Kompakter Kopierer

Test: MXR Carbon Copy Mini Analog Delay

Anzeige

Darf es ein bisschen weniger sein? Wie andere Hersteller, bringt auch MXR seine Klassiker nach und nach in XS-Versionen heraus. Das Carbon Copy Mini überrascht dabei mit einem Clou: Es kann trotz geringer Abmessungen mehr als sein großer Bruder.

Ob aus Platzmangel oder zur Maximierung des Effektarsenals bei gleicher Grundfläche – zahlreiche beliebte Pedale werden mittlerweile im Miniaturformat angeboten. Und der Trend bleibt ungebrochen. Nach dem Dyna Comp und dem Phase 95, das die Sounds der Phase 45- und 90-Modelle in kompakter Form darbietet, hat MXR jetzt auch sein beliebtes Analog Delay einem Schrumpfungsprozess unterzogen.

Anzeige

(Bild: Dieter Stork)

Kleine Box

Heutzutage ist es leichter denn je, ein flexibles Pedalboard mit Mini-Effekten aufzubauen. Ob Booster, Zerrer, Chorus oder Hall – fast sämtliche Typen sind mittlerweile in einer Kompaktversion erhältlich. Bei aller Euphorie sollte man jedoch einkalkulieren, dass der Platzgewinn in der Regel mit Komfortverlust einhergeht. Entweder sind die Specs reduziert oder die Bedienung fällt weniger angenehm aus als bei den Vollversionen. Bei MXR hat man sich dafür entschieden, das Mini-Echo mit sämtlichen Features des großen Bruders zu versehen – und einem zusätzlichen, das das Original nicht besitzt.

Seit seiner Einführung vor elf Jahren hat das Carbon-Copy-Pedal mit seinem warmen Sound jede Menge Echo-Freunde rund um den Globus gefunden. Neben der Urversion umfasst MXRs Palette seit geraumer Zeit auch die Varianten „Bright“ für höhenreichere Wiederholungen und „Deluxe“ mit doppelter Delay-Zeit und erweiterter Ausstattung wie einer Tap-Tempo-Funktion, über die sonst kein Carbon Copy verfügt. Das Mini-Pedal ist also die vierte Inkarnation der Serie. Dazu gibt es aktuell zwei Ausführungen des Standard-Pedals in speziellen Designs.

Der Winzling hält sich in Sachen Optik an die Urform und glänzt wie diese in einem dunkelgrünen Metallic Sparkle. Auch die Potis entsprechen denen des großen Bruders: „Regen“ regelt die Anzahl der Wiederholungen, „Delay“ die Verzögerungszeit, „Mix“ das Verhältnis zwischen Originalsignal und Effekt. Bei Rechtsanschlag tönen beide gleich laut, ganz links verstummt der Effekt. Auch in Sachen Delay-Zeit gibt es keine Abweichungen: Bis zu 600 Millisekunden Verzögerung sind möglich. Ein weiteres Feature, das das Mini übernommen hat, ist der „Mod“-Schalter, der dem Effektsignal eine Modulation hinzufügt, die die Schwankungen eines Bandechos simuliert und auch Chorus-artig klingen kann.

Zur Feinabstimmung der Modulation sitzen im Inneren des Gehäuses zwei kleine Regelschrauben für „Speed“ (Geschwindigkeit) und „Width“ (Effektbreite). Voll aufgedreht leiert es dabei ganz schön, bei Minimaleinstellung ist der Effekt zwar dezenter, aber immer noch deutlich. In welchem Umfang man dieses Feature nutzt, hängt vom persönlichen Geschmack und der gespielten Musik ab, in jedem Fall erweitert es die Möglichkeiten des Pedals.

Doch damit nicht genug. Oben drauf hat MXR seinem Kopierer – der englische Begriff Carbon Copy bedeutet so viel wie Durchschlag oder Kopie – eine Option des „Bright“-Modells mitgegeben: An der rechten Seite des Gehäuses sitzt ein Mini-Schieber mit exakt dieser Bezeichnung. Er kann mit einem kompakten Schraubenzieher oder einem vergleichbaren Werkzeug bewegt werden. Dann ändert sich der Höhenanteil der Wiederholungen. Auch in dieser Stellung bleibt das Carbon Copy jedoch klar als Analog Delay erkennbar. MXR bietet damit vor allem eine weitere Option an. Der Schalter ist dabei nur mit einem gewissen Aufwand umzulegen, man sollte sich also vorab über den gewünschten Effekt- Sound Gedanken machen.

Extrem komfortabel indes zeigt sich die Beleuchtung. Drei LEDs wurden im Mini verbaut: Zur blauen Status-Anzeige kommt eine orangefarbene Leuchte für die „Mod“-Sektion (leuchtet bei gedrücktem Schalter auch bei ausgeschaltetem Gerät) sowie eine weitere blaue an der Seite für die Bright-Funktion. Das einzige Zugeständnis an das Kompaktformat ist der Umstand, dass das Carbon Copy Mini im Gegensatz zu seinen großen Brüdern nicht per Batterie betrieben werden kann. Allen Modellen gemeinsam ist die True-Bypass-Signalführung.

(Bild: Dieter Stork)

Großer Ton

Generell ist das Carbon Copy beliebt für seinen warmen Ton, der sich gut und harmonisch ins Spiel einfügt und etwa Rocksolos mit klassischen Sounds veredelt. Die Mini-Version kann exakt diese Trademarks bieten. Die Bandbreite reicht dabei vom knackigen Slapback über Dub-artige Klänge bis zu mittellangen Sphären-Sounds, die sich über die Mod-Funktion künstlich altern lassen. Durch die Eimerketten-Technologie lässt die Klangqualität mit jeder Wiederholung nach – aber genau das macht ja den Reiz eines solchen Echos aus. Wenn man den „Regen“-Regler voll aufdreht, kann man zudem mit Selbstoszillation experimentieren. Fazit: Wer sich für analoge Delays begeistern kann, findet im Carbon Copy Mini einen Partner, der auf engstem Raum viel bietet.

Und damit kommen wir zurück auf den Gedanken eines Pedalboards voller Minis. Mit dem neuen Kompaktecho bietet MXR nun fast eine komplette Linie an – vom Dyna Comp Mini Compressor könnte das Signal etwa in das Classic Fuzz Mini und/oder das Sugar Drive Mini laufen, ehe es das Mini Phase 95 in das kleine Carbon Copy führt. Wo man den Mini Booster platziert, bleibt einem selbst überlassen. Fehlt eigentlich nur noch ein Hall.

Dass die Kompaktversionen vollwertige Effekt-Units darstellen, zeigt auch der Preis – wie beim Dyna Comp liegt er auch beim Carbon Copy leicht über dem der Urform. Das dürfte wohl mit dem technischen Aufwand im Verhältnis zu den Stückzahlen zu tun haben. Wer Wert auf kompakte Maße legt, muss in diesem Fall also etwas tiefer in die Tasche greifen.

(Bild: Dieter Stork)

Resümee

Mit dem Carbon Copy Mini erscheint ein weiterer Effektklassiker in kompakter Form. Wer Platz auf dem Board sparen will und auf den Sound eines analogen Echos steht, ist bei ihm an der richtigen Adresse. Die Bedienung ist konstruktionsbedingt weniger komfortabel als bei der Vollversion, dafür bietet das Kompakt-Echo zusätzlich eine Bright- Option und zeigt dank dreifacher LEDBestückung immer bestens den aktuellen Stand der Dinge an.

PLUS

  • kompakte Bauweise
  • analoge Delay-Sounds
  • Ausstattung wie Vollversion
  • zusätzliche Bright-Option

MINUS

  • bauartbedingt etwas weniger komfortabel

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2019) 

Produkt: Gitarre & Bass 2/2024
Gitarre & Bass 2/2024
IM TEST: Charvel Pro-Mod So-Cal HSS +++ Engl E670FE Special Edition +++ Ortega Guitars Tour Player +++ Ampeg Venture V3, VB112 und VB115 +++ Ibanez Iceman IC420FM +++ Walrus Audio Fable +++ Meta Guitars Veil Bass +++ Fender CS Early 55 Strat Trem & Hardtail +++ Lakland Skyline Decade

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren