Über den Tellerrand: PB Guitars Sirius Black Punk im Test
von Heinz Rebellius, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
Im vergangenen September erwanderte ich mit tausenden Gleichgesinnten drei Tage lang den Guitar Summit im Mannheimer Rosengarten. Der Summit ist längst das Eldorado für Gitarrenmaniacs und fast alle Erwartungen an Aussteller und Programm wurden im letzten Jahr nicht nur erfüllt, sondern übertroffen.
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Wie immer nach solch einem Event frage ich mich auf der einsamen Nachhausefahrt, was eigentlich bei all diesen Impressionen nun spontan hängengeblieben ist? Was hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, welcher Aussteller, welche Gitarre, welches Gespräch? Als erstes Bild erschien in meinem Kopfkino tatsächlich die radikal eigen designte Sirius Black Punk von PB Guitars, knapp gefolgt von der großartigen Pagelli Gringobeat. Also ein durchaus überraschendes Ergebnis dieser Retrospektive …
Wie schön, dass mich einige Wochen später die Redaktion beauftragte, mir die Sirius Black Punk genauer anzusehen und einen Testbericht darüber zu schreiben.
(Bild: Dieter Stork)
PB
PB steht für Peter Bachmaier, den Gründer und Mastermind von PB Guitars. Seit 2020 widmet er sich mit PB Guitars voll und ganz seinem einstigen Hobby, nachdem er zuvor rund 30 Jahre bei BMW in leitender Funktion an der Entwicklung von Elektrik, Elektronik und Interieur gearbeitet hatte.
Mit PB Guitars entwickelt Bachmaier nun E-Gitarren, die sich radikal von traditionellen Vorbildern abheben. Sie folgen einem eigenen innovativen, hybriden Konzept, bei dem Holz und Aluminium die Hauptmaterialien sind. Eigenständigkeit im Design und in der Konstruktion ist ein zentrales Leitmotiv, ergänzt durch eine konsequente Nachhaltigkeits-Strategie und eine Tendenz von Minimalismus.
Bachmaier setzt neben Aluminium vor allem auf natürliche Werkstoffe wie Holz, Metall, Knochen, Muscheln, Leder, Steine und Glas. Besonders wichtig ist ihm dabei, Lacke und Kunststoffe weitestgehend zu vermeiden. Eine Lackierung wie etwa bei der Black Punk bleibt die Ausnahme und wird ausschließlich als Custom Order angeboten.
Dazu sagt Bachmaier: „Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig, deshalb biete ich eine Lackierung des Korpus nur auf besonderen Kundenwunsch an. Zur Kompensation der Umweltbelastung durch die Lackierung werden 150 Euro vom Kaufpreis an das WWF-Amazonas-Projekt gespendet.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt seiner Nachhaltigkeits-Philosophie ist die Reduzierung des Primärenergie-Einsatzes. Durch die Verwendung heimischer Hölzer wird z. B. Transportenergie eingespart und der Regenwald geschont. Wo möglich, setzt Bachmaier auf langjährig luftgetrocknete Hölzer, die nicht nur freier von inneren Spannungen sind, sondern im Vergleich zur künstlichen Kammertrocknung auch deutlich weniger Energie zur Trocknung erfordern. Zusätzlich verwendet er, wenn verfügbar, recycelte Hölzer, die damit vor einer energieintensiven Entsorgung bewahrt werden. Eine 50 Jahre alte Tischplatte oder Treppe, die bestens abgelagert sind, eignen sich beispielsweise hervorragend für den Gitarrenbau.
DESIGN-PUNK
Es gibt viel zum Design und zur Konstruktion der Black Punk zu erzählen – deshalb starten wir ganz strukturiert oben bei der Kopfplatte. Diese besteht aus schwarz eloxiertem Aluminium und ist mit drei Schrauben am Hals befestigt. Ihr Design sorgt für eine schnurgerade Saitenführung, vom perfekt geformten Knochensattel bis zu den hochwertigen Locking-Mechaniken des japanischen Herstellers Gotoh. Dank eines leichten Neigungswinkels nach hinten sind keine Saitenniederhalter erforderlich.
Pragmatisches, aber auch optisch gelungenes Design der Kopfplatte (Bild: Dieter Stork)
In die Kopfplatte ist eine Einlage aus heimischer, etwa 20 Jahre alter geölter Zwetschge eingelassen – dem gleichen Holz, aus dem das Trussrod-Cover, aber auch das Griffbrett gefertigt ist. Dieses beherbergt 24 präzise verarbeitete Edelstahlbünde im Medium-Jumbo-Format vom Hersteller Wagner und sitzt auf einem Hals aus ebenfalls rund 20 Jahre altem Mahagoni, das zuvor Teil einer alten Treppe war – ein gutes Beispiel für Bachmaiers Recycling-Philosophie. Wie er selbst sagt: „Kein Baum musste für die Black Punk sterben.“
Hals und Griffbrett sind lediglich geölt und vermitteln dadurch eine natürliche Haptik mit einem angenehm „holzigen“ Grip.
Um den puristischen, minimalistischen Charakter der Black Punk zu unterstreichen, liegt der Halstab aus Titan offen in seiner Fuge und ist nicht abgedeckt. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt, stellt sich beim Spielen als völlig unproblematisch heraus – die Fuge beeinträchtigt die Greifhand in keiner Weise.
Minimalistisches Design-Detail: Der Titan-Halsstab liegt offen, kann aber auf Kundenwunsch auch verschlossen werden. (Bild: Dieter Stork)
Für Kunden, die auf die gewohnte Haptik nicht verzichten möchten, bietet Bachmaier auch eine Halskonstruktion mit „Skunk Stripe“ an. Generell zeigt er sich offen für nahezu jede Art von – dazu später mehr.
Der Hals ist über fünf Schrauben mit der Bachmaier-eigenen, sehr speziellen Korpuskonstruktion verbunden, mit der übrigens auch der Halsstab zur Förderung des Sustains verschraubt ist. Diese besteht im Wesentlichen aus einer kreuzartigen Basis aus schwarz eloxiertem Aluminium, an deren Seiten zwei dreidimensional skulpturierte Korpusflügel aus Ahorn befestigt sind. Diese Flügel sind – wie bereits erwähnt – in Tiefschwarz lackiert und mit einem gelben Streifen akzentuiert.
Der einzelne Pickup, ein „Häussel Vin+“-Humbucker, kann in einer Schiene zwischen Halsende und Steg an jede gewünschte Position verschoben werden.
Sechs einzelne Aluminium-Bolzen mit Titan-Saitenreitern stellen die Brücke dar. (Bild: Dieter Stork)
Am Ende des Mittelstabs sind die Saiten verankert und laufen über eine Brücke, bei der der Name „Brücke“ fast unpassend erscheint. Stattdessen handelt es sich um sechs einzelne, senkrecht stehende Alu-Bolzen mit Titan-Saitenreitern. Dies sorgt für minimalen Verlust von Saitenschwingungsenergie und eine außergewöhnlich klare Saitentrennung.
Hier wird die Oktavreinheit eingestellt. (Bild: Dieter Stork)
Die Oktavreinheit lässt sich durch Lösen der rückseitigen Befestigungsschrauben der Alu-Bolzen einstellen, um sie in die gewünschte Position zu verschieben und zu fixieren. Ein einzelnes, hochwertiges Volume-Poti vom Hersteller Bourns, der gerade in der Gitarrenbauer-Szene dem Platzhirschen CTS den Rang abläuft, rundet das Design ab – mehr braucht es nicht, wenn eine Gitarre Black Punk heißt.
Spielgefühl, Sound und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
PUNK-GEFÜHL
Nimmt man die Black Punk in die Hand, wird schnell klar, dass man trotz des grundlegend „anderen“ Designs und der hybriden Konstruktion weder bei Ergonomie noch Spielgefühl irgendwelche Abstriche machen muss.
Ganz im Gegenteil: Die Gitarre fühlt sich äußerst komfortabel an, sitzt sowohl im Stehen als auch Sitzen perfekt am Körper und lässt sich mühelos und bequem spielen.
Neben dem ergonomisch geformten Korpus tragen auch die komfortablen Halsmaße dazu bei: ca. 43 mm Breite, ein 9″- bis 12″-Compound-Radius, ein nach oben hin kaum kräftiger werdendes Halsprofil, eine 648-mm-Mensur und eine papierflache Saitenlage machen das Spielen ultrabequem – unterstützt von einer perfekten Bundbearbeitung.
Ausstattungsmerkmale wie die Anzahl und das Format der Bünde, die Mensurlänge, die Potis, die Saitenzahl (6-, 7- und 8-Saiter) und natürlich auch die Pickups sind nach Kundenwunsch frei konfigurierbar.
Der Custom-Order-Katalog umfasst zudem die Möglichkeit einer individuellen Gravur der ebenfalls aus Aluminium bestehenden E-Fach-Abdeckung.
PUNK-SOUND
Die Black Punk im markanten, kompromisslosen Sirius-Design soll sowohl optisch als auch konzeptionell ein ebenfalls kompromissloses Metal- und Hardrock-Klientel ansprechen. Aus diesem Grund hat Bachmaier den Einstellweg für den Humbucker etwas weiter nach hinten hinaus verlängert, um ganz nah an den Steg zu kommen. Hier wird ein offensiverer, kompakterer Klangcharakter erreicht, der bei hoher Verzerrung mehr Durchsetzungskraft verspricht. Halsseitig stößt der Pickup in der maximalen Stellung ans Ende des Griffbretts.
Akustisch klingt die Black Punk erstaunlich frei, wobei die starke Saitentrennung durch die individuellen „Brücken“ deutlich herauszuhören ist. Die Lautstärke der einzelnen Saiten ist hervorragend ausgewogen, ebenso wie der Klangcharakter in allen Frequenzbereichen. Was ihr fehlt, sind die „knusprigen“ Obertöne, die oft bei vollständig aus Holz gebauten E-Gitarren zu finden sind. Dafür bietet sie eine wunderbar direkte Dynamik über alle Saiten und Lagen. Besonders in den höchsten Registern klingen Singlenotes und Akkorde lange und damit leicht zu modulieren aus – bei entsprechender Spielweise erinnerte mich das Klangbild ab dem 12. Bund sogar an das einer Harfe. Und das wohlgemerkt bei rein akustischer Spielweise.
Die Kopplung an eine Verstärkung läuft wie bereits gesagt über ein Produkt von Harry Häussel, ein verlässliche Größe für hochwertige Pickups made in Germany. PB Guitars hat sich interessanterweise nicht für einen der Hochleistungsboliden aus Häussels Katalog entschieden, sondern für den Vin+-Humbucker. Der liefert ein ausgewogenes, breites Frequenzspektrum und garantiert, weil er ja alleine auf weiter Front in seiner Aluschiene unterwegs ist, eine vielseitigere Sound-Ausbeute als z. B. die Hot- und Tozz-Humbucker von der Schwäbischen Alb.
Wie immer, schalte ich meinen Amp an, meinen Kopf aus und lasse die Gitarre zu mir sprechen. Was sagt sie mir, und wozu inspiriert sie mich? Zufällig war der Pickup ganz vorne an den Hals geschoben, und der volle, runde, ausgewogene und, einfach gesagt, sehr schöne Sound inspirierte mich sofort zu einer leicht jazzigen Fingerstyle-Akkordfolge, aus der nun vermutlich ein ganzer Song entstehen wird. (Ich werde ihn, wenn es denn einer wird, ‚Black Punk‘ nennen.) Es war faszinierend, wie dieser vollmundige, perfekte und keineswegs klinisch-neutrale Sound über alle Lagen hinweg in gleich guter Qualität und Ausgewogenheit erhalten bleibt. Bleibt man gewohnheitsmäßig noch im Bereich um den 12. Bund herum hängen, wird man hier damit konfrontiert, dass die Black Punk noch viel mehr Space nach oben bietet. Selbst einzelne Töne auf dem 24. Bund sind noch gut erreichbar.
(Bild: Dieter Stork)
Verschiebt man den Pickup in Richtung Brücke, passiert ähnlich wie bei einem Equalizer eine kontinuierliche Ausdünnung der Bassfrequenzen und eine Betonung der oberen Mitten und Höhen, jedoch ohne dass es in irgendeiner Form schrill wird. Schön, dass der ausgewogene Sound dieses Pickups in wirklich allen Positionen durchscheint.
Der verschiebbare Pickup ermöglicht also eine stufenlose Klangveränderung und damit unzählig viele verschiedene Sound-Abstufungen. Dabei geht das Verschieben des Pickups leicht von der Hand. Er sitzt aber auch fest genug in der Schiene, sodass er sich nicht selbstständig machen kann. Und ja, der Pickup lässt sich auch während des Spiels verstellen. Nicht ganz so schnell wie ein Schalter, aber diese Aktion lässt sich durchaus flüssig einbauen.
Kommt Verzerrung ins Spiel, offenbaren sich weitere klangliche Qualitäten der Black Punk. Singlenotes blühen regelrecht auf, und im Nachklang des sehr langen Sustains kippen erst die tieffrequenten Tonanteile weg, während dadurch die höheren Frequenzen umso kräftiger hervortreten. Sehr interessant!
So genannte Smear-Sounds – wenn zwei oder drei Töne in kleinen, tonalen Abständen wie kleiner oder großer Sekunde, verminderte Quinte etc. gleichzeitig gespielt werden – klingen erstaunlich gleichberechtigt. Bei herkömmlichen Gitarren kann man oft beobachten, dass einer der angeschlagenen Töne schnell die Oberhand gewinnt. Bei der Black Punk hingegen bleiben hingegen alle auf einem Level.
Meine bevorzugte Position für den Häussel Vin+ ist eine etwas vom Steg entfernte, dort, ab der die ersten Bassanteile wieder deutlich hörbar werden. Übrigens: Der Vin+ ist wirklich eine ausgezeichnete Wahl für diese Gitarre, weil er grundsätzlich ausgewogen und kontrolliert klingt – nicht gewöhnlich, aber auch nicht übertrieben laut oder künstlich anders wie z. B. viele aktive Pickup-Systeme. Dieser Pickup verstärkt den auf allen Ebenen präzisen Klang der Black Punk wirklich sehr gut und „präzise“ ist denn auch vielleicht das beste Wort, um den Klangcharakter dieser Gitarre am besten zu umschreiben.
Im Vergleich zu Vintage-orientierten Gitarren wie einer Fender Strat oder Gibson Les Paul klingt die Sirius Black Punk im verzerrten Modus auf jeden Fall anders, bleibt aber genauso vollwertig. Eine Strat bietet mehr Höhen und ein ausgeprägteres Mittenloch, eine Les Paul liefert mehr Druck aus der Tiefe und weniger Höhenanteile. Die Black Punk liegt klanglich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen und beweist das auch in Aufnahmen, bei denen ich die drei Gitarren – Strat, Les Paul und Black Punk – denselben Part über dasselbe Amp-Plug-In eingespielt habe. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Black Punk war innerhalb des Song-Kontextes die Gitarre, die sich am klarsten durchsetzte, ohne den Rest zu dominieren, und mit einem Sound, der in jeder Hinsicht vollständig und ausbalanciert war.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Ist das Design der Sirius Black Punk futuristisch, weil es den Pfad der traditionellen Vergangenheit verlässt? Oder hat Peter Bachmaier gar eine Weiterentwicklung des Genres E-Gitarre geschaffen? Weder noch! Denn die PB Sirius Black Punk ist pure Gegenwart, wo großartiges Handwerk auf die Umsetzung unverwechselbarer Ideen getroffen ist.
Peter Bachmaier will nach eigenen Worten nichts weiter, als eine E-Gitarre schaffen, die die typischen Eigenschaften eines solchen Instruments in höchster Qualität vereint: ein extrem langes Sustain, hervorragende Saitentrennung, geringes Gewicht, optimale Ergonomie und neue klangliche Möglichkeiten – etwa durch verschiebbare Tonabnehmer. Aus meiner Sicht kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: die herausragende Spielbarkeit! Und: ein eigenes Design.
All diese Eigenschaften erfüllt die Sirius Black Punk auf überzeugende Weise. Dazu kommt ein Sound, der mit einer beeindruckenden Ausgewogenheit besticht – fast schon gelassen-souverän, trotz des spektakulären Designs. Eine schwer in Worte zu fassende Klangqualität, die gerade im Band-Kontext überraschend klar und deutlich hervortritt.
Dieses Hybrid-Konzept aus Aluminium und Holz, kombiniert mit einem eigenen, von Traditionsballast befreitem Design und einer konsequenten Nachhaltigkeits-Strategie, lässt die Black Punk wie einen Leuchtturm in einer von Wiederholungen geprägten Welt der E-Gitarren erscheinen. Willkommen also allen, die – vielleicht auch mal mit einer PB Guitars Sirius – über den Tellerrand hinausblicken wollen. ●
Vielen Dank an Heinz Rebellius und das ganze Team von Gitarre&Bass für die herausragende Würdigung meiner SIRIUS. Das bekräftigt mich sehr darin, diesen Weg konsequent weiter zu verfolgen.
Vielen Dank an Heinz Rebellius und das ganze Team von Gitarre&Bass für die herausragende Würdigung meiner SIRIUS. Das bekräftigt mich sehr darin, diesen Weg konsequent weiter zu verfolgen.