Drei Pickups, drei Schalter, drei Regler – und ein guter Plan!

Very British: Rapier 33 im Test

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Rapier 33 Control Functions: Drei Pickups, drei Schalter, drei Regler – und ein guter Plan!

… DREI SCHALTER …

Schauen wir uns die Pickups und ihre Verwaltung etwas näher an – ein Blick, der sich lohnt! Entwistle hat für seine Rapier 33 eine Art Firebird-Pickup entwickelt. Unter den schicken Silverfoil-Kappen befindet sich eine Konstruktion mit Klingenmagneten, die zum einen Brummfreiheit, zum anderen aber auch einen Singlecoil-ähnlichen Sound garantiert. Und diese Pickups machen nicht nur einen wirklich hervorragenden Eindruck, sondern werden optimal von der Schaltung in Szene gesetzt. Und ja – diese Schaltung kommt auf den ersten Blick schon etwas verschroben daher – eben typisch britisch – und erschließt sich dem Betrachter nicht auf Anhieb. Gut, dass der Vertrieb der Gitarre einen Handzettel beigelegt hat, der sie im Detail erklärt.

Im Prinzip wird die Tonabnahme von zwei Systemen geleistet, die nur in bestimmten Situationen zusammenarbeiten. Das eine System ist das Duo aus Hals- und Steg-Pickup mit einem Lautstärke-Regler (vorderes Poti) und dem Toggle-Schalter, der die beiden Pickups wie üblich jeweils solo oder aber in seiner Mittelstellung zusammen erklingen lässt. Ein Schiebeschalter aktiviert zudem einen Bass-Cut – aber nur für diese beiden Pickups.

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Das zweite System ist dem Mittel-Pickup gewidmet, samt Extrawurst: Durch einen weiteren Schiebeschalter wird er aktiviert, und in Form des mittleren Potis besitzt er sogar einen eigenen Lautstärkeregler. Bleibt noch das hintere Poti, das paritätisch für beide Systeme als Master-Tone-Regler fungiert. So unübersichtlich diese Schaltung vielleicht auf den ersten Blick erscheint, so logisch und so sinnvoll wird sie, wenn man sich etwas länger damit auseinandersetzt. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass diese Schaltung einen wirklichen Mehrwert für diese Gitarre darstellt.

… DREI REGLER …

Grundsätzlich klingen alle drei Pickups wie richtig fette Singlecoils, sie kommen nicht so schlank daher wie z. B. Vintage-Strat-Pickups, stehen dafür aber sehr strahlend und brillierend im Vordergrund. Würde man einen typischen Strat- mit einem klassischen Firebird-Sound kreuzen, könnte genau das dabei herauskommen, was Alan Entwistle mit diesen Pickups im Sinn hat. Dank ihrer guten Abstimmung sind alle Sounds sinnvoll und sehr gut zu nutzen – der Hals-Pickup eine Handvoll voller und runder, der Steg-Pickup dafür kantiger und knochiger. Beide Pickups zusammen ergeben dann tatsächlich best of both worlds.

Der Kollege Mittel-Pickup spielt natürlich in seiner eigenen Welt. Zunächst erscheint er wie der typische Ergänzungsspieler, aber dank der ungewöhnlichen Schaltung wird ihm nicht nur ein Solo-Auftritt ermöglicht, sondern auch das Ausspielen absoluter Gamechanger-Qualitäten. Aber wie das?

Dreht man beispielsweise das Volume-Poti des Hals- und Steg-Pickup-Duos auf Null und aktiviert den Mittel-Pickup, steht er ganz alleine im Wind – und auch er macht seine Sache richtig gut. Klanglich mit etwas mehr Fülle als der Steg- und etwas mehr Biss als der Hals-Pickup gesegnet, ist er der ideale Vermittler zwischen diesen Extremen und kann auch ohne weiteres für sich allein stehen. Natürlich lässt sich der Mittel-Pickup auch mit seinen beiden Brüdern kombinieren – damit sind nicht nur die beiden typischen, leicht hohlen Zwischenpositions-Sounds gemeint, sondern auch die, in der alle drei Pickups parallel nebeneinander ertönen. Kann man auch mal machen.

Und was war das jetzt mit dem Gamechanger-Effekt? Hier kommt der Bass-Cut-Schiebeschalter ins Spiel. Wir erinnern uns: Der arbeitet nur für Hals- und Steg-Pickup. Ist er aktiviert, steht er für einen schneidenden, merklich dünneren Sound, der sich überall hindurchschweißt und in unsere Gehörgänge frisst. Mit der entsprechenden Effekt- und Amp-Einstellung entsteht unweigerlich eine authentische Reminiszenz an uralte Surf- und Rock’n’Roll-Sounds à la The Ventures u. a. Ein großartiger Sound, der viel Spaß machen, einem aber auch mal auf den Senkel gehen kann, weil eben dank Bass-Cut das Pfund beschnitten und für eine klangliche Ausgewogenheit etwas der Druck fehlt. Das haben solche spindeldürren Surf-Sounds so an sich.

Und genau an dieser Stelle kommt der Mittel-Pickup nun ins Spiel. Denn er lässt er sich mittels seines eigenen Volume-Reglers soweit ins Klangbild hinein befördern, dass auf der einen Seite das Schneidende, Surfige erhalten bleibt, aber jetzt mit einem nach eigenem Gusto passenden Bass-Anteil versehen ist, der diesen Sound vollwertiger nutzbar werden lässt. Denn der Bass-Cut wirkt ja nicht auf den Mittel-Pickup. Cool, oder?

Resümee auf Seite 3

Produkt: Fender Stratocaster
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hääääääää?

    “Nachteil eines Nullbundes kann sein, dass selbiger schneller verschleißt, als einem lieb ist, denn er bekommt alle Saitenbewegungen wie z. B. Bendings und Vibratos in vollen Zügen ab.”

    – Wie soll dass denn ein Nachteil sein, wenn doch der Nullbund aus Metall ist und ein üblicher Sattel aus Knochen oder Kunststoff (also eindeutig weniger harten Materialien als ein Metallbund)?

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    1. Weil beim Sattel, bedingt durch die Kerben, keine Seitenbewegungen auftauchen. So wahrscheinlich der Gedanke. Allerdings habe ich noch nie einen abgenudelten Nullbund gesehen.

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      1. Hi Richard,

        ich leider schon, v.a. bei 60ies Höfners waren teilweise krasse Kerben/Riefen zu sehen. Andererseits: Wenn der Nullbund “durch” ist, wäre ggf. ein kompletter Check der Fundierung angesagt (immerhin wird ja über den Nullbund nicht gebendet).

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    2. Im Sattel bewegen sich die Saiten aber nicht, sondern liegen in ihren Kerben.

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  2. Die Tonabnehmerschaltung mit Middle-Pickup separat gibt es auch bei den Brent Mason Telecaster-Modellen von Valley Arts und Fender und ähnlich bei den Nashville Telecastern mit zuschaltbarem mittleren Tonabnehmer.

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  3. bei einer gegriffenen Saite bewegt sich am Nullbund eh nix-.

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  4. Ich lese immer wieder mal von einem Embargo seitens der USA, das auch England betraf. Siehe in diesem Artikel:
    “Anfang der Sechzigerjahre. Also die Zeit, in der England wegen eines Embargos keine amerikanischen Handelswaren importieren konnte”.
    Ich habe gegoogelt was es damit auf sich hatte, fand aber nichts.
    Kann mir jemand erklären was das für ein Embargo war, warum konnte England keine amerikanischen Gitarren importieren konnte?
    Warum dieses Embargo?

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    1. Soweit ich weiß, hatte das tatsächlich noch mit dem 2. Weltkrieg zu tun:
      Die Briten bekamen von den USA Kriegsgerät “auf pump” (wikipedia: Lend-Lease) & die Rückzahlungen brachten die Außenhandelsbilanz durcheinander: Es floss zu viel Geld nach USA (und im Gegenzug exportierten die Briten nicht genug nach USA), so dass in UK viele U.S.-Produkte nicht mehr offiziell eingeführt werden durften (übrigens wohl auch auch mit ein Grund, warum UK-Marken wie bspw. Burns & deutsche (huch) Marken wie Höfner zu dieser Zeit bei UK-Musiker*innen großen Zuspruch fanden.

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  5. Nee. Neinnein. Nope. Non.

    Ich brauche diese Gitarre nicht… ich brauche diese Gitarre nicht… ich – glaube, ich muss demnächst mal los, die anspielen. Nur mal anspielen…

    Ach, ich sehe schon wieder schrumpfenden Kontostand ;o)

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