Krallen raus, Lautstärke runter!

Test: Tube Amp Doctor Class-A Converter

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Tube Amp Doctor Class-A Converter(Bild: Dieter Stork)

Es ist ja manchmal schade, wenn der geliebte 50- oder 100-Watt-Amp mittlerweile für den Proberaum oder Club-Gig viel zu laut erscheint. Ein paar Watt weniger würden es da auch tun. Mit dem Class-A Converter der Firma Tube Amp Doctor können solche Wünsche ohne jeglichen Eingriff in die Elektronik des Amps wahr werden. Und obendrauf gibt es auch noch verführerisch gute Klänge.

In Zeiten, wo bei jedem halbwegs gut besuchten Gig der Front-of-house-Mixer seine Mikrofone auspackt und vor dem Amp-Lautsprecher platziert, um damit seine PA zu füttern, sind die Streitereien beim Sound-Check über die Amp-Lautstärke gang und gäbe. Da der Lieblings-Amp bei Lautstärke-Einstellung 1 bis 2 eben noch nicht so richtig klingen möchte, wünscht man sich eher Reglerstellungen zwischen 5 und 6. Aber das kann man sich nur in großen Hallen leisten. In der Kneipe um die Ecke oder im Proberaum ist man einfach zu laut. Nun könnte man den Fender Super Reverb oder Marshall Plexi einfach verkaufen und sich ein 20-Watt-Modell zulegen. Aber oft ist das eben nicht die gewünschte Option.

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Abhilfe schaffen da die Class-A Converter vom Tube Amp Doctor in Worms. Statt des nachträglichen Einbaus eines Master-Volumes oder der Verbindung mit einem Powersoak, kann man einfach mit zwei oder vier Steckadaptern, in denen EL84 Endröhren sitzen, die Endstufe des Amps, in dem normalerweise 6L6 oder EL34 werkeln, in den Class-A-Betrieb überführen und dank der dadurch verringerten Leistung den Amp wesentlich früher (und leiser) in die Sättigung treiben.

Ein Umbau ist dafür nicht nötig. Bias-Korrekturen oder sonstige Anpassungen sind überflüssig. Das klingt verdammt praktisch. Und das ist es auch. Die geheimnisvollen Sockel überführen durch die interne Schaltung den Verstärker in den Auto-Bias-Betrieb. Die Einstellung des optimalen Arbeitspunktes entfällt daher.

Es gibt nur zwei Voraussetzungen: Der Verstärker sollte im Class A/B-Betrieb arbeiten und keine Serienheizung haben. Letzteres finden wir ohnehin nur bei ganz alten Tweed Amps von Fender oder Gibson, und hier meist auch stets in Verbindung mit der Kathodenansteuerung der Endstufe. Diese Amps dürfen nicht mit den Convertern betrieben werden. Für Vox-Amps mit EL84-Bestückung und Kathoden-Bias-Endstufe erübrigt sich die Verwendung ebenso.

Für alle Verstärker mit 6L6, 5881, EL34 oder KT66 im Push-Pull Class A/B-Betrieb entpuppen sich die Converter jedoch als echte Geheimwaffe.

Ein Beispiel: In meinem Marshall JTM45 laufen zwei KT66 im Push-Pull Betrieb und liefern so etwa 30 bis 40 Watt. Klingt gut, ist aber an meiner 2×12-Box schon sehr laut und auch ein wenig stiff. Mit den Class-A Convertern lässt sich die Leistung des Amps jedoch auf bis zu 8 Watt reduzieren.

Es gibt zwei Converter-Typen. Der „Pentone“-Converter läuft im Pentoden-Betrieb und leistet pro Röhre etwa 8 Watt. Mit zwei Adaptern hätte mein Marshall 16 Watt. Der Tritone-Converter verringert im Trioden-Betrieb die Leistung nochmals um die Hälfte (4 Watt pro Röhre), wodurch mein Marshall jetzt nur noch eine Ausgangsleistung von 8 Watt liefert. Das klingt in beiden Fällen erst mal wenig, ist in der Praxis aber oft immer noch völlig ausreichend, denn nun kann ich den Amp auch ruhig mal voll ausfahren und gleichzeitig den verführerisch britisch, crunchigen Ton der EL84 genießen. Diese Röhren liefern einen sagenhaft guten Overdrive unter Volllast. Man kennt das etwa von einem weit aufgedrehten Vox AC30.

praxis

Wichtig ist vor allem die einfache Handhabung der Class-A Converter. Man entfernt einfach die alten Röhren und steckt die Converter samt eingesteckter EL84- Röhre in die Endstufen-Sockel. Amp einschalten und loslegen! Mit einer Einbauhöhe von 12 Zentimetern passen die Converter gerade noch so in das Gehäuse meines JTM45. Darauf sollte man achten, denn es könnte auch Topteile mit kleineren Gehäusen geben.

Bei Combos ist der Einbau meist jedoch kein Problem. Erst recht dort nicht, wo die Röhren kopfüber eingesteckt werden. Die EL34 sitzen so fest in den Convertern, dass man nicht befürchten muss, dass sie während eines Konzerts oder einem Transport herausfallen.

Mit den Pentode-Convertern wird der Amp etwas mittiger, natürlich leiser und aggressiver, ganz so wie man es von einer EL84 kennt. Man könnte auch sagen, der Ton wird „britischer“.

Statt auf Volume 2, kann ich meinen JTM45 jetzt locker auf Lautsärke 5 bis 6 drehen, ohne dass es spürbar lauter wird. Hier liegt etwa der Sweetspot dieses Verstärkers, vor allem, wenn man seine Overdrive-Pedale in voller Güte genießen möchte. Powerchords kommen jetzt schon bei moderater Lautstärke mit mehr Punch und schmutziger rüber. Das passt perfekt.

Mit den Trioden-Convertern wird der Amp nochmals deutlich leiser und kann somit ohne Mühe voll aufgedreht werden. Noch dazu hat die Triodenschaltung eine deutlich attraktivere Overdrive-Ausbeute (Kompression). Der Amp cruncht und schmatzt in allerbester Manier. Mit zurückgedrehtem Volume-Poti an der Gitarre wird der Sound dann wieder cleaner. Hier steckt ein absolut überzeugender Vintage-Tone in der Schaltung. Das können Master-Volumes und Powersoaks nicht bieten.

Insofern ist der Pentone mehr für die Verringerung der Leistung geeignet, wobei man etwas mehr Mitten und Punch erhält, der Tritone dagegen für einen lupenreinen Vintage-Small-Combo-Tone mit reichlich Kompression. Daher ist der Tritone auch mein Liebling. Mit dieser Lösung klingt der JTM jetzt wie ein sehr guter Tweed Deluxe oder Vox AC10. Das ist schon sehr, sehr überzeugend.

In einem 100 Watt Plexi-Marshall verringern die Tritone-Converter die Leistung auf etwa 16 Watt, und das ist an einer 4×12-Box immer noch ganz schön kräftig. Noch dazu klingt der Amp jetzt einfach super crunchig und liefert endlich einmal den angestrebten Paul-Kossoff-artigen Overdrive in Clublautstärke.

Die Converter bieten sich auch dann an, wenn man den Ton seines Fender-Amps etwas britischer, sprich mittiger und crunchiger gestalten möchte. Ein Super Reverb ist etwa mit den eingesteckten Tritone Convertern kaum noch wieder zu erkennen. Er klingt jetzt eher wie ein Vox AC30 und gibt daher einen Hinweis darauf, wie massiv die Endstufenbestückung bei solchen Amps ins Klangbild eingreift.

resümee

In Tagen wie diesen, in denen man außer „laut sein“ alles darf, bieten sich diese Converter als einfache Modifikation für den Lieblingsverstärker an. Sie sind wirklich extrem simpel in der Handhabung und bieten dank zweier recht unterschiedlicher Endstufenansteuerungen (Pentode oder Triode) eine hervorragende Option nicht nur zur Lautstärkereduzierung, sondern auch zur Klangestaltung. Die Dinger rocken einfach verdammt gut!

www.tubeampdoctor.com

Preis: ca. € 98 pro Paar

PLUS
• Klangqualität
• Handhabung

Produkt: Jazz Amp
Jazz Amp
Realität oder Illusion?

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