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Americana Standards: Wayfaring Stranger

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(Bild: Martin Schmidt)

Jeder Stil lebt von einem Repertoire gewisser Songs, die jeder Musiker, der sich im jeweiligen Stil betätigt, kennen sollte. Auch die Gattung Americana macht da keine Ausnahme, und so werden wir uns in den nächsten Folgen mit ein paar Stücken beschäftigen, die immer wieder in diesem Genre auftauchen.

SONG

Den Anfang macht der Folk-Song ‚Wayfaring Stranger‘. Das Stück entstand Anfang des 19. Jahrhunderts, der Komponist ist unbekannt. Der Text handelt von der schwierigen Reise durchs Leben und dessen Ende, an dem der Protagonist Vater und Mutter im Jenseits wiedertrifft. Hier ein Ausschnitt:

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I am a poor wayfaring stranger

I’m travellin’ through this world of woe

Yet there’s no sickness, toil, nor danger

In that bright land to which I go

***

I’m going there to see my Father

I’m going there, no more to roam

I’m only going over Jordan

I’m only going over home

***

I know dark clouds will gather ’round me

I know my way is rough and steep

But golden fields lie just before me

Where God’s redeemed shall ever sleep

Ein Thema, das uns alle betrifft. Trotz der religiösen Ausrichtung des Textes kann man unabhängig vom eigenen Glauben oder Nichtglauben die melancholische Stimmung des Songs gut nachempfinden – gerade wenn das Leben vielleicht nicht so verläuft wie gewünscht.


ARRANGEMENT

Mein Arrangement ist relativ simpel gehalten. Die Melodie verwendet nur Singlenotes und spielt sich, bis auf das A am 5. Bund der hohen E-Saite, nur in der einsteigerfreundlichen ersten Lage ab.

(zum Vergrößern klicken!)

Die Begleitung verwendet typische Cowboy-Chords, die mit einer Wechselbass-Begleitung gespielt werden. An ein paar Stellen habe ich ein paar Bassläufe hinzugefügt, um die Sache etwas spannender zu gestalten. Wenn du die Begleitung mit dem Plektrum spielst, klingt es gut, wenn die Basssaiten leicht mit dem Handballen der rechten Hand abgedämpft werden. Etwas folkiger wird es, wenn du die Basssaiten mit dem Daumen und die dazwischenliegenden Akkorde mit dem Zeigefinger anschlägst. Das Audiofile ist auf der Akustikgitarre eingespielt, aber der Part dürfte auch auf einer leicht angecrunchten E-Gitarre eine gute Figur machen.


INTERPRETATIONEN

Gibt man Wayfaring Stranger bei Spotify ein, findet man eine Fülle an Versionen. Äußerst düster und kurz vor seinem Tod aufgenommen, besitzt die JohnnyCash-Version eine extreme Dringlichkeit.

Auch gelungen ist die JackWhite-Aufnahme für den Film Cold Mountain, die mit Banjo und Fiddle sehr authentisch nach amerikanischer Folk-Musik klingt.

Eva Cassidy verleiht dem Song mit ein paar jazzigen Akkorden eine deutlich leichtere Note und ein bluesiges Feel.

Schön ist auch die Fingerpicking-Version vom YouTube-Gitarristen Justin Johnson, die mit schöner Phrasierung und ein paar zusätzlichen Akkorden aufwartet.

Sogar eine Ska-Version ist zu finden – die deutsche Band ‚Frau Doktor‘ lässt den Song mit Offbeat-Gitarre und Bläserthema nach Jamaika reisen. Egal wie man das Stück interpretiert, die Melodie klingt immer gut und setzt sich im Ohr fest – ein untrügliches Zeichen für eine gelungene Komposition.

In dem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Experimentieren mit ‚Wayfaring Stranger‘ und hoffe, dass du eine eigene Version hinbekommst!


Feedback, Kritik und Wünsche kannst du wie immer unter martin@the-incredible-mr-smith.com los werden.


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2022)

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