Ich glaube, mein Einhorn k***t …

Test: MXR Dookie Drive V3

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(Bild: Dieter Stork)

Auch in seiner dritten Inkarnation bleibt das Signature-Pedal von Green Days Billie Joe Armstrong eine limitierte Angelegenheit. Fans der Band finden hier ein echtes Sammlerstück, doch auch weniger Punkpop-affine Gitarristen sollten ein Ohr riskieren, denn der kleine Treter hat es in sich.

Auch wenn sich Konzept und Umsetzung abseits der Optik offenbar nicht verändert haben, hier noch mal ein kurzer Überblick über das MXR Dookie Drive: Generell wurde das Pedal erschaffen, um den Sound des namensgebenden Green-Day-Erfolgsalbums aus dem Jahr 1994 in kompakter Form nachzubilden. Billie Joe Armstrong verwendete im Original zwei getunte Marshall-Heads, die er „Pete“ und „Meat“ taufte und deren unterschiedliche Klangcharakteristika im Studio je nach Song individuell zusammengemischt wurden. Pete war dabei für den eher mittigen Crunch zuständig, Meat für den schneidigeren Hi-Gain-Ton.

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Diese beiden Zerr- und Klangstrukturen wurden dem Pedal entsprechend implantiert. Der wichtigste Regler am Dookie Drive ist somit das Blend-Poti, das ihren jeweiligen Anteil am Gesamt-Sound steuert. Ganz links spielt Pete alleine, rechts ist nur die Reinkarnation von Meat zu hören. Zu den Master-Steuereinheiten gehören Output für die Gesamtlautstärke und Tone für den Grundklang. Da MXR seinem Green-Day-Pedal aber noch darüber hinausgehende Tuning-Optionen mit auf den Weg geben wollte, sorgen weitere offene und versteckte Elemente für Bewegung im Sound:

Der Drive-Anteil des Hi-Gain-Aggregats Meat lässt sich über einen eigenen Regler (Gain) auf dem Pedal steuern, dazu gibt es einen Scoop genannten einen Minischalter, der bei Bedarf das Frequenzband verändert und die Mitten aus dem Spiel nimmt. Damit eröffnen sich natürlich viele Möglichkeiten. Wem das noch immer zu wenig ist, der kann auch den Wirkungsgrad von Pete deutlich verändern: Im Innern des Gehäuses sitzen zwei kleine Schräubchen, über die sich die Ausgangslautstärke ebenso anpassen lässt wie der Grad an Verzerrung.

Werfen wir kurz noch einen Blick auf die weiteren Specs des Pedals: Im Gegensatz zu den ersten beiden Versionen ist hier kein Motiv des ‚Dookie‘-Covers abgebildet, die Prägung nimmt vielmehr das Design des aktuellen Green-Day-Werks ‚Father Of All …‘ auf. Ob man das Design mag oder eher nicht, hängt vom persönlichen Geschmack ab, originell ist es allemal. Der auf 2.000 Stück limitierte Treter lässt sich sowohl mit Batterie als auch via Netzteil betrieben, das Gehäuse entspricht in Sachen Abmessungen dem MXR-Standard, wir haben es also mit einem klassischen Kompaktpedal der alten Schule zu tun.

(Bild: Dieter Stork)

AB IN DEN PROBERAUM DAMIT

Armstrongs damalige Favoritin war „Blue“, eine gepimpte Strat-Kopie von Fernandes mit Steg-Humbucker. Wir merken, der Mann gibt wichtigen Dingen gerne simple Namen mit vier Buchstaben … Wir ersetzen seine damalige Favoritin mit einer etwas edleren Music Man Silhouette Special mit HSS-Bestückung und zocken ‚When I Come Around‘, eine der Hitsingles des ‚Dookie‘-Albums an.

Ergebnis: Läuft, klingt, schiebt – was auch nicht anders zu erwarten war. Schnell wird bei weiteren Songs abseits von Green Day aber auch klar, dass das Pedal mit seiner Vielfalt als echter Allrounder auf dem Hard-&-Heavy-Sektor durchgehen kann. Via Blend lassen sich im Handumdrehen sowohl erdiger Hardrock wie auch derbere Metal-Attacken soundtechnisch unterfüttern. Scoop schaltet dabei auf Wunsch noch einen Gang höher. Wir haben es hier also mit einem sehr flexiblen Multi-Verzerrer zu tun, der weit mehr kann als „nur“ Mainstream-Punkpop made in California.

RESÜMEE

Im Laden geht das Pedal für gut € 240 über den Tresen, was es nicht gerade zu einem Sonderangebot macht. Wenn man allerdings auf die Gebrauchtpreise der längst vergriffenen Urversion aus dem Jahr 2019 schaut, dürfte Wertverlust kein Thema sein – im Gegenteil. Und da MXR, nicht nur in Sachen Dookie Drive, ein Faible für Sonderauflagen hat, zum Ende noch ein Wunsch: Ich fände es super, wenn irgendwann einmal eine Deluxe-Version auf den Markt kommen würde, bei der sich Blend via Pedal fernsteuern lässt. Dann könnte man das stärkste Feature des Treters auch im Live-Einsatz ohne Einschränkung nutzen. Und den Sound individuell an den jeweiligen Song anpassen – ohne dabei die Hände von der Gitarre zu nehmen.

PLUS

  • zwei Overdrive-Schaltkreise in einem Pedal
  • Bandbreite an Gain-Sounds
  • originelles Design

www.jimdunlop.com

Preis (UVP): ca. € 249

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 2/2024
Gitarre & Bass 2/2024
IM TEST: Charvel Pro-Mod So-Cal HSS +++ Engl E670FE Special Edition +++ Ortega Guitars Tour Player +++ Ampeg Venture V3, VB112 und VB115 +++ Ibanez Iceman IC420FM +++ Walrus Audio Fable +++ Meta Guitars Veil Bass +++ Fender CS Early 55 Strat Trem & Hardtail +++ Lakland Skyline Decade

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