Moore Ambience

Test: Mooer A7 Ambiance & D7 Delay

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(Bild: Dieter Stork)

Zunächst eine Entschuldigung für das mäßige Wortspiel mit „Mooer“ und „Moore“. Befassen wir uns nun also mit den beiden neuen Mini-Pedalen A7 und D7 – ihres Zeichens Ambient Reverb und Digital Delay.

Ja, man findet auch eher normale Algorithmen für Delay und Reverb bei diesen Pedalen. Ihren Fokus setzen sie aber klar auf die eher abgefahrenen Sounds. Sucht Mooer hier einfach eine Möglichkeit, noch mehr Pedale auf den Markt zu bringen, oder bedient das Mini-Pärchen tatsächlich eine spannende Nische? Nun, das werden wir im Folgenden hoffentlich herausfinden.

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KLEINES ÄUSSERES

Beide Pedale haben ihren Micro-Formfaktor gemein. Dass man mittlerweile eine ganze Menge Technik auf kleinstes Format schrumpfen kann, ist nichts Neues, und dennoch leisten die beiden Kisten für ihre Größe wirklich so einiges. Schraubt man sie auf, sieht man dementsprechend weder liebevolle Lötstellen noch Kabelsalat. Hier ist alles rational und optimal maschinell produzierbar aufgebaut.

Die Gehäuse wirken beide gut verarbeitet, insbesondere das leichte Sparkle in der blauen Lackierung des Delays gibt ihm einen speziellen Touch. Während die Fußschalter robust wirken, wackeln die Mini-Potis teils ein wenig. Da sollte man schon vorsichtig sein, dass man nicht aus Versehen drauftritt. Auch die Lackierung der Poti-Markierung ist nicht immer sauber aufgebracht. Aber seien wir mal ehrlich: Das geht bei dem Preis alles klar. Netterweise kommen beide Pedale jeweils mit einem Mooer-Candy-Footswitch-Topper. Das sind diese praktischen Teile, die man auf gängige Fußschalter steckt, um sie etwas zu erhöhen. So läuft man auch weniger Gefahr, auf die Potis zu latschen.

Spätestens wenn die kleinen Pedale nicht mehr zur Begutachtung auf dem Schreibtisch liegen, sondern zum Treten auf dem Boden gelandet sind, fällt auf, dass die Potistellung nicht so leicht abzulesen ist. Wer also verschiedene Sounds mit einem Algorithmus nutzen möchte, muss hier etwas genauer hinschauen. Alternativ kann man natürlich pro Setting ein Preset abspeichern und sich schnell durchklicken. Schon praktisch.

A7 AMBIANCE REVERB

Das A7 bietet sieben verschiedene Reverb-Algorithmen. Während „Plate“ und „Hall“ zu den üblichen Verdächtigen gehören, begibt sich Mooer mit den weiteren Vertretern auf eher selten betretenes Terrain. So werden auf der Website auch bewusst die „far-out guitar astronauts“ angesprochen. Coole Sache, gibt es doch gleich den passenden „Warp“-Algorithmus dazu. Gehen wir doch mal kurz alle Möglichkeiten durch: Es gibt Potis für Mix, Decay und Tone, so weit so normal.

Dazu kommen noch „X“ und „Chaos“. X regelt hierbei die Größe des Halls und Chaos sorgt für Spezialeffekte. Und insbesondere durch diese unterscheiden sich dann auch die Algorithmen. Plate dürfte recht selbsterklärend sein und klingt sehr klassisch und gut. Bei Hall hat man mittels X-Poti die Möglichkeit, zwischen Room und Church überzublenden. Auch dies klingt zwar nicht sensationell besonders, aber schon so gut, dass man mit dem Pedal keinen Fehlkauf getätigt hätte, wären nur diese klassischen Sounds an Bord.

Spannend wird es ab Warp. Hier schleicht sich mit aufgedrehtem Chaos-Regler immer mehr Modulation in den Sound. Bei Shake kommt dann noch ein sanftes Tremolo dazu. Crush belegt das effektierte Signal mit einem Bitcrusher und Shimmer mit einem Oktav-Effekt. Bei Dream wird der Reverb mit etwas Verzögerung eingefadet und dann mit Modulation versehen. Hält man den Fußschalter gedrückt, so wechselt das Pedal in den Infinite-Trail-Modus. Hier wird das Signal dann so lange gehalten, wie man den Schalter gedrückt hält.

Obwohl wir hier auf dem Papier viel Varianz haben, muss man beim Spielen feststellen, dass die Algorithmen oft nicht allzu unterschiedlich klingen. So etwas wie Warp und Shake wäre bei anderen Herstellern vermutlich das gleiche Preset mit leicht anderen Parametern. Aber so erhält man immerhin mehr Speicherplätze. Das Shimmer-Preset schneidet im Vergleich zu den Übrigen und der Konkurrenz schlechter ab. Ihm fehlt ein wenig das Organische, was insbesondere bei diesem Effekttyp nicht ohne Weiteres zu erzielen ist; hier hat man mit leicht anstrengenden Höhen zu kämpfen. Zum Glück gibt es ja das Tone-Poti, sodass dieser Nebeneffekt gut abzumildern ist.

Während der Hold-Effekt wirklich gut umgesetzt ist, dürften die anderen Effekte für meinen Geschmack gerne noch ein wenig extremer und die Hallräume größer sein.

D7 DIGITAL DELAY

Das D7 kommt mit sechs Delay-Algorithmen daher. Nicht sieben? Nein, Speicherplatz Nummer 7 ist für den 150-Sekunden-Looper vorgesehen. Neben den üblichen Verdächtigen Mix, Time und Feedback bringt das D7 noch die beiden Potis Tweak.1 und Tweak.2 mit. Diese regeln, je nach gewähltem Delay-Typ, verschiedene Dinge, welche dankenswerterweise in der Anleitung aufgeführt sind.

Auch wenn der Name hier – anders als beim Reverb – nicht so sehr auf außergewöhnliche Delay-Typen schließen lässt, befindet sich als einziger gängiger Algorithmus Tape an Bord. Dieser kann in Filter und Vibrato geregelt werden und simuliert eine alte Bandmaschine. Liquid ist ein Modulations-Delay, bei dem ein Step-Phaser geregelt werden kann. Rainbow lässt sich mittels Stutter und Pitch feintunen und Galaxy ist ein Slow-Gear-mäßiges Delay, welches noch einen Chorus mitbringt. Beim Modverse handelt es sich um ein Reverse-Delay mit Flanger und Low-Bit hat zusätzlich zum Slow-Gear-Effekt noch einen Bitcrusher im Repertoire.

Das Tape-Setting klingt ziemlich gut, klaut aber leider ganz schön Bässe, auch wenn der Filter komplett zugedreht ist. Das tun die anderen Presets im Übrigen nicht. Auch wenn Tape-Delays natürlich eben nicht Hi-Fi klingen, wäre es schön gewesen, dies mehr regeln zu können. Das Liquid-Setting, mit dem man wunderbar den ‚Bigger Than My Body‘-Sound von John Mayer hinbekommt, erinnert mich ziemlich an das Roger Linn Adrenalinn. Dafür schon mal dicke Pluspunkte.

Der Galaxy-Slow-Gear-Effekt ist sehr sphärisch und fast alleine schon den Preis des Pedals wert. Mein persönliches Highlight ist aber das Low-Bit-Setting. Während man für das normale Spielen noch schön mittels Tweak.1 die Slow-Gear-Einstellung nachregelt, dreht man am Ende der Show das Feedback auf, mit Tweak.2 ordentlich Bitcrush-Effekt rein und hört genüsslich zu, wie sich das Equipment ins Sound-Nirvana bruzzelt, während man von der Bühne geht.

Bonuspunkte gibt es auch dafür, dass beim Looper-Setting auch ein Delay verfügbar ist. Sogar bei über den Loop gespielten Signalen oder Overdubs. Das ist nicht selbstverständlich und verlangt dem Prozessor ja gleich eine Schippe mehr ab.

(Bild: Dieter Stork)

ALTERNATIVEN

Seien wir ehrlich: Wenn die Größe beim Kauf der entscheidende Faktor ist, weil das Pedalboard eigentlich kein weiteres Pedal mehr zulässt, dann wird es auch eng mit den Alternativen. Wenn es mehr um die Flexibilität zu einem ähnlichen Preis geht, sieht es schon besser aus. Statt des A7 könnte man auch mal ein Joyo Atmosphere Reverb testen und € 10 sparen. Auch das etablierte TC Hall Of Fame kostet nur knapp € 10 mehr und ist somit ein heißer Konkurrent. Antesten könnte man auch Electro Harmonix Oceans 11 für knapp € 140.

Beim D7 sieht die Konkurrenz ähnlich aus, allerdings gefällt mir hier das Mooer-Pedal schon ganz gut, sodass ich nicht zwangsläufig weitersuchen würde. Möchte man noch etwas sparen, bietet sich Joyo mit dem Aquarius Delay+Looper an. Verkraftet man einen kleinen Aufpreis, kann man auch hier Richtung TC Flashback Delay schielen. Für noch etwas mehr Geld böte sich das EHX Canyon an.

Und wenn man jetzt Interesse an beiden Geräten hat? Nun, den Mooer GE100 Multieffekt gibt es sogar schon zum gleichen Preis wie eines dieser Geräte. Es ist nicht so spezialisiert, kann aber generell mehr. Und selbst das GE150 kostet mit knapp € 180 noch weniger als beide zusammen.

RESÜMEE

Endlich mal günstige Effekte, die nicht nur den absoluten Mainstream bedienen. Eine sowohl mutige, als auch begrüßenswerte Idee von Mooer. So sind A7 und D7 beide eher für die experimentellen Spieler gedacht, die nicht das 1000ste Digital-Delay und nur den klassischen Room-Reverb wollen. Ja, das können die kleinen Kisten auch, aber darüber hinaus eben noch viel mehr. Während beim Reverb alle Algorithmen in eine ähnliche Richtung tendieren, überzeugt das Delay in puncto Klangvielfalt auf ganzer Linie. Hier findet man pro Algorithmus distinkte Sounds, die man gut regeln und verfeinern kann. Und das zu einem Preis und in einer Größe, zu der es wenig Konkurrenz gibt.

Beide Pedale sind gut verarbeitet und machen Spaß. In erster Linie wollen sie aber den Horizont des Spielers erweitern. Und dafür kann man ruhig mal € 99 ausgeben.

PLUS

● einfache Bedienung
● Presets
● Bonusfunktionen (Looper/Hold)
● Preis-Leistung
● D7: vielseitige Sounds

MINUS

● Poti-Markierungen teils nicht sauber und nicht einfach ablesbar

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

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