G&B-Basics: Gitarrensaiten aufziehen

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Bei der E-Gitarre fängt das Aufziehen der Gitarrensaiten bei den Mechaniken an. Dabei geht es vordergründig um zwei Dinge: Zum einen soll die Saite bombenfest am Mechanikschaft verankert sein und zum anderen muss die Saite mit genügend Druck in ihre Sattelkerbe gepresst werden …

Gitarresaite von nahem

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Aus der Packung kommend sind Saiten deutlich länger, als wir sie eigentlich brauchen. Doch wer denkt, er muss nun die kompletten Gitarrensaiten aufziehen – sprich die Saite auf den Mechanikschaft wickeln – macht sich nicht nur unnötig Arbeit, sondern beeinflusst die Stimmstabilität der Gitarre negativ. Deshalb sollte man beim Saitenwechsel neben einer Kurbel auch einen „Saitenschneider“ bereithalten, denn mit ihm kürzen wir die Saiten etwa 6 cm nach dem Mechanikschaft, an dem sie befestigt wird.

So nicht, sondern ...
So nicht, sondern … (Bild: Heinz Rebellius)
... so!
… so! (Bild: Heinz Rebellius)

Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Mechanikschäfte. Fender-Gitarren und deren Kopien haben oft Mechaniken mit Schlitz-Schäften. Hier können die Saiten von oben eingesteckt und dann aufgewickelt werden. Die meisten anderen Gitarren tragen Mechaniken mit Loch-Achsen. Hier werden die Saiten seitlich durch ein Loch geführt und dann aufgewickelt. Für beide Achsenvarianten gibt es mehrere Methoden, was das Aufziehen der Saiten angeht. Die beiden besten stellen wir im Folgenden vor!

Bei Mechaniken mit Schlitz-Achsen steckt man beim Gitarrensaiten aufziehen das Ende der abgelängten Saite, soweit es geht, von oben in das Loch der Achse hinein, biegt sie durch den seitlichen Schlitz in der Achse und knickt sie in einem Winkel von 90 Grad ab. Da ist es hilfreich, wenn man vorher die Mechanikachse so in Stellung gebracht hat, dass der seitliche Schlitz parallel zum Sattel ausgerichtet ist. Jetzt kann man mit dem Aufwickeln beginnen, wobei darauf geachtet werden muss, dass die folgende Wicklung immer unter (!) der vorherigen liegt. Die Wicklungen sollten sich auf keinen Fall überkreuzen oder von unten nach oben verlaufen!

Beim Aufziehen der Saite kann mit dem Zeigefinger der rechten Hand die Saite auf Wickelhöhe herunter gedrückt werden.
Beim Aufziehen der Saite kann mit dem Zeigefinger der rechten Hand die Saite auf Wickelhöhe herunter gedrückt werden. (Bild: Heinz Rebellius)

Dabei hilft es, die Saite durch die rechte Hand zu führen und beim Kurbeln mit dem Zeigefinger leicht nach unten zu drücken. Im Idealfall sollten zwei bis drei Wicklungen auf der Achse liegen, damit die Saiten auch einen schönen Winkel vom Sattel hin zu den Mechanikschäften beschreiben.

Als Richtmaß kann dienen: 11° für die tiefe E-Saite, 9° für die A-Saite, 5° für die D- und G-Saite. Die H- und hohe E-Saiten werden bei dieser Art Kopfplatten meist von einem Saitenniederhalter auf ein tieferes Niveau gedrückt, sofern die Gitarre nicht mit „staggered“ Mechaniken ausgerüstet ist. Bei Lochachsen wie bei Gibson & Co. wird das Saitenende seitlich durch das Loch in der Achse geführt – von innen nach außen, am besten bei quer zur Kopfplatte stehendem Loch. Nun wird die Saite per Kurbeldrehung zuerst ÜBER und dann ab der zweiten Umdrehung UNTER der in der Mechanik liegenden Saite geführt. Nun noch zwei Lagen, dann sitzt auch diese Saite fest.

Maximal zwei bis drei Windungen auf dem Mechanikschaft reichen, um die Saite zu fixieren.
Maximal zwei bis drei Windungen auf dem Mechanikschaft reichen, um die Saite zu fixieren. (Bild: Heinz Rebellius)

Nach dem Aufziehen der Gitarrensaiten sollten die Saiten gleich auf die richtige Tonhöhe gestimmt und dann vorsichtig von Hand gedehnt werden. Hierbei werden sie sich leicht verstimmen. Nach einigen Dehn-Vorgängen jedoch wird sich die Stimmung stabil einpendeln. Nun sollten noch die Bereiche nach den Auflagepunkten gedehnt werden – also kurz nach den Saitenreitern unten am Steg die Saiten mit einem kräftigen Daumendruck nach unten drücken, stimmen, wiederholen und noch einmal stimmen. Das gleiche dann oben zwischen dem Sattel und den Mechaniken wiederholen – dann kann‘s mit frischem Saitenwind losgehen!


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Grundwissen, Workshops, Tipps & Tricks – Die G&B-Basics geben Antworten auf die meistgestellten Fragen rund um die Themen Gitarre & Bass. Da sie immer wieder neue Leser:innen erreichen und wichtige Themen erläutern, holen wir sie regelmäßig aus dem Archiv hervor.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. “Nach dem Gitarrensaiten aufziehen ” – ist das richtiges Deutsch?!

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    1. Das war schlechtes Deutsch :-). Schon korrigiert, danke für den Hinweis!

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  2. Und wenn ich die Die Falsche erwischt habe was dann ?

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    1. Die falsche Saite? Dann runter mit ihr und die richtige drauf!

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  3. Ich habe eine alte MIJ Aria mit Fender-Style (also Schlitz) – das Loch in der Mitte der Achse ist nicht tief genug, sodass die h- und insbesondere die e- Saite gerne wieder ‘rausflutscht – auch noch ein paar Tage nach dem Aufziehen. Ich wickle daher die blanken Saiten G, h und e zunächst einmal nur um die halbe Achse – damit gibt es drei “Knickpunkte” mit hoher Reibung, und die Saite bleibt stabil. Man muss die Saite dabei immer stramm führen, damit sich keine lose Schlaufe bildet, aber das funktioniert ganz gut. Vielleicht gibt es dafür aber noch bessere Vorschläge?!?

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  4. Seit 100 Jahren ziehe ich die Saiten so auf: https://www.youtube.com/watch?v=tuj7eQtxy1E
    Der Typ ist ein bisschen gruselig, die Methode macht aber Locking Mechaniken überflüssig.

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    1. Hallo liebe Gitarrenfreunde,
      Der Tipp (3.) von Axel ist im Grunde gut, und so machen es zunehmend viele Gitarristen. Das Video selbst ist langatmig. Für Anfänger vielleicht trotzdem gut so.
      A c h t u n g : dort vorgeführte mehr als eine Wicklungs-Umdrehung (tw. 3 Lagen dort beschrieben) sind definitiv nicht zu empfehlen. Eine reicht und sorgt für weniger Verstimmung!
      Ich bin Oldie und ziehe viele Saitensätze pro Jahr auf, da ich u.a. einige günstige + mittelpreisige Gitarren pimpe und später wieder verkaufe. Vor 50 Jahren gab es Tipps wie in diesem Beitrag leider noch nicht. Da hatte man ellenlange Saitenüberlängen gekringelt rumhängen…. Aber seit etwa 30 Jahren mache ich das bei Lochachsen wie von Heinz Rebellius gut beschrieben. Dabei ist allerdings “eine Lage UNTEN” und nicht “Nun noch zwei Lagen…” mein Maß der Dinge, da weitere Lagen – wie beschrieben – auch zu Verstimmung neigen. Ausnahme: bei E1 mache ich eine Lage mehr UNTEN, weil sich die Saite dort sonst leicht löst, da zu dünn.
      Die im Video beschriebene Methode ist mir zu fummelig. Und: you never teach an old dog a new trick 🙂 In diesem Fall: warum auch, funzt wunderbar.
      Mit musikalischen Grüßen – und: keep rockin’ and bluesin’
      MrHKBlues

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    2. @Axel Meißner
      Jipp – genau meine Methode.
      Bombensicher!

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  5. Bei den Schlitz-Achsen steht „Die Wicklungen sollten sich auf keinen Fall überkreuzen…“ und bei den Loch-Achsen wird genau das Gegenteil gefordert „zuerst ÜBER und dann ab der zweiten Umdrehung UNTER…“.

    Warum soll das Überkreuzen der Wicklungen bei Schlitz-Achsen fatal und bei Loch-Achsen nötig sein?
    Greets

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    1. Das ist wie beim Seemannskonten, durch die Überkreuzung wird die Festigeit durch den Zug der Saite verstärkt. Bei allen Achsen 😉

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  6. In welcher Reihenfolge sollte man die Saiten aufziehen und in welcher Reihenfolge gestimmt?
    Mir wurde gesagt: erst die tiefe E-, dann die hohe E-Saite aufziehen, damit der Hals sich nicht einseitig verkrümmt.
    Beim Stimmen mit der Hohen E-Saite beginnen, da die wohl den größten Zug auf den Hals ausübt und die Gitarre muss dann anfangs nicht so oft nachgestimmt werden!?

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