In der letzten Folge von Bass Basics habe ich dir Tipps zum Warmspielen gegeben. In einem gut strukturierten und auf dich abgestimmten Übungsplan könnte nun das Thema Griffbrettnavigation auf der Tagesordnung stehen. Damit meine ich die Orientierung auf dem Griffbrett, zu der unter anderem auch die sichere Orientierung in Tonleitern gehört. Zu wissen, wo welche Töne auf dem Griffbrett zu finden sind, und wie man bestimmte Tonarten in den verschiedenen Registern spielen kann, ist ebenfalls immer wieder ein wichtiges Thema.
Am liebsten wäre es uns allen, wenn wir die gewünschten oder gesuchten Töne auf dem Griffbrett schnell und automatisch finden könnten, ohne lange nachdenken zu müssen. Außerdem ist das sichere Bewegen in den Tonarten ein wichtiges Werkzeug, um kreativ sein zu können. Also für das Kreieren eigener Basslinien oder das Spielen eines Walking Bass eine unglaubliche Hilfe! Auf dem E-Bass haben wir fünf sinnvolle Fingerpatterns, die uns die Orientierung auf dem Griffbrett sehr erleichtern. Warum fünf? Weil unser Bass in Quarten gestimmt ist und wir pro Lage immer das Intervall einer kleinen Terz abdecken können.
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Da es pro Tonleiter nur sieben verschiedene Töne innerhalb einer Oktave gibt und die Oktave 12 Halbtonschritte hat, kommen wir mit fünf verschiedenen „Schablonen“ für alle Tonarten, egal ob Dur oder Moll, und sogar für alle Sondertöne wie die Kirchentonleitern (auch Modes genannt) aus. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob du einen 4-, 5- oder 6-saitigen Bass spielst. Es sind immer „nur“ fünf Fingerpatterns. Leider erlebe ich in meinen Workshops immer wieder, dass die Fingerpatterns missverstanden oder mit den Kirchentonleitern verwechselt werden.
Ich höre dann Sätze wie: „Das ist doch das äolische Fingerpattern“. Oder: „Wenn ich Fingerpattern 2 spiele, ist das doch dorisch, oder?“ Fragen wie „Gibt es nicht sieben Modes und deswegen auch sieben Fingerpattern?“ Einfache Antwort: Nein!
Um es kurz zu machen: Ein Fingerpattern bestimmt nicht einen Klang oder gar eine Tonart! Es ist genau umgekehrt: Wir benutzen die Fingerpatterns, um die Tonart, die der Song vorgibt, auf dem Griffbrett umzusetzen. Nur weil ich zum Beispiel das Pattern V benutze, um mich auf dem Griffbrett zu orientieren, wird aus einem Song, der in Dur komponiert wurde, nicht plötzlich eine Moll-Nummer! Ich kann sogar alle Töne mit nur einem Fingerpattern spielen. Entscheidend für den Klang ist immer der Grundton. Wo ist das tonale Zentrum? Und dann geht es um die Intervalle (Tonabstände), die darüber klingen.
In Beispiel 1 findest du das Fingerpattern V grafisch dargestellt. Jeder Notenkopf entspricht einem Finger innerhalb der Lage. Die Grafik zeigt dir alle erreichbaren Töne innerhalb dieser „Lage“. Bitte mache nicht den Fehler, dich immer an der E-Saite oder am tiefsten Ton zu orientieren. Es gibt viel mehr Möglichkeiten!
(zum Vergrößern klicken!)
In Beispiel 2 beginne ich zum Beispiel mit dem kleinen Finger auf der E-Saite. Es erklingt also eine Dur-Tonleiter im Fingerpattern V. Um deutlich zu machen, was hier der Grundton ist, habe ich in den ersten beiden Takten jedes Beispiels eine „One-Groove-Phase“ auf dem Grundton eingebaut. So lokalisiert dein Ohr hier automatisch das C als Grundton.
In Beispiel 3 spielst du nun wieder eine D-dorische Skala mit dem gleichen Fingerpattern. Die zwei Takte, die du vorher auf dem D spielst, verankern dir wieder den Grundton. Die gleiche Position auf dem Griffbrett, die gleichen Finger, die gleichen Töne, aber ein völlig anderer Klang!
In Beispiel 4 habe ich dir jetzt eine natürliche Molltonleiter aufgeschrieben, wieder mit dem gleichen Griffmuster. Du siehst, und vor allem „DU HÖRST“, dass dieses „Fingerpattern V“, das immer wieder fälschlicherweise als „äolisch“ bezeichnet wird, viel mehr kann als nur äolisch!
In Beispiel 5 findest du nun Fingerpattern I graphisch dargestellt. Die Grafik zeigt dir nochmal alle erreichbaren Töne in dieser Lage.
Um abschließend noch einmal zu verdeutlichen, dass die Vergabe von “klanglichen Namen” für die Fingerpatterns irreführend ist, habe ich dir in Beispiel 6 noch eine natürliche Molltonleiter in Fingerpattern I notiert. Das Pattern, das so oft fälschlicherweise als „Dur“ bezeichnet wird, kann also auch eine Molltonleiter wiedergeben.
Und noch ein Tipp zum Schluss, weil ich das auch immer wieder höre: „Good Times“ von Chic steht eben NICHT in D-Dur, sondern in E-Moll-Dorisch. Wenn du bei dir selbst feststellst, dass du alles auf eine „Dur-Tonart“ zurückführen willst, um dich orientieren zu können, ist das der beste Beweis dafür, dass du die verschiedenen Sounds der Modes noch nicht hören und unterscheiden kannst und dass du neben dem Thema Harmonielehre auch die Fingerpatterns noch nicht verstanden oder verinnerlicht hast.
Wenn du dich dabei ertappst, dass du immer wieder alles auf eine Dur-Tonart zurückführst, dann ist das ungefähr so, wie wenn Kinder Additionsaufgaben mit den Fingern abzählen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Üben der Fingersätze. Das Video zum Artikel findest du wie immer hier: