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Test: LTD by ESP D-5

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(Bild: Dieter Stork)

In der D-Serie bietet ESP/LTD Bässe mit durchgehendem Hals und edlem Look zu erschwinglichen Preisen an. Nach einer kürzlichen Generalüberholung erreichte uns der neue D-5, um unter die Lupe genommen zu werden.

Kern der ausschließlich in der Farbe „Black Natural Burst Satin“ angebotenen D-Serie, zu der neben dem zu testenden D-5 noch der viersaitige D-4, der sechssaitige D-6, und der D-4 und D-5 als linkshändige Modelle gehören, bleibt die Neck-Through-Konstruktion.

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DURCHGEHEND GUT?

Die besteht hier aus drei breiten Streifen Ahorn, eingefasst und voneinander abgesetzt mit vier schmaleren Streifen Jatoba. Ebenfalls aus Jatoba, diesmal in seiner gerösteten Form, ist das Griffbrett. Das hat 24 Bünde im Jumbo-Format und Dot-Einlagen asymmetrisch nahe der oberen Kante eingesetzt. Der Sattel ist aus einem graphitartigen Material – und etwas zu schmal für den Hals. Das ist zwar ein eher optischer Makel, aber a) ungewöhnlich für LTD und b) in der Preisklasse nicht okay.

Die zackige Kopfplatte wird abgemildert durch allseits abgerundete Kanten, auf seine Weise bei ESP/LTD auch schon ein klassischer und schöner Look. Die Korpusseitenteile sind aus Mahagoni in der üblichen schnittigen Form mit langgezogenen Hörnern und tief ausgeschnittenem unteren Cutaway. Neu an der überarbeiteten Version ist, dass eine Decke aus wild gemaserter Pappel aufgeleimt wird, und zwar so, dass der durchgehende Hals darunter unsichtbar verschwindet. Ein passender Aufleimer gleicht die Kopfplattenoptik an. Der Grad der Maserung ist unberechenbar, Fotos vom gleichen Modell fallen ziemlich unterschiedlich aus, von eher zaghaft bis zu flächendeckend aufgeregt. Der Testbass fällt da ins Mittelfeld.

(Bild: Dieter Stork)

Berechenbar ist die elektrische Ausstattung mit zwei passiven Humbuckern und einer aktiven Elektronik. Die Pickups im beliebten Soapbar-Format sind hauseigene ESP-designed-Modelle mit der naheliegenden Bezeichnung SB-5. Neben Volume- und Balance-Regler bietet die ABQ-3-Elektronik Zugriff auf Bässe, Mitten und Höhen. Deren Verlötung im E-Fach ist so sauber wie erwartet, in einem eigenen Fach steckt, von einer Metallklammer gehalten, die 9-Volt-Batterie. Deren Ladezustand sollte man tunlichst im Blick behalten, denn ein passiver Betrieb ist nicht vorgesehen. Leider wird seit der Überarbeitung auf Gewindeschrauben mit passenden Einschlagmuttern verzichtet, beim Batteriewechsel sollte man bei den Holzschrauben also etwas Vorsicht walten lassen.

Die BB-605- Brücke ist ein solides und bewährtes Stück Hardware, an dem Saitenhöhe und Oktave justiert werden können, der Saitenabstand ist fest bei 17 mm. Die Saiten können entweder eingehängt oder durch den Korpus gezogen werden, wie ab Werk geschehen mit einem Satz D’Addario 45 auf 105 mit einer 125er-H-Saite. Am anderen Ende sitzen geschlossene Grover-Mechaniken, die ihre Funktion tadellos ausführen.

SB-5 Humbucker & BB605-Brücke (Bild: Dieter Stork)

GROSSER TON

Meine bisherige Erfahrung mit LTD-Bässen ist, dass sie aus dem Karton schon direkt einsetzbar eingestellt sind, mit zumindest für meinen Spielstil meist noch leicht optimierbarer Saitenlage. Der vorliegende Bass braucht allerdings mehr Zuwendung, denn einige Bundenden sind noch etwas scharfkantig. Da muss erst mal die Feile ran. Danach liegt der Hals mit seiner Thin-U-Form gewohnt gut in der Hand, da stört auch der schmalere Sattel nicht. Bemerkbar machen sich allerdings die ersten beiden Bundstäbchen, die hörbares Schnarren provozieren, auch mit am Zwei-Wege-Stahlstab korrekt eingestellter Halskrümmung.

Mit einem Gurt an den großen konventionellen Pins hängt der D-5 in einer entspannten Position nahe der Waagerechten, das angenehme Gewicht macht auch langes Spielen zu einem Vergnügen. Mit allen Reglern in der rastenden Mittelstellung und dem Volume voll aufgedreht, kommt ein satter, eindeutig aktiver Ton aus dem Amp, in den Mitten ordentlich reduziert, aber nicht substanzlos. Die Höhen kommen mit einem feinen Lispeln, die Bässe fett – da freut sich auch die H-Saite, dass sie so dick und definiert präsentiert wird. Je nach Anschlagsheftigkeit und musikalischem Kontext kann das ohne weitere Nachbereitung edel klingen, oder nach Fertig-Metal-Sound. Schon mal nicht schlecht!

Der EQ arbeitet ordentlich. Teurere Elektroniken packen die Frequenzen vielleicht präziser und bieten Optionen, die Mittenfrequenz umzuschalten, oder den Bass passiv betreiben zu können. Trotzdem macht der ABQ-3 einen guten Job, vor allem der Höhenregler, der weit oben Glasigkeit und Transparenz bearbeitet, was trotz der nicht eben höhenarmen Abnehmer nicht nervt und im Minusbereich gut abrundet. Ganz anders dagegen der Balance-Regler, der seinen Job mit der Sensibilität eines gewöhnlichen Drei-Weg-Schalters erledigt.

Nur ganz leicht aus der Mittelstellung rausgedreht, gibt es nur den einen oder den anderen Pickup zu hören, feine Mischungen sind hier nicht möglich. Zum Glück wird dieser Effekt durch souveräne Einzelleistungen gemildert. Die vorige Mittenreduktion verkehrt sich ins Gegenteil, für sich alleine haben beide Abnehmer eine deutliche Mittendominanz. Aufgrund der Einbauposition liegt die Betonung am Steg tiefer als am Hals, dabei gehen am Steg Tragfähigkeit und Fundament nicht verloren (die sonst per Bass-EQ ja auch noch aufblasbar wären), während der Hals-Pickup in der Wiedergabe trocken bleibt und nicht ins Schwimmen kommt.

 

RESÜMEE

Der neue LTD D-5 glänzt wieder als Bass mit modernem Schnitt, üppiger Optik, und zeitgemäßen aktiven Sounds. An den Bundenden bzw. der Bundierung und der Breite (eher ein optisches Problem) des Sattels ließe sich aber noch etwas machen. Wenn man den drei guten abrufbaren Grund-Sounds noch mehr Nuancen zur Seite zu stellen möchte, wäre ein sensibleres Balance-Poti von Vorteil. Damit würde der D-5 noch mehr glänzen und in seiner Nutzbarkeit eine Stufe höher steigen.

PLUS

● Optik
● Sound
● Balance
● Spielbarkeit
● Hardware

MINUS

● Balance-Regler
● Bundenden und teils Abrichtung

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2022)

Produkt: ESP-Klassiker im Test
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