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Guitar Basics: Intervall-Crashkurs 1

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Intervall-Meister und Improvisations-Genie John Scofield (Bild: Roberto Cifarelli / ECM)

Wer sich mit Musik beschäftigt, hat sicher schon einmal den Begriff „Intervall“ gehört. Er stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bezeichnet den Zwischenraum, den zwei Töne bilden, die entweder sukzessiv (hintereinander) oder auch simultan (gleichzeitig) erklingen. Wenn es um Musik geht, wird ja oft die Analogie zur Sprache betont, was auch Einiges für sich hat. In dieser Analogie könnte man die zwölf Töne der westlichen Musik als die Buchstaben der Musik betrachten, die sukzessiven Intervalle entsprächen den Silben, aus denen sich dann Motive und Melodien bilden lassen.

Aus dem Wissen, dass alle Melodien, egal wie komplex sie auch sein mögen, letztlich nur eine Abfolge von Intervallen sind, ergibt sich schon fast zwangsläufig, dass es eine gute Idee ist, die Intervalle systematisch zu erforschen und zu studieren. Denn der unendlichen Zahl an möglichen Melodien steht eine sehr überschaubare Anzahl an verschiedenen Intervallen gegenüber.

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Liest man zum Thema Intervalle Artikel in Wikipedia oder auch so manches Harmonielehre-Buch, so wird man mit zahlreichen Informationen konfrontiert, die den Eindruck erwecken: Das Thema ist ja höllisch kompliziert! Wir werden in diesem Workshop einen anderen Weg gehen und mit einem Minimum an Theorie und viel Praxis am Instrument selbst alles lernen, was wirklich wichtig ist.

INTERVALL-TRAINING

Basis für unseren Crashkurs ist die C-Dur-Tonleiter in der VII. Lage. Beispiel 1 zeigt diese C-Dur-Tonleiter in zwei Oktaven in Notenbild und Tabulatur. Und beginnend vom C ordnen wir jedem der sieben Töne eine römische Zahl zu, die die Stufen der Töne in Bezug zum Grundton C definiert. Von jeder dieser Stufen werden wir dann der Reihe nach spielen.

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Kommen wir direkt zur Sache: Beispiel 2a zeigt die sogenannten „diatonischen Sekunden“ in C-Dur: Was heißt „diatonisch“? Nichts anderes, als dass unser mögliches Ton-Reservoir nur die Töne der C-Dur-Tonleiter umfasst, also exakt die Töne, die wir in Beispiel 1 schon kennengelernt haben. Und was ist eine „Sekund“? Spielen wir einen beliebigen Ton der C-Dur-Tonleiter als ersten Ton und danach den diesem in der Tonleiter direkt folgenden zweiten Ton, entsteht eine Sekunde (vom lateinischen Wort „Sekunda“ = die Zweite). Spielen wir hintereinander von jedem Ton der C-Durtonleiter die Sekunde, ergibt sich eine charakteristische Abfolge von Großen Sekunden (= zwei Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „2“) und Kleinen Sekunden (= ein Halbton/Bund, abgekürzt mit „b2“).

Beispiel 2b enthält eine Übung, bei der in Achteln zuerst alle Sekunden durchgespielt werden. Es folgen dann zwei Varianten, bei denen sich die melodische Richtung (erkennbar an den Pfeilen) ändert. Wer nach technischen Übungen sucht, die auch musikalisch Sinn machen, findet hier und in den folgenden Beispielen exzellentes Material, das man nicht oft genug wiederholen kann. Dabei schult man nicht nur die linke und rechte Hand, sondern trainiert gleichzeitig auch sein Gehör und seinen musikalischen Instinkt. Aus verschiedenen Abfolgen von großen und kleinen Sekunden bestehen nicht nur alle Kirchentonarten, auch Melodisch Moll und die symmetrischen Skalen wie Ganzton-Halbton, Halbton-Ganzton und die Ganztonleiter werden so gebildet (Harmonisch Moll hingegen beinhaltet eine kleine Terz).

Analog zeigen Beispiel 3a und 3b die Terzen. Von denen gibt es innerhalb der Dur-Tonleiter Große Terzen (= vier Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „3“) und Kleine Terzen (= drei Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „b3“). Aus übereinander geschichteten Terzen werden Dreiklänge und Vierklänge gebildet.

Beispiel 4a und 4b widmet sich den Quarten. Hier sind die Reinen Quarten (= fünf Halbtöne/ Bünde, abgekürzt mit „4“) der Regelfall. Nur von der IV. Stufe aus entsteht von F nach B eine Übermäßige Quart (= sechs Halbtöne/ Bünde, abgekürzt mit „#4“). Leicht zu merken!

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Auch bei den Quinten (Beispiel 5a und 5b) gibt es nur einen Ausreißer. Es dominieren die Reinen Quinten (sieben Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „5“). Lediglich von der VII. Stufe aus entsteht von B nach F eine Verminderte Quint (= sechs Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „b5“).

Die Sexten (Beispiel 6a und 6b) sind wie die Terzen ebenfalls entweder groß (neun Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „6“) oder klein (acht Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „b6“).

Auch die Septimen (Beispiel 7a und 7b) sind entweder groß (elf Halbtöne/Bünde, abgekürzt mit „△7“) oder klein (10 Halbtöne/ Bünde, abgekürzt mit „b7“). Hier hilft die Faustregel: Auf der I. und IV. Stufe bilden sich große Septimen, der Rest sind kleine Septimen.

In Beispiel 8 sind ausgehend von C von der Sekund bis zur Septime alle möglichen Intervalle zusammengefasst. Wer seine neuerworbenen Kenntnisse prüfen will, spielt die gleiche Übung für alle anderen Stufen durch.

Wie weiter oben schon gesagt, sollten diese Übungen sehr, sehr oft und regelmäßig wiederholt werden, bis sie sich tief in das „Muscle Memory“ eingebrannt haben. Jazzgitarristen wie John Scofield oder Oz Noy empfehlen die hier vorgestellten Übungen als unverzichtbare Basis für die Improvisation. Aber alle Gitarristinnen und Gitarristen, die ihr Instrument besser beherrschen wollen, werden von ihnen enorm profitieren. Garantiert!


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2023)

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