Öl ins Feuer

Test: Old Blood Noise Endeavors Black Fountain V3 + Tap Tempo

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Die Effektschmiede aus Oklahoma City mit leichtem Hang zum Skurrilen widmet sich hier einem fast vergessenen Echo-Typus – dem Oil Can Delay.

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Ist doch so … es geht immer um Bandecho, Analog-Delay (Bucket Brigade) oder Digital-Delays, die dann mitunter wiederum die anderen Spezies nachahmen, aber Oil Can Delay hatte ich zumindest noch gar nicht auf dem Radar. Um die Karten auf den Tisch zu legen: Ich bin nur deshalb auf das Black Fountain aufmerksam geworden, weil ich gelesen habe, dass Ry Cooder das Teil auf seinem Effektbrett hat.

OIL CAN DELAY

Die Geräte, denen sich OBNE mit dem Black Fountain widmet, sind ziemlich obskure Apparaturen in Topteil-Format aus den späten 50ern/frühen 60ern. Es gab Modelle von Fender, TelRay, Morley und einigen anderen Herstellern. Stark vereinfacht gesagt, wird das Delay mittels einer per Riemen in Rotation versetzten Öldose und eines Mikrofons erzeugt. Da das Öl über die Jahre austrocknet und die Mechanik fragil ist, gibt es so gut wie keine funktionierenden Originale auf dem Markt. Der Klang der Delays hat einen ganz eigenen, schwer zu beschreibenden Lo-Fi-Charme, der sich deutlich vom Charakter anderer Echos unterscheidet.

OLD BLOOD

Der Spaß beginnt schon beim Auspacken des Pedals. Es ist im Karton zusätzlich in einem Jute-Säckchen geschützt – außerdem findet sich hier noch ein Button, ein Sticker, ein Plektrum … ich liebe Case-Candy 🙂 Ein Manual ist natürlich auch dabei. Entfaltet man es, findet man auf der einen Seite alle nötigen Informationen und Vorschläge zu möglichen Einstellungen, auf der anderen Seite die Zeichnung von Sam Larson, die auch die Oberseite des Pedals ziert. Das Black Fountain liegt hier bereits in der dritten Version vor und unterscheidet sich vom Vorgänger durch leichte Anpassungen des Sounds und einen Tap-Tempo Taster.

Auf der Oberseite finden wir vier sahnig laufende Drehregler mit den Bezeichnungen Fluid (Modulation), Time (Verzögerungszeit, alternativ per Tap), Mix (Effektanteil 0-100) und Feedback (Wiederholungsrate). Die beiden Fußtaster (arbeiten ohne Klick) erfüllen mehrere Aufgaben. Mit dem linken Taster kann man mit nur zwei Steps das Delay-Tempo einstellen. Hält man ihn gedrückt, erhalten wir einen „Freeze“-Effekt – der Sound klingt erst ab, wenn wir den Fuß wegnehmen. Rechts haben wir den Bypass-Taster (On/Off), der aber auch noch mehr kann. Mit seiner Hilfe lässt sich festlegen, in welchem Bereich ein Expression-Pedal auf Time und Feedback einwirken kann. Von OBNE selbst gibt es allerdings „nur“ einen Hand-Fader (Expression Slider, € 55), der sich nicht für den Boden- bzw. Fuß-Einsatz eignet.

Das Sound-Angebot steigt erheblich durch den Kippschalter in der Mitte des Pedals. Die Sound-Modes Modern, Organ und Vintage stehen zur Wahl. Links/Modern bietet den eigentlichen Grundklang des Black Fountain, als modern würde ich ihn allerdings nicht bezeichnen. Mitte/Organ bietet bei einer fixen Delaytime von 211 ms enorme Möglichkeiten. Über die Regler lassen sich nun extrem coole Chorus-, Vibrato-, Slapback- und Flanger-Sounds einstellen, die immer speziell und eigen rüberkommen.

Vintage klingt wie Modern (Delaytime 30 ms – 1sec), nur noch verwaschener, unsauberer, bassiger und geheimnisvoller. Bei all diesen Möglichkeiten würde man sich fast schon Speichermöglichkeiten wünschen, aber das ist nicht die Idee dieses Pedals.

NOISE ENDEAVORS

Die erste Hälfte des Firmennamens steht für den großen Erfahrungsschatz, den die Macher bei OBNE mitbringen. Die zweite Hälfte steht für das Bestreben, neue (oder alte) ungewöhnliche Sounds zu finden und weiterzuentwickeln. Das ist hier absolut gelungen. Solch charakterstarke, eigenständige und charmante Delay-Sounds hatte ich noch nicht auf dem FX-Board. Auch ein kurzes Slapback mit nur einer Wiederholung klingt anders als bei anderen Delays, obwohl es ja nur so wenig Zeit hat sich zu entfalten. Das Experimentieren mit dem Black Fountain macht unheimlich Spaß, und vom Ry-Cooder-Fan (der Meister dickt mit dem Pedal nur ein bisschen den Slide-Ton an) über den 50s-Sci-FiTonmeister und den Esoterik-Klangtüftler bis zum Metal-Sound-Wüterich kommt hier jeder auf seine Kosten. Das OBNE-Pedal aus Oklahoma City hat natürlich mit Tap-Tempo, Modulation-Sounds, Expression-Pedal-Anschluss etc. ungleich mehr Möglichkeiten zu bieten als die alten Vorbilder. Die haben aber den Vibe und den Charakter vorgegeben, und der wurde bestens eingefangen. By the way: eine seeehr helle weiße LED zeigt die Delaytime an. Besonders bei einem Slapback nervt das etwas. Ich behelfe mir bei zu hellen LEDs immer mit zwei bis drei Lagen Tapezierer-Klebeband – das dimmt bestens.

Ach ja, fast vergessen: im Inneren des Gehäuses lässt sich das generelle Output-Level justieren.

ALTERNATIVEN

Das Angebot an Oil-Can-Delays ist sehr übersichtlich und somit schnell aufgezählt. Catalinbread bietet mit dem Adineko eine ernstzunehmende Alternative (ca. € 210), von Greer Amp gibt es den Black Tiger (ca. € 240). Die Pedale unterscheiden sich allerdings teilweise deutlich in Sachen Funktion, Möglichkeiten und Klangeigenschaften.

RESÜMEE

Das Old Blood Noise Endeavors Black Fountain V3 ist qualitativ hochwertig gefertigt, toll designt und clever konzipiert. Es macht etwas mit dem Sound, das man nicht mehr missen möchte, und das Ausloten der Möglichkeiten macht einfach riesig Spaß. Mit einem Expression-Pedal und der Tap-Tempo-Option bietet es auch im Live-Einsatz viele Variationsmöglichkeiten, im Studio – vielleicht mit dem OBNE Expression Slider kombiniert – tut es das allemal. Antesten!

PLUS

  • Design, Verarbeitung, Konzept
  • authentischer Oil-CanDelay-Sound
  • intuitives Handling
  • klangliche Vielfalt
  • Spaß-Faktor

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2021)

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