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Bass Basics: Tipps für die Anschlagshand – Dynamik

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(Bild: Markus Setzer)

Vielleicht kennst du das weit verbreitete Phänomen, dass du im Proberaum, wenn du mit deiner Band probst, viel schneller mit der Anschlagshand ermüdest, als wenn du nur für dich zu Hause entspannt spielst oder übst. Daheim konntest du den Song noch entspannt im Original-Tempo mitspielen. Du hattest Spaß und ein gutes Gefühl. Im Proberaum verhärtet sich aber nach nur kurzer Zeit dein Unterarm der Anschlagshand und deine Anschlagsfinger werden müde. Das passiert gerne bei rockigen Songs oder auch bei schnellen Finger-Funk-Linien. Ein klassisches Symptom wäre ein unschönes Klackern, welches durch zu starken und unkontrollierten Anschlag entstehen kann.

BASSANLAGE & POSITION

Dafür kann es verschiedene Ursachen geben: Wie gut hörst du dich während der Probe? Wo steht deine Bass-Anlage im Raum? Wo stehst du im Verhältnis zu deiner Bass-Anlage? Wie gut pegelst du dich am Anfang der Probe ein? Und ist diese Lautstärke auch dann noch ausreichend, wenn alle „loskesseln“? Wie ist dein Sound eingestellt?

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Denn der Sound, der für dich – alleine gespielt – super klingt, könnte eventuell in der Band gar nicht funktionieren. Tipp: Achte auf deine Mitten, die machen dich hörbar und setzen sich durch! Letztendlich kann auch die Energie des Songs und der Band dich mitreißen und dazu verleiten, härter anzuschlagen. Ein kleiner Trick wäre, dass du das „Gain“, also die Vorstufe an deinem Amp, höher als gewohnt einstellst, sodass du automatisch zum leiseren Anschlagen gezwungen wirst. Ein weit verbreiteter Fehler geschieht auch bei der Positionierung.

Viele Bassisten denken: Je näher ich an meiner Anlage stehe, desto besser. Doch wenn du direkt vor deiner Box stehst, flattern dir nur die Hosenbeine und du kannst dich selbst nur sehr schlecht oder undefiniert hören. Der Sänger, der aber ein paar Meter entfernt deiner Bassanlage gegenüber steht, beschwert sich darüber, dass du viel zu laut bist. Mein Tipp: Probiere mal unterschiedliche Standpunkte im Raum aus. Such dir mal eine Position, bei der du deiner Bass-Anlage im Proberaum gegenüberstehst.

DIE GOLDENE MITTE

Aber wenn wir uns dem Problem mit dem Anschlag mal grundsätzlich nähern wollen, stehen am Anfang der Urschleimspur zwei entscheidende und grundlegende Fragen: Wie bewusst ist dir deine Anschlagbewegung? Und wo liegt eigentlich deine mittlere Anschlagstärke, also dein persönliches „Mezzoforte“(mf)? Über die Art der Anschlagbewegung und wie du diese kontrollieren und dosieren lernen kannst, habe ich dir in Ausgabe 02/2022 einige Ratschläge gegeben. Aber hast du auch schonmal ausgecheckt, bei welcher Anschlagintensität deine mittlere Lautstärke liegt? Wie hart schlägst du an? Was fühlt sich für dich gut an? Was klingt für dich am besten? Am Ende des Tages gibt es natürlich kein richtig oder falsch. Und schon gar nicht ein „Genau so musst du das machen“!

Ich möchte dich mit diesem Bass-Basics-Artikel erstmal dazu ermutigen, dir überhaupt und grundsätzlich Gedanken über deine Anschlagsintensität zu machen. Und – wie gut hast du diese im Griff? Wenn du z. B. ganz sanft an den Saiten zupfst, könnte es schwierig sein, in ganz leisen Passagen in bestimmten Songs nicht leiser werden zu können. Wenn du wiederum ganz doll anschlägst, könnte es sein, dass du im Finale des Songs oder anderen lauten Passagen keine Möglichkeit mehr hast zuzulegen. Die Frage, die im Raum steht, ist: Wie groß ist mein Headroom nach oben oder unten? Mach dich doch mal mit den Beispielen aus diesem Artikel auf die Suche nach deinem persönlichen Mezzoforte.

ANS WERK

In Beispiel 1 geht es darum, einfache Achtelnoten auf der leeren D-Saite in deiner mittleren Lautstärke zu spielen. In den Takten 3 & 4 wirst du dann langsam lauter. Das nennt man dann Crescendo.

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(Bild: Gitarre & Bass)

Beispiel 2 startest du wieder in deinem Mezzoforte und wirst dann bis zum Ende von Takt 4 maximal leise. Ein stetiges, gleichmäßiges Leiserwerden nennt man Decrescendo. Praktiziere diese Übungen unbedingt mit einem Klick bei Tempo von 60bpm oder langsamer und beobachte gleichzeitig, ob du beim Lauterwerden die Tendenz hast, auch schneller werden zu wollen. Oder eben beim Leiserwerden die Tendenz hast, auch gleichzeitig langsamer zu werden. Denn das Thema Dynamik hat auch immer einen rhythmischen Aspekt. Du solltest idealerweise das Lauter- und Leiserwerden, also das Thema Dynamik vom Thema Rhythmus und Timing komplett entkoppeln können und weiter tight zum Click spielen.

In den Beispielen 3a bis 6i habe ich dir Übungen aufgeschrieben, in denen es um das Einfügen von Akzenten geht. Auch Akzente haben immer einen rhythmischen Aspekt. Achte bitte darauf, dass nur der jeweils markierte Ton lauter gespielt wird und du nicht schon vorher lauter wirst. Auch die Note nach dem Akzent soll genau so laut klingen wie der Rest der Noten.

In den Beispielen 3a und 3b geht es um das Betonen der Viertel-Zählzeiten und der Achtel-Off-Beats. Ab Beispiel 4a bis 6i sind die Achtel-Triolen und im weiteren Verlauf auch die Sechzehntelnoten mit verschiedenen Akzenten an der Reihe. Natürlich habe ich zu diesem Artikel auch wieder ein Video aufgenommen. Dieses findest du auf www. gitarrebass.de. Ich wünsche dir nun viel Spaß beim Entdecken der dynamischen Möglichkeiten. Bis zum nächsten Mal, Markus.


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
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