine Unterschiede manifestierten. Ein bisschen Kopf-Voodoo mag da auch dabei sein, aber eine gewisse Inkonsistenz ließ sich nicht verleugnen. Noch dazu ist der Workflow bei einem solchen Vorgehen doch etwas aufwendiger.

Mit dem Aufkommen der Impulse-Response-Technologie – also z. B. einem digitalen Fingerabdruck einer abgemicten Box – und zugehörigen Plugins und/oder Hardware-Geräten wie z. B. von Two Notes, wurde ich neugierig und probierte diese Technologie aus. Das Setup ist dann wie folgt: Der Amp läuft anstelle einer Box über eine Loadbox. Ein generiertes Line-Out-Signal des vollwertigen Amps – also Vor- und Endstufe – läuft durch den IR (Impulse Response), der die abgemicte Box emuliert und von dort in die DAW geht (oder im Live-Betrieb in die P.A.).

Meine erste Reaktion war: Eine faszinierende Technologie, die so viel analoge Komponenten wie möglich erlaubte und so wenig digitale Emulation wie nötig integrierte, dazu ein flexibler und doch einfacher Workflow sowie konsistente Ergebnisse. Was mir aber nicht gefiel, war das Spielgefühl der angebotenen IRs. Es klang meist irgendwie indirekt und das gewisse „Etwas“ fehlte. Irgendwann versank ich zusätzlich in den vielen Optionen, zig verschiedene Mikropositionen machen die Wahl zur Qual.

Als User denke ich: Einfach soll es sein, lass dich nicht von der Technik beherrschen, der Fokus soll ja auf dem „Musikmachen“ liegen! Dabei wollte ich es mögen – unbedingt! Denn die Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und die Konsistenz in den Ergebnissen waren genau das, was ich für meine Studioarbeit suchte. In meinem Kopf rotierte die ganze Zeit die Frage und der Wunsch, ob und wie das besser gehen könnte – oder kurzum: wie kann ich meinen eigenen Erfahrungen aus vielen Studiosessions mit tatsächlich abgenommen Boxen so nah wie möglich kommen?

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Impulse Responses Autor Christian Tolle (Bild: Christian Tolle)

einführung und erfahrungen

Anlässlich der Produktion meiner letzten Platte fasste ich den Entschluss, dem Thema IRs vollständig auf den Grund zu gehen, dabei praxisorientiert vorzugehen und mich nicht in der Rolle des „Ingenieurs“ zu verlieren. Ich las mich in die Materie ein: welches Equipment benötige ich, welche Software funktioniert zum Erstellen von IRs, wie sollten die Pegel sein, welchen Effekt hat die digitale Auflösung usw.

Zunächst wollte ich eigentlich nur meine eigene Hauptbox im Studio profilieren. Da ich, wie oben schon beschrieben, meist mit einem SM57 und einem Ribbon aufnahm, machte ich die ersten IRs genau mit diesen beiden Mikrofonen und einer Handvoll verschiedener Mikropositionen. Da ich seinerzeit das Two Notes Torpedo Live nutze, verwendete ich die Two Notes Software Blend IR. Ich lieh mir dazu einen neutralen, digitalen Power Amp, in erster Linie, um es einfach mal zu versuchen. Die Ergebnisse waren sehr ordentlich und für einige Zeit nutze ich diese IRs dann für meine Vorproduktion. So hatte ich immerhin mein originäres Standard-Boxen-Recording-Setup digitalisiert.

Mit etwas Zeitabstand merkte ich aber doch, dass auch hier noch immer etwas fehlte und so beschloss ich, es einmal von Anfang bis Ende der Signalkette so perfekt wie möglich neu zu justieren. Und wenn man sich schon den ganzen Aufwand macht, dann sollte es gleich umfangreich und flexibel sein, will heißen: Mehr Boxen, mehr Mikrofone. Die finalen Gitarrenaufnahmen für meine neue Scheibe standen an und da war ich mit einer gewissen Auswahl an Flexibilität – ohne mich nachher wieder im Optionsdschungel zu verlieren – gut beraten.

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Torpedo Studio mit reactive Loadbox und analogem sowie digitalem Ausgang (Bild: Christian Tolle)

umsetzung und technik

Zu allererst sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es schon mit der Auswahl des Raumes anfängt. Zum Glück habe ich in meinem Studio eine akustische Optimierung. Einige „Feldversuche“ in anderen Räumen, die teilweise sehr viel Reflektionen mit sich brachten, liefern keine erstklassigen Resultate für IRs. Dieses Feedback durch Raum-Reflektionen wird durch das für das Profiling generierte Sweep-Signal zusätzlich provoziert und im IR mit eingefangen, insbesondere bei Kondensator- und Ribbon-Mikrofonen, und sind für die Direktheit alles andere als förderlich.

Schließlich sollte das abgebende Sweep-Signal in etwa die Lautstärke eines im Live-Einsatz befindlichen Amps haben. Sprich, keinesfalls zu leise, sondern in etwa so, wie man auch im Proberaum oder im Studio spielen würde. Ganz wichtig: Wenn man hier danebensteht, ist ein Gehörschutz unerlässlich, sonst fliegt einem nach einigen Durchgängen die Schädeldecke weg, die Sweep-Signale sind Folter für das Ohr …

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Geeigneter linearer Poweramp Behringer A500 (Bild: Christian Tolle)

Nächster Punkt: Damit ein Boxensignal so neutral wie möglich profiliert werden kann, braucht es eine leistungsstarke und neutrale Endstufe. Wunderbar funktioniert hier beispielsweise schon die Behringer A 500. Die Endstufe eines Röhrenamps funktioniert zwar auch, färbt aber das Signal. Das kann manchmal gewünscht sein. Wenn man aber später einen Amp samt Endstufe für IRs nutzen möchte, hat man hier mit Zitronen gehandelt, da die Färbung des IR dann das Ergebnis verfälscht. Das macht nur Sinn, wenn man so aufgezeichnete IRs lediglich mit einem Gitarren-Preamp-Signal füttert und genau dafür die Endstufenfärbung in das IR integrieren will.

Nächster Punkt: Mikrofone: Um hier eine Auswahl zu haben, besorgte ich mir neben dem Standard Shure SM57 weitere Klassiker, die sich außerordentlich gut für die Abnahme von Gitarrenboxen eignen: Das Royer 121 (Ribbon), die dynamischen Vertreter Heil PR20, Audix I5 und ein altes UniDyne 57 – der Vorgänger vom Shure SM57. Ein sensationelles Mikro, wie sich herausstellen sollte. Zudem habe ich noch ein Shure KSM32 als Kondensator aufgefahren. Dies wird ebenfalls gern für Gitarrenaufnahmen genutzt.

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Eine super Kombination auch als kombinierte IRs – Unidyne 57 und Royer R121 (Bild: Christian Tolle)

Nächstes wesentliches Element in der Signalkette ist der Mikrofon-Preamp. Auch dieser hat merklichen Einfluss auf die Qualität und die Tonalität des IRs. Schon bei meinen abmikrofonierten Boxen habe ich im Studio den Chandler TG-2 verwendet. Dieser Preamp ist einer der musikalischsten und für Gitarren prädestinierten Mikrofon-Preamps auf dem Markt und liefert eine schöne Direktheit. Er passt hier folglich perfekt.

Ebenfalls war mir wichtig, nur hochwertige Kabel einzusetzen. Für die Mikro-Preamp-Verbindung waren es Mogami und die zu profilierende Gitarrenbox wurde per Evidence-Boxenkabel mit der linearen Endstufe verbunden. Zu guter Letzt habe ich noch die zu profilierenden Boxen vom Boden entkoppelt, zu diesem Zweck standen diese auf Auralex Gramma Isolation Pads.

Als sogenannte „Capturing“-Software verwende ich weiterhin das Blend IR von Two Notes für die proprietären TUR-Dateien für das Two Notes System – mittlerweile verwende ich das Torpedo Studio – und für die Erstellung von Wave-Dateien den Voxengo Deconvolver in Verbindung mit meiner DAW (Cubase). Die digitale Wandlung vom Mic-Preamp in die digitale Welt übernahm mein RME Fireface in 24BBit/96kHz-Auflösung. Damit stand das Setup und es konnte losgehen.

Natürlich war nun zu entscheiden, welche Mikro-Positionen ge-„captured“ bzw. profiliert werden sollten. Dabei entspricht jede Position einer IR. Damit mein bereits oben geäußerter Anspruch auch eingehalten wurde, entschied ich mich für einen praxisorientierten und doch flexiblen Ansatz. Meine Erfahrung ist: Closed Micing (ausgerichtet nah am Bespannstoff der jeweiligen Box) klingt immer noch am besten und hat die größtmögliche Direktheit.

Folglich positionierte ich die dynamischen Mikros sowie das KSM 32 Kondensator in je vier unterschiedlichen Positionen, die am geläufigsten sind. Von der Cone (Kalotte) des Lautsprechers in vier (kleinen) Schritten über die Cone/Cap Edge, sodass der Sweet Spot, der meist genau oder nah dieser Trennlinie liegt, stets exakt sowie rechts und links davon zur Verfügung steht. Beim Ribbon beließ ich es bei einer mittigen Position exakt auf der Cone, einmal in gerader Position und einmal in einer etwa 15 Grad Neigung. So entstanden pro Box noch eine überschaubare Anzahl an IRs, die eine Auswahl leicht machen und dennoch Flexibilität ermöglichen.

Übrigens: Eine Taschenlampe (zum Beispiel aus einem Smartphone) hilft ungemein, die exakte Position zu finden, man leuchtet direkt durch die Bespannung und kann so wunderbar die Mikrofone positionieren.

sweeeeeeeeeepppp

Die wertvollste Investition war die in meinen 3M Gehörschutz, das kann man nicht oft genug betonen. So eine Profiling-Session dauert dann schon mal drei Stunden, bis alles im Kasten ist. Das ist für das Ohr ein nicht unerheblicher Stress. Für jede Mikro-Position wird ein Sweep-Signal generiert und aufgezeichnet. Hat man dann noch zum Beispiel eine Mischbestückung in einer Box und will unterschiedliche Speaker profilieren, dann addiert sich der Aufwand entsprechend.

Das Schöne, in Zusammenhang mit der Blend-IR-Software ist, dass eine fertige IR im TUR-Format direkt nach dem Sweep generiert und gespeichert wird. Für die Erstellung der Wave-Dateien war ein Zwischenschritt notwendig: Zunächst wurde eine Wave-Datei aus dem Sweep-Signal in der DAW aufgenommen, die anschließend von dem Voxengo Deconvolver in eine IR umgewandelt werden musste. Also, ein bisschen Zeit muss man schon einplanen. Wichtig war mir auch, nach diversen ersten Erfahrungen, stets 96kHz Abtastrate (mit 24 Bit Samplerate) zu nutzen. Selbst wenn nachher im Einsatz die Abtastrate niedriger sein wird (im Plugin oder in der Hardware), ein Unterschied in der Feinzeichnung gegenüber niedriger profilierten IRs ist klar zu hören.

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Shure KSM32 an der Vintage Marshall Box – bereit zum Profilieren eines IR (Bild: Christian Tolle)

im einsatz

Auf die oben beschriebene Weise habe ich dann einen ganzen Boxenfuhrpark digitalisiert:

73er 4×12″ 1960B Marshall mit original Celestion G12M 25 „Greybacks“

80er 4×12″ 1960B Marshall mit Celestion G12-65

90er 4×12″ 1960A Marshall mit Celestion V30

4×12″ Custom Audio Amplifiers mit Celestion V30 und G12T-75 Mischbestückung

4×12″ Friedman mit V30 und G12M Greenback Mischbestückung

2×12″ Custom Audio Amplifiers mit Celestion V30 und G12M65 Creamback Mischbestückung

2×12″ Friedman mit Mischbestückung bestehend aus Celestion V30 und G12M65 Creamback

2×12″ Suhr „open back“ mit Celestion G12H30 Anniversary

1×12″ Bogner „Cube“ mit Celestion V30

Um die Qualität zu testen, nahm ich das direkte Mikrosignal in einer Gitarrenspur auf und verglich den Sound dann mit dem digitalen Abbild in Form der gleichen IRs (und dem gleich gespielten Part). Kurzum: Das war so nah dran und ermöglichte eine wesentlich größere Flexibilität, zumal nun auch Mircos – also verschiedene IRs – miteinander kombiniert werden können, was es für mich perfekt machte. Und ganz wichtig: endlich war das Spielgefühl authentisch! Mit dem Torpedo Studio kann man sich seine Lieblingskombination in Presets speichern und ist auf Knopfdruck ausgehfertig. Ich war am Ziel.

Ein weiterer Bonus: Da der Gitarren-Amp ja über eine Loadbox läuft, kann man die ggfs. gewünschte Endstufenzerre perfekt einstellen. So mancher Verstärker wäre damit im tatsächlichen Betrieb an einer Box schon ohrenbetäubend laut. Man denke nur an Marschall-Vertreter ohne Master-Volume …

An dieser Stelle ein kurzer Exkurs zum Thema Loadboxen: Auch hier gibt es Unterschiede, der erste ist: „reactive“ Load oder „resistive“ Load. Geschmäcker sind verschieden, aber ich bevorzuge eindeutig eine „reactive“ Load, die die Interaktion zwischen Amp und Lautsprecher am besten einfängt. Und zweitens liefern selbst Loadboxen mit „reactive“ Load unterschiedliche Klangergebnisse.

Ich nutze wie gesagt das Torpedo Studio und habe noch einen Rivera Rock Crusher als Alternative. Beide klingen klasse, der Rivera wirkt etwas dunkler und färbt mittenbetonter im Vergleich. Alternativen wären die Suhr Reactive Load oder auch ein Torpedo Live oder Captor. Meine Erfahrung mit „resistive“ Loads hingegen sind eher ernüchternd, das klang stets steif und steril und wäre nach meinem Empfinden ein echter Schwachpunkt in der Signalkette.

Jetzt ging es ans Einspielen der finalen Gitarrenparts für das neue Album. Und auch hier wollte ich flexibel bleiben. Ich nahm stets zwei Spuren für einen Part auf, einen mit den vorgewählten IRs (als Preset im Torpedo Studio) und eine weitere parallel mit dem unbearbeiteten DI-Signal. Dafür nutzte ich den Digitalausgang am Torpedo, der sich entsprechend konfigurieren lässt. Diese Variante eröffnet später im Mix via Plugin (in meinem Fall das Two Notes Wall Of Sound) die Option, die IRs neu zu vergeben. Das hat den Vorteil, dass man auf diese Weise nochmal nachjustieren oder sogar eine völlig neue Box aussuchen kann, wenn das Gesamtklanggefüge das verlangen sollte.

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Bis zu vier IRs auswählbar – Two Notes Wall of Sound Plugin (Bild: Christian Tolle)

Für meine Platte wollte ich einen fetten Rock-Sound. Ich nutze für die Aufnahmen meistens auf der einen Seite die 73er Marshall 4×12″ (mit einem Preset aus Uni57 und R121) und auf der anderen Seite die CAA 4×12″ (mit einem Preset aus SM57 am V30 und R121 am G12T-75). Bei einigen Parts setzte ich auch die CAA 2×12″ sowie die hinten offene Suhr 2×12″ ein, wenn es um cleane oder leicht crunchige Ergebnisse ging.

Im Mix habe ich dann wiederum auf die DI-Spur in Kombination mit dem „Wall Of Sound“-Plugin zurückgegriffen. Dies ermöglichte mir, den Sound im Mix durch Wechsel der IRs mit z. B. leicht veränderten Mikropositionen zu optimieren. Ich hatte ja je vier IRs pro Mikro (außer beim R121) zur Wahl.

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IR des Shure KSM32 kann schöne Präsenzen hinzufügen. (Bild: Christian Tolle)

Zusätzlich habe ich als drittes Mikro im Mix – also neben Uni57 bzw. SM57 und R121 noch das Shure KSM32 als IR ganz leicht im Mix hinzugemischt, was den Sound im oberen Frequenzspektrum noch etwas präsenter machte. Kurzum, dieser Workflow bringt konstante Ergebnisse, genau die richtige Mischung aus Wahlmöglichkeiten und Praktikabilität und im Mix noch den nötigen Feinschliff, ohne dass man überhaupt den EQ in der DAW oder am Pult bemühen muss.

formate

Als ich mit diesem Projekt, IRs selber zu erstellen, angefangen habe, hatte ich mein eigenes System vor Augen. Das Datei-System von Two Notes ist proprietär, also nur innerhalb dieses Systems zu nutzen. Meine ersten Boxen-IRs habe ich dann verschiedenen Freunden zum Testen gegeben, die ebenfalls mit dem TUR-Format arbeiten.

Das Feedback war durchweg positiv und dafür auch an dieser Stelle vielen Dank. Gleichzeitig bekam ich aber auch Nachfragen, die IRs als Wave zu erstellen. Das habe ich dann im weiteren Verlauf und bei den weiteren Profilierungssessions auch berücksichtigt, sodass diese IRs nun auch außerhalb des Two-Notes-Systems genutzt werden können. Also, wer IRs erstellt oder erstellen will, kann sich mit mehr Formaten auch Zugang zu mehr Plattformen wie Line 6 Helix oder Fractal Audio Axe-FX oder anderen IR Plugins sichern.

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Zum Erstellen und mischen von IRs im TUR Format – Two
Notes Blend IR
(Bild: Christian Tolle)

zusammenfassung

IRs sind für mich die Zukunft, wenn es um konsistente und sehr gute Lösungen für die Aufnahmen von echten Gitarrenamps bei geringen oder moderaten Lautstärken in Heim- oder Projektstudios geht. Zuverlässige und exzellente Sounds werden damit schnell und konsistent abrufbar, ohne dass man dabei auf die analoge Technik seines eigenen Amps verzichten muss. Aufbauen, einstöpseln, loslegen. Auch live können IRs super eingesetzt werden, wenn es mal wieder heißt: Der Gitarrist ist zu laut! … das kennt vermutlich jeder. Gerade auf diese Weise kann der geliebte Röhren-Amp trotzdem genutzt und sogar richtig schön aufgerissen werden. Das i-Tüpfelchen ist, wenn man dann noch seine eigenen Boxen digitalisiert zur Verfügung hat.

Um qualitativ hochwertige IRs zu erstellen, braucht es zusammenfassend folgendes: einen guten Raum, eine lineare Endstufe mit genügend Leistung, eine zu profilierende Gitarrenbox, wenigstens ein Mikro, hochwertige Kabel, einen guten Mikro-Preamp, einen qualitativen Digitalwandler bzw. Audiointerface und Capturing-Software. Viel Spaß beim Experimentieren. Und wer sich meine IRs mal zu Gemüte führen möchte, findet Beispiele hier: www.christiantolle.com – oder kann sich gerne mein Album (Christian Tolle Project – Point Blank) anhören, und checken, wie sich die oben beschriebene Mühe im Kontext manifestiert hat.

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2019)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sehr schön und ausführlich dargestellt. Ich glaube, mehr Aufwand kann man nicht betreiben. Und wenn man das Außenstehenden erklären will …
    die werden nur mit dem Kopf schütteln und Bahnhof verstehen. Musik machen ist nicht nur singen bei Dieter Bohlen. Das ist – was kreativer Prozess und Aufnahmetechnik betrifft – ein eigenes Studium mit tausenden von verschachtelten Unterpunkten. Aber gerade das reizt mich auch. Und es ist klanglich effektiver ein IR-File zu wechseln als gleich den ganzen Amp. Lautsprecher und Box bzw. IR-File sind gaaaaanz ausschlaggebend für den Sound. Das merkt man, wenn man in der DAW beim Gitarren- oder Basssignal mal im IR-Loader die IRs durchprobiert. Das ist dramatischer als zwischen Marshall, Engl und Friedman zu wechseln.

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  2. Hätte ich nicht besser erklären können und ich würde es auch nicht tun, weil mich die Suche nach der besten Möglichkeit unendlich viel Zeit und Geld gekostet hat. Am Ende hieß es: Bleibe solange wie möglich analog.- Das beste Tool was ich zur Verewigung meines Röhren-Sounds fand und immer noch verwende ist der SPL Transducer. Nichts empfinde ich realistischer, mit fast allen Nuancen und schon fast zu dicht an der Realität. Das Hallproblem wird digital auf zusätzlichen Spuren gelöst. Das T.C. electronics Reverb 4000 löst es schon perfekt bei der Aufnahme und das Rocktron Intelliverb ist auch noch sehr gut. Das Intelliverb hat aber schon seinen eigenen Sound (vergleichbar mit dem Intellifex Sound von Eddie Van Halen aus den 80igern).

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