Saure Gurke & Nashorn

Way Huge Swollen Pickle & Green Rhino im Test

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Zwei grüne Pedale, ähnliche Optik und doch so verschieden. Zum Test liegen uns das Swollen Pickle Fuzz MK IIS und das Green Rhino MK IV Overdrive vor. Wollen doch mal sehen, was die beiden grünen Kollegen so auf der Pfanne haben.

(Bild: Dieter Stork)

Way Huge bedarf eigentlich keiner großen Vorstellung mehr. 1992 von Jeorge Tripps gegründet und 2008 von Dunlop übernommen, tüftelt die Firma immer wieder an schlauen Pedal-Designs und verfügt mittlerweile über eine beachtliche Produktpalette. Wir haben uns einfach mal zwei wahre Klassiker des Herstellers zum Test ausgesucht.

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Grüne Würfel

Wie alle Way-Huge-Pedale, kommen auch unsere beiden Testkandidaten in dem für die Firma typischen, würfelförmigen Alugehäuse. Was soll man über diese Konstruktion noch sagen? Dicke Poti-Achsen aus Metall, ein Relais-Fussschalter und eine richtig stabile und sauber bestückte Platine – robuster geht es eigentlich nicht mehr. Im grundsätzlichen Aufbau unterscheiden sich die beiden Pedale eigentlich kaum. Neben den drei großen Reglern welche für Volume, Drive und Tone (Loudness, Sustain und Filter beim Swollen Pickle) zuständig sind, haben beide Geräte zwei kleine Mini- Potis. Beim Green Rhino finden wir hier einen Regler für die 100Hz- bzw. für die 500Hz-Frequenz.

(Bild: Dieter Stork)

Diese lassen sich entweder um 12dB cutten oder boosten. Zudem verfügt das Pedal über einen Kippschalter, mit dem sich diese beiden Potis aus dem Regelweg nehmen lassen (der sog. Classic-Modus). Das Swollen Pickle Fuzz bietet ebenfalls zwei Mini-Potis, welche mit Crunch und Scoop bezeichnet sind. Ersteres regelt die Kompression der Verzerrung, während der Scoop-Regler für das Mitten-Voicing zuständig ist. Im Inneren des Swollen Pickle befinden sich außerdem zwei Trim-Potis, welche zum einen zwischen zwei Sets verschiedener Dioden hin und her blenden lassen, zum anderen lässt sich die Intensität des Mid- Scoop-Reglers festlegen.

Allrounder & Dreckschleuder

Fangen wir doch einfach mit dem Green Rhino an. Beim grünen Gehäuse und der Bezeichnung „Overdrive“ bimmelt bei mir natürlich sofort das Tube-Screamer- Glöckchen und ich bringe hastig mein Rodenberg- GAS- Pedal, welches bei solchen Tests oft als Referenz-Gerät dient, in Gefechtsposition. Angeschlossen, alles auf zwölf Uhr und ein doofes Gesicht gemacht. Nein, ein weiterer Tube-Screamer- Klon ist das Green Rhino beileibe nicht. Im Classic-Modus ist das Drei-Regler-Layout gewohnt einfach zu handhaben; die Gain-Reserven reichen von Cleanboost bis hin zu sattem Overdrive. Mir gefällt das Pedal vor allem mit etwas weniger Gain und weit aufgedrehtem Volume- Poti als Booster, um den Amp etwas mehr in die Sättigung zu schubsen, besonders gut. Nimmt man nun die beiden Mini- Potis dazu, wird’s doppelt interessant.

Für den Test habe ich einfach mal eine etwas tiefer gestimmte Gitarre genommen und mir am Amp absichtlich einen etwas zu fetten und leicht dumpfen Sound eingestellt. Nimmt man am Pedal nun mittels des 100Hz-Reglers die Bässe etwas zurück und gibt am Tone- sowie am 500Hz-Poti einen guten Schuss Mitten und Höhen dazu, erhält man trotz der etwas unvorteilhaften Einstellung am Verstärker einen super tighten, brillanten und durchaus praxistauglichen Ton. Gut hat mir das Green Rhino auch als Cleanboost vor einem Distortion-Pedal gefallen. Einfach Gain ganz runter, Level und Tone auf zwölf-Uhr-Position und dann mit den beiden Mini-Reglern den Ton wie gewünscht anpassen. Natürlich schlägt sich das Teil auch als Overdrive vor einem cleanen Amp richtig gut – hier liefert das Pedal einen schönen und sattem Ton, der sich, auch mit viel Gain, noch flexibel anpassen lässt.

Sehr praktisch: die Mini-Potis (Bild: Dieter Stork)

Das Swollen Pickle Fuzz schlägt da schon ganz andere Töne an. Auch hier starte ich – wie immer – mit allen Reglern gen Norden und stelle zunächst fest: Das Teil hat richtig viel Verzerrung. Wo ich zunächst ein Big Muff Pedal mit mehr Potis vermutet hatte, zeigt sich das Swollen Pickle als modernes, vielseitiges High Gain Fuzz. Der Grundton ist saudreckig und eher dunkel gefärbt. Mittels des Scoop-Potis lässt sich das Mittenspektrum stufenlos rausdrehen, was für einen noch fieseren und schmutzigeren Sound sorgt. Der Crunch-Regler indes, lässt einen entscheiden, ob man einen tendenziell eher offenen oder super-komprimierten Ton haben möchte.

Als besonders effizient empfinde ich die Filter-Regelung. Möchte man das Pedal eher für Lead- Sounds auf den hohen Saiten verwenden, so sollte man ruhig mal ein Setting im unteren Drittel des Regelwegs versuchen. Bei tiefer gestimmten Gitarren und eher Rifforientiertem Spiel darf ruhig etwas Mut zum Rechtsanschlag walten – hier erinnert mich das Swollen Pickle ein ganz klein wenig an meinen alten Boss HM-2. Es tritt eine sehr schöne Säge in den Höhen zutage welche mir ausgesprochen gut gefällt. Ähnlich wie beim Green Rhino, haben wir es hier mit einem super vielseitigen Pedal zu tun – nur eben mit einer vollkommen anderen Grundausrichtung.

Alternativen

Da wir es hier mit keinen besonders exotischen Verzerrern zu tun haben, bietet der Markt natürlich auch die ein oder andere Alternative. Gerade bei Fuzz-Pedalen wie dem Swollen Pickle ist die Flut an Geräten ja kaum zu überblicken. Electro-Harmonix haben mittlerweile unzählige Varianten ihres Big Muffs im Programm, die alle sicher nicht uninteressant sein dürften. Wer es etwas edler haben will, sollte das Fallout Cloud Fuzz von Thorpy FX einmal auschecken – dieses klingt allerdings schon etwas traditioneller. Beim Green Rhino Overdrive wird es aufgrund der beiden Mini-Potis schon etwas schwieriger. Spontan würde mir der Ghoulscreamer von KHDK einfallen, auch Seymour Duncans 805 Overdrive könnte man hier sicherlich in Betracht ziehen.

Resümee

Was man hier zu einem fairen Preis geboten bekommt, ist schon richtig klasse. Eine sehr robuste Konstruktion, gute Verarbeitung und zwei Pedale, die sich vor wirklich keinem deutlich teureren Boutique- Gerät verstecken müssen. Wer sein Pedalboard um ein wirklich sehr vielseitiges Overdrive oder ein modern klingendes High Gain Fuzz ergänzen will, sollte diese beiden Kandidaten dringend antesten.

Plus

  • Verarbeitung
  • Optik
  • klangliche Vielfalt
  • Mini-Regler
  • Preis/Leistungsverhältnis

Aus Gitarre & Bass 11/2016

Produkt: Treble Booster im Test
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