Klingende Keksdosen

Test: Yuer YS-10E, YS-10A & YS10B Portable Amps

Anzeige

(Bild: Dieter Stork)

BEDROOM SESSION

Der Yuer YS-10E für Elektrogitarre bietet die Betriebsarten Clean und Overdrive, die der LED-beleuchtete Druckschalter mit grünem bzw. rotem Leuchten signalisiert. Während der Amp im Clean Mode und bei unbelegtem Input nur einen Hauch von Brummen erzeugt, macht der OD-Betrieb schon bei halb aufgedrehtem Gain-Poti einigermaßen Rausch- und Brummalarm. Nähert man sich mit der Handfläche dem Bedienfeld, nimmt das Brummen mangels Abschirmung noch etwas zu.

Zwischen der 7- und 15-Uhr-Position arbeitet das Volume-Poti relativ gleichmäßig, legt darüber hinaus aber noch eine heftige Schüppe drauf. Vintage-style Strat Singlecoils entlocken dem YS-10E auch dann noch Klarklänge, wenn ich Drive voll aufdrehe. PAF-Humbucker bringen den Amp dann doch leicht ins Schwitzen, was er mit leichtem Anzerren quittiert. Dennoch bleibt das Klangbild luftig und transparent, vielleicht ein wenig kratzig, aber durchaus brauchbar. Erst jetzt – Volume und Drive voll auf – scheint der Kleine seine 10 Watt abzuliefern.

Anzeige

Im OD Mode bedient der Drive-Regler ein Spektrum von dezentem Crunch bis zur fetten High-Gain-Zerre mit Lead-Ambitionen, was die bei einem Breitbandlautsprecher unverzichtbare Speaker-Simulation, die auch am Phones-Ausgang anliegt, recht authentisch und akzentuiert überträgt. Die Dynamik hält sich in Grenzen, anderes habe ich aber auch gar nicht erwartet. Das Tone-Poti setzt die Höhen in Szene bzw. filtert sie, ohne dabei großartige Effizienz zu zeigen. Die Wiedergabe von Audio-Files funktioniert sowohl über den AuxInput bestens als auch über die tadellos funktionierende und blitzschnell koppelnde Bluetooth-Drahtlosverbindung.

Die Bezeichnung lässt es vermuten: Der YS-10A ist primär für elektrifizierte A-Gitarren konzipiert und überhaupt für alle mit Pickups ausgestatteten akustischen Instrumente. Er kann aber auch für Keyboards u.ä. eingesetzt werden. Während Drive die Eingangsempfindlichkeit anpasst, kontrolliert Volume den Ausgangspegel. Tone bearbeitet Höhen (Rechtsdrehung) und Bässe (Linksdrehung) gleichermaßen und zeigt hohe Effizienz.

Im Normal Mode (LED grün) wird mit straffen Bässen, prägnanten Mitten und klaren Höhen das reale Klangbild der Gitarre übertragen, die sich im Bandkontext besser behauptet. Für Fingerpicking-Solisten werden im Bright-Betrieb (LED rot) Bässe und Höhen betont, der Klang erscheint etwas weicher, smoother, noch transparenter und liefert seidige Höhen. Erstaunlich ist die wirkungsvolle Basswiedergabe, die für ein überraschend voluminöses Klangbild sorgt. Phones Out, der natürlich den Bordlautsprecher abschaltet, Aux In und Bluetooth funktionieren wie bei den Kollegen tadellos, die Qualität der Musikwiedergabe ist nicht zu beanstanden.

Damit auch E-Bässe nicht zu kurz kommen, hat der chinesische Hersteller den YS-10B im Programm, der mit Drive Mode sogar einen Verzerrer an Bord hat. Zuvor sollte der kleine Combo aber erstmal cleane Bassklänge beherrschen. Dazu dürfen das kontinuierlich regelnde Volume-Poti nicht 15 Uhr und Gain nicht 9 Uhr überschreiten, möchte man bei nicht übermäßig hartem Anschlag und vintage-style P-Bass-Pickups cleane Sounds erzielen.

Sobald man die Saiten etwas intensiver in Schwingung versetzt, sind erste Verzerrungen festzustellen, wobei die Lautstärke problemlos mit denen der YS-Kollegen mithalten kann. Auch hier kontrolliert Tone eher die Mitten und Höhen des Basses, wenn auch nicht sonderlich wirkungsvoll. Der Drive Mode, per Gain gleichmäßig regelbar, erzeugt eine Mixtur aus Distortion und dichtem Fuzz. Sicherlich ein nettes Gimmick, hinsichtlich des Einsatzbereichs jedoch eher fehl am Platz.

Klanglich kommt der Bass-Combo schnell an seine Clean-Grenzen, liefert zwar erstaunlich volle Bässe, gleitet dabei aber auch vibrierend auf der Tischplatte herum, was erst Recht nach einem rutschfesten Gehäuseboden schreit. Bevor ich es vergesse: Phones Out, Aux In und Bluetooth sind ebenso ohne Fehl und Tadel wie die Qualität der Musikwiedergabe. Zufällig stand während dieses Tests eine Songwriting-Bandprobe mit Sängerin aber ohne Drummer an. Ideen sammeln, ausarbeiten und grob arrangieren. Flugs das Yuer Zwergentrio, Gitarre und mein kleines Session-Pedalboard eingepackt und die Kollegen überrascht.

Mit meinen Effekten und YS-10E im Clean Mode war ich ebenso positiv überrascht wie der Akustikkollege mit dem YS10A. Erwartungsgemäß hat unser Bassist jedoch relativ schnell zu seinem eigenen Combo gewechselt, obwohl er den DistortionSound des YS-10B nicht uninteressant fand. By the way: Unsere Sängerin konnte auch ohne Mikrofon gut mithalten. Obendrein hat keiner der Hausbewohner aufbegehrt.

RESÜMEE

Fairerweise sollte man bei der Beurteilung der winzigen Yuer YS-10 Combos stets den Preis berücksichtigen. Obgleich klanglich sicher keine Offenbarung, konnten mich angesichts von € 39,90 Ladenpreis die E- und A-Modelle durchaus überzeugen, vor allem der YS10E im Clean Mode mit meinen Stompboxes. Während der YS-10A für seine Größe und Ausstattung ansprechend klingt, fällt der Bass-Combo durchs Raster

PLUS

● Gehäusegröße
● geringes Gewicht
● Netzteil- und Batteriebetrieb
● Sounds YS-10E & YS-10A
● Bedienung
● Preis

MINUS

● keine Rutschhemmer unter den Gehäusen
● Clean-Sounds des YS-10B

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

Produkt: Kemper Amp Special
Kemper Amp Special
Der große Kemper Amp Testbericht! Kemper Amp – High-Tech in neuer Evolutionsstufe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren