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Guitar Basics: Modes – Ionisch

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(Bild: KRIACHKO OLEKSII/Shutterstock)

Ionisch ist der Mode, der in seiner Struktur exakt der Dur-Tonleiter entspricht. Allerdings lohnt es sich trotzdem, zwischen den zwei Begriffen zu differenzieren: In der Dur-Tonleiter begegnen wir Akkordfolgen wie der bekannten II-V-I-Verbindung oder noch komplexeren wie der III-VI-II-V-I-Verbindung, denen die Abfolge der Grundtöne im sogenannten Quintfall gemeinsam ist. Das bedeutet, dass sich die Grundtöne in Quinten abwärts bewegen. In C-Dur übersetzt sind das dann die Akkordfolgen Dm-G-C bzw. Em-Am-Dm-G-C.

Wir haben aber in den vorangegangenen Folgen Akkordfolgen der besprochenen Modes kennengelernt, deren Grundtöne nicht quintfällig sind, sondern oft zwischen zwei Akkorden hin und her pendeln oder sich nur im Abstand von Sekunden bewegen. Solche Grundtonbewegungen sind typisch für die sogenannte „modale“ Harmonik. Und genau diese gibt es auch für Ionisch, und um sie geht es heute.

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Beispiel 1 zeigt C-Ionisch über zwei Oktaven in der VII. Lage.

Beispiel 2 bildet die Intervallstruktur von C-Ionisch ab. Der charakteristische Ton von Ionisch ist die „4“ (F), eine reine Quart vom Grundton entfernt und durch den Pfeil über der Note und Fettdruck markiert.

In Beispiel 3 sind die Stufendreiklänge von C-Ionisch abgebildet. Es lohnt sich, für die notierten Dreiklänge auch andere Lagen zu suchen und in einem weiteren Schritt auch deren erste und zweite Umkehrungen zu finden. Dreiklänge und deren Umkehrungen waren schon Thema in dieser Kolumne (Gitarre & Bass 1-6/2022).

In Beispiel 4 fügen wir den Dreiklängen Septimen hinzu und verwandeln sie in Vierklänge. Um den Sound von C-Ionisch zu verinnerlichen, spielen wir den Mode über den durchklingenden Grundton (Beispiel 5). Der Kontrast zwischen Leersaiten und gegriffenen Tönen klingt sehr reizvoll.

Beispiel 6 zeigt die diatonischen Terzen von C-Ionisch in der VII. Lage. Hier sind durch die Umkehrung der melodischen Richtung viele interessante Varianten möglich, z.B. C-E, F-D etc. oder auch E-C, D-F etc.

Beispiel 7 zeigt C-Ionisch in Terzschichtung gespielt. Man kann den Basis-Akkord C∆7 problemlos mit der 9 und 13 erweitern, die sus4/11 hingegen klingt in Verbindung mit der großen Septime (∆7) nicht gut. Lässt man letztere weg, kann man aber die Terz (3) mit der 11 in einem Akkord-Voicing kombinieren. In Beispiel 14 hört ihr, wie gut Akkorde wie Badd9/11 oder Badd11 klingen können.

Beispiel 8 zeigt zwei Möglichkeiten, die Arpeggien der leitereigenen Dreiklänge zu spielen. Auch hier sind unzählige Variationen möglich: Statt wie notiert in Grundstellung kann man die Studien auch in erster oder zweiter Umkehrung spielen.

Dies gilt auch für die der leitereigenen Vierklänge aus Beispiel 9. Allerdings kommt hier noch die dritte Umkehrung dazu.

In Beispiel 10 ändern wir die Abfolge der Akkordtöne von 1, 3, 5, 7 in 3, 7, 1, 5. Diese Variante liegt erstaunlich günstig auf dem Griffbrett, und für das Resultat würde sich auch ein Pat Metheny nicht schämen. Im letzten Takt ist exakt die gleiche Sequenz zu sehen, aber in Achtel-Triolen gespielt – was direkt völlig anders klingt! Was modale Akkordfolgen von Quintfall-Akkordfolgen unterscheidet, sehen wir bei ‚Boys Don‘t Cry‘, einem Klassiker von The Cure aus dem Jahre 1979.

(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)

 

Beispiel 11 zeigt die ikonische Akkordfolge in A-Ionisch. Wie aus dem Lehrbuch der Harmonielehre geht es die diatonischen Dreiklänge von der I. Stufe hoch bis zur IV. Stufe und wieder zurück. Die Dreiklänge aus dem Original lassen sich durch die hinzugefügten Septimen in Vierklänge verwandeln. Das gibt dann etwas mehr Farbe.

Bob Dylan schrieb seinen Megahit ‚Like A Rolling Stone‘ nach dem gleichen Prinzip, allerdings in C-Ionisch (Beispiel 12). Und hier geht es von der I. Stufe hoch bis zur V. Stufe. Ionisch ist der Mode, in dem gerne Hymnen geschrieben werden. Eine davon ist ‚Jump‘, einer der größten Van-Halen-Hits. Das Intro in C-Ionisch spielte Eddie Van Halen auf einem Oberheim OB-Xa-Synthesizer in C-Ionisch, also ausschließlich auf den weißen Tasten.

Beispiel 13 zeigt, wie man die Keyboard-Chords auf der Gitarre spielt – diese muss aber 22 Bünde haben.

In Beispiel 14 harmonisieren wir E-Ionisch aufsteigend auf der Gitarre mit Akkorden, die alle die Leersaiten H und E enthalten. Solche Akkorde hören wir oft bei Steve Hackett oder Anthony Phillips, dem Gitarristen bei Genesis von 1967 bis 1970.

Beispiel 15 zeigt zuletzt eine Harmonisierung von D-Ionisch, dieses Mal allerdings absteigend. Die harmonisierten Töne sind abwechselnd Grundton, Terz und Quint.

(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hervorragend! Das ist genau das Basiswissen in Harmonielehre, das jeder Musiker braucht. Als Bassist gleich zweimal.

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