Nylon Workhorse

Test: Ovation CS24C-4

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(Bild: Dieter Stork)

In der Einsteiger-Serie eines großen Herstellers darf ein Nylonsaiten-Modell nicht fehlen. Man kann bei einer Firma wie Ovation eben nur keine ganz normale Konzertgitarre erwarten. Denn zum Bau ganz normaler Gitarren war Firmengründer Charles Kaman (1919-2011) nun wirklich nicht angetreten. Au contraire, mon frère. Der ehemalige Helikopter-Konstrukteur und Hobby- Gitarrist wollte einiges grundlegend anders machen – der Rest ist Geschichte.

Seit jeher anders

Jetzt aber zurück in die Gegenwart und zu unserem Test-Modell. Es entspringt der günstigen Celebrity-Serie und wurde in China hergestellt. Selbstverständlich hat sie den Ovation-typischen Lyrachord-Body, hier in der Mid-Depth-Bowl-Ausführung. Das schwarze grobporige Material hat bestimmt jeder schonmal in Augenschein genommen. Einen Plus-Punkt gibt es für den nochmals besonders angerauten Bereich, wo die Gitarre auf dem Oberschenkel liegt und so nicht wegrutscht.

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Die zweiteilige Decke besteht aus massiver Zeder – die Verbindung zum Lyrachord wird über ein weißes Binding hergestellt, auch das Griffbrett ist derart eingefasst. Am Steg aus Ovangkol fädelt man die Saiten durch sechs Löcher und verknotet sie, wie man das bei Konzertgitarren kennt.

(Bild: Dieter Stork)

Der Hals ist am 12. Bund angesetzt, das untere Cutaway bietet aber Zugang zu den höheren Lagen. Er kommt auch sonst den E- und Westerngitarre-Playern mit modernem DShape und einem nicht gar so breiten Griffbrett (knapp 48 mm am Sattel) ein Stück weit entgegen. Beim Griffbrett aus Ovangkol blieb man allerdings konsequent – es hat keine Wölbung und verzichtet auch auf jegliche Inlays. Es gibt 18 sauber eingesetzte Bünde, die ordentlich poliert, aber nicht ganz perfekt an den Enden verrundet wurden. Orientierung in den Lagen bieten kleine schwarze Dots im oberen Griffbrett-Binding. Die Saiten gelangen mit einer Mensur von 653 mm zur Fensterkopfplatte mit typischer Ovation-Prägung.

Natürlich ist auch ein Pickup-System an Bord – klare Sache. Der hauseigene Slimline-Piezo-Pickup sendet sein Signal an den OP4BT-Preamp, wo es mittels Volume-Regler und dreier Klang-Fader bearbeitet werden kann. Es gibt auch einen Tuner und in direkter Nachbarschaft ist – leicht und schnell erreichbar – das Batteriefach für den 9-Volt-Block.

Praktisch

Dank rutschfester Oberfläche liegt die Ovation sicher auf dem Schoß und schmiegt sich gut an den Spieler. Auch stehend Spielen ist dank der zwei Gurtpins kein Problem. Die Gitarre wirkt sehr kompakt, durch den Halsansatz am 12. Bund hat es die linke Hand nicht weit bis zu den unteren Lagen.

Das Halsprofil würde ich als ein gut abgerundetes D-Shape bezeichnen. Es liegt satt in der Hand und die Spielbedingungen sind auch für einen Steelstringer oder E-Gitarristen nicht allzu gewöhnungsbedürftig. Ganz im Gegenteil, es macht Spaß die Ovation zu spielen, und Feeling und Klang der Nylonsaiten auf sich wirken zu lassen.

Mit Plektrum gespielte Akkorde kommen erfreulich frisch und mit guter Lautstärke zu Gehör, gezupfte Töne tragen viel Wärme in sich. Die Werkseinstellung von Saitenlage und Intonation ist sehr gut, irgendwelche Deadspots lassen sich nicht auffinden. Eine Ovation will natürlich ans Kabel, also Amp anschmeißen und los. Vorweg noch: der Onboard-Tuner erfüllt seinen Zweck, reagiert aber relativ nervös und das Display wechselt nicht die Farbe, wenn die Saite „in tune“ ist. Über Anlage gespielt liefert die Nylon-String in Ovation-üblicher Qualität ab. Die Saiten werden gleichlaut ausgewogen übertragen, und das übers ganze Griffbrett. Der warme Grundsound ist natürlich und perkussiv, die Klangregler sind eher für Nuancen und Details zuständig, weniger für radikale Verbiegungen.

Resümee

Die CS24C-4 ist eine solide, praktische, gut klingende und problemlos zu handhabende Gitarre, die den Nylonstring- Sound und das entsprechende Spielgefühl zu einer verlockenden Option macht. Besonders auch angesichts des günstigen Preises. Give it a try!

PLUS

• Handling, Spielkomfort

• frischer, perkussiver, dabei warmer Klang (unverstärkt)

• natürlicher, ausgewogener Band- u. Solisten-tauglicher Sound (verstärkt)

• Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2020)

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