Custom Color Sparkling Burgundy

Vintage Guitar Stories: 1967 Gibson SG Special

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(Bild: Franz Holtmann)

Das SG Special Modell steht nicht gerade in der ersten Reihe, wenn es um Vintage-Begehrlichkeiten geht. Ohne Frage aber hat es dennoch prägende Spuren in der Musik der 60er-Jahre hinterlassen und sich damit seinen festen Platz an der Seite prominenter Rock-Musiker von ‚Hall Of Fame‘-Ehren verdient.

Mit dem unkonventionellen Solid Guitar Model versuchte Gibson, nach den zunächst gescheiterten Formen Les Paul, Flying V und Explorer, fast schon mit dem Mut der Verzweiflung, den Anschluss an die sich Anfang der 60er-Jahre schnell entwickelnde neue Musikergeneration zu finden und dem Konkurrenten Fender mit einer ebenfalls schlicht gehaltenen, also auch günstig zu produzierenden Brettgitarre Paroli zu bieten.

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Die bescheiden ausgestattete SG Special mit ihren zwei Soapbar P-90 Pickups und lediglich Pearl Dot Position Markers im immerhin gebundenen Palisandergriffbrett war hinter der weißen SG Custom (drei Humbucker) und der SG Standard (zwei Humbucker) mit deren glänzenden Vibrola-Vibratos und großzügigen Griffbretteinlagen eher das unscheinbare Mäuschen in der Linie, nur noch untertroffen von der Ein-Pickup-Junior-Version.

Die einfache Konstruktion und elektrische Direktheit bei gewohnter Gibson-Mensur sollte dieses Modell aber vor allem für Rock-orientierte Spieler der späten 60er-Jahre interessant machen. Prominente User aus dieser Phase sind so unterschiedliche Spieler wie etwa Pete Townshend, Carlos Santana oder auch Tony Iommi.

 

WEGWEISER FÜR SANTANA UND PETE TOWNSHEND

The-Who-Gitarrist Pete Townshend war Protagonist und ungnädiger Zerstörer der SG Special zugleich; einer Gitarre, die immerhin den Sound der englischen Band maßgeblich prägte. Gerade die von ihm bevorzugt gespielte späte Version der Special mit dem großen Schlagbrett ist auf klassischen Tonträgern und in Filmen, wie etwa ‚Live at Leeds‘ dem ‚Rolling Stones Rock and Roll Circus‘, ‚Woodstock‘ oder ‚Live at the Isle of Wight Festival‘ zu hören und zu sehen.

Über viele Jahre war diese Gitarre sein Brot-und-Butter-Instrument für die Bühne. Ungezählt sind aber auch die Exemplare die der enthusiastisch entfesselte Pete von diesem Modell auf der Bühne zerschredderte. Die Einsicht des Berserkers kam spät: „Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich einige meiner besten Freunde umgebracht habe.“

Beim Woodstock Festival 1969 trat neben The Who auch der damals noch gänzlich unbekannte Carlos Santana mit einer SG Special erstmals ins Licht der Öffentlichkeit, was ihm bleibenden Ruhm einbringen sollte. Er spielte ein frühes 61/62er-Modell, umgerüstet auf Stop Tailpiece und mit Grover Mechaniken ausgestattet – der Song ‚Soul Sacrifice‘ ist ein gutes Beispiel für die elektrisierende Kraft und Präsenz dieser kleinen Gitarre.

Robby Krieger von den Doors gehörte ebenfalls zum Club der berufenen Special-Spieler, dem Anfang der 70er-Jahre auch noch Frank Zappa angehörte. Das unscheinbare, rudimentär ausgestattete Instrument gehört wohl nicht ohne Grund zum Klang bildenden Repertoire amerikanischer Rock- und Blues-Geschichte und − um in die aktuelle Zeit zu schwenken − auch jemandem wie Joe Bonamassa fehlt die Special nicht in der Sammlung. Er besitzt natürlich ein sehr seltenes, frühes Exemplar in der Farbe Polaris White von 1962 und geht sogar so weit zu sagen: „Ich spiele keine SG Standard, ich mag die SG Special und sie klingt fantastisch. Eine sehr aggressive Rock-Gitarre.“

 

PRAKTIKER

Das an dieser Stelle abgebildete Modell von 1967 ist in der seltenen Custom Color Sparkling Burgundy lackiert und weist neben den üblichen Spielspuren ein wunderbares Crackling auf. Wie oft geschehen bei diesem Modell, wurde das kleine Maestro Vibrato und die längenkompensierte einteilige Bridge abgebaut und durch eine Badass Bridge mit flexibleren Einstellmöglichkeiten ersetzt. Auch die Mechaniken, ursprünglich zwei Strips mit jeweils drei Tunern (oval metal buttons), sind hier gegen Einzelmechaniken ausgetauscht.

Beginnend im Jahr 1965, wurde, wie in dieser Kolumne schon mehrfach erwähnt, die Sattelbreite bei Gibson von ca. 4,3 cm auf lediglich 4 cm reduziert, was nicht jedermanns Sache war, bzw. ist. Ausnahmen bestätigen die Regel: kein Geringerer als ‚Mr. 335‘ Larry Carlton wurde mit einer ES-335 von 1968 berühmt. Auch unser Demo-Modell besitzt einen schmalen Hals, allerdings ist der kräftig rundlich ausgebaut, fühlt sich schön fest an und spielt sich überraschend gut.

Dieses Special-Modell verfügt über eine bemerkenswert stabile Hals-/Korpusverbindung − ein nicht unwesentliches Baudetail, das es bei SGs immer zu prüfen gilt − und vermittelt schon akustisch ein überaus vitales Klangbild, das mit hervorragenden Resonanzeigenschaften und sattem Sustain antritt. Beste Bedingungen also für die kraftvoll ausgelegten Soapbar P-90 Pickups im ‚Batman‘-Pickguard, die denn auch mit sehr kompromisslos direkter und plastischer Tonwandlung zu überzeugen wissen. Rock’n’Roll Baby!

Obwohl die Gitarren aus der zweiten Hälfte der 60er-Jahre nicht gerade zu den Highlights der Gibson-Produktion zählen, sind doch immer noch viele tolle Instrumente darunter zu finden. Für SG Specials in gutem Zustand dieser Periode werden zur Zeit etwa € 3500 verlangt, für die selteneren Custom-Color-Versionen etwas mehr. Das scheint angesicht aktueller Custom Shop Preise nicht wirklich überzogen. Von den Reissues kann man zweifellos das gelegentlich noch angebotene, sehr gut gemachte Pete Townshend Limited-Edition-Signature-Modell empfehlen.

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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