Back Home: Eine Reise in die Welt des Bernd Meiser
von Heinz Rebellius, Artikel aus dem Archiv
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70s ROCK
Der Amp-Bestand im Hause Meiser ist relativ überschaubar und kompromisslos auf 70s Hard- & BluesRock ausgerichtet. Ein roter Marshall Plexi von 1968 und ein tonnenschwerer 250-Watt-Marshall Major prägen die Kollektion – also jenes Topteil, das Ritchie Blackmore nutzte, bevor seine Engl-Ära begann.
Ein Highlight: 1968er Marshall Plexi auf schwer gezeichneter Marquis-Box (Bild: Rebellius)
Bernds wichtigster Verstärker stammt jedoch aus der Neuzeit: Ein Custom-Build von Gerd Mingl (Audio Amp Co.) aus dem Jahr 2010. Der Audio Amp Co. RBMM ist im Wesentlichen eine kleinere, leisere Variante des Marshall Majors, ausgestattet mit nur zwei KT-88-Endröhren, dementsprechend geringerer Leistung und kaskadierten Kanälen – wie bei Blackmores modifizierten Marshall Majors.
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Bernd Meisers wichtigster Amp: Der von Gerd Mingl von Audio Amp Co. für Bernd entwickelte RBMM von 2010, eine leisere Version eines Marshall Major mit kaskadierten Kanälen, wurde exklusiv zur Feinabstimmung aller BSM-Pedale verwendet. (Bild: Rebellius)
Ursprünglich stand RBMM für „Ritchie Blackmore‘s Mini-Major“, Bernd nannte ihn später „Minor-Major“. Das technische Konzept des Amps geht auf Mingl zurück. Es bietet unter anderem zwei kaskadierte Kanäle, die größere Flexibilität bieten. Ab Sommer 2010 wurde der RBMM exklusiv als Bernds Test- und Referenz-Amp für alle BSM-Entwicklungen eingesetzt, und das aus gutem Grund – sowohl Dirk als auch ich waren von dessen Sound mehr als begeistert.
Welche Funktion die beiden 1×12″-Combos – ein Kitty Hawk Junior Pro und ein PCL Champion – im Meiser-Amp-Universum erfüllten, können wir uns im Nachhinein allerdings nicht erklären.
Was fällt einem neben einer Fender Stratocaster und einem Marshall Major noch ein, wenn man sich Ritchie Blackmores Equipment in den frühen Deep-Purple-Tagen ins Gedächtnis ruft? Richtig – die Aiwa-Bandmaschine, die Blackmore als Booster und Echo-Generator nutzte. Auch hier in Waldmohr lässt sich diese Kombination erleben, denn Bernd besitzt eine Aiwa TP-1001 in sehr gutem Zustand.
Blackmore lässt grüßen: Aiwa plus Marshall Major plus Orange Box (Bild: Rebellius)
Insider wissen, dass Blackmore nicht die TP-1001, sondern die TP-1011 nutzte. Wir vermuten jedoch, dass die günstigere TP-1001 mit dem gleichen Preamp wie die aufgrund des Blackmore-Bezugs teurere TP-1011 ausgestattet ist und somit ebenfalls geeignet ist, den Blackmore-Sound authentisch nachzustellen.
Bernd hatte für den Aiwa-plus-Marshall-Sound natürlich auch einen Booster entwickelt. Sein BSM Galaxy 1011, das Upgrade Custom TP 1011 und die vielseitige RPA-Serie realisieren diesen Sound in Bernds typisch ganzheitlicher Herangehensweise. Hier werden also nicht nur die reine Schaltung der Aiwa-Vorstufe, sondern auch die Modifikationen an Blackmores Marshall im Endprodukt berücksichtigt.
PEDALWELTEN
Wie bei den Gitarren dominiert auch hier die japanische Herkunft. Es gibt Sammlungen von Boss-, Ibanez- und Redson-Pedalen sowie Klassiker anderer Marken wie MXR, DOD, EHX, Lehle und auch Außenseiter von Washburn, Korg, Voodoo Lab und Tech 21. Redson? Das ist eine wenig bekannte Marke eines japanischen Herstellers, dessen Pedale in den 1970er und 80er Jahren unter verschiedenen Markennamen weltweit verkauft wurden. Washburn, Korg und andere waren Redson-made. Diese Pedale gelten nicht als besonders innovativ, aber als robust und insgesamt gut. Also Brot und Butter – und Bernd wird schon seinen Grund gehabt haben, sie zu sammeln.
Bild: Rebellius
Zu Studienzwecken: Eine kleine BossSammlung, reichlich Ibanez-Pedale (auf dem Bild fehlen noch drei …) und ein eher überraschendes Sammel-Thema: Redson – made in Japan in den 1970er und 1980er Jahren.
Bild: Rebellius
Zu Studienzwecken: Eine kleine BossSammlung, reichlich Ibanez-Pedale (auf dem Bild fehlen noch drei …) und ein eher überraschendes Sammel-Thema: Redson – made in Japan in den 1970er und 1980er Jahren.
Bild: Rebellius
Zu Studienzwecken: Eine kleine BossSammlung, reichlich Ibanez-Pedale (auf dem Bild fehlen noch drei …) und ein eher überraschendes Sammel-Thema: Redson – made in Japan in den 1970er und 1980er Jahren.
In Bernds Sammlung sticht das in Vintage-Kreisen hoch geschätzte Schulte Compact Phasing A heraus, das er in zwei verschiedenen Versionen besaß. Ein Krautrock-Element im Meiserschen Brit-Rock-Umfeld? So dachte ich, bis ich in der ToneZone auf Bernds Website las, dass Blackmore den Schulte-Phaser bei den Sessions von Deep Purple zu ‚Burn‘ intensiv genutzt hatte …
Ein Hauch von Krautrock, den aber auch Blackmore einsetzte: Schulte Compact A Phaser (Bild: Rebellius)
Wir waren natürlich besonders auf den Bestand an BSM-Pedalen gespannt, denn es wären die letzten gewesen, die Bernd gebaut hatte. Doch nahezu alle Pedale aus der BSM-Produktion sind noch zu Bernds Lebzeiten verkauft worden. Und auf Halde (oder Lager) zu produzieren – das war einfach nicht sein Stil.
Die letzten BSM-Pedale: Drei HS Treblebooster aus der allerersten Generation, ein V-TB Prototyp, ein RM Early Days und Bernds Hommage an den Angus-Young-Sound, die BSM Black Box. (Bild: Rebellius)
So fanden wir neben einem Prototyp und zwei aktuellen Boostern (Black Box und RM) nur noch drei BSM aus der allerersten Serie – BSM Vintage, sozusagen…
BACK HOME REVERSE
Es war eine recht stille Heimfahrt nach drei Tagen des Abtauchens in die Welt unseres verstorbenen Freundes aus Waldmohr. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und ließ die vielen Eindrücke Revue passieren, viele Fragen tauchten auf und warten noch auf Antworten. Was wird mit Bernds Nachlass passieren? Wird man seriöse Käufer für seine speziellen Instrumente finden? Und was passiert mit seiner Marke BSM, den vielen Erfindungen, all diesen speziellen Schaltungen und den verschiedenen Effektpedal-Entwicklungen – also Bernds geistigem Erbe?
Es bleibt zu hoffen, dass letztlich eine angemessene Lösung gefunden wird, die seinem einzigartigen Lebenswerk gerecht wird. ●