Alles andere als blass

Test: One Control Pale Blue Compressor

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(Bild: Dieter Stork)

Anders als ein großer Teil aus dem Sortiment der Firma One Control stellt der Pale Blue Compressor keine Neuauflage lieb gewonnener Klassiker dar. Mit einer neu entwickelten Kompressorschaltung, einer 3-Band Klangregelung sowie einem Blend-Regler kann das Pedal zumindest auf dem Papier überzeugen und soll dabei für Gitarre wie Bass gleichermaßen gut funktionieren.

Und soviel vorweg: das tut es. So vielseitig, wie es zunächst den Anschein hat, ist das Gerät mit zumindest namentlicher Verwandtschaft zum Pale Green Compressor dann aber doch nicht. Aber alles der Reihe nach.

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ÜBERSICHT

Der Pale Blue Compressor (PBC) entstammt der Feder des schwedischen Effektspezialisten Björn Juhl, der für den Hersteller One Control einige seiner Klassiker neu aufleben lässt, aber eben auch von Grund auf neue Pedale entwirft. Trotz namentlicher Ähnlichkeiten zu älteren Pedalen gehört der PBC zur letzteren Kategorie.

Typisch für diese Produktserie bestimmt die Namensgebung auch das Erscheinungsbild der Geräte und so ist das Aluminiumgehäuse des PBC in einem bleichen Blauton gehalten. Welche Bedeutung die gelben Punkte oder der Fußabdruck an der Unterseite des Gehäusedeckels haben, ist mir allerdings nicht so recht klar und zum Glück ja auch nicht sonderlich relevant.

Anders sieht es bei der Positionierung der Hardware aus, denn anstelle der über drei Gehäuseseiten verteilten Anschlussbuchsen hätte ich mir diese stirnseitig montiert gewünscht. Oder zumindest den DC-Anschluss für das Netzteil auf einer Seite mit einer der Klinkenbuchsen, so spart man einfach ein wenig Platz auf dem Pedalboard. Als Alternative zum Netzteil steht im Gehäuse ein Batterieclip für 9V-Batterien zur Verfügung, wobei beim Wechsel etwas Achtsamkeit geboten ist, denn die Schrauben des Gehäusedeckels sind eher von der weicheren Sorte.

DEZENT GEHT ANDERS

Befasst man sich nun mit den angenehm drehenden Potis, wird schnell klar: hier handelt es sich nicht um einen Präzisionskompressor mit vollem Parameterzugriff, sondern vielmehr um einen Klangveredler bzw. -former. Tatsächlich betrifft nur einer der sechs Potis das Verhalten der Kompressorschaltung.

Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass das Decay, also die Zeit, die der Kompressor das Signal „festhält“, in Abhängigkeit der Eingangsdynamik automatisch geregelt wird. Die Reichweite dieses Reglers reicht von doll bis extrem. Selbst auf Linksanschlag ist die Kompression deutlich spür- und hörbar, was sich durch längeres Sustain und perkussiveres Attack bemerkbar macht. Vor allem für Soli oder Funk perfekt.

Auffällig ist allerdings, dass der Ton des Instruments sogar in sehr starken Einstellungen nicht leidet. Der Hersteller selbst beschreibt es als lebendige und musikalische Kompression und das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Wer es trotzdem lieber dezenter mag, muss den Blend-Regler bemühen, mithilfe dessen sich die Intensität doch noch auf ein Minimum reduzieren oder gerade beim Einsatz am Bass der Druck in den Bässen wiederherstellen lässt.

Um dem Gitarrensolo mehr Durchsetzungsvermögen zu verleihen, bieten sowohl Mitten- als auch Lautstärkeregler mehr als ausreichend Reserven. Dank der Bass- und Höhenregler gehören aber auch drahtige oder warme, volle Sounds zum Portfolio des PBC. Wie bei allen EQs sollte jedoch drauf geachtet werden, dass die Präsenz im Mix durch zu starkes Absenken der Mitten nicht leidet.

Andersherum gibt es auch beim Aufdrehen des Reglers noch etwas zu beachten: Ist die 12-Uhr Stellung überschritten, nimmt die Lautstärke der hohen Frequenzen zunehmend ab, was jedoch bei der typischen Anwendung für das Solospiel sogar einen positiven Effekt hat.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Wer die Frage, wie viel Kompression man gerne im Sound hätte mit „Ja!“ beantwortet, dürfte mit dem PBC sehr glücklich werden. Aber auch ganz ohne Ironie bietet das Gerät einen guten Mix aus Nutzerfreundlichkeit und Klanggewinn sowie -vielfalt. Dank Blend-Regler macht es nicht nur als Effekt im wörtlichen Sinne, sondern auch als „always on“-Pedal für viele Stilrichtungen, die von einem starken Attack und dichtem Sound profitieren, eine gute Figur.

Der PBC ist kein Alleskönner und auch kein Klangformer mit chirurgischer Präzision wie ein voll ausgestatteter Kompressor, aber als Veredler mit Charakter definitiv ein Ausprobieren wert.

PLUS

● geringe Nebengeräusche
● Klangregelung
● hochwertige Verarbeitung

MINUS

● weiche Schrauben

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

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