Très chic!

Test: Mooer GC-112

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(Bild: Dieter Stork)

Nachdem der chinesische Hersteller Anfang 2018 auch ins Gitarrenverstärker- und Endstufengeschäft eingestiegen war, fehlten im Portfolio nur noch adäquate Lautsprecherboxen.

Mit der schlichten Bezeichnung GC-112 steht eine solche bei mir nun auf dem Prüfstand. Voila, das Mooer Guitar Cabinet mit 1×12“ Celestion G12 Vintage 30 Lautsprecher!

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Tischler-Talk

Die Zeit von gewichtigen Spanplatten und nicht weniger schwerem, hoch verdichtetem MDF scheint offenbar vorbei zu sein. Hersteller, die etwas auf sich halten, verwenden bevorzugt wieder Birkensperrholz, bei der GC-112 sogar rundum 15 mm dickes. Das Gehäuse ist vorne (außer der Lautsprecheröffnung natürlich) und hinten vollständig geschlossen. Allerdings wurde der Gehäuserahmen weder finger- noch schwalbenschwanzverzahnt, was angesichts des Preises auch der Tischlerkunst zu viel gewesen wäre.

(Bild: Dieter Stork)

Immerhin wurde nicht an Leim gespart. Auch die Anschlagleisten der verschraubten Schall- und Rückwände bestehen aus dem Gehäusematerial. Moosgummiband minimiert Vibrationen zwischen Rahmen und Rückwand. Den soliden Kunstledergriff hat man mit vier Schrauben und Einschlagmuttern montiert, die das geringe Gewicht von gerade mal 14 kg locker wegstecken. Auf die gleiche Weise wurde auch der Celestion G12-V30 Lautsprecher von innen auf die Schallwand geschraubt. Dessen Anschlusskabel findet lautsprecherseitig über Steckschuhe Verbindung, buchsenseitig wurde es verlötet.

Ein eingelassenes Anschlussblech trägt die einzige Klinkenbuchse. Vorne schützt straffe Textilbespannung den Lautsprecher, und vier Kunststofffüße bieten halbwegs sicheren Stand. Offenbar aus optischen Gründen hat man auf Schutzecken verzichtet, denn der grauweiße Tolexbezug mit eingelegter weißer Keder unterstreicht das elegante Design.

(Bild: Dieter Stork)

Klangvoll

So, die extrem passgenaue Rückwand wieder eingelegt – mit einem „Pfffft“ entweicht die Luft – und ihre 14 Schrauben angezogen. Zum Test hat mir der Vertrieb die Mooer Tube Engine 20W Röhrenendstufe zur Verfügung gestellt, die Kollege Ebo Wagner bereits in Heft 11/2018 akribisch unter die Lupe genommen hat. An diese kann man sein Pedalboard einfach direkt anschließen. Um die Flexibilität der GC-112 zu testen, kommen natürlich noch andere Verstärker zum Einsatz, wie Fender Pro Junior USA, Mesa Boogie Studio 22, Trace Elliot Verlocette 12R und ein Jet City JCA20H Top.

Während HiFi-Boxen stets mit Dämmmaterial vollgestopft sind um Eigenresonanzen zu eliminieren, verzichten die meisten Hersteller von Gitarrenlautsprecherboxen ganz bewusst darauf. Schließlich liefern die Cabinets gerade im Zusammenspiel mit diesen Resonanzen ihren speziellen Sound. Meist lassen sich schon durch Abklopfen des Gehäuses diese Eigenschaften prüfen. Und dass die Gehäusegröße vor allem für die Klangfülle von immenser Bedeutung ist, zeigt auch die Mooer GC-112, denn sie schiebt untenherum ordentlich, bleibt dabei jedoch stets differenziert. Lediglich bei tiefer gestimmten Gitarren gerät sie in den Bässen etwas ins Schwitzen.

Die Mitten kommen weich, zeigen aber auch gute Prägnanz, die dem Durchsetzungsvermögen zugutekommt. Daran beteiligt sind auch die Höhen, die sich perfekt in Szene setzen, bei Cleansounds zwar mitunter ein wenig hart aber keineswegs unangenehm bissig tönen und einen gewissen Schimmer erkennen lassen. Die Wiedergabe unterschiedlicher Verzerrungsgrade meistert die Box vorbildlich, klingt sie doch stets ausgewogen, niemals topfig und erzeugt einen gesunden Druck. Bei High Gain Distortion legen die Höhen noch zu, werden mit zunehmender Attack bissiger und aggressiver, liefern dabei aber genau die Dosis und Frequenzen um sich auch in einer lauteren Band zu behaupten.

Resümee

Mit seinem GC-112 Guitar Cabinet präsentiert Mooer eine erstklassige, vor allem aber sehr flexible Box für unterschiedlichste Musikstile bis hin zum Mid Scoop Metal Sound mit Präferenzen zum Old School Metal. Klanglich ausgewogen und transparent, kann sie dank ihres Gehäuseformats auch unten herum ganz schön Alarm machen. Gefertigt aus 15 mm Birkensperrholz und tadellos verarbeit, ist sie dank ihres Gewichts von gut 14 kg äußerst transportfreundlich.

Kurz: Sehr gut klingende (und aussehende!) Gitarrenbox für unterschiedlichste Musikstile zum überaus fairen Preis.

PLUS

  • Klang & Klangfülle
  • Transparenz & Dynamik
  • vielseitig einsetzbar
  • geringes Gewicht
  • solide Konstruktion
  • Design
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2019)

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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