Eine offene Plattform…

Test: MOD Devices MOD Duo & MOD Footswitch

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(Bild: Dieter Stork)

… für alle Effekte die man sich vorstellen kann. Und dann bitte Gigready verarbeitet und klein. So etwa dürfte der Grundgedanke von MOD Devices gelautet haben.

Schon Mitte 2014 ist das Projekt als Kickstarter-Kampagne vom Stapel gelaufen. Mittlerweile wurde eine kleine Firma auf Basis des MOD Duo gegründet, welche sich in Berlin angesiedelt hat. So haben wir es hier mit einem Pedal aus deutscher Endfertigung zu tun. Und was kann es? Durch die offene Architektur fast alles, was dir einfällt.

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Mod Duo: Minimalistisches Design

Das MOD Duo wird in einem schicken Karton geliefert und bringt ein Netzteil, ein USB-Kabel und ein kleines, englischsprachiges Poster für die ersten Schritte mit. Hier ist alles auf industriell-minimalistischen Charme getrimmt. So geht es auch beim Gerät selber weiter. Mit zwei großen Displays, zwei Potis und zwei Fußschaltern auf der Front bleibt das Gerät sehr übersichtlich und klar strukturiert. Rechts gibt es zwei Instrumenteneingänge, links zwei entsprechende Ausgänge plus einen Kopfhöreranschluss. Die Stirnseite bietet die Anschlüsse für das Netzteil, MIDI In & Out, den USB Anschluss zur Verbindung mit dem Computer, aber auch einen Control Chain Port und einen USB Host Port.

(Bild: Dieter Stork)

Der Control Change Port in Form eines RJ45 Connectors („Netzwerkkabel“) wird genutzt, um weitere Geräte zur Steuerung anzuschließen. An dem USB Host Port können USB-Geräte angeschlossen werden. Dies ist wohlgemerkt ein Host-Port. Somit dient dieser explizit nicht dazu, das Gerät mit dem Rechner zu verbinden (wie der Typ B Port), sondern um einen Bluetooth Dongle, einen Playstation Controller, MIDI-USB-Geräte oder was auch immer dir einfällt anzuschließen. Natürlich kann man auch einen USB-Hub anbinden um die Anschlussvielfalt weiter zu vergrößern. Per Bluetooth Dongle könnte man so beispielsweise eine kabellose Verbindung zum Rechner herstellen.

Das Gehäuse wirkt äußerst robust und der Trittschutz sorgt dafür, dass man nicht aus Versehen auf die Endlos-Potis tritt, wenn man die Fußschalter treffen möchte. Die Displays sind hell genug um auch im Sonnenschein gut ablesbar zu sein und mittels Druck auf die Potis kann man zwischen verschiedenen Anzeigen und somit auch Einstellungen wechseln.

(Bild: Dieter Stork)

Mod Footswitch

Der passende Fußschalter kommt natürlich in einer nicht weniger schicken Verpackung und bringt ein Cat-5-Kabel und eine Schnellstartanleitung mit. Letztere besagt eigentlich nur, dass man MOD Duo und MOD Footswitch mit dem beigelegten Kabel verbinden soll. Praktischerweise wird der Controller über das Kabel automatisch mit Strom versorgt. Öffnet man das nächste Mal die grafische Nutzeroberfläche wird der Fußschalter automatisch erkannt und kann genutzt werden. Er bietet durch einen „Next“-Port auch die Möglichkeit des Daisy Chainings. So können bis zu vier Controller angeschlossen werden. Mit seinen vier Fußschaltern und zwei Displays erweitert er die Livetauglichkeit des Duos ungemein.

Konzept und Bedienung

Während die allermeisten Hersteller von Effektgeräten sehr darauf bedacht sind, ihre Algorithmen so geheim und proprietär wie nur möglich zu halten, entstand der MOD Duo aus der genau gegenteiligen Überlegung: Es gibt schon eine ganze Menge brauchbarer Algorithmen in der Open Source Community – warum sollte man sie nicht einfach mit zu einem Gig nehmen können? Das Gerät bedient sich dabei einer Linux-Architektur und nutzt nicht etwa den eher bekannten VST Standard, sondern LV2, grob gesagt: das Linux Äquivalent.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Es gibt bereits viele sofort nutzbare Effekte, und wenn etwas fehlt, hat man die Möglichkeit, es selber zu programmieren – oder ganz nett die Community um Hilfe zu bitten. Und somit ist das MOD Duo auch ein Ausdruck dessen, was mittels Online Communities heutzutage möglich ist. Zudem ist es offen für nahezu alles was noch kommen wird.

Befassen wir uns nun aber mit dem Ist-Zustand: Das Pedal wird mit 170 vorinstallierten Plugins geliefert und der Store bietet aktuell Zugriff auf ca. 250 weitere. Die meisten davon sind gratis, einige wenige müssen bezahlt werden. Das Herunterladen neuer Effekte klappte im Test leider nicht auf Anhieb. Aber bei den 170 vorhandenen lässt sich ja auch schon einiges finden. Man kann aus vorgefertigten Pedalboards wählen, oder einfach ein ganz neues erstellen. Dabei muss man nur die gewünschten Effekte aufs Board ziehen und nach Wunsch verkabeln.

Hier liegt ganz klar eine der Stärken des Konzepts: Wenn ich der Meinung bin, ich müsste aus jedem Effekt aber auch ein Kabel wieder zurück in das erste Glied meiner Kette ziehen, ist das hier gar kein Problem. So lassen sich unglaublich komplexe Effektkaskaden erstellen. Im normalen Anwendungsfall wird man zumindest über einen Stereo-Effektweg dankbar sein und die Verkabelung vielleicht mal als Mix aus trockenem und Effektsignal nutzen. Hier sind der Kreativität aber kaum Grenzen gesetzt.

Ein Brot-und-Butter-Board für Gitarristen mit Tube Screamer, Big Muff, Reverb und Delay liegt bei etwa 50% CPU Auslastung. Die genauen Werte hängen immer vom einzelnen Algorithmus ab. Manche sind effizienter programmiert als andere. Die CPU-Anzeige reagiert zwar auch auf das bloße Einfügen von Effekten, allerdings kann die reale Nutzung der Rechenleistung stark schwanken, wenn der Effekt aktiviert wird.

So verbraucht ein Autotune beim Einfügen zunächst nur 10% Leistung. Wird es aber auch wirklich genutzt, entstehen zusätzliche Anforderungen zwischen 10% und 40%. Und wenn dann auf einmal das Preset knackt, welches eben noch mit 60% CPU-Nutzung angegeben war, ist das doch sehr unschön.

Hier kann man natürlich streiten, ob man paternalistisch verbieten möchte, mehr Effekte hinzuzufügen als das Gerät zur Maximallast verarbeiten kann, oder ob dem Nutzer freigestellt bleiben soll, sich selber darum zu kümmern, sinnvoll mit den Ressourcen umzugehen.

Hat man sein Pedalboard zusammengestellt, so kann man auswählen, welche Parameter per Hardware gesteuert werden können. Weist man aber dem echten Fußschalter am MOD Duo beispielsweise den On/Off Schalter eines Effekts zu, so kann dieser nicht mehr per Software geregelt werden.

Nach ein wenig Konfigurieren hat man nun also ein fertiges Pedalboard, welches man speichern und im MOD Duo überall mit hinnehmen kann. Ein PC wird nur zum Editieren benötigt.

Man muss sich natürlich gut überlegen, wie man sein virtuelles Pedalboard konfigurieren möchte. Zwar könnte man live auch durch mehrmaliges Drücken auf ein Poti zu einem anderen Parameter springen, aber ob man sich das wirklich antun möchte … Ohne den zusätzlichen Fußschalter dürfte das MOD Duo somit nur für sehr gut vorausplanende, oder sehr anspruchslose Instrumentalisten zu gebrauchen sein. Erwirbt man allerdings den Footswitch dazu, bewegt man sich schon in sehr brauchbaren Gefilden und sollte für viele Live-Anwendungen klarkommen. Für die experimentellere Bedienung können ja auch weitere USB-Controller angeschlossen werden.

Sounds und Performance

Zunächst lässt sich sagen, dass die Hardware sehr rauscharm ist und die Latenzen sich im grünen Bereich bewegen. Ein paar der Top-Modeler machen dies noch etwas besser, aber das Duo ist absolut spielbar.

Von Haus aus werden auch diverse, vorkonfigurierte Pedalboards mitgeliefert. Dies reicht von bluesigen Sounds, über Distortion, Fuzz bis hin zu Ambient. Es sind aber auch etliche Key-, Synth- und sogar Vocal-Presets enthalten. Unter den Gitarren-Presets findet man in manchen Pedalboards Amp- und Boxensimulationen, andere sind reine Effekt-Presets.

Also erst mal testen, wie die Amps pur klingen. Das Urteil in dieser Kategorie fällt leider nicht sehr gut aus. Die Verstärkersimulationen bieten keine große Vielfalt und klingen nur recht grob so wie ihre Vorbilder. Natürlich hängt der Sound immer stark mit der verwendeten Box zusammen. Hier kann man zwar zwischen verschiedenen Konfigurationen wählen, aber leider keine eigenen Impulsantworten laden. Wenn ich testweise mein Axe-Fx III dahinterhänge und dort verschiedene Boxen durchgehe klingt zwar gleich alles besser, aber nun fällt natürlich noch mehr auf, wie sehr auch die Verstärker-Modelings vom aktuellen Stand der (kommerziellen) Technik abweichen.

Bei den Effekten sieht es zum Glück anders aus. Hier gibt es eine große Auswahl und diese befindet sich auf gutem Niveau. So bringt das MOD Duo 20 Distortions, 11 Delays und 10 Reverbs mit. Teils sind die Vorbilder deutlich zu erkennen (Tube Screamer, Big Muff, DS-1 … ), teils habe ich keine Ahnung, ob sich die Geräte an irgendwelchen Ikonen orientieren. Das macht die Sache natürlich auch spannend und so findet man sich schnell beim Herumprobieren und Austauschen aller möglichen Pedale wieder.

Der Sound der Effekte liegt näher an den Originalen als dies bei den Amps der Fall war. Und insbesondere Delay und Reverb machen hier viel Spaß. Anders als bei der „Nur-Gitarren“-Konkurrenz hat man hier auch von Haus aus viele Effekte dabei, welche die Saitenfraktion eher selten nutzt. Aber warum nicht mal Auto-Tune, Vocoder oder einen Event Based Pitch Shifter verwenden?

Alternativen

Wer also die Freiheit und Komplexität nicht zwingend benötigt, aber gute Sounds für weniger Geld möchte, ist vielleicht mit einem Mooer GE200 (Test in Ausgabe 04/2018, ca. € 275), Line6 HX Stomp (ca. € 530, Ausgabe 02/2019) oder Headrush Gigboard (ca. € 600) besser bedient.

Resümee

Die Idee des MOD Duo ist großartig: Man stellt eine sehr gut verarbeitete und durchdachte (Hardware-)Plattform zur Verfügung auf der beliebige Pedalboards und Effekte aus der LV2-Community laufen können. Dementsprechend reichhaltig ist der Fundus an Effekten aus denen man sich bedienen darf. Im Gegensatz zu den Herstellern von kommerziellen Algorithmen, kann man so auch ziemlich sicher sein, dass stetig neue Effekte dazukommen werden.

Bei einem Anbieter wie Line6, Fractal Audio, Bias, Boss, Eventide und wie sie alle heißen hingegen, hat man das in sich geschlossene System mit allen Vor- und Nachteilen. Im aktuellen Status muss ich leider attestieren, dass die Konkurrenz an vielen Stellen den besseren Sound liefert. Insbesondere wenn man auf Amp- und Boxensimulationen aus ist, würde ich ein anderes Produkt empfehlen.

Das MOD Duo glänzt, wenn es darum geht, komplexe Routings zu erzeugen oder außergewöhnliche Effekte ins Pedalboard zu integrieren. Leider ist das MOD Duo alleine kaum live-tauglich, hier ist der Footswitch fast schon ein Muss. Ich finde die Idee des MOD Duo grandios und bin sicher, dass es sich durch die tolle Community noch um einiges weiterentwickeln wird.

PLUS

  • Konzept
  • Flexibilität
  • interessante Effekte
  • Community

MINUS

  • Amp-Simulationen
  • keine Impulsantworten ladbar
  • zusätzlicher Footswitch für Live quasi ein Muss

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2019)

Produkt: Gitarre & Bass 1/2024
Gitarre & Bass 1/2024
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