Die 78 Boutique Pedale die Du nicht hast

Zoom G5n im Test

Anzeige

So bewirbt Zoom sein neues Flagschiff. Das G5n aus japanischem Hause bietet 68 Effekte. Obendrauf gibt’s noch jeweils fünf Amp- und Boxensimulationen. Macht unterm Strich 78.

Zoom G5n
(Bild: Dieter Stork)

Zoom hat sein neues Pedal gegenüber dem Vorgänger um ein weiteres Display und überarbeitete Sounds bereichert. Neben den üblichen Verdächtigen wie diversen Drives, Chorus, etc. sind auch ein Looper und ein einfacher Drumcomputer an Board. Die 100 speziell von Profi-Gitarristen designten Patches sollen den Einstieg erleichtern und einem das Leben so einfach wie möglich machen. Möglichst wenig programmieren, möglichst viel spielen, das scheint das Ziel der Entwicklung gewesen zu sein.

Anzeige

 

Konstruktion

Dieser Ansatz setzt sich auch in der Konstruktion und Software fort. Das 3,4 kg schwere Gehäuse wirkt sehr robust und für diese Preisklasse schon fast edel. Der Amerikaner würde das Design wohl als „sleek“ bezeichnen. Vorbei sind die Zoom-Zeiten mit den Stahl-Applikationen, die mal mehr, mal weniger hochwertig wirkten. Passend dazu bietet das Gerät nur die nötigsten Anschlüsse. Durch den Verzicht auf XLR-Buchsen und die Ausstattung mit Miniklinken für Aux-In und Kopfhörer scheint sich das Zoom eher als Übungslösung, denn als vollwertige Live-all-in-one-Lösung anbieten zu wollen.

Auf der Front finden sich insgesamt fünf Displays. Eines davon dient der Darstellung der Effektkette und des Menüs, die anderen stellen jeweils die Parameter der einzelnen Effekte dar. Letztere können durch jeweils vier Regler in Parametern geändert und durch einen Fußschalter an-, bzw. ausgeschaltet werden. Die vier Parameter-Potis liegen dabei leider recht nah an der Trittfläche der Schalter. Menschen mit großen Füßen sollten hier mal probetreten. Da bis zu neun Effekte zugleich genutzt werden können, werden zwei der unteren Fußschalter dazu verwendet, die gezeigten Effekte weiterzuschalten. Dann gibt es noch jeweils einen dedizierten Fußschalter für das Stimmgerät, ein Tap-Tempo und eine Umschaltung zwischen Stomp- oder Preset Modus – das war’s.

Zu den Schaltern gesellt sich noch ein Expression Pedal, welches je nach zugewiesenem Effekt verschiedene Parameter regeln kann. Neben den erwähnten Buchsen finden sich auf der Rückseite noch Stereo-Klinken-Outs, ein Anschluss für ein externes Expressionpedal, ein USB-Anschluss, der Power-Schalter und natürlich der Netzteilanschluss. Und als ob Zoom den Übungsfaktor noch betonen wollte, finden wir auch den von Laptops bekannten Kensington-Lock-Mechanismus.

 

Amps, Cabs, Effekte

Wie erwähnt gehören zu den 78 Effekten auch Amps und Boxen. Bis dato sind nach dem Launch auch nochmal weitere Simulationen hinzugekommen, sodass nun je sechs Amps und Boxen zur Wahl stehen. Als da wären: Fender Twin, Fender Bassman, Marshall JCM 800, Vox AC 30, Mesa Boogie Mk3 und der Bogner Ecstasy. Hierzu gibt es jeweils die passenden Boxensimulationen, welche natürlich nach Belieben mit anderen Amps genutzt werden dürfen. Das Laden von Impulsantworten ist nicht vorgesehen.

Die Amps bieten Einstellungen für Bass, Mid, Treble, Gain und Volume, plus spezielle Settings je nach Modell. Die Boxen lassen sich in Hi und Low regeln und bieten ein Überblenden zwischen einem Shure SM57 und dem Sennheiser MD421. Zudem kann man die Mikro-Abnahme ausschalten. Die Effekte sind aufgeteilt in die Kategorien Dynamics, Filter, Drive, Modulation, SFX, Reverb, Delay, Pedal, Rhythm und Looper. Hierbei reicht die Spanne von klassischen Effekten wie einem Ibanez Tube Screamer bis hin zum Z.Vex Seek Wah.

Auf der Zoom Homepage findet sich neben der Anleitung auch eine Übersicht der Effekte inkl. Parameter zum Download. Sehr praktisch. Der eingebaute Drumcomputer bietet 68 verschiedene Rhythmen, der Looper kann Sounds bis zu 80 Sekunden aufnehmen. Möchte man Stereo-Signale loopen und die Undo-Funktion zur Verfügung haben reduziert sich die Zeit auf 20 Sekunden.

Zoom G5n - Back
(Bild: Dieter Stork)

 

Praxis

So, erst mal den Kopfhörer anschließen. Wo war noch mein Miniklinken-Adapter? Achja, gefunden … Noch bevor man zum eigentlichen Sound des Gerätes vorstößt, fallen drei Sachen auf:

  1. Über meine Audio-Technica M40 Kopfhörer gespielt ist das Gerät sehr leise. Mit den AKG K601 erhält man zum Glück eine gute Lautstärke.
  2. Die Ampsims (und manche Effekte) belegen zwei der vier Displays. So kann man sie zwar schneller einstellen, allerdings artet es auch in ziemliches Hin- und Hergescrolle aus, wenn man Effekte vor und hinter Amps nutzen möchte.
  3. In welcher Situation sollte ich einen Schalter benötigen, um einen Amp oder eine Box auszuschalten? Umschalten wäre super (geht aber so nicht), an/aus halte ich hier für selten sinnvoll.

Allerdings muss man sagen, dass sich so alles gleich bedienen lässt, egal ob Amps oder Effekte. Aber wie klingt es denn nun? Die Ampsims an sich klingen ganz OK. Nicht mehr und nicht weniger. Aber ich gebe zu, ich bin da durch Fractal Audio, Line6, etc. mittlerweile verwöhnt und wir reden hier über ein 300-Euro-Gerät. Aber dennoch würde ich das Zoom nicht empfehlen, wenn es primär um Ampsounds geht. Zum Glück ist dies ja aber auch nur nettes Beiwerk zu den Effekten.

Bleiben wir noch einen Moment bei der Funktion als alleinstehendes Übungstool: Eine Kette aus Noise-Gate – Drive – Amp – Cab – Reverb – Looper und Drums überfordert das Gerät bspw. Und so macht es auch einen Unterschied, welchen Amp und welchen konkreten Hall man verwenden möchte. Aber testen wir jetzt mal die Funktion als reines Effektgerät, also runter vom Schreibtisch mit dem Zoom und ab vor den Amp. Hier macht sich das Gerät schon deutlich besser. Die Effekte sind gut gewählt und reichlich vorhanden. Noch wichtiger: Sie klingen auch gut.

Die Drives, Reverbs und Delays machen richtig was her. Und auch wenn man natürlich schon noch einen Unterschied zu teureren Geräten hört, so nimmt sich das im Mix, bzw. im Band-Setting gar nicht mehr so viel. Eine Ausnahme machen hier leider die Pitch-Shifter. Es gibt sie entweder als schaltbaren Effekt, oder Whammy-like mit Pedalsteuerung. Letzteres ist für Special-Effects gut nutzbar, aber die schaltbaren Versionen hängen hörbar hinter den gespielten Tönen hinterher. Sehr spannend wiederum ist, dass Zoom auch Exoten wie den Spot-Boost verbaut hat. Dieser ist nur beim Drücken des Fuß- tasters aktiv. Ein selten gesehenes Feature, welches man bspw. von Rodenberg kennt.

Auch das OSC Echo macht richtig viel Spaß. Hier handelt es sich um ein Delay, bei welchem man die Time mit dem Pedal steuern kann. So kriegt man abgefahrene Effekte hin (Megalomaniac anyone?). Ist zwar nichts Neues und das kann man auch alles mit der Hand machen, aber es so komfortabel geroutet und vor allem auch lautstärkemäßig gut abgestimmt integriert zu haben, ist sehr praktisch. Als aktuell einziges „SFX“-Gerät ist der Bomber integriert. Hier gibt es einfach ein vorgefertigtes Geräusch (einer Bombe, äh, ja … ) zu hören, wenn man den Taster drückt. Wirkt auf mich jetzt erst mal wenig sinnvoll, aber vielleicht erwarten uns hier ja noch spannendere Sachen per Firmware Update.

Ein Schwachpunkt der Bedienung wird auch beim Mod-Delay klar: Hier hat man nur vier Parameter zur Verfügung und keiner davon regelt die Tiefe der Modulation. Mir persönlich ist sie etwas zu stark eingestellt, sonst wäre das wirklich ein super Effekt. Aber für andere wird es genau passen. Schade eben nur, dass es keine Möglichkeit gibt, das am Gerät zu regeln. Sehr gut finde ich, dass selbst in dieser Geräteklasse heutzutage schon Looper an Bord sind. Mit einer Zeit von 80 Sekunden (in Mono, ohne Undo, der Wert verringert sich in Stereo mit Undo auf 20 Sekunden) sollte er auch für viele Situationen ausreichend dimensioniert sein.

Auch der Drumcomputer macht Spaß. Klingt zwar relativ basic, aber besser als das monotone Klicken eines Metronoms ist es dann schon. Ein sehr praktisches Feature ist auch das Boost-Poti. Hier kann man ganz am Ende der Signalkette noch mal ordentlich Lautstärke hinzugeben. In Kombination mit dem Tone-Poti findet man hier eine schnelle Anpassungsmöglichkeit an unterschiedliche fremde Amps über die man möglicherweise spielen muss, bzw. darf. Neben der Hardware-Steuerung bietet Zoom auch ein kostenloses Tool namens Zoom Guitar Lab, mit dem sich das G5n an PCs und Macs editieren lässt. Hier lassen sich neue Effekte und Patches einfach verwalten und auf das Gerät spielen.

 

Resümee

Du suchst gute Effekte, die vor dem Amp funktionieren? Ein Rundum-sorglos- Übungstool? Und einfache Bedienung ist dir wichtig? Dann könnte das G5n etwas für dich sein, denn Zoom bietet hier ein gut geschnürtes Paket an. Und obendrauf als Bonus gibt’s noch ein paar brauchbare Amp-Simulationen.

 

Plus

  • einfache Bedienung
  • Effekt-Sounds
  • Preis-LeistungsVerhältnis
  • Looper & Drumcomputer an Bord

Minus

  • teilweise wenige Parameter einstellbar

 

Profil

Produkt: Treble Booster Special
Treble Booster Special
Jeder Gitarrist hat wohl seinen Lieblings-Song mit einer Treble-Booster-Gitarre. Hier erfährst du auf mehr als 30 Seiten alles über den kleinen Sound Zauberer!

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Na Toll, wieder mal kein Wort über das Vox, Crybaby Wah auch nicht über Schalter=Taster (das ist ärgerlich weil sogar manche Händler den auch nicht kennen.) ein Taster macht kein Geräusch beim ein- oder ausschalten Schalter schon. Die Sache mit dem Boost Behringer hat an seinem Hellbabe Wah auch einen und so einen haben sehr viel mehr Gitarristen. Loop in Stereo ?? Live brauch ich sowas nicht, im Studio nicht und beim Homerecording am Computer? Wieder mal wird das Gros der Gitarristen oder jene die es werden wollen uninformiert gelassen. Typisch G&B.
    Ohne gruß

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren