Schnellbrett-Reissue

Test: Peavey Adrian Vandenberg Signature Rock-It Pink

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(Bild: Dieter Stork)

Peavey hatte dem „Flying Dutchman” Adrian Vandenberg Ende der 80er Jahre eine eigene Signature-Gitarre spendiert. Adrian tourte mit Whitesnake und feuerte seine Licks damit in die Welt hinaus. Mittlerweile ist Vandenberg wieder sehr aktiv mit seiner eigenen Band und lässt bei seinen Konzerten auch die Whitesnake-Klassiker wieder aufleben.

Grund genug, dieses einzigartige Design in der Zusammenarbeit zwischen Adrian und Peavey wieder auferstehen zu lassen. Freunde des klassischen Hard-Rocks und zügiger Saitenakrobatik kommen bei der Peavey Vandenberg Reissue auf ihre Kosten.

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Der smarte Niederländer Adrian Vandenberg kann nicht nur auf eine erfolgreiche Karriere als Musiker zurückblicken. Er ist auch bildender Künstler und hat an der Akademie für Künste in Arnheim studiert. Als es damals darum ging, seine Signature-Gitarre zu entwerfen, legte Adrian selbst Hand an, und so geht das Design mit der geigenähnlichen Korpusform und der „reversed” Kopfplatte auf ihn zurück. Leicht zu bespielen sollte sie sein, 24 Bünde mit kurzer Mensur haben und natürlich auf Rock zugeschnitten sein.

(Bild: Dieter Stork)

ZUTATEN

Drei Reissue-Modelle hat Peavey nun neu aufgelegt: Die „Purple Flame Maple” mit Seymour Duncan TB-4 und SH2N Humbuckern sowie geflammter Ahorndecke, die „Matte Black” und die vorliegende „Rock-It Pink” mit einem Seymour Duncan TB-4 am Steg sowie dem STK-S6 Custom Stack Single Coil am Hals samt zwei Volume-Reglern und einem Dreiwege-Pickup-Wahlschalter. Um die exakte Form des alten Originals zu erhalten, hat Peavey eines der ursprünglichen Modelle aufwendig gescannt. Gebaut werden die Modelle, ebenso wie die Peavey HP-2, im tschechischen Custom Shop.

Ein kurzer Ausflug in die Modellhistorie: Die erste Peavey Vandenberg hatte noch einen vierfach verschraubten Hals aus Ahorn und einen Korpus aus Pappel. Später gab es einige wenige Exemplare als Custom-Version mit Set-Neck-Konstruktion, bestehend aus einem Mahagonikorpus und einem Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett, die auf dem Gebrauchtmarkt unter Sammlern respektable Preise erzielen.

Die neu aufgelegten Reissues weisen einige Weiterentwicklungen auf: Im Gegensatz zu den ursprünglichen Signature-Modellen kommt nun ein original Floyd-Rose-Tremolo anstelle des Kahler-Systems zum Einsatz. Definitiv ein Upgrade. Bei der Vandenberg Rock-It Pink Reissue (wie auch bei der Matte-Black-Version) wird für Korpus und Hals ausschließlich „high-grade” Mahagoni, wie Peavey es nennt, verwendet. Die Griffbretter sind bei allen Modellen aus Ebenholz. Der Hals-Korpus-Übergang ist dabei eine geleimte Set-Thru-Verbindung.

Dass Adrian nun vollständig auf Mahagoni setzt, dürfte kein Zufall sein. Eine Gibson Les Paul Standard 1980 Heritage, die auf fast allen seinen Alben zu hören ist, war früher seine Hauptgitarre. Die aktualisierte Bauweise der Vandenberg-Reissues, Mahagoni in Kombination mit der Set-Thru-Bauweise, tendiert in diese Richtung.

Aus wie vielen Teilen Mahagoni die Vandenberg letztlich besteht, lässt sich aufgrund der dünnen, aber deckenden und perfekt aufgetragenen Polyurethan-Lackierung nicht feststellen. Der Blick in das mit schwarzem Graphitlack überzogene Elektrikfach zeigt saubere Verarbeitung. Die Volume-Potis stammen aus Korea und ein Treble-Bleed erhält die Höhen beim Zurückdrehen.

FEEL

Schon beim Auspacken aus dem edlen Koffer fällt auf: Die Vandenberg ist perfekt eingestellt, in Stimmung und fühlt sich hervorragend und hochwertig an. Die Bünde sind makellos abgerichtet, ohne überstehende Bundkanten. Mit ihren Medium-Silber-Nickel-Bünden, dem flachen 15″-Griffbrettradius und dem breiten, aber flachen D-förmigen Hals lädt sie, wie es der Name verspricht, zum Rocken ein. Ab Werk sind 009-046 Saiten aufgezogen, sodass man hier geradezu mühelos aufspielen kann.

Oft muss man bei neuen Gitarren noch an der Einstellung des Halses, der Saitenlage etc. nachjustieren. Hier stimmt direkt alles. Das macht richtig Laune und die Vandenberg spielt sich wie von selbst. Der ergonomisch geformte Übergang vom Hals zum Korpus mit dem tiefen Cutaway ermöglicht es, mühelos in die höchsten Lagen zu gelangen. Klar, das war auch damals schon ein wesentliches Kriterium, denn schließlich war das Team Adrian Vandenberg und Steve Vai bei Whitesnake seinerzeit ja ein wahres Lead-Gitarren-„Duo infernale”.

 

HERE WE GO (AGAIN)

Bereits ohne Verstärker angespielt, beeindruckt die Vandenberg durch ein ausgeprägtes Schwingungsverhalten und eine für ihre Bauart doch überraschende akustische Lautheit. Aber die Rock-It Pink soll ja nicht am Lagerfeuer bestehen, sondern vornehmlich in einen Overdrive-Kanal gejagt werden.

Gesagt, getan: Sofort fällt auf, wie knackig und fokussiert die Riffs und Licks daherkommen. Mit dem Seymour Duncan TB-4 am Steg liefert die Gitarre ein straffes Bassfundament mit den für den TB-4 typischen präsenten oberen Mitten und präzisen Höhen mit herrlichen Obertönen.

Das klingt amtlich, genretypisch und schiebt schon ähnlich wie eine Les Paul. Einzelne, auch komplexere Akkorde bleiben aufgrund der sehr guten Saitentrennung auch bei viel Overdrive gut wahrnehmbar. Freunde von „Hair Metal” oder Classic Rock werden hier ihre Freude haben. Was besonders auffällt, ist, wie die Gitarre auch in den hohen Lagen tonal stabil bleibt und nicht kollabiert.

Schalten wir mal einen Gang zurück und lassen die Vandenberg „crunchen”. Auch das gelingt ihr ganz hervorragend und ein echtes Highlight ist in diesem Zusammenhang der Hals-Pickup. Die Position des Seymour Duncan STK-S6 Custom Stack Plus ist dabei durchaus eigen: Er liegt zwischen der traditionellen Halsposition und der Mittelposition, wenn man die klassische Strat-Konstruktion als Referenz nimmt.

Das Ergebnis ist ein prägnanter, schmatzender Blues-Sound mit solidem Fundament, der süchtig machen kann. Das Ganze erinnert mich an Klänge, die Adrian Vandenberg bei seiner Blues-Rock-Formation Manic Eden 1994 aufgenommen hatte. Dreckige Blues-Riffs liefert die Rock-It Pink damit sehr charakterstark und authentisch ab. Die Zwischenposition kann dieser Spielart noch bereichernde Nuancen hinzufügen.

Spielt man ein wenig mit den Volume-Potis in der Zwischenposition, lässt sich noch ein „Mehr” herauskitzeln, zum Beispiel ein halb aufgedrehter Stegpickup in Kombination mit dem Halstonabnehmer, was herrlich mittig singende Leads produziert. In eher seltenen Fällen wird so ein kompromissloses Rock-Aggregat clean gespielt, aber auch das kann die Vandenberg gut umsetzen. Clean-Sounds, wie sie Ende der 80er Jahre gelegentlich bei Whitesnake zu hören waren, stellen für sie keine Herausforderung dar.

Dass die Gitarre nicht „twangt”, wird man ihr verzeihen, denn dafür ist sie nicht konzipiert. Ein Wort noch zum Tremolo: Das originale Floyd-Rose-System ist das Non plus ultra unter den Locking-Tremolo-Systemen. Das Handling im Spiel ist butterweich und durch die Unterfräsung kann man neben den typischen, stimmstabilen Dive Bombs auch fünf Halbtöne nach oben tremolieren. Das passt perfekt zum „Flying Dutchman”.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Die Peavey Vandenberg Reissue in der „Rock-It Pink”-Variante lässt die Herzen der Flitzefinger-Fraktion im Hard- und Bluesrock höher schlagen. Breit, flach, schnell – so kommt dieses einzigartige Design daher. Makellose Verarbeitung aus dem tschechischen Peavey Custom Shop, Hardware-Upgrades wie Seymour Duncan Pickups und das Floyd Rose Tremolo-System, gepaart mit einer butterweichen Bespielbarkeit und einem fetten, breitbeinigen Sound lassen keine Wünsche offen.

Pudelwohl fühlt sich die Rock-It Pink bei verzerrten und crunchigen Sounds. Gleichzeitig ist klar, dass ein solches Design auch polarisiert und bei Traditionalisten eher ein Naserümpfen provoziert. Fakt ist aber, dass man mit der Peavey Vandenberg einen Hingucker hat, auf der das Spielen unheimlich Spaß macht und die einfach richtig gut klingt. Ein leichter Wermutstropfen ist der stolze Preis.

Anscheinend ist es auch Peavey nicht entgangen, zu welch hohen Preisen die raren Custom-Modelle der ursprünglichen Signature-Serie gehandelt werden. Mit der neuen Reissue ist der geneigte Interessent jedenfalls bestens bedient.

PLUS

● Einzigartiges Design
● Exzellente Verarbeitung
● Bespielbarkeit und Handling
● Erstklassige, druckvolle Rock- und Blues-Sounds

MINUS

● Preis

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2025)

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