Der große Gnom

Test: Warwick Gnome i Pro

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Warwick Gnome i Pro(Bild: Dieter Stork)

Die neue Reihe kleiner und leichter Basstops unter dem Namen Gnome ist gut auf dem Markt angekommen, vereint sie doch solide Verarbeitung mit guter Wiedergabe und hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis. Diesmal fühlen wir dem größeren Topmodell auf die Zipfelmütze.

AUFBAU

Die höhere Leistung der Pro-Ausführung spiegelt sich auch in etwas größeren Maßen wider. Das Top passt immer noch bequem mit ins Gigbag, es bleibt weiter kompakt und mit unter anderthalb Kilo immer noch eines der leichtesten am Markt. Und das, obwohl auch der Gnome i Pro wieder mit den mattsilber gebürsteten Ober- und Unterschalen daherkommt, die keine weitere Funktion haben, als das Top minimal schwerer und maximal schicker zu machen. Mir gefällt‘s, sie geben dem Gerät eine sehr wertige Anmutung.

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Die Front und damit die Bedienelemente sind identisch zu den kleineren Modellen. Neben Gain und Master gibt es eine Dreiband-Klangregelung. Bässe und Höhen sind als Kuhschwanz angelegt, bearbeiten also den Klang breitbandig unterhalb der Kernfrequenz von 80 Hz resp. oberhalb von 4,2 kHz, während der Mittenregler eine breitbandige Glocke bei 400 Hz aufs Korn nimmt. Der Regelbereich beträgt jeweils +/-15dB. Die mit dem Gehäuse verschraubten Potis drehen sich satt und sauber und kommen sich so wenig ins Gehege, wie das bei dieser Größe eben möglich ist.

Eine Mittenrastung gibt es in der gedachten Nullstellung auf 12 Uhr nicht, ergo muss nach Gehör geregelt werden. Weiterhin finden sich auf der Front Input und Kopfhöreranschluss, jeweils als große Klinke, und eine Signal- und eine Power-LED, das war‘s hier schon. Auf der Rückseite findet sich der Netzanschluss samt Schalter, und die aus Platzgründen wieder als Klinke ausgeführte Lautsprecherbuchse.

Der fest Post-EQ geschaltete DI-Ausgang als XLR kommt mit einem Druckschalter für den Groundlift, um Brummschleifen mit dem Mischpult oder Interface zu vermeiden. Wobei man auf ein Interface eigentlich verzichten kann, denn wie das mittlere Top der Familie, kommt auch der Gnome i Pro mit einem USB-Port, um ihn als Audioschnittstelle am Rechner nutzen zu können. Ein Blick ins Innere zeigt wieder sauberen Aufbau, der zusätzliche USB-Port kommt dem Luftstrom nicht in die Quere. Die Luft wird vom kleinen Lüfter am Gehäusedeckel durch über Kreuz verlaufende Schlitze (quer in der Oberschale, längs im eigentlichen Deckel) angesogen, und auf der rechten Seite wieder rausgepustet.

Warwick Gnome i Pro(Bild: Dieter Stork)

WIEDERGABE

Wer sich ob des Luftwegs, der oft mehr Geräusche verursacht als der Lüfter selbst, Sorgen macht, den kann ich beruhigen. Der Lüfter springt direkt mit dem Anschalten an, säuselt aber so dezent vor sich hin, dass er auch im stillen Kämmerlein nicht stört.

Sehr gut! Wo ich das Top gerade eh neben dem Laptop stehen habe, teste ich doch gleich mal die Funktionalität als Interface. Das passende Kabel liegt in guter Qualität samt integrierter Entstördrossel ebenso bei wie ein richtig langes Netzkabel, an dem andere Hersteller leider oft sparen. Treiber einrichten tut nicht Not, der Gnome ist Plug & Play. Mit dem Kopfhörer am Top kann ich Songs vom Rechner laufen lassen und mit sauberem Ton ohne Nebengeräusche dazu spielen. Per Gain ist der Bass einzupegeln, die Lautstärke des Playbacks am Rechner, die Gesamtlautstärke feinfühlig am Masterregler, alles easy-peasy.

Genauso leicht ist es, eine Aufnahme am Rechner zu machen. Einfach im Recording-Programm den Gnome als Schnittstelle auswählen und los geht’s. Die Werte kommen mit 16 Bit/48 kHz nicht mit dezidierten Audiointerfaces mit, aber für ein gepflegtes Demo reicht das auf jeden Fall.

In erster Linie ist der Gnome i Pro ja immer noch ein Verstärker, also ab mit ihm an die Box! Auch hier macht sich wieder angenehme Laufruhe bemerkbar. Der EQ ist sauber abgezirkelt, vor allem der Höhenregler kann praktisch über den gesamten Regelweg genutzt werden. Ganz zugedreht wird der Ton drückend-warm, ohne die Definition zu verlieren, aufgedreht kommen sehr wenig Nebengeräusche dazu und es wird sehr präsent, ohne zu nerven.

Mit Absenkungen im Bass sollte man sparsam sein, das Fundament soll ja erhalten bleiben. Anhebungen geben dafür schöne Fülle und trockenen Punch, während der Mittenregler zwischen Knurren und Holzigkeit angesiedelt ist und bei Anhebungen und Absenkungen gleichermaßen eine gute Figur macht.

Warwick Gnome i Pro(Bild: Dieter Stork)

Zum Klanggeschehen trägt auch beim großen Gnome bei, wie Gain und Master gehandhabt werden. Wenn bei höher eingestelltem Gain die LED anfängt rot zu blinken, ist das kein Clipping, sondern der Kompressor im Eingang. Möchte man den außen vor lassen, muss der Regler einfach etwas zurückgedreht werden, fertig. Mir gefällt der fetzige Charakter gut, auch für einen schön tragenden Fretless-Bass. Man sollte allerdings im Kopf behalten, dass Änderungen am Gain auch Einfluss auf den DI-Out haben.

Der Masterregler wiederum ist mit einem Limiter gekoppelt, der cleaner zu Werke geht, und bei Erreichen der maximalen Ausgangslautstärke dezent dicht macht. Das Mehr an Ausgangsleistung im Vergleich zu den kleineren Tops (80 Watt laut Anleitung, 100 Watt laut Karton, das Gerät selbst schweigt sich leider aus) macht sich deutlich bemerkbar, der Master hat mehr Reserven, und wo ich in der Rockband mit dem kleinen Gnome schon gut mitkam, aber Kompressor bzw. Limiter nutzen musste, bleibt der große offener in der Wiedergabe.

Warwick Gnome i Pro(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Den kleinen Gnome fand ich schon in seiner soliden Bauweise und in Wiedergabe und Klang überzeugend. Der große legt noch einen drauf! Bei gleichermaßen sauberem Klang, der sich bestens eignet, um mit einem Preamp oder einem Pedalboard gefüttert zu werden, ist die Wiedergabe an der Box noch souveräner und lässiger, und das zu einem immer noch sehr günstigen Preis. Der leise laufende Lüfter und der geringe Nebengeräuschpegel sorgen ebenfalls für Pluspunkte, und auch die USB-Schnittstelle ist ein praktisches und willkommenes Add-On. Unter den leichten Kleinst-Tops ist der Gnome i Pro ganz weit vorne!

PLUS

● sauberer Sound
● Klangregelung
● Lüfter
● Leistung
● Wiedergabe
● solide Bauweise

MINUS

● Lautsprecherausgang ohne Wattangabe

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2021)

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