Schnörkellos schick

Test: Spira Guitars S-450 TRD

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AN DEN AMP

Angesichts von gerade mal 3 kg Gewicht dürfte beim User Freude aufkommen. Sehr angenehm! Während die Gitarre ausgewogen auf dem Bein liegt, fällt bei Gurtbenutzung ihre extreme Kopflastigkeit unangenehm auf. Ursache ist der völlig deplatziert angebrachte Gurtknopf auf der Rückseite des oberen Cutaway-Horns. Abgesehen davon lässt sich die S-450 höchst komfortabel bespielen. Das nicht zu dünne Halsprofil mit seinen abgerundeten Griffbrettkanten und Bunddrähten kuschelt sich förmlich in meine Hand.

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Vorderer Gurtknopf ungünstig platziert (Bild: Dieter Stork)

Die holzig griffigen Oberflächen bieten auch schwitzenden Händen eine angenehme Haptik. Stressfreien Zugang zu den höchsten Lagen bietet die gerundete Zarge am Halsübergang. Die gesamte Konstruktion gibt sich extrem schwingfreudig, was auch am Body deutlich zu spüren ist.

Soviel Intensität hätte ich von Pappel nicht erwartet, auch nicht von gerösteter. Straffe, definierte Bässe, prägnante Mitten, klare, luftige Höhen mit überdurchschnittlichem Obertongehalt prägen das ausgewogene Klangbild. Dank direkter, spontaner Ansprache, flinker, vitaler Tonentfaltung und hardtail-unterstütztem, standfestem Sustain punktet die Spira-Gitarre mit sehr guter Dynamik und fördert damit ausdrucksstarkes, variables Spiel.

Nicht nur aufgrund der durch den 24-Bund-Hals verschobenen Position des Neck-Pickups tönt dieser nicht ganz so wuchtig und druckvoll wie beispielsweise ein vintage-orientierter PAF oder ein vergleichbarer Abnehmer, sondern die Keramikmagnete des Spira Villian liefern per se ein aufgeräumteres, strafferes und klareres Klangbild bei etwa gleichem Output.

Ähnliches vernehme ich auch beim Villian-Stegpickup, dessen Frequenzbereich sich im Vergleich zu einem PAF-Pendant insgesamt frequenzmäßig etwas nach oben verschiebt, soll heißen kompakte Bässe, drahtige, stringente Mitten und knackig-klare Höhen mit reichem Obertonangehalt.

Die Kombi perlt glockig, klar und spritzig und bietet sich für cleanes Rhythmusspiel oder Arpeggien an. Soweit der cleane Verstärker. Im Distortion-Betrieb behalten die Sounds ihre Kompaktheit, Transparenz und ihr Durchsetzungsvermögen. Dabei zeigen die Pickups präzise Saitentrennung, setzen dynamisches, akzentuiertes Spiel adäquat um und unterstützen das Sustain. Ebenso feinfühlig reagieren sie auf das gleichmäßig arbeitende Volume-Poti.

RESÜMEE

Spira Guitars, ein neuer Stern am Gitarrenhimmel? In jedem Fall schonmal den Preis betreffend, denn für unter 400 Euro darf sich die Konkurrenz sicherlich warm anziehen. Erst Recht, wenn man dafür eine geschmackvoll designte, aus thermobehandelten Hölzern top verarbeitete Gitarre mit hochwertiger Hardware, sehr guten Resonanzeigenschaften und achtbaren Sounds erhält.

Die durch den deplatzierten vorderen Gurtpin verursachte Kopfplastigkeit hätte man bei sorgfältiger Endkontrolle ebenso feststellen müssen, wie die scharfkantigen Bridge-Schrauben bei Einstellung einer praktikablen Saitenlage. Trotz dieser Fauxpas komme ich nicht umhin, der Spira S-450 ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu attestieren.

⊕ Plus

● Sounds
● Design/Optik
● Thermobehandelte Hölzer
● Locking Tuner
● Geringes Gewicht
● Spielbarkeit
● Verarbeitung
● Preis-Leistungs-Verhältnis

⊖ Minus

● Kopflastigkeit am Gurt
● Scharfkantige Madenschrauben der Saitenreiter

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)

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