Treter aus gutem Haus

Test: Komet K.O.D.A.

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(Bild: Dieter Stork)

Mit dem K.O.D.A. haben die Macher der Komet-Amps erstmals ein Bodenpedal in ihr Portfolio aufgenommen. Dass dies mehr als nur ein weiterer Overdrive-Effekt ist, dürfte angesichts der Firmenhistorie nicht sonderlich verwundern.

Begonnen hat alles einst mit Ken Fischer. Mit seinen exklusiven Trainwreck-Verstärkern beeindruckte er Größen wie Mark Knopfler oder Eddie Van Halen, heute zählen diese Amps zu gesuchten – und entsprechend teuren – Sammlerstücken. Vor rund 20 Jahren brachte Fischer sein Wissen in die Firma Komet ein, die seitdem die Fackel mit High-End-Produkten wie dem Komet 60 oder dem Aero 33 weiterträgt. Die handgebauten Edel-Amps überzeugen Gitarristen rund um den Globus mit ihrer sensiblen Ansprache und einem äußerst direkten Ton. Das alles hat natürlich seinen Preis: Rund € 3000 sollte man für das kleinste Modell ansparen, wer mehr will, muss in Richtung € 5000 planen – vorausgesetzt, er findet ein Exemplar, denn die Amps aus Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana sind alles andere als Alltagsartikel.

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Wer weder die Zeit zur Suche, noch die Geldbörse zum Kaufen hat, findet im K.O.D.A. eine gute Möglichkeit, dem Komet-Spirit näherzukommen. Das Bodenpedal ist wie ein konventioneller Zerrer für den Betrieb vor einem Amp vorgesehen, verfügt dazu aber über einige Specs, die man sonst eher an Verstärkern findet. Nicht umsonst hat ihn die Company auf den Namen „Komet Overdrive Amplifier“ getauft. Entsprechend kann die Zerrintensität an mehreren Stellen maßgeblich beeinflusst werden. Auch die EQ-Sektion reicht weiter als bei vielen anderen Zerrpedalen.

Am Anfang des Regelwegs sitzt rechts oben der Drive-Regler. Er bestimmt, wie hart die Vorstufe im K.O.D.A. von der Gitarre angefahren wird. Das Gain-Poti links daneben regelt die harmonische Verzerrung. Die Einheiten sind interaktiv, beeinflussen sich also gegenseitig. Für cleanere Sounds empfiehlt Komet, vor allem Gain zurückzunehmen und Drive nach Bedarf einzuregeln. Das Gerät gibt auch dann noch einen Ton von sich, wenn beide auf Linksanschlag stehen. Darunter sitzen die aktiven Potis für Treble und Bass, die ihre jeweiligen Frequenzen nicht nur absenken, sondern auch anheben können. Dritter im EQ-Bund ist ein zwischen diesen vier Reglern angeordneter Mini-Schalter namens Hi-Cut.

Er beschneidet die Höhen bei Bedarf in zwei Stufen und passt so den Sound des K.O.D.A. schnell und effektiv an die verwendete Gitarre, den nachfolgenden Amp oder schlicht den persönlichen Geschmack an. Im Test mit einer Tele wurde aus dem bissigen Signal des Steg-Pickups im Handumdrehen ein runder, satter Riffsound, der sofort gefallen konnte. Einziger kleiner Nachteil: Der Schalter ist durch seine Position nicht sonderlich komfortabel zu bedienen, ein ständiger Wechsel des Grund-Sounds offenbar nicht vorgesehen. Abgesehen davon macht die gesamte EQ-Sektion einen sehr guten, da flexiblen Eindruck.

(Bild: Dieter Stork)

Bislang könnte es sich beim K.O.D.A. um einen klassischen, wenn auch üppig ausgestatteten Verzerrer handeln, doch eine Stufe steht noch an: die Output Stage. Diese per Miniswitch zuschaltbare Op-Amp-Stufe simuliert das Verhalten einer Röhrenendstufe auf das Signal der Vorstufe, sie greift also nicht nur in den Pegel, sondern auch in den Grund-Sound ein. Auch die dynamische Ansprache verändert sich. Und da macht es auf einmal vollends Sinn, dass die beide „Vorstufen“-Regler quasi aus dem Signalweg genommen werden können, denn so kann der Sound des K.O.D.A. auch ausschließlich in der „Endstufe“ erzeugt werden. Nachdem die ersten Ergebnisse mit der Tele so ansprechend waren, kam hierfür eine Gretsch Duo Jet zum Einsatz. Kurz darauf erfüllte ein Malcolm-Young-artiger Ton mit wenig Drive und mächtig Punch und Muskeln den Raum.

Auch hier steht die Position des Schalters einer regelmäßigen Veränderung im Weg, die Komet Entwickler sehen die beiden Minis offenbar als „set it and forget it“-Option an – einmal den Sound auf die bevorzuge Gitarren/Amp/Musik-Kombi eingestellt, danach wird mit den Potis feinjustiert. Das kann man so sehen. Letzter Regler im Bunde ist dann Volume. Er regelt die Ausgangslautstärke des Pedals und bestimmt, wie stark der folgende Amp angesteuert wird. In Kombination mit der Output Stage lassen sich auch hier wieder zahlreiche Sound-Nuancen realisieren.

Mit diesen Komponenten und Eigenschaften bietet sich das Pedal für einen großen Kreis potentieller Interessenten an. Zusammen mit Gain und Drive sowie der EQ-Unit lässt sich aus dem kleinen Kometen ein breites Spektrum vom straffen Rhythmuscrunch bis hin zum satt zerrenden Riffrock und fetten Sololinien herausholen. Der maximale Zerrpegel hält sich dabei im musikalischen Rahmen, der K.O.D.A. bleibt auch bei Rechtsanschlag ein „Overdrive Amplifier“. Für Metaller und Konsorten gibt es passendere Pedale, alles bis dahin sollte mit dem K.O.D.A. arbeiten können.

Mit seinen Optionen bietet sich das Pedal auch als Sound-Zentrale zum Mitnehmen an. Auf dem Board könnte er etwa einem clean eingestellten Amp einen zweiten Crunch-Kanal zur Seite stellen. Da er sich auch mit vorgeschalteten Zerrern versteht, wird bei Hinzunahme eines Tube Screamers (oder eines sonstigen Anpusters der Wahl) daraus schnell ein drei- bis vierkanaliges Setup. Oder man macht es genau anders herum und setzt das K.O.D.A. selbst als Anschieber vor einem bereits angezerrten Amp ein. Laut Hersteller versteht er sich nicht nur gut mit Gitarren, auch andere Instrumente wie Bässe und Baritongitarren sollen vom Pedal profitieren können.

Wer die Möglichkeiten des Kompakt-Amps ausreizen will, sollte neben etwas Zeit und Geduld auch Fingerspitzengefühl mitbringen, denn kleine Veränderungen können hier den Unterschied zwischen OK, gut und beeindruckend machen. Nicht vergessen sollte man, dass das K.O.D.A. sehr ehrlich ist und den Charakter der Instrumente nicht verändert. Auch das Attack und die Stellung des Volume-Potis an der Gitarre tragen ihren Teil zum Ton bei. Auch wenn es seinen großen Brüdern in dieser Hinsicht (natürlich) nicht das Wasser reichen kann, ist die Ansprache ziemlich dynamisch. In Kombination mit den Sound-Möglichkeiten präsentiert sich das Pedal damit als interessante Alternative für den kleinen Geldbeutel.

Resümee

Bereits als hochwertiger Verzerrer macht das K.O.D.A. eine überaus gute Figur. Die Eingangs-Sektion mit Drive und Gain eröffnet in Kombination mit dem EQ ein breites Feld guter Sounds, richtig spannend und originell wird es dann mit der schaltbaren Ausgangsstufe, die das Klang- und Dynamikverhalten des Pedals noch einmal deutlich erweitert. Wer die Möglichkeiten ausreizen will, sollte sich ein bisschen Zeit nehmen, durch die Interaktion der einzelnen Potis sind hier sehr viele Nuancen möglich.

PLUS

  • Soundvielfalt
  • Ansprache
  • EQ-Sektion mit Hi-Cut

MINUS

  • Position der Mini-Schalter

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2019)

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