Workshop

Americana: Rockabilly meets Jazz

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Licks im Stil der Western-Swing-Legende Jimmy Bryant eignen sich, um die eigene Blues-Improvisation spannender zu gestalten. (Bild: sundazed)

Weiter geht’s mit dem Variieren des klassischen Rockabilly-Sounds. In dieser Folge des Americana-Workshops gibt es ein paar Ideen, wie man den Fifties-Sound mit Jazz-Linien und -Konzepten aufpeppen kann. Soliert wird über einen 12-Bar-Blues in A, der die Grundlage vieler Rockabilly-Songs bildet.

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CHORUS 1 – ARPEGGIOS

Der erste Chorus beginnt mit einem klassischen Bass-Noten-Lick, einem gedoppelten A auf E- und A-Saite. In Takt 2 antworte ich darauf mit einem A6-Arpeggio, wie es gerne von Western-Swing-Gitarristen wie Jimmy Bryant verwendet wurde. In Takt 4 entsteht die Linie aus einer gedachten Akkorderweiterung. Statt des A-Dur Akkordes denke ich Em7 /A7 alteriert und spiele zuerst ein Em7- Arpeggio und dann A-alteriert. Über den D- und A-Akkord in Takt 5 bis 8 arbeite ich mich mit Akkordtönen vor in die höheren Gefilde des Griffbretts. Über E und D in Takt 9 und 10 verwende ich wieder ein Dur6-Arpeggio und lande dann auf Akkordtönen des A-Dur-Akkordes. Am Ende greife ich das Bass-Noten-Lick wieder auf und löse es auf den Grundton des E-Dur-Akkordes auf.

CHORUS 2 – CHROMATIK

Der zweite Chorus beginnt mit chromatischen Annäherungen. In Takt 13 und 14 steuere ich die Töne eines A7-Arpeggios (A, C#, E, G) von unten an. In Takt 15 und 16 arbeite ich mich halbtonweise nach unten. Das A ist zuerst der Grundton des A-Dur-Akkordes und wird dann in Takt 5 zur Quinte von D-Dur. In Takt 18 lege ich ein vermindertes Arpeggio über den D-Dur. Die gedachte Akkordfolge ist D, Eb0 – ein typisches Akkordklischee aus einem Jazz-Blues. Über A steuere ich wieder Akkordtöne an. Die Linie über den E-Dur ist ein traditionelles II-V-Lick, das über die Akkorde Bm7, E7 gedacht ist. Über D und A kommen dann genretypische Double-Stops zum Einsatz, bevor ein übermäßiges Arpeggio über den E-Akkord zurück zur ersten Stufe führt.

CHORUS 3 – MIXOLYDISCH UND ALTERIERT

Das erste Lick des dritten Chorus kombiniert ein A6-Arpeggio mit Tönen der mixolydischen Tonleiter. In Takt 28 spiele ich eine Figur aus Bb-Moll über den A-Dur, was einen alterierten Klang ergibt. Versuche den Bb-Moll-Dreiklang am 6. Bund als Ausgangspunkt zu sehen. Über den D werden wieder Akkordtöne gespielt. Die Mollterz in Takt 31 und 32 bringt etwas Schärfe über den A-Dur-Akkord ins Spiel. Ich denke an eine Moll-Pentatonik mit hinzugefügter Sexte. Über E und D verwende ich ein 7/9-Arpeggio und lande in Takt 35 wieder auf Terz und Grundton des A-Dur-Akkords, bevor ein E7b9b13 den Chorus abschließt.

FAZIT

Betrachtest du das komplette Solo, siehst du drei Konzepte, mit denen du den Rock’n’Roll etwas jazziger klingen lassen kannst:

Nummer 1: Dur6-Arpeggios. Füge dem Dreiklang die Sexte hinzu und bastele aus diesen Tönen melodische Linien.

Nummer 2: Chromatik. Nähere Akkordtöne von unten oder oben an. Das kannst du mit einem oder mehreren Tönen tun. Wichtig ist, dass auf die 1 des Taktes wieder ein Akkordton kommt, um die chromatische Spannung aufzulösen.

Nummer 3: Lege im Solo mehr Akkorde über die I-IV-V-Bluesform. Du kannst zum Beispiel einen zweiten Akkord hinzufügen (Em und A7 statt nur A), einen verminderten Akkord im sechsten Takt hinzufügen (D und Eb0 statt nur D) oder in Takt 4 oder 12 der Blues-Form einen alterierten Akkord spielen (A7b9b13 oder E7b9b13 statt A bzw. E).

Zwischen diese komplexeren Linien kannst du typische Rockabilly- und Pentatonik-Licks einbringen und so einen spannenden klanglichen Kontrast schaffen. Viel Spaß beim Basteln!


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(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)

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