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Vintage Guitar Stories: 1965 Fender Jazz Bass

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(Bild: Franz Holtmann)

Manche schrieben mit ihm Musikgeschichte, andere entwickelten sich zu großen Virtuosen ihrer Zeit. Namen wie Larry Graham, Brian Wilson, John Paul Jones, Noel Redding, Jaco Pastorius, Darryl Jones, Gail Ann Dorsey, Marcus Miller oder Meshell Ndegeocello sind untrennbar mit dem Fender Jazz Bass verbunden.

Der 1960 vorgestellte Fender Jazz Bass ist das zweite von Fender entwickelte E-Bass-Modell. Von seinem Vorgänger Precision Bass, entworfen mit Anlehnungen an die Gitarren-Designs Telecaster (früher) und Stratocaster (später), unterscheidet sich der Jazz Bass durch eine Korpusform, die eher der 1958 vorgestellten Jazzmaster-Gitarre ähnelt. Das zunächst als Deluxe-Modell eingeführte Instrument übernahm als Design-Element die Offset-Taille der Jazzmaster und wurde auch umgehend in Jazz Bass umbenannt.

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Bei Fender war man offenbar der Meinung, dass der im Verhältnis zum Precision Bass deutlich schmaler und mehr gerundet gestaltete Hals Jazzmusiker eher ansprechen würde. In den ersten Produktionsjahren waren unter der Stegabdeckung zudem auch noch Saitendämpfer aus Gummi angebracht, um dem Klang eines Kontrabasses nahezukommen.

Don Randall, Leo Fenders Partner und genialer Marketingchef, nicht zuletzt Namensgeber vieler Fender-Produkte, dessen geschickter Verkaufsorganisation die Firma Fender ihren frühen Erfolg wohl ebenso verdankt wie den innovativen Designs ihres Gründers:

„Nachdem wir festgestellt hatten, dass sich Bassgitarren verkaufen lassen und die Leute sie haben wollten, ging es darum, ein schöneres, ein aufwendigeres Modell zu bauen. Der Jazz Bass war nicht unbedingt Leos Idee, sondern eher eine Marketing-Idee, etwas, mit dem wir die Produktpalette erweitern wollten. Großteils war es weniger eine Liebe zum Produkt, als ein marktorientierter Schritt.“

(Bild: Franz Holtmann)

Im Gegensatz zum Precision Bass mit seinem Split-Coil-Pickup wurde der Jazz Bass mit zwei Pickups ausgestattet, was seine tonale Variationsbreite deutlich erweiterte. Die frühen Modelle von 1960 bis 1962 wurden noch mit zwei „Stacked-Knobs“ ausgestattet, Doppelstock-Potis zur individuellen Steuerung von Lautstärke und Tone für jeden Tonabnehmer. Nach 1962 verwendete man die bis heute übliche Konfiguration mit zwei Volume-Reglern und einem globalen Tone-Regler.

(Bild: Franz Holtmann)

Die Produktion wurde im März 1960 aufgenommen, erstmals in der Preisliste erschien der Jazz Bass dann im Juli für $279,50 in Sunburst; in Blond oder in Custom Color für $293,47. Der Precision Bass wurde in derselben Liste mit $229,50 in Sunburst geführt. Die frühen Ausführungen des JB wurden noch mit „Slab“-Style-Fingerboards aus Palisander gefertigt, 1962 wechselte man dann, wie bei anderen Fender-Modellen auch, zum „Veneer“-Style, also zu dünneren und gewölbten Griffbrettern.

(Bild: Franz Holtmann)

Nachdem Fender 1965 an CBS verkauft wurde, kam es zu weiteren Änderungen am Instrument. Gegen Ende 1965 erhielt der Jazz Bass gebundene Palisander-Griffbretter mit Pearloid-Punkt-Einlagen anstelle der „Clay Dots“ der frühen 1960er-Jahre und Mechaniken mit ovalen Flügeln. Ab Mitte 1966 wurden dann die Pearl-Block-Inlays eingeführt.

(Bild: Franz Holtmann)

JACO SUPERSTAR

Protagonisten des Fender Jazz Bass gibt es viele. Einer aber sticht mit seiner spieltechnischen Kunstfertigkeit und der ganze Generationen von Spielern prägenden Klanggestaltung bis heute meilenweit heraus: Jaco Pastorius!

Jaco – übrigens ein Nachkomme des deutschen Juristen und lutherischen Pietisten Franz Daniel Pastorius, deutscher Aussiedler und Gründer der Stadt Germantown in Pennsylvania im Jahre 1683 – revolutionierte geradezu das Spiel, erhob den E-Bass in den Rang eines gleichberechtigten Soloinstruments im Ensemble, was ihm als einzigem E-Bassisten verdientermaßen einen Platz unter den sieben Bassisten in der Down Beat Jazz Hall of Fame einbrachte.

Berühmt wurde er als Mitglied der Gruppe Weather Report. Nachdem er sich nach einem Konzert Anfang 1975 in Miami bei deren Leader Joe Zawinul mit dem Satz „My name is John Francis Pastorius III, and I‘m the greatest electric bass player in the world“ vorgestellt hatte, bekam er seine Chance. Bei der Audition in einem Studio ohne Sichtkontakt forderten Wayne Shorter und Joe Zawinul Jaco nach einer Weile auf, nun doch auch noch etwas auf dem E-Bass zu spielen. Als der antwortete, dass er das doch die ganze Zeit schon gemacht habe, stürmten Wayne und Joe ungläubig in den Aufnahmeraum … Jaco hatte den Job.

Zum unverkennbaren Jaco-Sound hatte ihm auch der eigenhändige Umbau seines 1962er Jazz Basses auf fretless verholfen. Nach Entfernung der Bundstäbchen hatte er die Bundschlitze mit Holzkitt gefüllt und das Griffbrett mit Bootslack überzogen. Pastorius wurde im April 1976 Mitglied der Gruppe und ist an Aufnahmen zum Album ‚Black Market‘ erstmals beteiligt.

(Bild: Franz Holtmann)

Er gehörte Weather Report bis 1981 an, markierte deren Hochzeit und wurde zum Star der Band, was ihm aber nicht bekam. Um 1980 herum machten Drogen- und Alkoholprobleme Jaco zunehmend unzuverlässig und Zawinul sah sich gezwungen, ihn durch den Bassisten Victor Bailey zu ersetzen. Obwohl er auch danach noch Akzente als Solokünster setzen konnte, gelang es ihm nicht, sich aus der Abwärtspirale zu befreien. Er wurde psychisch krank und obdachlos, wobei ihm 1986 im New Yorker Central Park sein ‚Bass of Doom‘ gestohlen wurde (erst im Mai 2008 tauchte er wieder auf). Das Elend gipfelte in einer Schlägerei mit einem Türsteher, der ihm morgens um 4:20 Uhr am 12. September 1987 den Eingang zu einem Club in Fort Lauderdale/Florida verweigerte. Jaco Pastorius schlug unglücklich mit dem Hinterkopf auf den Betonboden auf. Nach neun Tagen im Koma starb der wohl einflussreichste Bassist der jüngeren Musikgeschichte im Alter von nur 36 Jahren.

Pre-CBS ist ein Begriff, der die Fender-Instrumente nicht nur bei Sammlern in vorher und nachher teilt. Obwohl schon im Februar 1965 von CBS übernommen, dauerte es eine Weile, bis Änderungen im Detail, später dann auch wesentlicher bei Fender-Produkten umgesetzt wurden. Ein 1965er Jazz Bass in gutem Originalzustand, wie das hier dargestellte Instrument aus der zweiten Jahreshälfte, ist in Sunburst kaum mehr unter $ 10.000 zu finden. Frühere Versionen sind dabei noch deutlich teurer, und nach Sonderfarben fragt man besser erst gar nicht …

(Bild: Franz Holtmann)

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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