Reisebegleiter

Traveler Guitars Pro Series Mod X, E-Gitarre im Test

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Alle Achtung: Den Begriff „all inclusive“ gibt es jetzt nicht mehr nur für das sorgenfreie Reisen, auch die passende Gitarre dazu von Traveler Guitars hat diese Anpreisung verdient. Amtlicher Hals, volle Mensur, gute Handhabung plus sowohl magnetische, als auch piezokeramische Tonabnahme und dann passt der Zwerg auch noch ins Gepäckfach im Flieger – na, wenn das kein Angebot ist!

(Bild: Dieter Stork)

Leicht, transportabel, zweckmäßig

Bei der kleinen Reisegitarre haben wir es mit einer ganzheitlichen Konstruktion zu tun, was meint, dass Hals und Korpus aus einem Stück amerikanischen Felsahorns geschaffen wurden. Beim Hals konnte man auf den Kopf verzichten, da die gekapselten Mechaniken mithilfe von zwei kleinen hinten aufgeschraubten Balken in den Aussparungen der kleinen Korpusflügel ober- und unterhalb des Saitenverlaufs untergebracht werden konnten.

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Zwei mobile Korpuselemente lassen sich schnell stecken und aufschrauben, sorgen also umgehend für den nötigen Spielkomfort: die Armstütze oben und die Kniestütze mit Volume- und Blend-Regler, sowie Dreiweg-Tonabnehmer-Wahlschalter unten. Man kann die Gitarre aber auch ganz spartanisch ohne diese Extensions spielen, verzichtet dann allerdings auf einigen Komfort und die Regler. Der Hals verfügt über ein Griffbrett aus „ebonized rosewood“, also geschwärztes Palisander, in dem 22 ordentlich verarbeitete Bünde im Medium-Format und Dots zur Lagenkennung Platz fanden. Die Saiten werden von oben durch den aufgesetzten Halsabschluss aus Aluminium gefädelt, laufen über einen schmalen Sattel mit 628-mm-Mensurlänge hinüber zur TOM-Bridge und werden dann über eine Umlenkrolle am Korpusende von hinten zu den Wickelzylindern der Mechaniken geführt. Ein kleines aufgeklebtes Pad verhindert dann noch ein Mitschwingen der Saiten zwischen Rolle und Mechanik – pfiffig gelöst die ganze Angelegenheit.

Mechaniken: versteckt angebracht, problemlos zu handhaben (Bild: Dieter Stork)

Die Elektrik der Traveler Mod X umfasst den auf einen Pickup-Ring aus Aluminium gesetzten keramischen Dual-Coil- Klingen-Humbucker und einen im Steg untergebrachten piezokeramischen Pickup. Die Tonabnehmer sind einzeln zu schalten und zu regeln und in der Mittelstellung des Pickup-Wahlschalters dann auch noch stufenlos mischbar. Überdies lassen sich die Spulen des Humbuckers über einen kleinen, auf die untere Zarge gesetzten Mini-Schalter auch noch trennen, um einen optionalen Singlecoil- Sound zu erreichen.

Das Instrument wurde klaglos sauber verarbeitet und ist rundum mit einer mattschwarzen Lackierung versiegelt. Im zugehörigen Gigbag lassen sich neben der Gitarre selbst natürlich auch noch alle Montageteile problemlos und kompakt verstauen. Ohne montierte Parts ist das kleine Instrument nur 71 cm lang, mit Gigbag kommen wir auf ca. 76 cm.

Schnell montiert, gut spielbar, klanglich flexibel

Fertig montiert mit Arm und Kniestütze fühlt sich das reduzierte Instrument keineswegs fremd an. Mit voller 628er Mensur und gut proportionierten Auflagen ist die Ausrichtung durchaus praxisgerecht und es bedarf auch nur einer kurzen Gewöhnungszeit, um sich spieltechnisch wohlzufühlen, da der Hals ein angenehm rundliches Profil durchschnittlichen Formats aufweist und auch die Saitenlage gut eingestellt wurde. Natürlich kann das akustische Klangbild dieser entspeckten Konstruktion nicht viel über die elektrisch zu erzielende Kompetenz aussagen, aber immerhin tönen Akkorde geschlossen und sauber aufgelöst und das Sustain (der Neck-thru-body-Bauweise sei Dank) kann sich wirklich hören lassen. Der schmale Klingen-Humbucker setzt die musikalische Aktion bestens um. Er zeichnet alle spieltechnischen Bewegungen präzise und sehr präsent nach, kann aber natürlich nicht den Tiefgang erreichen, den wir von den üblichen, größer dimensionierten Konstruktionen her kennen. Aber bitte: für die leichtgewichtige Grundlage auf die er sich stützen kann, macht er seine Sache in allen Verstärkerpositionen durchaus respektabel, was auch eine Anwendung im Bühnenbetrieb keineswegs ausschließt.

Kleine Maße – volles Programm: von hinten mit zwei Rädelschrauben schnell montierte Korpusflügel (Bild: Dieter Stork)

Schnell zu übersehen ist der kleine Kippschalter an der Unterseite der Korpusbasis. Über ihn werden die Spulen des Klingen- Humbuckers getrennt, der Sound kommt mehr in die Richtung Singlecoil und tönt entsprechend nagelig und scharf. Aber wer Twang braucht: hier findet er ihn.

Schalten wir mit dem kleinen Mini-Switch auf den Piezo-Pickup im Steg, so erhalten wir ein etwas hartes Klangbild, das eine Akustik-Gitarre nur tendenziell nachzuahmen vermag.

An diesem Punkt vermisst man dann doch eine Tonblende. Als Annäherung mag man den spitzigen Piezo-Sound gelten lassen, besser tönt aber die Zusammenschaltung mit dem Humbucker in der Mittelstellung des Schalters. In dieser Position lassen sich die verschiedenen klanglichen Farbanteile der Tonabnehmer perfekt mischen.

Am Ende der analytischen Betrachtung soll noch erwähnt sein, dass bei diesem kleinen Instrument die leichte Bespielbarkeit der hohen Lagen oberhalb des 12. Bundes einen besonders positiven Eindruck hinterlässt.

(Bild: Dieter Stork)

Alternativen

Reisegitarren sind offenbar beliebt, denn es gibt nicht wenige Hersteller, die sich dieser Angelegenheit gewidmet haben. Neben einer ganzen Reihe von geschrumpften Acoustics, wie der schlanken Martin Backpacker oder der Baby Taylor, sind auch verschiedene Electrics zu haben, allen voran eigentlich Höfner mit dem Modell Shorty, das bereits in den 80er-Jahren mit voller Mensur an den Markt gebracht wurde und auch heute noch erhältlich ist. Im Angebot sind auch einige elektrifizierte Gitarren mit aufsteckbaren Korpusflügeln, wie etwa die Silent Guitar von Yamaha oder die stilistisch weit aufgefächerte Modellpalette der Firma The Bone aus der Schweiz, in der sich neben E-, A-, und Classic-Ausführungen auch eine MIDI-fähige Version und sogar ein kompakter Bass befindet.

Resümee

Klein, aber oho! Da steckt doch eine ganze Menge drin, in diesem Bonsai-Gesteck für Reiselustige. Das Mod-X-Modell aus der Traveler Guitars Pro Series erweist sich als leicht zu montierendes und natürlich genauso leicht zu zerlegendes Instrument von guter Spielbarkeit und vielfältiger Klangauslegung. Mit nur zwei griffigen Schrauben sind die Korpusflügel angebracht und eine Gitarre mit voller 628er-Mensur steht uns spielbereit zur Verfügung.

Humbucker + Piezo im Steg (Bild: Dieter Stork)

Sie bietet Zugriff auf einen Klingen-Humbucker, der sich auch noch splitten lässt, und einen piezokeramischen Steg-Pickup, der vor allem in Mischungen mit dem Humbucker seine Stärken zeigt. Kompakt verstaut im kleinen Gigbag (ca. 2,1 kg inklusive) kann das Mod X-Modell direkt mit in die Flugkabine. Auch im Urlaub brauchst du deine Finger also nicht mehr von der Geliebten zu lassen – es sei denn, deine Begleiterin auf dem Nachbarsitz macht dir eifersüchtig einen Strich durch diese schöne Rechnung!

Plus

  • kompaktes Design
  • volle Mensur
  • leichte Montage
  • Humbucker und Piezo
  • bewegliche Sounds
  • gute Handhabung
  • flugfähig, passt ins Gepäckfach
  • ordentliche Verarbeitung

Minus

  • Piezo-Sound etwas hart

Aus Gitarre & Bass 05/2017

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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