Drei Amps zum Mitnehmen

Test: Walrus Audio ACS1

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(Bild: Dieter Stork)

Mit dem ACS1 präsentiert Walrus Audio einen digitalen Verstärker- und Lautsprecher-Simulator, der sich sowohl auf Pedalboards als auch bei Recording-Sessions wohlfühlt. Dafür hat ihm die Company aus Oklahoma City einiges mit auf den Weg gegeben.

Das jüngste Produkt aus der neu erschaffenen „Mako Series“ liefert Modelings von drei klassischen Amps, dazu sechs Impulse-Responses, vereinfacht gesagt digitalisierte Lautsprecherboxen. Obendrauf gibt es eine variable Boost-Option. Die Sounds lassen sich auf bis zu 128 Speicherplätzen ablegen. Ganz neu ist das Konzept nicht, denn Mitbewerber Strymon hat mit dem Iridium vor rund anderthalb Jahren ein sehr vergleichbares Produkt auf den Markt gebracht. Ein Feature des ACS1 kann dieser jedoch nicht aufbieten: Beim Walrus Audio lassen sich unterschiedliche Amps und/oder Cabs auf die beiden Stereo-Ausgänge legen, man kann sich damit also ein Multi-Setup zusammenstellen.

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SIMPLY THE BEST

Die drei Amp-Models berufen sich auf einige der beliebtesten Verstärker der Welt. Am Gerät werden sie mit der Stadt ihrer Herkunft bezeichnet: Hinter „Fullerton“ versteckt sich ein Fender Deluxe Reverb, „London“ steht für einen Marshall Bluesbreaker von 1962, und da in „Dartford“ einst die Wiege der Vox-Amps stand, wird bei diesem Setting ein AC30 aus den 1960ern gemodelt. Dazu gibt es sechs virtuelle Cabinets, die zum Teil den Speakern der genannten Amps entsprechen. Der linke Mini-Toggle stellt auf zwei Ebenen je drei dieser Impulse-Responses zur Verfügung: „A“ entspricht dem Fender Deluxe, „B“ einer Marshall-4×12″-Box, „C“ repliziert einen Vox mit Green-Back-Lautsprechern. Als Alternativen bietet der ACS1 dazu Speaker-Models eines Fender Super Reverb, eines Two Rock sowie eines Vox mit Blue-Back-Speakern. Amps und Lautsprecher können frei kombiniert werden.

(Bild: Dieter Stork)

Außerdem lassen sich über eine Webseite weitere IRs einladen. Beachten sollte man dabei, dass die Speaker-Simulation stets aktiv ist, der ACS1 ist also in erster Linie für den Betrieb mit Fullrange-Systemen konzipiert – das können Kopfhörer sein, Monitorboxen und natürlich eine PA. Damit bietet er sich sowohl als Luxus-Übungs-Einheit, als Hardware-Recording-Tool oder auf dem Pedalboard an, um das Gitarrensignal in Richtung Mischpult zu schicken.

FUHRPARKMANAGEMENT

Der linke Fußschalter aktiviert den ACS1, der rechte schaltet den Boost hinzu. Hier ist allerdings ein wenig Feingefühl notwendig, denn beide Schalter liegen nah beieinander. Drückt man beide gleichzeitig, wechselt man zwischen drei Presets hin und her.

Mit einem externen MIDI-Schalter lassen sich 125 weitere Optionen abrufen. Neben Reglern für Volume, Gain und einem 3-Band-EQ steht mit „Room“ eine Hall-Option zur Verfügung, die die Größe des Raums nachempfindet, in dem der Amp abgenommen wird.

Man sollte grundsätzlich auf dem Schirm haben, dass sämtliche Models eher wenig Zerre bieten und sich damit in erster Linie als Grund-Sound anbieten, den man etwa mit Pedalen bearbeiten kann. Vor allem die Deluxe-Simulation tut sich dabei hervor: Sie liefert einen schillernden Clean-Sound, der sich mit Hall und Echo ebenso ansprechend kombinieren lässt wie mit Modulationseffekten und auch mit Zerrpedalen gut harmoniert. Bei höheren Gain-Settings und mit vorgeschaltetem Boost erklingt ein schöner, bissiger Crunch-Sound. Marshall und Vox bringen die britische Komponente ins Spiel, doch auch über die verschiedenen Cabs lässt sich eine breite Auswahl beeindruckender Klänge aus dem ACS1 herausholen und praktischerweise gleich abspeichern.

RESÜMEE

Wer schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, seinen Amp aus dem Setup zu verbannen und sich bei Gigs die Schlepperei und Mikrofonierung sparen will, sollte sich mit dem goldenen Kästchen unbedingt näher beschäftigen. Mit seinem digitalen Konzept und dem analogen Handling schlägt es eine Brücke zwischen den beiden Welten. Das Spielgefühl ist immer eine sehr persönliche Sache, aber anhand von Produkten wie dem ACS1 merkt man, wie weit sich die Technologie bis heute entwickelt hat.

Eingefleischte Amp-Fans werden dafür zwar sicher nicht ihre (deutlich anfälligeren) Originale verkaufen, aber als ergänzendes Tool im Werkzeugkasten eröffnet das ACS1 ganz neue Optionen. Mit einem Ladenpreis von gut 400 Euro ist der hochwertige Helfer allerdings auch nicht ganz billig.

PLUS

  • gute Palette an Grund-Sounds
  • Ausstattung & Wertigkeit
  • Speicher-Optionen

MINUS

  • nicht gerade günstig

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2021)

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