Interpedalface

Test: Zoom GCE-3

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(Bild: Dieter Stork)

Nehmen wir eins gleich vorweg: Das Zoom GCE-3 ist ein Audio-Interface. Kein Pedal. Am Gerät selber kann man nur die Lautstärke verstellen. Alle Knöpfe und „Displays“ sind nur süße Show.

Ich gebe zu: Auch ich dachte bei den ersten Fotos, wir hätten es einfach mit einer Miniaturversion des Zoom G3N zu tun. Und auch das hätte ja seinen Charme gehabt. Nur um alle Unklarheiten zu beseitigen sage ich es direkt noch mal: Das GCE-3 hat keine echten Displays, keine echten Taster, keine echten Potis. Es ist ein minimalistisches Audio-Interface mit liebevoll gestaltetem Äußeren.

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Sooo klein

Das Zoom ist klein. Nein wirklich. Wenn du es mal in echt siehst, wirst du dich wundern, wie klein es ist. Vermutlich kleiner als dein Smartphone. Selbst die Anleitung passt nicht ohne geknickt zu werden in die Verpackung. Dort findet sich des Weiteren noch ein USB-C Kabel und eine kleine Schaumstoffmatte zum unterlegen, damit das Gerät nicht verrutscht.

Am Zoom selber finden sich ein Klinkeneingang für Gitarre oder Bass, ein Aux In für weitere Signalquellen zu denen man dann jammen kann, ein Mini-Klinkenanschluss für die Kopfhörer, ein Volume- Regler, ein USB-C Anschluss und ein 5V Mini-USB Anschluss. Das war’s. Einziges bewegliches Teil mit Funktion ist und bleibt also der Volume-Regler.

Software und Bedienung

Bevor das Zoom an den Rechner darf muss man zunächst (für Windows) passende Treiber herunterladen. Auf der gleichen Website findet sich auch das Zoom Guitar Lab, die Software, in der alle funktionalen Einstellungen getroffen werden. Beides ist schnell und unkompliziert installiert, das Zoom wird per mitgeliefertem Kabel mit dem Rechner verbunden und so auch mit Strom versorgt und schon kann es losgehen.

In Guitar Lab findet man die Bereiche Effect, Patch, Editor und News. Unter Effect findet sich eine Liste aller zur Verfügung stehenden Effekte inklusive einer kurzen Beschreibung, der Prozessorlast, sowie der Anzahl an Patches, in denen man diesen Effekt verwendet. Die Beschreibung direkt in der Software zu haben und nicht auf Handbücher oder Homepages/Foren/Wikis ausweichen zu müssen, ist sehr praktisch.

Im Patch Tab sieht man alle zur Verfügung stehenden Presets mit Nummer, Name und Beschreibung und im Editor kann man diese auch frei bearbeiten. Hier sieht man auch das Diagramm des Signalflusses. Ich bin mir noch unsicher, ob ich es witzig finde, dass dies – passend zu den Displays der echten Hardware – verpixelt und etwas verschwommen daherkommt, oder ob man hier etwas mehr Auflösung hätte erwarten können. Aber irgendwie passt es halt auch wieder ins Konzept. Hier kann man Effektblöcke hin- und herschieben, hinzufügen, entfernen und editieren so viel die CPU zulässt. Ein Drive vor einem Amp und Cab mit Noise Gate und Delay kommen schon mal auf 70%.

Warum heißt das Zoom nun GCE? Nun, dies steht für „Guitar Lab Circuit Emulator“ und soll wohl darauf verweisen, dass man innerhalb von Guitar Lab auswählen kann, wie sich das GCE verhält. Es kann so virtuell zu einem G5n, G3n, G3Xn, B3n, G1Four, G1XFour, B1Four oder B1XFour werden.

(Bild: Dieter Stork)

Der Sound

Ich hatte ja vor kurzer Zeit erst das Zoom G1Four und G1XFour zum Testen unter den Füßen (Test in Ausgabe 06/2019). Erwartungsgemäß gibt es hier quasi keine Unterschiede und das GCE-3 bringt die gleichen Vor- und Nachteile zu Tage wie seine größeren Brüder.

Schritt 1 bei Zoom Produkten sollte immer sein, zu prüfen, ob die Mikrofonsimulation der Boxen eingeschaltet ist; bei vielen Werkspresets ist das unverständlicherweise leider nicht der Fall. Ist dies erledigt, klingt das Hosentaschen- Zoom ziemlich ordentlich. Ist es State of the Art? Nein. Kostet es unter € 100? Ja. Die Verstärkermodelle klingen alle nach ihren Vorbildern, sind aber hierbei nicht ganz so ausdifferenziert wie bei anderen Herstellern.

War ich im G1Four Test noch recht lange beim Orange Amp hängengeblieben, so haben es mir nun Bogner Ecstasy und der Diezel Herbert angetan. Das zeigt ja wiederum, dass auch in so kleinen Geräten immer noch Neues zu entdecken ist. Die Amps sind in Sachen Dynamik der- Konkurrenz zwar immer noch unterlegen, allerdings ist es durchaus möglich, selbst einen Ecstasy mit dem Volume- Regler der Gitarre in seine Schranken zu weisen. Für den Einsatzzweck eines solchen Pedals geht das total in Ordnung.

Gleiches gilt für die Effekte. Hier wird keine Weltklasse geboten, aber man kann alles gut nutzen und es gibt sogar einige nette Schmankerl wie einen Step Sequencer. Mein Test, ob ein Octave Fuzz, Amp, Cab, Delay und Reverb in ein Preset passen, fiel leider wieder negativ aus. Aber wenn man auf die Oktave verzichten kann, passt alles.

Insbesondere weil das GCE-3 vermutlich in den meisten Fällen zum Jammen/Aufnehmen am Rechner genutzt werden wird, wäre es schön, einen IR-Loader von Zoom zu haben um die Cab-Simulationen aufwerten zu können. Aber man kann ja bei Aufnahmen die Cabs des Zooms nicht nutzen und später per Software Impulsantworten dazurechnen.

Resümee

Am Design werden sich die Geister scheiden. Nach einiger Zeit auf meinem Schreibtisch finde ich es mittlerweile ganz witzig und irgendwie liebenswerter als einfach eine schwarze Kiste zu haben. Das Zoom ist in allererster Linie ein Miniatur Audio Interface. Und diesen Job erledigt es gut. Da es sich direkt mittels USB-Kabel mit Strom versorgen lässt, muss man an fast nichts denken, wenn man es mal schnell mitnehmen möchte. Schön wäre es gewesen, wenn man den PC auch für Berechnungen hätte nutzen können. Dann wären längere Effektketten möglich gewesen. Aber auch das interne Prozessorlimit reicht für die allermeisten Fälle aus und die Sounds sind wie von Zoom bekannt: für den Preis vollkommen angemessen. So kann man eine ganze Menge Spaß beim Jammen und Aufnehmen haben.

PLUS

  • Spaßfaktor
  • witziges Äußeres
  • Preis/Leistung
  • sehr klein

MINUS

  • Mini-Klinke für den Kopfhörer
  • Mikrofonsimulationen bei Cabs standardmäßig aus

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2019) 

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